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1 Tiefgreifende frühkindliche Entwicklungsstörungen ngsstör ngen C. Mehler-Wex SS2007

2 Aufbau von Bindung vier Phasen (Ainsworth 1973) Phase Lebens- Monat Qualität Unspezifische soziale Reaktionen (Horchen, Anschauen, Schreien ) Unterschiedliche soziale Reaktionsbereitschaft (zielorientierte Phase) Zielkorrigiertes Bindungsverhalten (Motilität) 4 Ab 12 Zielkorrigierte Partnerschaft (Sprachfertigkeit; Theory of mind)

3 Frühkindlicher Autismus (Kanner) ICD-10 F84 Diagnostische Bereiche Gestörte Entwicklung von: (1) Sozialer Interaktion (2) Kommunikation (3) Verhaltensrepertoire und Interessen Mindestens 6 Symptome aus (1), (2), (3) Manifestation vor dem 3. Lebensjahr Weitere unspezifische Auffälligkeiten

4 Frühkindlicher Autismus (F 84) Gestörte soziale Interaktion Kaum nichtverbale soziale Interaktion (geringer Gebrauch sozialer Signale: Mimik, Gestik, Blickkontakt) Beziehungsverhalten (kein Teilen von Interesse oder Aktivitäten, keine Kontaktsuche) Sozio emotionale Interaktion Sozio-emotionale Interaktion (mangelnde Empathie und Aufmerksamkeit)

5 Frühkindlicher Autismus (F 84) Gestörte Kommunikation Ausbleibende oder verspätete Sprachentwicklung Keine Kompensation durch Gestik, Mimikik Gebrauchsstörung der Sprache (stereotyp, nicht gegenseitig kommunikativ, Mangel an emotionaler Resonanz, Störung von Intonation und Rhythmus) Mangel an Imitation und Als-ob-Spielen

6 Frühkindlicher Autismus (F 84) Repetitive und stereotype Verhaltensmuster und Interessen Extreme Beschäftigung mit stereotypen, t begrenzten Interessen Extreme Beschäftigung mit Teilobjekten, Zweckentfremdung Stereotypien (Autoaggressivität) Veränderungsängste

7 Affektiv: Frühkindlicher Autismus (F 84): weitere unspezifische Auffälligkeiten Veränderungsängste ä Phobien Stimmungslabilität (Wutausbrüche) Verhaltensebene: (Auto-)Aggressivität Schlaf-, Essstörungen Impulsivität Erhöhte/reduzierte Reizschwelle

8 Frühkindlicher Autismus (F 84) Epidemiologie 4 auf Kinder von 4 bis 15 Jahren Verhältnis Jungen : Mädchen = 3:1 In BRD: von 80 Mill. Einw autistisch

9 Verteilung der testmäßig erfassten Intelligenz bei autistischen Kindern (n = 115) > < 20 2,8 % 3,5 % 20,2 % 26,1 % 40,0 % 7,8 % (nach DeMyer et al. 1974)

10 Genetische Faktoren: Zwillingsstudien: Ätiologie Konkordanzraten EZ 36-96% vs. ZZ 0-23% Häufige assoziierte Chromosomenanomalie: 15q Biochemische Faktoren: Veränderungen im Dopamin- und Serotoninstoffwechsel (Hyperserotoninämie bei 60%) Funktionelle und morphologische Veränderungen des Gehirns

11 Defizite der Theory of Mind bei Autismus Geringes Verständnis für psychische Vorgänge: Kein Verständnis für emotionale Situationen, Intentionen vs. Zufällen, metaphorische Aussagen Emotionsbeschreibende Adjektive können nicht zugeordnet werden Keine Fähigkeit zu fiktivem Spielen

12 Frühkindlicher Autismus (F 84) Diagnostik Ausführliche Anamnese (inkl. Fremdanamnese) Verhaltensbeobachtung Ausschluss organischer Ursachen (Hör-, Sehprüfung, EEG, Bildgebung, evtl. Chromosomenanalyse) Intelligenzdiagnostik

13 Frühkindlicher Autismus (F 84) Diagnostische Instrumente Autismus - Diagnostisches Interview (ADI-R; KJP Frankfurt) Autismus - Diagnostisches Beobachtungs-Instrument (ADOS- G; KJP Frankfurt) Australische Skala zum Asperger-Syndrom (Attwood 2000)

14 Frühkindlicher Autismus (F 84) Differentialdiagnosen Rezeptive Sprachentwicklungsstörung (F 80.2) Reaktive Bindungsstörung (F 94.1, 94.2) Intelligenzminderung g (F 70 - F 72) Schizophrenie (F 20) Rett-Syndrom (F 84.2)

15 Rett-Syndrom (F 84.2) Diagnostische Kriterien (bisher nur bei Mädchen beschrieben) Zunächst normale Entwicklung Zwischen 4. LM - 4. LJ Abnahme des Kopfwachstums Motorik: Verlust zielgerichteter Handbewegungen, Stereotype Handbewegungen (Waschbewegung), Ataxie Sprache: Entwicklung expressiver und rezeptiver Sprachstörung, Kommunikationsstörung

16 Erklärung der Diagnose Frühförderung Frühkindlicher Autismus (F 84) Behandlung Pädagogische Programme: Förderung der allgemeinen Lernfähigkeit (Treatment and Education of Autistic and related Communication- handicapped Children TEACCH) Verhaltenstherapie: Reduktion von Stereotypient Verbesserung des sozialen Verhaltens (Auditorisches Integrationstraining AIT, gestützte Kommunikation) Therapie der Begleitstörungen (bis zu 40% Epilepsie!) Eingliederungshilfe nach SGB

17 Frühkindlicher Autismus (F 84.0) Zielsymptome und medikamentöse Therapie Aggression, Autoaggression, Stereotypien Hyperaktivität Neuroleptika (v.a. Risperidon) evtl.lithium, Carbamazepin Stimulanzien Depression, Zwang, Angst Antidepressiva (v.a. Serotoninwiederaufnahmehemmer SSRI) (evtl Benzodiazepine bei akuter (evtl. Benzodiazepine bei akuter Angst)

18 Asperger Syndrom (F 84.5) Diagnostische Kriterien A: - Keine Verzögerung der Entwicklung von Sprache und Kognition ( high high-functioning functioning ) - Möglich: motorische Entwicklungsverzögerung oder motorisches Ungeschick - meist normale oder z. T. überdurchschnittliche Begabung B: Soziale Interaktion autistisch C: Interessensbildung und Verhaltensmuster autistisch

19 Therapie Sprachanbahnung h / Sprachförderung Verhaltenstherapie: Training basalen sozialen Verhaltens unterstützende medikamentöse Behandlung Beratung der Familie, Erzieher, e Pädagogen Psychotherapie Klärung der Rahmenbedingungen (z.b. Tagesstätte, Unterbringung und Ausbildung)