Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra. Vorlesung Allgemeine Sportdidaktik Modul Didaktik/Methodik. Baustein 5: Bewegungsfertigkeiten vermitteln
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1 Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Vorlesung Allgemeine Sportdidaktik Modul Didaktik/Methodik Baustein 5: Bewegungsfertigkeiten vermitteln Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes WS 2016/2017 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1
2 Zentrale Theoriebereiche der Didaktik Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 2
3 Didaktik/Methodik Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 3
4 Didaktische Entscheidungen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 4
5 Gliederung Methodische Übungsreihen Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Fertigkeitsvermittlung aus der Sicht der Bewegungslehre Differenzielles Lernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 5
6 Methodische Übungsreihen Methodische Übungsreihen sind nach methodischen Grundsätzen geordnete Übungsfolgen, die zur Erlernung einer bestimmten motorischen Fertigkeit (Zielübung) oder Aneignung eines bestimmten Ausprägungsgrades motorischer Eigenschaften führen sollen (Größing, 2007, S. 214 in Anlehnung an Fetz, 1996, S. 154). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 6
7 Methodische Übungsreihen (Größing, 1997, S. 188) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 7
8 Der methodische Dreischritt Vorbereitende Übungen: Erlernen grundlegender Fertigkeiten und Erwerb grundlegender Fähigkeiten, die für die zu erlernende Fertigkeit unabdingbar sind. Vorübungen: Erlernen bewegungsverwandter Fertigkeiten und vielfältige Variation derselben mit dem Ziel der Annäherung an die Zielübung. Zielübung: Erlernen und Festigen der eigentlichen Zielübung Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 8
9 Beispiel Hochsprung Methodische Übungsreihen Dreischritt Zielstellung Inhalte Vorbereitende Übungen Vorübungen Zielübung Vielfältige Sprungerfahrungen in die Höhe und die Weite mit einund beidbeinigem Absprung; Entwicklung der Sprungkraft Vielfältige Sprungerfahrungen in die Höhe mit einbeinigem Absprung; Weiterentwicklung der Sprungkraft Direkte Hinführung zum Fosbury-Flop Springen Hoch Springen Hochsprung (Flop) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 9
10 Prinzipien zur Vermittlung der Zielübung Graduelle Annäherung Verminderung von Lernhilfen Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten Schaffung der konditionellen Grundlagen (modifiziert nach Grössing, 1997) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 10
11 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 11
12 Graduelle Annäherung Ausgehend von einer gekonnten Fertigkeit nähert man sich durch Variation der Ausgangsfertigkeit der neuen zu erlernenden Fertigkeit. Beispiel Kugelstoßen Standstoß Standstoß aus dem Anhüpfen heraus Stoßen aus dem seitlichen Angehen Stoßen aus dem Rückwärtsgehen Stoßen aus dem Angleiten heraus Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 12
13 Verminderung von Lernhilfen Die Zielübung wird von Anfang an unverändert, aber unter Einsatz von Lernhilfen (Akustik, Geräte, Gelände, Personen) unterstützt. Diese Hilfen werden Schritt für Schritt abgebaut. Beispiel Handstützüberschlag: Videos von Mariam Gebhardt Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 13
14 Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten Göhner: Unterscheidung von Haupt- und Hilfsfunktionsphasen. Hauptfunktionsphasen: Funktion ist direkt auf die gestellte Bewegungsaufgabe gerichtet Hilfsfunktionsphasen: Unterstützen die Hauptfunktionsphase Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 14
15 Quelle: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 15
16 Quelle: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 16
17 Begriffe Hauptfunktionsphasen sind Phasen, deren Funktionscharakterisierung nur auf das vorgegebene Bewegungsziel, nicht aber auf andere Funktionsphasen zurückgeht Vorbereitende Hilfsfunktionsphasen sind Phasen zum Erreichen, bestimmter Ortsstellen, bestimmter Lagen, bestimmter Positionen oder bestimmter Bewegungszustände Unterstützende Hilfsfunktionsphasen sind Phasen zur Verwendung weiterer Bewegerteile, Verlängerung der Wirkungszeit und Verbesserung der Kontaktzeit Überleitende Hilfsfunktionsphasen sind Phasen, die ein Übersteuern der Zielsituation verhindern, den Anschluss an nachfolgende Aktionen ermöglichen sollen. (Göhner, 1979) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 17
18 Methodische Konsequenzen Lernprozess an funktionaler Bedeutung ausrichten Bei hoher Komplexität der Zielbewegung auf Hilfsfunktionsphasen verzichten Lehrstufe 1: Erlernen von Teilbewegungen der Hauptfunktionsphase Lehrstufe 2: Ausführen der Hauptfunktionsphasen und einer Hilfsfunktion erster Ordnung Lehrstufe 3: Hinzufügen weiterer Hilfsfunktionsphasen Zur traditionellen Methodik leichtathletischer Disziplinen siehe: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 18
19 Methodischer Nutzen Reduktion der Komplexität Transparenz des Lehr-Lernprozesses: o Wichtiges und Unwichtiges unterscheiden lernen o Konzentration auf das Wesentliche Korrektur kann am Wesentlichen ansetzen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 19
20 Methodische Übungsreihen in der Praxis Zumeist Kombination der verschiedenen Prinzipien Prinzipien Methodischer Dreischritt Verminderte Lernhilfe Graduelle Annäherung Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten Vorbereitende Übungen Vorübungen Zielübung Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 20
21 Gliederung Methodische Übungsreihen Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Fertigkeitsvermittlung aus der Sicht der Bewegungslehre Differenzielles Lernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 21
22 Bewegungsfelder Ein Bewegungsfeld ist ein sportdidaktischer Begriff, der eine spezielle Form der Vermittlung von Fertigkeiten charakterisiert. Bei der Arbeit in Bewegungsfeldern steht die Vermittlung einer breiten Palette von elementaren, sportartübergreifenden Bewegungsfertigkeiten im Sinne von vorbereitenden Übungen im Mittelpunkt. Die Arbeit in Bewegungsfeldern schließt aber das Erarbeiten von sportartspezifischen Bewegungsfertigkeiten nicht aus. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 22
23 Bewegungsfelder Laufen, Springen, Werfen Bewegen an Geräten Bewegen im Wasser Gleiten, Rollen Fahren Gestalten, Tanzen, Darstellen Spielen in und mit Regelstrukturen Ringen und Kämpfen Schaffung einer breiten Basis an Sportarten übergreifenden Fertigkeiten Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 23
24 Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Methodische Übungsreihen Zielübung Vorübungen Konzept der Bewegungsfelder Vorbereitende Übungen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 24
25 Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Methodische Übungsreihen sind an den sportartspezifischen Zielübungen orientiert (z. B. Fosbury-Flop) Gefahr der Vernachlässigung der vorbereitenden Übungen und Vorübungen Das Konzept der Bewegungsfelder ist an der Schaffung einer sportartenübergreifenden breiten Basis an Fertigkeiten interessiert Gefahr der Vernachlässigung dessen, was die Kinder wollen, nämlich den Fosbury-Flop erlernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 25
26 Bewegungsfelder und mehrperspektivischer Sportunterricht Orientierung an Sportarten birgt die Gefahr der eindimensionalen Ausrichtung der Methodik und eindimensionalen Wahrnehmung der Bewegungsangebote Orientierung an Bewegungsfeldern eröffnet in höherem Maß die methodische Ausrichtung des Unterrichts an den pädagogischen Perspektiven Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 26
27 Methodische Spielreihen Dreischritt: spielerische Grundformen einfache Spielformen Zielspiel Prinzipien: von kleineren zu größeren Mannschaftsstärken von verkleinerten zu regelgerechten Spielfeldmaßen schrittweise Veränderung der Spielgeräte vom einfachen zum komplexen Regelwerk Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 27
28 Gliederung Methodische Übungsreihen Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Fertigkeitsvermittlung aus der Sicht der Bewegungslehre Differenzielles Lernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 28
29 Fertigkeitsvermittlung nach Roth (1998) Lernen = Erwerb zentral gespeicherter Bewegungsentwürfe Programme = Invarianten (unveränderliche Charakteristika einer Bewegung) Gehen, Laufen, Springen, Werfen Programmparameter = variable, leicht veränderbare Bewegungsmerkmale der Programme Laufen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auf unterschiedlichen Untergrund mit oder ohne Zusatzaufgaben Springen in die Höhe oder Weite oder Hochweit Werfen mit unterschiedlichen Gegenständen auf verschieden weit entfernte Ziele Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 29
30 Überforderungsaspekte beim Neulernen 1. Programmlänge zu viele Bewegungsteile sind nacheinander zu koordinieren (Drehung und Abwurf beim Diskuswurf) 2. Programmbreite zu viele Bewegungsteile sind simultan zu koordinieren (z. B. Armzug, Beinschlag und Atmung beim Kraulen) 3. Parameteranforderungen zentrale Bewegungsaufgabe stellt zu hohe spezifische Anforderungen (z. B. Kippbewegung, Schlagbewegungen bei Rückschlagspielen) 4. Angst Angst vor Verletzungen oder vor Blamage Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 30
31 Überforderungsaspekte beim Neulernen 1. Programmlänge zu viele Bewegungsteile sind nacheinander zu koordinieren a. Verkürzung der Programmlänge durch Üben der Einzelteile Beispiel: Diskuswurf (Rolf Dober) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 31
32 Überforderungsaspekte beim Neulernen 1. Programmlänge b. Funktionale Übungsreihen (von der Mitte nach außen; Zuerst Erlernen der Hauptfunktionsphase nach Göhner, dann Nebenfunktionsphasen) Beispiel: Kippe (Rolf Dober) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 32
33 Überforderungsaspekte beim Neulernen 2. Programmbreite zu viele Bewegungsteile sind simultan zu koordinieren a. Verringerung der Programmbreite (Üben der Einzelteile) b. Invariantenunterstützung (Ausführungshilfen) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 33
34 Überforderungsaspekte beim Neulernen 2. Programmbreite a. Verringerung der Programmbreite isoliertes Üben der Einzelbewegungen Beispiel Kraulschwimmen 1. Gleiten 2. Beinarbeit 3. Armbewegung 4. Atmung 5. Gesamtbewegung Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 34
35 Überforderungsaspekte beim Neulernen 2. Programmbreite b. Invariantenunterstützung (Ausführungshilfen) (Roth, 1998, S. 34) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 35
36 Überforderungsaspekte beim Neulernen 2. Programmbreite b. Invariantenunterstützung (Ausführungs- bzw. Lernhilfenhilfen) Hilfestellung Rhythmusvorgaben Orientierungsvorgaben Erhöhung der Fehlertoleranzen (Präzisionsanforderungen verringern) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 36
37 Invariantenunterstützung: Hilfestellung Quelle: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 37
38 Quelle: Siehe auch: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 38
39 Invariantenunterstützung: Rhythmusvorgaben Bewegungsunterstützung durch Musik Bewegungsunterstützung durch Klatschen und/oder Verbalisieren (lang, kurz, kurz, lang) Optimierung der Technik: 5-er Rhythmus beim Speerwurf etc. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 39
40 Invariantenunterstützung: Orientierungsvorgaben Beispiel Fosbury-Flop: Der Blick folgt der Hand, die in Richtung der Landestelle weist ( Kopfsteuerung ). Beispiel Salto: Kopf auf die Brust Beispiel Flick-Flack: Kopf in den Nacken Beispiel Anlauf: Zwischenmarkierungen etc. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 40
41 Invariantenunterstützung: Erhöhung der Fehlertoleranzen (Präzisionsanforderungen verringern) Beispiel Weitsprung: Absprung aus einer Zone Beispiel Tennis: Schläger mit größerer Trefferfläche Beispiel Skilauf: Anwendung von Lernskiern etc. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 41
42 Überforderungsaspekte beim Neulernen 3. Parameteranforderungen zentrale Bewegungsaufgabe stellt zu hohe spezifische Anforderungen Parameterveränderungen (Roth, 1998, S. 36) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 42
43 Überforderungsaspekte beim Neulernen 3. Parameteranforderungen Parameterveränderungen Verringerung der Geschwindigkeit (z. B. langsames Laufen, Zeitlupenbälle etc.) Verlängerung der Bewegungsdauer (z. B. Absprung von Geländehilfe oder Sprungbrett) Verringerung der Kraftanforderungen (z. B. Werfen oder Stoßen leichterer Gewichte, Laufen bergab) Verbesserung der konditionellen Voraussetzungen (z. B. Verbesserung der Stützkraft für turnerische Übungen, der Sprungkraft für Sprünge aller Art) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 43
44 Überforderungsaspekte beim Neulernen 4. Angst vor Verletzungen und Blamage a. Beseitigung der Angst induzierenden Faktoren Sicherheitsvorkehrungen Schaffen einer adäquaten Lernatmosphäre (Empathie) b. Abbau der Angst Entspannungsverfahren Systematische Desensibilisierung Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 44
45 Vereinfachungsstrategien beim Neulernen Überforderungsaspekte Programmlänge Programmbreite Parameter-anforderungen Angst Fertigkeiten mit vielen sequentiellen Bewegungsteilen mit vielen gleichzeitig auszuführenden Bewegungsteilen mit hoher Bewegungsgeschwindigkeit, großem Krafteinsatz oder kurzer Bewegungszeit mit ungewissem Ausgang Vereinfachungsstrategie a. Verkürzung der Programmlänge b. Erlernen der Hauptfunktionsphasen a. Verkürzung der Programmbreite b. Invariantenunterstützung (Hilfen) Parameterveränderung a. Sicherheitsvorkehrungen b. Systematische Desensibilisierung (modifiziert nach Roth, S. 36) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 45
46 Automatisierung und Stabilisierung Automatisierung = Veränderung der Informationsverarbeitung, so dass die Bewegung ohne bewusste Kontrolle ablaufen kann Ressourcen stehen für andere Steuerungsaufgaben zur Verfügung Aufmerksamkeit von der Bewegungsausführung weglenken Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 46
47 Automatisierung und Stabilisierung Stabilisierung = Stabilität und Präzision der Programminvarianten und Variabilität der Programmparameter Anpassung der Bewegung an variable interne und externe Bedingungen Abschirmung gegenüber internen und externen Störungen Kombinationsmöglichkeiten von Bewegungen (künstlerischer Ausdruck) Aufmerksamkeit auf Knotenpunkte der Bewegungsausführung hinlenken Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 47
48 Gliederung Methodik im engeren Sinne: Methoden der Fertigkeitsvermittlung Methodische Übungsreihen Methodische Übungsreihen und das Konzept der Bewegungsfelder Fertigkeitsvermittlung aus der Sicht der Bewegungslehre Differenzielles Lernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 48
49 Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Ausgangslage: Traditionelle Lehrmodelle gehen von der Existenz einer Idealbewegung aus (Technikleitbild: ) Es wird versucht diesem Leitbild von Versuch zu Versuch näher zu kommen, wobei sich die Korrektur an der Eliminierung von Fehlern orientiert Richtige Bewegungen werden über eine Vielzahl von Versuchen eingeschliffen Siehe Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 49
50 Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Kritik am Technikleitbild : Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungsansätze für das gleiche motorische Problem o Straddle und Fosbury-Flop mit vielen technischen Modifikationen o Speed-Flop und Power-Flop o Bauchwälzer, Tauchwälzer wobei es interindividuell nochmals extrem unterschiedliche Technikinterpretationen gibt Beispiel Kugelstoßen: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 50
51 Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Kritik am Einschleifen : Nichtwiederholbarkeit der gleichen Bewegung Ursachen: Interne Faktoren: Tagesform, Ermüdung, Konzentrationsfähigkeit etc. Externe Faktoren: Wetter, Gegner, Zustand der Sportanlagen, Umgebung und Umwelt etc. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 51
52 Ansatz: Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Nicht Fehlerminimierung ( = Differenzminimierung zwischen Soll- und Ist-Wert) sondern Differenzmaximierung als Charakteristikum des differenziellen Lernens Durch das ständige Konfrontieren des Athleten mit unterschiedlichen Aufgaben (Differenzen) soll seine Fähigkeit, sich an neue Situationen im Bereich des Lösungsraums schneller adäquat zu reagieren, erlernt werden (Schöllhorn, 2005, S. 129). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 52
53 Umsetzung: Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Statt die Variabilität der Zielbewegung durch hohe Wiederholungszahlen und zahlreiche Korrekturanweisungen zu minimieren, wird in einer systemdynamischen Betrachtungsweise die Variabilität als Notwendigkeit für Lernen genutzt (Schöllhorn, 2009, S. 37). Fehler sind Bestandteil des Differenziellen Lernens Abtasten des potentiellen Lösungsraums Finden der situativ besten Lösung Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 53
54 Untersuchungen mit Prismenbrille Die Versuchsgruppe hat durch die alternierende Erfahrung in der Darbietungsperiode gelernt, abrupt von der Anwendung des einen Transformationsmodells auf die Anwendung des anderen umzuschalten, je nach dem ob eine Brille getragen wurde oder nicht (Heuer, 1982, S. 37). Die abwechselnde Erfahrung verschiedener Körpertransformationen ist zwar nicht für die Entwicklung multipler Modelle erforderlich, aber offenbar für das Erlernen des situationsangemessenen Zugriffs auf das geeignete Modell (Heuer, 1982, S ). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 54
55 Melanie Seeger: "Den Wagen (Kinderwagen) schiebe ich dann vor mir her - witzig ist, dass sich dadurch meine Technik sogar verbessert hat. Mein Trainer ist von meiner Armarbeit begeistert." Differenzielles Lernen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 55
56 Differenzielles Lernen nach Schöllhorn Differenzielles Training Kugelstoßen - Peter Valentiner Zur traditionellen Methodik leichtathletischer Disziplinen siehe: Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 56
57 Differenzielles Lernen- eine Kritik DL lässt sich nicht aus dem systemdynamischen Ansatz ableiten Die Abgrenzung des DL zum Kognitivismus (Schema-Theorie) ist lücken- und fehlerhaft Der Nachweis der Wirksamkeit des DL wird empirisch nicht erbracht (u. a. Variablenkonfundierung) Der Sportpraxis liefert DL nichts Neues. Künzell, & Hossner (2012). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 57
58 Literaturverzeichnis Beckmann, H., & Schöllhorn, W. I. (2006). Differenzielles Lernen im Kugelstoßen. Leistungssport, 36(4), Fetz, F. (1996). Allgemeine Methodik der Leibesübungen. Bad Homburg: Limpert. Göhner, U. (1979. Bewegungsanalyse im Sport. Schorndorf: Hofmann. Größing, S. (1997). Einführung in die Sportdidaktik (7. Auflage). Wiebelsheim: Limpert. Größing, S. (2007). Einführung in die Sportdidaktik (9. Auflage). Wiebelsheim: Limpert. Heuer, H. (1983). Bewegungslernen. Stuttgart: Kohlhammer. Knirsch, K. (1996): Fundamentum des Gerätturnens. Sindelfingen: Röhm. Künzell, S. & Hossner, E.-J. (2012). Differenzielles Lehren und Lernen: eine Kritik. Sportwissenschaft, 41, Roth, K. (1998). Wie lehrt man schwierige geschlossene Fertigkeiten? In Bielefelder Sportpädagogen, Methoden im Sportunterricht. (3. neubearbeitete Auflage) (S ). Schorndorf: Hofmann. Schöllhorn, W. I. (2005). Differenzielles Lehren und Lernen von Bewegungen - Durch veränderte Annahmen zu neuen Konsequenzen. In H. Gabler, U. Göhner, & F. Schiebl (Hrsg.), Zur Vernetzung von Forschung und Lehre in Biomechanik, Sportmotorik und Trainingswissenschaft (S ). Hamburg: Czwalina. Schöllhorn, W. I., Beckmann, H., Janssen, D., & Michelbrink, M. (2009). Differenzielles Lehren und Lernen im Sport. sportunterricht, 58, Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 58
59 Stillger, K. (2003/2004). Gerätturnen Didaktik. Studienbegleitendes Skriptum für die praktisch didaktische Veranstaltung Gerätturnen an der Universität Augsburg. Augsburg: Sportzentrum. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 59
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