Wie lassen sich Versorgungsinhalte mit Routinedaten erfolgreich messen?
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- Claus Carsten Siegel
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1 Wie lassen sich Versorgungsinhalte mit Routinedaten erfolgreich messen? Th. Mansky, TU Berlin MSD-Forum, München, 16.September
2 Daten In Deutschland wurden die Abrechnungsdaten zunehmend um medizinische Informationen erweitert Stationär vor allem wg. DRG-Einführung Erfassung der Haupt- und Nebendiagnosen, Prozeduren, andere Merkmale (Beatmungsdauer), ambulant Arzneiverordnungen usw. Gesetzlich offen verfügbare Datenbasen: DRG-Daten beim Statistischen Bundesamt ab 2005 (Basis: SGB V, KHEntgG 21) Alle akutstationären Fälle (außer Psychiatrie) Th. Mansky , MSD-Forum 2
3 Beispiel 1 Th. Mansky , MSD-Forum 3
4 Ergebnisse ( ) Hospitalisierungsrate (korrigiert) in höheren Altersgruppen rückläufig ( Fälle weniger als 2005 = -7,6%) Kompensiert demographisch bedingten Anstieg Vermutliche Gründe: Bessere Prophylaxe z.b. Blutdruck, Arrhythmien, Gerinnungshemmer Anteil mit Stroke Unit Behandlungen stieg von 15% auf 52%; Anteil systemische Thrombolysen bei Hirninfarkt stieg von 2,4 % auf 8,9 %. Rohe Krankenhaussterblichkeit sank von 11,9 % auf 9,5 %; standardisiert nach Alter und Geschlecht Rückgang um 20 %. Aber: Neue Stroke Units zunehmend bei kleineren Anbietern, immer noch zuviele low-volume Kliniken (1/4 der Kliniken versorgt weniger als 28 Fälle) Th. Mansky , MSD-Forum 4
5 Merke Diese Verbesserung der Versorgungslage beruht auf therapeutischen und strukturellen Innovationen, die aus der Medizin kommen, nicht von den Kassen (u.a. Berücksichtigung stroke unit in DRG) Die Versorgungsverbesserung ist (zum Glück!) kein kassenspezifischer Prozess Die Untersuchung zeigt Handlungsbedarf auf, der aber politisch nicht umgesetzt wird Th. Mansky , MSD-Forum 5
6 Beispiel 2 Mindestmengen und Krankenhaussterblichkeit Beobachtungsstudie mit deutschlandweiten Krankenhausabrechnungsdaten von 2006 bis 2013 Das Gesundheitswesen, im Druck Th. Mansky , MSD-Forum 6
7 Ergebnisse (2005 bis 2011) Anteil Kliniken unter Mindestmenge: 16 % (Knie-TEP) bis 68 % (Ösophagusresektionen) Über den Untersuchungszeitraum von sechs Jahren, abgesehen von einem geringen signifikanten Rückgang bei Pankreaseingriffen, keine Reduktion des Anteils der Einheiten, die die jeweilige Mindestmengenvorgabe nicht erreichen. Der Rückgang bei der Frühgeborenenversorgung steht nicht im Zusammenhang mit der Mindestmengenregelung. Sterblichkeit in Kliniken unter MM signifikant erhöht bei: Ösophagus- und Pankreasresektion, Nierentransplantation, Knie-TEP (+Frühgeborene) Nicht signifikant bei Lebertransplantation, Sonderfall Stammzelltransplantation Th. Mansky , MSD-Forum 7
8 Merke Die Mindestmengenerreichung lässt sich nur insgesamt, aber nicht anhand der kassenspezifischen Daten messen Die Untersuchung zeigt politischen Handlungsbedarf auf, der aber bisher nicht umgesetzt wird Th. Mansky , MSD-Forum 8
9 Basis: DRG-Daten 2006 bis 2011 (insgesamt über 100 Mio. Fälle) z.b.: 1,27 Mio. Herzinfarkte Peschke / Nimptsch / Mansky noch nicht publiziert Mansky, AOK MV
10 Strukturprobleme unter 200 Betten: 881 Häuser, Betten unter 300 Betten: Häuser, Betten Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 12, Reihe 6.1, 2013 Mansky, DIHK
11 Qualitätsmessung Die Routinedaten ermöglichen die Messung von Qualitätskennzahlen Für alle Indikatoren der G-IQI (German Inpatient Quality Indicators) auch auf Bundesebene für KH-Aufenthalte ermittelt im G-IQI Handbuch veröffentlicht Wesentlich bessere und umfassendere Kennzahlen sind fallund sektorübergreifend anhand der Kassendaten berechenbar: Musterprojekt QSR (Qualitätssicherung mit Routinedaten) des WIdO Kassendaten sind aber in Deutschland nicht frei zugänglich bzw. (aggregiert) nicht verfügbar Th. Mansky , MSD-Forum 11
12 Merke Medizinische Qualität ist kein kassenspezifisches Thema Die optimale Prozessorganisation und Behandlung setzt Standardisierung voraus und wird entweder für alle Patienten umgesetzt oder gar nicht Qualität muss kassenübergreifend gemessen werden! Im IQTIG sind künftig zwar Auswertungen möglich, aber nur für von der Selbstverwaltung zugelassene Themen Th. Mansky , MSD-Forum 12
13 Daten vorhanden, aber nicht zugänglich Auf Krankenhausseite maximale Datentransparenz (insbes. DRG-Daten) Ambulant Daten über ZI verfügbar, aber wegen Direktverträgen nicht vollständig Aber: Nur die Kassendaten ermöglichen sektorübergreifende Langzeitverfolgung! Sie sind bei den Kassen vorhanden, aber nicht offen zugänglich, schon gar nicht komplett über alle Kassen Eine unabhängige, nichtkommerzielle, wissenschaftliche Auswertung dieser Daten ist unverzichtbar (in AU + CH z.b. auch möglich) Ersatzweise verfügbare Morbi-RSA Daten sind ein Flop Th. Mansky , MSD-Forum 13
14 Forderung Sektorübergreifende Zusammenführung und Offenlegung der Behandlungsdaten der Krankenkassen Zugang über den bewährten Weg der kontrollierten Datenfernverarbeitung beim Statistischen Bundesamt Unabhängige Auswertungsmöglichkeiten für wissenschaftliche Einrichtungen (auch in Kooperation mit AWMF und Institutionen der Leistungserbringer, insbes. BÄK) Merke: Die Krankenkassen sind Körperschaften des Öffentlichen Rechts die Allgemeinheit hat Anspruch auf Zugang zu den Sozialdaten ohne Zensur! Th. Mansky , MSD-Forum 14
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