Brigitte Vetter. Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität

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1 Brigitte Vetter Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität

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4 Brigitte Vetter Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität Mit 7 Abbildungen und 30 Tabellen

5 IV Dipl.-Psychologin Brigitte Vetter Psychologische Psychotherapeutin, Kiel Anschrift c/o Verlag Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Besonderer Hinweis: Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten bitte im allgemeinen Interesse dem Verlag mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische oder therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung. In diesem Buch sind eingetragene Warenzeichen (geschützte Warennamen) nicht besonders kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines entsprechenden Hinweises nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk mit allen seinen Teilen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert werden by Schattauer GmbH, Hölderlinstraße 3, Stuttgart, Germany Internet: Printed in Germany Lektorat: Dipl.-Biologin Katharina Baumgärtner, Claudia Campisi Umschlagabbildung: Pablo Picasso Le Moulin de la Galette (1900); Succession Picasso/VG Bild- Kunst, Bonn Satz: Satzstudio 90 (A. Kretschmer), Kühbach Druck und Einband: CPT books, Ebner & Spiegel GmbH, Eberhard-Finckh-Straße 61, Ulm ISBN

6 V Vorwort Sexualität ein im wahrsten Sinne des Wortes bewegendes Thema. Doch was passiert, wenn die Lust zur Last wird? Obwohl im Gegensatz zu früher heute öffentlich über Sexualität gesprochen werden darf, stehen Menschen mit sexuellen Problemen, abweichenden Neigungen oder einer gestörten Geschlechtsidentität noch immer im Abseits. Hinzu kommt, dass sexuelle Probleme meist mit Versagensgefühlen verbunden sind und mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Viele Betroffene verbergen ihre Scham hinter Schweigen und Rückzug. Dabei sind sie nicht so allein, wie sie es empfinden, denn Sexualstörungen sind weiter verbreitet als allgemein angenommen wird. Wissenschaftlich erforscht wurde menschliches Sexualverhalten erst in den letzten Jahrzehnten. Nach der sogenannten sexuellen Revolution Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, verschwand das Thema Sexualität in den 90er Jahren aus den verschiedensten Gründen (z.b. AIDS, veränderte Lebensverhältnisse) wieder aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit. Damit einhergehend wurde auch die Förderung der Forschung in Deutschland eingestellt. Erst in den letzten Jahren erwachte das allgemeine Interesse am Thema Sexualität wieder neu, nicht zuletzt wegen der Publikationen und Medienberichte anlässlich des 150. Geburtstages von S. Freud, vor allem wohl aber auch wegen der zunehmenden Berichterstattung im Zusammenhang mit sexueller Gewalt, Kindesmissbrauch und sexuell-sadistisch motivierten Straftaten. Und gerade hier ist es zu beobachten, dass kaum ein anderes Thema die Menschen seit jeher auch so polarisiert hat wie die Sexualität und erst recht ihre Abweichungen und Varianten. Zwischen den beiden Enden des Kontinuums, der Bekämpfung auf der einen und der Kommerzialisierung auf der anderen Seite, befinden sich die Medizinalisierung sowie Zeiten, zu denen ausschweifendes Verhalten z.b. nur in verruchten Cafés, Cabarets und Clubs gezeigt werden konnte. Einen Eindruck aus der Pariser Szene um 1900 vermittelt das auf dem Cover dieses Buches abgebildete Gemälde von Picasso mit dem Titel Le Moulin de la Galette, bei dem sich der Betrachter fragen mag, ob es sich bei den drei Frauen im Vordergrund tatsächlich auch um Frauen handelt... Während zum Thema der ungestörten Sexualität inzwischen umfangreiche Literatur zu finden ist, besteht im Hinblick auf die gestörte Sexualität noch ein erheblicher Aufklärungsbedarf. Ziel des vorliegenden Buches ist es, nicht nur Fachleuten, sondern auch interessierten Laien und Betroffenen eine systematische Darstellung sämtlicher sexueller Funktions-, Präferenz- und Geschlechtsidentitätsstörungen an die Hand zu geben, die gut verständlich und leicht nachzuvollziehen ist und die gleichzeitig den aktuellen Forschungsstand wiedergibt. Entsprechend dem State of the Art wurden für Psychotherapeuten und Ärzte die Diagnosesysteme ICD-10 und DSM-IV-TR berücksichtigt. Im Grundlagenteil werden die körperliche und seelische Geschlechtsentwicklung, der sexuelle Reaktionszyklus sowie Varianten und Praktiken ungestörter Sexualität (Homo-, Bi- und Asexualität, sexuelle Phantasien, Masturbation) beschrieben und die Auswirkungen verschiedener Einflussfaktoren (körperliche und psychiatrische Erkrankungen, Medikamente, Alkohol, Drogen, Schwangerschaft, Behinderung) auf die Sexualität dargestellt. Darüber hinaus wird in der Einleitung Fragen zur Bedeutung der Sexualität in den verschiedenen geschichtlichen Epochen

7 VI Vorwort sowie zum heutigen Sexualverhalten nachgegangen. Ferner werden die Einflüsse, durch die die Sexualität des Einzelnen geprägt wird, und die Auswirkungen auf die Partnerschaften beschrieben. Auch wird auf die Entstehung und Problematik von Normen eingegangen. In den drei klinischen Teilen des Buches werden Ursachen, Symptomatik, Komorbidität, Verlauf, Häufigkeit und Behandlungsmöglichkeiten der einzelnen Störungsbilder beschrieben. Im Kapitel über die Transsexualität werden auch Geschlechtsidentitätsstörungen bei Kindern dargestellt. Ein Überblick über geschlechtsumwandelnde Behandlungsmöglichkeiten und die rechtlichen Aspekte rundet dieses Kapitel ab. Mein Dank an dieser Stelle gilt all denen, die die Entstehung des Buches mit ihren guten Wünschen begleitet haben. Kiel, im Januar 2007 Brigitte Vetter

8 VII Inhalt I Sexualität: Grundlagen, Formen, Einflussfaktoren 1 1 Einführung Sexualität: ihre Bedeutung heute und damals Zum Gegenstand der Sexualwissenschaft Sexualforschung: von den Anfängen bis zur Gegenwart Menschliches Sexualverhalten als Studienobjekt Sexualverhalten heute Sexualverhalten als Spiegel der Lebenserfahrung Zum Begriff der Normalität Norm als Verhaltensregel und Norm als Einstellungsmuster Abweichendes Verhalten: eine konstante Eigenschaft? Abnormität: Entsteht sie durch Etikettierung? Natürliches versus widernatürliches Verhalten Vom Sinn und Unsinn sexueller Normen Aus dem Sexualstrafrecht Inzest Sexueller Missbrauch von Kindern, Schutzbefohlenen u.a Sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Jugendlichen Förderung der Prostitution und Zuhälterei Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger Verbreitung pornographischer Schriften und Erregung öffentlichen Ärgernisses Sexuelle Gesundheit sexuelle Krankheit Diagnosesysteme: ICD und DSM ICD (International Classification of Diseases) DSM (Diagnostic Statistical Manual) Die Geschlechtsentwicklung Die körperliche Geschlechtsentwicklung Die Zeit vor der Geburt Chromosomengeschlecht Gonadales und endokrines Geschlecht Gonoduktales Geschlecht Genitales Geschlecht Cerebrales Geschlecht Zuweisungsgeschlecht Erziehungsgeschlecht Geschlechtsidentität Varianten: Intersex-Syndrome Chromosomenbedingte Varianten Hormonell bedingte Geschlechtsvarianten Gonoduktale und genitale Geschlechtsvarianten Cerebrale Varianten

9 VIII Inhalt Von der Geburt bis zur Alterung Die psychosexuelle Entwicklung Säuglings- und Kindesalter Säuglingsalter Kleinkindalter Vorschulalter Schulalter Jugendalter Erwachsenenalter Entwicklung der Geschlechtsidentität Entwicklung von Geschlechtspartnerund sexuellen Präferenzen Sexualität im Alter Die sexuelle Reaktion Anatomie der Geschlechtsorgane Bei der Frau Beim Mann Physiologische Grundlagen Der sexuelle Reaktionszyklus nach Masters und Johnson Brust Sex-Flush Muskelanspannung, Hyperventilation, Tachykardie und Blutdruck Transpiration Geschlechtsorgane Das sexuelle Reaktionsmuster im Alter Sexualphysiologische Unterschiede und Besonderheiten zwischen Frau und Mann Formen des Sexualerlebens Häufigkeit und Vorkommen sexueller Praktiken Sexuelle Phantasien Masturbation bzw. Onanie (Selbstbefriedigung) Homosexualität Subkulturen Ursachen Biologische Befunde Psychologische Erklärungsaspekte Bisexualität Asexualität Auswirkungen verschiedener Faktoren auf die Sexualität Körperliche Krankheiten Schwere Allgemeinerkrankungen Internistische Erkrankungen Kardiovaskuläre Erkrankungen Neurologische Erkrankungen und Traumen Urogenitale Erkrankungen Operative Eingriffe im Abdominal-, Beckenund Urogenitalbereich Hormonelle Störungen Einfluss von Medikamenten Folgen von Alkohol und Drogen

10 IX 5.4 Psychische Erkrankungen Sexualität und geistige Behinderung Sexualität und Schwangerschaft II Sexuelle Funktionsstörungen Wissens- und Erfahrungsdefizite Selbstverstärkungsmechanismen Körperliche Ursachen Limbisches System und spinale Zentren Periphere Erregung Genitale Reaktionen Bewusstsein der Reaktion Taktile Stimulation Orgasmus und Ejakulation Einführung: gestörte Sexualität Definition und Klassifikation Definitionen Klassifikationen: inhaltliche und formale Beschreibungskriterien Inhaltliche Beschreibungskriterien Formale Beschreibungskriterien Diagnostik: DSM-IV-TR und ICD Epidemiologie Ätiologie und Pathogenese Psychische Ursachen Angst Partnerprobleme Symptomatik Störungen der sexuellen Appetenz Gesteigertes sexuelles Verlangen Störungen der sexuellen Erregung Bei der Frau Beim Mann: Erektionsstörungen Priapismus Orgasmusstörungen Bei der Frau Beim Mann Vorzeitige Ejakulation Verzögerter und ausbleibender Orgasmus Ejakulation ohne Orgasmus Retrograde Ejakulation Ausbleibende Ejakulation mit Orgasmus ( trockener Orgasmus ) Spermatorrhoe Schmerzstörungen: Dyspareunie und Vaginismus Dyspareunie Vaginismus (Scheidenkrampf)

11 X Inhalt Andere sexuelle Schmerzstörungen Nachorgastische Reaktionen Andere sexuelle Störungen: KORO und DHAT-Syndrom KORO DHAT-Syndrom Behandlung Sexualberatung Psychotherapie Einzeltherapie Sexualtherapie Effektivität der Sexualtherapie Rückfallvermeidungstraining Gruppentherapie Paargruppen Frauen- und Männergruppen Paartherapie Erfahrungsorientierte Therapien Einzelübungen im Rahmen einer Paartherapie Somatische Therapie Nicht-invasive Behandlungen Orale Medikation Mechanische Hilfsmittel Verfahren mit transkutaner Applikation Teil-invasive Behandlungen SKAT Intraurethrale Applikation von PGE 1 (MUSE ) Invasive Behandlungen Somato-Psychotherapie Therapie einzelner Störungsbilder Appetenzstörungen Bei der Frau Beim Mann Erregungsstörungen Bei der Frau Beim Mann: Erektionsstörungen Orgasmusstörungen Bei der Frau Beim Mann Schmerzstörungen: Dyspareunie und Vaginismus III Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilien) Begriffe: Sexualpräferenz, Paraphilie, Deviation, Perversion, Dissexualität und Sexualdelinquenz Definition und Klassifikation Definition Klassifikation Diagnostik: DSM-IV-TR und ICD Besonderheiten in beiden Diagnosesystemen Nicht näher bezeichnete Präferenzstörungen und paraphilieverwandte Störungen Diagnoseschritte

12 XI 16 Epidemiologie Ätiologie und Pathogenese Persönlichkeitsfaktoren Persönlichkeitsstörungen und Sexualdelinquenz Sexualstraftätertypologien Sexuell unerfahrene Jugendliche Dissoziale Täter Symbolisch agierende Täter Intelligenzgeminderte Täter Sadistische Täter Psychodynamische Theorien Lerntheoretische Konzepte Biomedizinische Ursachen Integrative psychologische Erklärungsansätze für die paraphile Sexualdelinquenz Symptomatik Fetischismus Fetischistischer Transvestitismus (Transvestitismus) Exhibitionismus Voyeurismus Frotteurismus Pädophilie, sexueller Kindesmissbrauch und Inzest Päderastie, Ephebophilie, Parthenophilie Inzest Sadomasochismus Sexueller Masochismus Sexueller Sadismus Multiple Sexualpräferenzstörungen Andere Störungen der Sexualpräferenz Sodomie (Zoophilie) Gerontophilie Nekrophilie Monomentophilie Exkrementophilie/Urophilie Klismaphilie Asphyxophilie Apotemnophilie Obszöne Telefonanrufe (Telefonskatologie) Therapie Beratung Psychotherapeutische Behandlung Psychotherapieergebnisse Medikamentöse Behandlung Antiandrogene ( chemische Kastration ) Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Chirurgische Kastration Somato-psychotherapeutisches Behandlungsschema Prognose

13 XII Inhalt IV Transsexualität Ätiologie Biomedizinische Ursachen Einführung: gestörte Geschlechtsidentität Ein Leben im falschen Körper Psychodynamische Theorien Psychosoziale Aspekte Biopsychosoziales Erklärungsmodell Transsexuell und was nun? Geschlechtsidentitätsstörungen: zur Geschichte eines Begriffs Terminologie, Definition und Klassifikation Terminolgie Klassifikation in der ICD Klassifikation im DSM-IV-TR Diagnostik Standarddiagnostik in Deutschland seit Standards der Differenzialdiagnostik Epidemiologie Symptomatik Transsexuelle Entwicklungen Geschlechtsidentitätsstörung bei biologischen Frauen Geschlechtsidentitätsstörung bei biologischen Männern Androphil orientierte transsexuelle Männer Gynäphil orientierte transsexuelle Männer Geschlechtsidentitätsstörungen im Kindesalter Diagnostik bei Kindern Klassifikation in der ICD Klassifikation im DSM-VI-TR Epidemiologie Ätiologie Symptomatik bei Kindern

14 XIII 30.5 Verlaufsprognosen bei Kindern und Jugendlichen Therapeutische Möglichkeiten bei Kindern Behandlung Transsexueller Stufen des diagnostischtherapeutischen Vorgehens Verlaufsdiagnostik Psychotherapie Alltagstest und psychologische Begleitung Indikation zur geschlechtsumwandelnden Behandlung Indikation zur hormonellen Behandlung Indikation zu geschlechtstransformierenden Operationen Nachbetreuung Rechtliche Aspekte Das Transsexuellengesetz (TSG) Begutachtung zur Vornamensänderung Begutachtung zur Personenstandsänderung Kostenübernahme durch die Krankenkassen V Anhang 311 Kleines Glossar sexueller Abweichungen Literatur Sachverzeichnis

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