Zeit in unterschiedlichen Berufen
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- Arwed Scholz
- vor 6 Jahren
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1 Zeit in unterschiedlichen Berufen Eine hermeneutisch-empirische Studie zum Wechselverhältnis von Zeit und Beruf Dr. Franz Schapfel-Kaiser 3. November 2010 Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums Institut für Soziologie / Prof. Dr. Ingo Schulz Schaeffer Universität Duisburg / Essen
2 Wie unterschiedlich Zeit in Berufen sein kann Straßenbahnfahrer Fotograf Wenn du von der vorgegebenen Fahrzeit abweichst, erscheint eine Nachricht im Display: Bitte Fahrplanzeit einhalten Der beste Weg mit der Zeit umzugehen ist, sie zu ignorieren! Immer auf der Suche nach Licht
3 Übersicht» Betrachtungsweisen zum Thema Beruf» Der Weg zum Thema» Bezugspunkte und Kernthese» Aufbau der Arbeit, Anmerkungen zu empirischen Methoden» Erkenntnisse aus der Empirie» Ausblick und Selbstkritik
4 Genese und Funktionen von Berufen Persönliche Identitätsfolie Zugang zu Welt Berechtigungs- und erwerbsfunktion Definition eines Samples von Fachkompetenz Beruf Abstimmungsfunktion zwischen Bildungs- und Wirtschaftssystem Zunehmende gesellschaftl. Arbeitsteilung Gesellschaftl. Funktion, Aufgabe von Berufen Branchen- und tätigkeitsbezogenes Qualifikationsprofil Selektion hinsichtl. Herkunft, Geschlecht etc. Eingebunden in gesellschaftlichen Wertewandel und Dynamik wirtschaftlicher Organisationsentwicklung
5 Praxisbeispiel - Prägung der Wahrnehmung durch Berufe Kaufleute für Bürokommunikation Industrieelektroniker
6 Denk- und Diskurszusammenhänge der Arbeit Berufliche Bildung als Subjektbildung Selbstgestaltung als zunehmende Anforderung der Moderne und an die Berufsbildung - Individualisierung - Dezentralisierung - Verunsicherung Beruf, Subjekt und Zeit
7 Kernthese Berufe enthalten in sich Zeitkulturen und Zeitvorstellungen als Produkt ihrer historischen Entwicklung. Berufe lassen sich an ihren Zeiten unterscheiden und prägen mit diesen das Zur Zeit sein der Menschen, die in den Berufen arbeiten. Gegenthese: Uhrzeit als dominante Vorstellung hat alle Lebensbereiche durchdrungen und die Individualisierung von Lebensformen hat Berufen die Zeit prägende Bedeutung genommen.
8 Aufbau der Arbeit Dialektik von Beruf und Persönlichkeit Geschichte der Zeit Philosophische und sozialwissenschaftliche Zeitmodelle Entwicklung der empirischen Vorgehensweise Auswertungsergebnisse der Empirie Zusammenführung von hermeneutischen und empirischen Erkenntnissen Ausblick
9 Konzeptioneller Teil Vorgehensweise Empirischer Teil 4 Berufe a 4 biografische. Interviews Historische Studie Philosophische Studie Soziologische Studie Auswahl der Berufe Fragebogen Interviews der Experten Drei Zeitkonzeptionen Interpretative Analyse der Interviews (Mayring / Strauss) Künstler Vergleichsergebnisse Dr. Franz Schapfel-Kaiser Duisburg Nov. 2010
10 Zentrale Erkenntnisse: Geschichte Einfache Gesellschaftsform, natürliche Rhythmen Gemeinsames Zeitverständnis stiftet Identität Komplexe Gesellschaften entwickeln zunehmend genauere Organisation der Zeit hohe Aufmerksamkeit auf Gegenwart und gespannte Zukunftserwartung schafft dynamisches Zeitverständnis Naturzeit Sonnenuhr Organisation und Identität Gott ruft Arbeitssirene ruft, standardisiert Uhrzeit beherrscht
11 Erwartungen bezogen auf Berufe und Zeit Statisch-zyklische Zeitvorstellungen in Berufen mit gleichbleibend wiederkehrenden Prozessen Dynamisches Zeitbewusstsein bei Berufen mit hohen Gestaltungspielräumen und Abwechslung hohe Bedeutung von Uhrzeit in Berufen die gesellschaftliche Teilbereiche verknüpfen Naturzeit Sonnenuhr Organisation und Identität Gott ruft Arbeitssirene ruft, standardisiert Uhrzeit beherrscht
12 Konsequenzen aus Philosophie/Sozialwissenschaft Die je individuelle Lebenseinstellung (Eigenzeit) prägt auch die Berufszeit. Berufliches Handeln kann Verknüpfung unterschiedlicher Subsystemzeiten einschließen. Nicht alle Berufe haben gleiche Dominanz zweckrationaler Zeitvorstellungen. Empirie muss mehrdimensional angelegt sein: - Naturzeit, Soziale Zeit, Handlungszeit und Eigenzeit - kann methodisch nur Pilotstudie sein
13 Vorgehensweise Empirie Erste Tests teilstandardisierter, biografischer Interviews Auswahl der Berufe (Ideen und Zugangsmöglichkeiten) Je 4 Interviews pro Beruf (a 1 ½ bis 2 ½ h) Berufsspezifische Auswertungen Entwicklung eines übergreifenden Auswertungsrasters (Qualitative Inhaltsanalyse, standardisiert) Feinanalyse zu Teilbereichen der Interviews Gesamtvergleich
14 Empirischer Ansatz Berufe mit besonderen Zeiten Naturzeit Uhrzeit Hebammen Objektzeit Ausgangsthesen Straßenbahnfahrer Eigenzeit Bauleiter Künstler
15 Empirischer Ansatz Lebenszeit und Berufszeit
16 Empirische Ergebnisse Lebenszeit und Berufszeit Hebammen Hebammen: - Hobby ohne Leistungsansprüche, dienen Entspannung, Begegnung - frühe Orientierung auf den Beruf, hohe Identifikation - keine Karriere- und Veränderungswünsche Straßenbahnfahrer Leitende Angestellte: - frühes Erlernen der Uhrzeit - ausgefallene Hobbys mit Leistungsansprüchen - selbstgesetzte Ziele schaffen berufl. Herausforderung - offen für neue Verantwortung und höhere Einkommen Künstler Bauleiter
17 Empirische Ergebnisse: Zeit bei Straßenbahnfahrern
18 Empirische Ergebnisse: Berufszeit bei Künstlern
19 Empirische Ergebnisse: Berufsvergleiche Straßenbahnfahrer Anpassung an fremde Zeiten Hebammen Synchronisation der Uhrzeit Ausrichtung auf gegenwärtigen Augenblick Selbstgestaltung der Zeit Bauleiter Künstler
20 Weitere Ergebnisse und Selbstkritik Aspekte aus der Hermeneutik - Bedeutung von Macht und Zeit bei Luhmann und neueren Sozialwissenschaften - Wechselwirkung von Organisation und Zeit aus der Geschichte Von den Problemen mit der Zeit - Neu zu entwickeln: Theoriekonzept, Berufsauswahl, Erhebungs- und Auswertungsdesign - Erweiterung des eigenen Zeitbegriffes, führte zu vielen Theorien und Modellen, die Empirie ist als Ergänzung für die Theoriebildung bezogen auf Zeit- und Berufsforschung zu verstehen.
21 Anknüpfungspunkte für Forschung und Praxis Im Hinblick auf Berufsbildung und Forschung - Berufe bieten Lernpotential für den Umgang mit Zeit, nutzbar für Curriculumgestaltung - Berufe sind sinnvoll als Zeitkulturen zu untersuchen, nutzbar für Berufswahlprozesse, Kompetenzforschung - Zeit wirkt integrativ oder desintegrativ, nutzbar für Benachteiligtenforschung Die weiteren Forschungsperspektiven und Anknüpfungspunkte sind noch unklar / offen.
22 Dank und Tips zum Weiterlesen Ganz herzlichen Dank für Ihr Interesse Ich freue mich auf Ihre Fragen und Anregungen und verweise zum Weiterlesen auf: Online Beitrag in Zeitschrift: Denk doch mal : Leitartikel auf der Startseite des Bundesinstituts: Schapfel-Kaiser: Beruf und Zeit. Bertelsmann, Bonn 2008 Schapfel-Kaiser@bibb.de /
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