Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren

Transkript

1 Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren ESTD-Symposium Sexualdelikte: Optimales interdisziplinäres Vorgehen

2 LANTANA Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt Aarbergergasse Bern Tel

3 LANTANA Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt Aarbergergasse Bern Tel VISTA Fachstelle Opferhilfe bei sexueller und häuslicher Gewalt Bälliz Thun Tel Frauenhaus Bern Postfach Bern 7 Tel Frauenhaus Thun-Berner Oberland Postfach 3601 Thun Tel info@lantana-bern.ch info@vista-thun.ch info@frauenhaus-bern.ch info@frauenhaus-thun.ch

4 Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren ESTD-Symposium Sexualdelikte: Optimales interdisziplinäres Vorgehen

5 Berner Modell 1986 Organisation der staatlichen Dienste bei Sexualdelikten gegenüber Frauen Gesundheitsdirektion Frauenspital Bern Gerichtsmedizinisches Institut Polizei- und Militärdirektion

6 Berner Modell 1987 Integration Notruf für vergewaltigte Frauen (heute Lantana)

7 Berner Modell Zielsetzung Betreuung rund um die Uhr Betreuung von Frauen durch eine Frau Medizinische Versorgung und Spurensicherung ohne Anzeigepflicht Institutionalisierte interdisziplinäre Zusammenarbeit

8 Berner Modell Weiterentwicklung seit OHG Integration weiterer Institutionen/Instanzen

9 Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren

10 Übergeordnete und häufigste Bedürfnisse Schutz und Sicherheit Bereuung, Entschuldigung, Wiedergutmachung (durch Täterschaft) Wiederherstellung von Gerechtigkeit Leben ohne Folgen sexueller Gewalt

11 Bedürfnis nach Rache? Bei Opfern selten / bei Angehörigen häufig Nicht nur Opfer soll Folgen ertragen müssen, auch Täterschaft soll sich seiner Tat stellen müssen

12 Häufigste Erwartung eines Opfers an ein Strafverfahren Wiederherstellung von Gerechtigkeit (Geständnis, adäquate Strafe entgegennehmen bzw. Täterschaft wird zumindest zur Rechenschaft gezogen)

13 Weitere Erwartungen eines Opfers an ein Strafverfahren Eine Auswahl Raus aus der Ohnmachtsposition, sich zur Wehr setzen Alle offenstehenden Möglichkeiten ausschöpfen (gutes Gewissen) Weitere potentielle Opfer schützen

14 Weitere Erwartungen eines Opfers an ein Strafverfahren Eine Auswahl Übernahme der entstehenden Kosten durch Täterschaft Mit erlebter sexueller Gewalt abschliessen können

15 Häufigste Befürchtungen eines Opfers bezüglich Strafverfahren Psychische Destabilisierung Zunahme der Gefährdung durch Täterschaft

16 Weitere Befürchtungen eines Opfers bezüglich Strafverfahren Eine Auswahl Täterschaft verliert seine Existenzgrundlage Familie wird zerstört, Opfer verliert seine Familie

17 Chancen und Risiken Ausgang des Strafverfahrens Hauptrisiko Ungewissheit, bei gleichzeitig beträchtlicher Wahrscheinlichkeit, dass es zu keiner Verurteilung kommt

18 Erwartungen abhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Herstellung von Gerechtigkeit Bereuung, Entschuldigung, Wiedergutmachung Schutz

19 Erwartungen abhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Kostenübernahme durch Täterschaft Ein Leben ohne psychische Folgen des Sexualdelikts

20 Erwartungen unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Raus aus der Ohnmachtsposition, sich zur Wehr setzen Mit erlebter sexueller Gewalt abschliessen können

21 Erwartungen unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Alle offenstehenden Möglichkeiten ausschöpfen (Verantwortung gegenüber sich selbst) Weitere potentielle Opfer schützen (Verantwortung gegenüber anderen)

22 Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens + Wieder Einfluss gegenüber Täterschaft nehmen + Meistens grösserer Schutz

23 Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens ± Bange Frage: Wird mir geglaubt? ± Verhalten der Täterschaft ± Reaktionen des Umfelds

24 Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens - Starke Belastung: Befragungen - Extrembelastung: Tatortbegehung

25 OH-Beratung

26 Anzeigeberatung Erwartungen und Befürchtungen des Opfers gegenüber Anzeigeerstattung erfragen Vor- und Nachteile Anzeigeerstattung / Vorund Nachteile keine Anzeigeerstattung thematisieren individuelle Beratung!

27 Anzeigeberatung Begleitung im Entscheidungsprozess pro/kontra Anzeige Zusammenarbeit mit Anwält_innen, Psychotherapeut_innen

28 Anzeigeberatung Information über Strafprozess, Opferrechte Abklärung rechtliche Situation des Einzelfalls (Straftatbestand, Verjährung, Beweise)

29 Anzeigeberatung Klärung Motive pro/kontra Anzeige Ressourcen/Beeinträchtigungen (z. B. Stabilität, Belastbarkeit, Persönlichkeit, soziales Netz) Antizipation der Auswirkungen verschiedener Urteile auf das Opfer

30 Anzeigeberatung, Alternativen zur Anzeige Andere rechtliche Schritte Psychologische Unterstützung (Psychotherapie, Selbstverteidigung, ) Situation ohne weitere professionelle Unterstützung bewältigen

31 Beratung während Strafverfahren Zusammenarbeit mit Anwält_innen, Psychotherapeut_innen Kulturdolmetscherin

32 Beratung während Strafverfahren Bezüglich Ablauf Strafverfahren Detaillierte Informationen Befragungen vorbereiten/nachbesprechen Tatortbegehung vorbereiten/nachbesprechen

33 Beratung während Strafverfahren Bezüglich anderer, häufiger Themen Glaubt mir die Strafbehörde? Wie reagiere ich bei zufälligem/geplantem Zusammentreffen mit Täterschaft? Angst vor Rache durch Täterschaft

34 Beratung während Strafverfahren Bezüglich Ausgang des Strafverfahrens Antizipation Umgang mit negativem Ausgang

35 Beratung nach dem Strafverfahren Umgang mit dem Ausgang des Verfahrens Thematisierung der Auswirkungen (insbesondere in Psychotherapie)

36 Anforderungen an Psychotherapie und Strafverfahren Interdisziplinärer Austausch, um gute Lösungen für die Opfer zu finden Gegenseitiges Interesse am anderen Fachbereich Sich Kenntnisse im anderen Fachbereich aneignen

37 Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!