Recurvetraining TEIL 1. Man unterscheidet also in zwei verschiedene Lehrmethoden: 1. Die Teillehrmethode. 2. Die Ganzheitslehrmethode

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1 Recurvetraining aus: Bogensport-Magazin Ausgaben 4,5 und Von Falk Thiele, Co-Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft TEIL 1 In diesen Artikeln möchte ich gerne Tipps und Anregungen geben, die Ihr im Training nutzen könnt. Basieren wird das Ganze auf dem Trainingskonzept des Deutschen Schützenbundes. Ziel dieser Anregungen wird es sein, eine "einheitliche Trainingsgestaltung und Trainingssprache in Deutschland zu haben". Warum ich der Bitte nachgekommen bin, diese Artikel zu schreiben? Viel zu oft sieht man Schützen auf Turnieren und Meisterschaften, die viel zu früh mit dem "Leistungssport" begonnen haben. Oftmals ist die Motivation der Vereine und Trainer sehr verschieden, wenn solche Schützen zum Einsatz kommen. Mal fehlt der dritte Mann für die Mannschaft, mal ist es übertriebener Ehrgeiz. Wir sollten uns jedoch darüber einig sein, dass nur eine vernünftige Ausbildung zum Erfolg und Spaß am Sport führt. Der Schütze sollte erst zum Wettkampf zugelassen werden, wenn der Schießstil perfekt und automatisiert ist. Wir kennen dies auch aus anderen Sportarten. Im Karate zum Beispiel würde sich ein Anfänger niemals wagen, einen Bruchtest mit Ziegelsteinen durchzuführen, wenn er nicht die Technik beherrschen würde. Um die perfekte Technik zu erlernen, gibt es eigentlich nur eine Methode: Die Teillehrmethode. (Wir kennen jedoch auch noch die Ganzheitslehrmethode.) Man unterscheidet also in zwei verschiedene Lehrmethoden: 1. Die Teillehrmethode 2. Die Ganzheitslehrmethode Die Ganzheitslehrmethode beinhaltet alle Elemente des Bogenschießens und ist für einen Anfänger zu kompakt, um das Bogenschießen richtig zu erlernen. Viele von uns kennen das noch von früher, wo uns jemand einen meist zu schweren Bogen in die Hand gedrückt hat und auf eine Wettkampfentfernung versucht hat, uns das Bogenschießen beizubringen. Nur wenige haben das ausgehalten, und noch wenigere haben so das perfekte Schießen gelernt. Zu viele Elemente fließen bei dieser Lehrmethode auf den Anfänger ein und belasten diesen zu stark. Die Ganzheitslehrmethode kann bei Schützen angewendet werden, die schon alle Elemente kennen oder beherrschen und wo diese Elemente nur noch kontrolliert werden müssen. Sie ist aber für den Anfänger ungeeignet! Wie erlernt nun der Anfänger das Bogenschießen? Durch die Teillehrmethode: Sie beinhaltet alle Elemente des kompletten Schusses. Diese werden jedoch in einzelne Element zerlegt. Die werden dann dem Schützen Schritt für Schritt beigebracht. Begonnen wird zunächst ohne Bogen. Später wird die Ausbildung mit Hilfsmitteln fortgesetzt (z.b. Gummiband) und zum Schluss wird das Schießen mit dem Bogen erlernt.

2 Die Teillehrmethode werde ich euch in Zukunft mit jeder Ausgabe Schritt für Schritt näher bringen. Ich möchte vor allem die Trainer (Heim- und Lizenztrainer) motivieren, diese Lehrmethode zu versuchen und den Mut zu haben, diese im Verein anzuwenden. Der Erfolg wird euch später sicher recht geben, auch wenn die Kritik der anderen wahrscheinlich am Anfang steht. Ich hoffe, ihr seid jetzt interessiert und gespannt, wie die Teillehrmethode funktioniert. Und schon fangen wir an: Kapitel 1 der Teillehrmethode Die Teillehrmethode teilt sich in sechs Schritte auf: 1. Heranführende Übungen ohne Bogen und Hilfsmittel 2. Übungen mit einfachen Hilfsmitteln, z.b. Gummiband 3. Übungen mit einem Bogen 4. Übungen mit Pfeil und Bogen 5. Übergang zum Klickerschuss 6. Der komplette Schuss Wenn der neue Schützling mit dem Training beginnen will, muss vorher mit ihm über den Trainingsaufbau und die Inhalte gesprochen werden. Man sollte hierbei auch erwähnen, dass Bogenschießen nicht innerhalb von drei Wochen zu erlernen ist. Die Basisausbildung beinhaltet die wichtigste Phase für den Schützling, denn hier werden die wichtigsten Informationen übermittelt. Zunächst führt Schützen den man dem kompletten Schuss mehrmals vor, oder lässt diesen durch einen perfekten Schützen vorführen. Dabei können die wichtigsten Punkte angesprochen werden und der komplette Schuss wird erklärt. Auch die Funktionen der einzelnen Teile wie Tab Klicker, Wurfarme usw. können hier als Gesamtes erklärt werden. Die Aufklärungsarbeit ist für die Einstellung der Neulinge zum Bogensport, wo auf das geduldige und sorgfältige Erlernen der Einzelteile der Technik sehr großen Wert gelegt wird, äußerst wichtig und darf nicht vernachlässigt werden. Die heranführenden Übungen: Sie dienen dazu, dass der Schützling die Bewegungsabläufe kennerlernt. Hierzu kann man Hilfsmittel wie Stifte und Papier, Spiegel, Gummiband oder Zeichnungen verwenden. Bei allen Übungen gilt jedoch der Grundsatz: Erst wenn ein Abschnitt perfekt sitzt, wird der nächste erklärt und gelehrt! Nachdem festgestellt worden ist, ob es sich um einen Links- oder Rechtshandschützen handelt, beginnt man mit dem ersten Basiselement: Die Fußstellung:

3 Hier sind folgende Punkte zu beachten: Teil1 des parallelen Standes (Bild 1 ) - parallel zur Schiesslinie stehen - Fußabstand ca. schulterbreit/hüftbreit -Fußstellung parallel, Fuß spitzen auf einer Höhe - Fußbelastung gleichmäßig auf beide Füße verteilt Diese Übung ca. 5 bis 10 Sekunden halten, spüren und beobachten, danach entspannen und wiederholen. Teil 2 des parallelen Standes (Bild 2) - Fußstellung wie bei Teil1 - Knie gerade und angespannt - Körperhaltung aufrecht und gerade (kein Hohlkreuz!) - Arme hängen locker nach unten, Schulter ist tief - Körper leicht nach vorne verlagern, Schwerpunkt soll im Bereich der Fußballen liegen Diese Übung wieder 5 bis 10 Sekunden holten, spüren und beobachten, danach entspannen und wiederholen.

4 Haltung und Schulterposition (Bild 3) - Parallelen Stand wie vorher einnehmen - Schwerpunkt nach vorne verlagern, Zehen auf den Boden pressen - Schulter nach unten hängen lassen und fixieren - Arme anheben bis auf Schulterhöhe, ohne die Schulter zu heben - Schultergürtel bleibt offen und weit

5 Auch diese Übung 5 bis 10 Sekunden halten, spüren und beobachten. Ein Spiegel ist hier ein gutes Hilfsmittel, die Elemente zu visualisieren. Kopfhaltung und Anker (Bild 4) - Stand, Haltung und Schulterposition wie vorher - Kopf Richtung Scheibe drehen, Kopf leicht zum Rücken kippen, Kinn zeigt leicht in Richtung Bogen - Zugarm angewinkelt, obere Handkante unter den Kiefer angelegt, keinen Luftspalt zwischen Kinn und Handkante lassen (fester Anker) - Zugarmellbogen oberhalb der Kraftlinie angehoben - Bogenhand oberhalb der Schulterlinie Auch diese Übung wieder 5 bis 10 Sekunden halten, spüren und beobachten, entspannen und wiederholen. Bogenarmhaltung (Bild 5) - Hilfsmittel ist eine Wandkante oder Pfosten - Schützling steht ca. eine Armlänge von der Wandkante oder dem Pfosten entfernt - Hand an die Wandkante oder Pfosten andrücken - Schulterposition tief und nach hinten fixiert - Ellbogen so weit wie möglich nach außen drehen.

6 Diese Übung dient dazu, den Bogenarmellbogen nicht zu nah an die Sehne zu bringen. - Handposition dabei nicht verändern Auch diese Übung wieder 5 bis 10 Sekunden drehen, spüren und beobachten. Hier kann auch wieder der Spiegel zum Einsatz kommen. Zughandhaltung {Bild 6) Ausgangsposition wie bis zur Übung Kopfhaltung und Anker - Zughand liegt eng am Hals und Kieferknochen (fester Anker) - Zughand wird zum Hals gedreht, untere Handkante - Die Finger sind dabei vom zweiten Fingerglied an angewinkelt - Daumen und kleiner Finger liegen an der Handinnenseite an - Ellbogen oberhalb der Kraftlinie

7 - Ellbogen der Zughand auf gleicher Höhe zur Rückenlinie langsam bewegen, die Zughand bleibt dabei eng am Hals. Fingerplatzierung Anker und Rückenspannung ( Bild 7) Diese folgenden Übungen werden mit einem Gummiband durchgeführt. - Gummiband an der Bogenhand so einlegen, dass beim Lösen das Band über die Hand gleiten kann, ohne den Schützen zu verletzen. - Das andere Ende des Gummibandes als Schlaufe so in die Zughand einlegen, dass das zweite Fingerglied des Zeige- Mittel- und Ringfingers einen tiefen Haken bilden. Daumen und kleiner Finger liegen entspannt in der Handinnenseite. Der Handrücken ist gerade und entspannt - Die Anfangsspannung (Länge des Gummibandes) so einstellen, dass der Schütze ohne sichtliche Kraftaufwendung das Gummiband bewegen kann. - Der Schütze führt jetzt alle Bewegungen mit dem Gummiband durch, die er vorher "trocken" erlernt hat. Reihenfolge wie vorher erklärt. - Der Unterschied zwischen Trockentraining und dem Training mit dem Gummiband besteht darin, dass nun auch ein Gefühl für die Muskulatur entwickelt wird, die an den Bewegungen beteiligt ist. - Schwerpunkt bei dieser Übung soll es auch sein, dass der Schütze unter gleichmäßig steigendem Zug den Zugellbogen kreisförmig nach hinten bewegt und der Bogenarm dabei stetig dem aufbauenden Druck entgegensteht und fixiert bleibt. Bei der Zugbewegung darf sich die Schulter nicht heben. - Nachdem der Anker erreicht und fixiert ist, werden die Zugfinger entspannt.

8 - Das Gummiband löst sich aus den Zugfingern. Dabei bewegt sich der Zug-Ellbogen durch die freiwerdende Kraft der Rückenmuskulatur in gleicher Höhe nach hinten. Bogenarm, Kopf, Körper und Augen bewegen sich dabei nicht! Der Schütze soll noch dem Lösen noch ca. 3 Sekunden die Restspannung im Körper halten und fühlen. (Nachhalten) Erst danach entspannt der Bogenschütze sich und beginnt erneut von vorne. - Erst wenn diese Übung mit dem Gummiband so perfekt erlernt worden ist, dass der Trainer keine Mängel mehr feststellen kann, wird mit dem Nullbogen oder einem sehr leichten Bogen begonnen. Dazu kommen wir im nächsten Teil. Ihr solltet niemals vorher mit einem Bogen beginnen. In diesem Fall schleichen sich Fehler ein, die der Schütze ein ganzes Leben beibehalten wird und die nur sehr schwer korrigiert werden können!