Univerza v Mariboru. Filozofska fakulteta. Oddelek za germanistiko. Phraseologie. Kompendium für germanistische Studien.

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1 Univerza v Mariboru Filozofska fakulteta Oddelek za germanistiko Phraseologie Kompendium für germanistische Studien Vida Jesenšek Maribor, 2013

2 Inhalt Inhalt... 1 Vorwort Theoretische Grundlagen der Phraseologie Begriff und Hauptmerkmale Polylexikalität Stabilität Idiomatizität Lexikalisiertheit und Reproduzierbarkeit Phrasem und Phraseologie Strukturen, Typen, Klassen Basisklassifikation nach Burger (2010) Nominative Phraseme: morphologisch-syntaktische Klassifikation Substantivische Phraseme Verbale Phraseme Adjektivische Phraseme Adverbiale Phraseme Besondere Strukturtypen nominativer Phraseme Paarformeln Komparative Phraseme Phraseologische Teilsätze Sprichwörter Begriff und Hauptmerkmale

3 3.2 Hauptmerkmale Polylexikalität und Satzwertigkeit Stabilität Idiomatizität Formen Funktionen Inhalt und Herkunft Sprichwortsammlungen Sondergruppen Bauernregeln und Wettersprichwörter Rechtssprichwörter Medizinische Sprichwörter Wellerismen Sprichwortähnliche feste Strukturen Sentenz Geflügeltes Wort Aphorismus Maxime Epigramm Phraseologie im Sprachenlernen Phraseologie als Lern- und Lehrgegenstand Argumente für die Integration der Phraseologie in das Fremdsprachenlernen Konsequenzen für das Fremdsprachenlernen Methodisch-didaktische Konsequenzen Praktische Konsequenzen

4 Teil A: Glossar Teil B: Wörterbuchverzeichnis Teil C: Literaturverzeichnis

5 Jede Sprache ist Bildersprache (Wilhelm Busch) Vorwort Das vorliegende Kompendium stellt eine Einführung in grundlegende theoretische und ausgewählte praktische Aspekte der Phraseologie dar. Phraseologie als eigenständige sprachwissenschaftliche Forschungsdisziplin ist die Lehre (griech. phrasis 'Rede', logos 'Lehre') von Phrasemen, also von festen Wortverbindungen verschiedenster Art, die auf eine besondere, in der Regel sehr bildhafte Art und Weise Begriffe versprachlichen und als vorgefertigte Redeteile beim Sprechen oder Schreiben nicht immer aufs neue produziert sondern wiederholt, reproduziert werden, vgl. küss die Hand, Hand in Hand arbeiten, alle/beide Hände voll zu tun haben, von der Hand in den Mund leben, eine Hand wäscht die andere; Wasser auf jmds. Mühle sein, ein stilles Wasser, stille Wasser sind tief usw. Dass man die alltägliche Rede nicht nur und nicht immer aus einzelnen Wörtern frei gestaltet, ist weit bekannt. Gerade komplexe und vorgefertigte lexikalische Bestandteile der Rede in vielen Fällen sind es Phraseme helfen dem Menschen seit eher, sich bei der Ausformung der sprachlichen Kommunikation der»fertigbauweise«zu bedienen und somit seinen kommunikativen Aufwand zu verringern. Die phraseologische Redeweise ist allen bekannten natürlichen Sprachen eigen; die alte Tradition entwickelt sich ständig weiter und lässt neue Phraseme entstehen. Laut der letzten Ausgabe des repräsentativen deutschen phraseologischen Wörterbuchs aus der Duden-Reihe mit dem Titel Duden Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik (2013) sind etwa folgende Phraseme in der deutschen Sprache neu: in trockenen Tüchern sein 'gesichert, erfolgreich abgeschlossen, erreicht sein'; die Kuh vom Eis bringen/kriegen 'ein schwieriges Problem lösen'; (die) unterste Schublade 'niedrigstes Niveau, billig, gemein'; den Ball flach halten 'sich zurückhalten; unnötiges Risiko, unnötige Aufregung 4

6 o.ä. vermeiden'; lass/lasst stecken! 'Ausdruck des Widerspruchs, der Ablehnung/Zurückweisung'. Man sieht, dass es sich um ein recht interessantes, besonderes und vielfältiges sprachliches Phänomen handelt. Das Wesen eines echten Phrasems macht seine charakteristische semantische Natur aus, denn es gilt, dass Wortverbindungen, deren Bedeutung nicht dem entspricht, was den allgemeinen Regeln der Sprache gemäß erwartet würde, / / im engen Sinne phraseologisch /sind/ (vgl. Palm 1997, 106). Der phraseologische Bestand einer natürlichen Sprache ist jedoch immer sehr verschiedenartig, sodass man auch von der Phraseologie im weiteren Sinne sprechen muss, um ihn in seiner Ganzheitlichkeit erfassen zu können. Dieser evidente und unverkennbare phraseologische Reichtum weckt in den letzten Jahrzehnten auch das Interesse der sprachwissenschaftlichen Forschung. Zunächst als Teildisziplin der Lexikologie (Lehre von Wörtern und Wortschatz) entwickelte sich die Phraseologie gegenwärtig zu einer eigenständigen linguistischen Disziplin mit gründlich ausgearbeiteter theoretischer Basis, mit vielfältigen Forschungsmethoden und mit einer enormen und ständig anwachsenden Zahl von Fachpublikationen. Die Anfänge der germanistischen Phraseologieforschung gehen auf die 70er Jahre des 20. Jh. zurück und gründen hauptsächlich auf den früheren russischen phraseologischen Arbeiten (eine kurze historische Übersicht über die Entwicklung der deutschen Phraseologieforschung gibt Donalies 2009). Gegenwärtig wird der phraseologische Bestand der deutschen Sprache aus mehreren verschiedenen linguistischen Perspektiven betrachtet: - aus der Sicht der Systemlinguistik werden der Gegenstand der phraseologischen Forschung definiert und die phraseologische von anderen Betrachtungsebenen abgegrenzt; es werden formale Strukturen analysiert und klassifiziert; es wird untersucht, wie diese die weitgehend ganzheitliche und in der Regel sehr komplexe phraseologische Bedeutung konstituieren; bei der Erforschung der phraseologischen Bedeutung wird in letzter Zeit großer Wert auf kulturell-historische und symbolischsemantische Aspekte gelegt; 5

7 - aus der funktionalen Perspektive wird dargelegt, wie Phraseme in Texten vorkommen und welche Funktionen sich am konkreten Phrasemgebrauch interpretieren lassen; - aus der kommunikativ-pragmatischen Sicht sucht man nach Antworten auf die grundlegende pragmatische Fragestellung (Was tue ich, wenn ich ein Phrasem gebrauche) und man bemüht sich, das reiche pragmatische Potenzial der Phraseme zu erläutern und zu systematisieren; - unter der lexikographischen Perspektive setzt man sich damit auseinander, wie Phraseme in verschiedenartigen Wörterbüchern sowie in neuartigen elektronischen Sprachressourcen fachgerecht und benutzerfreundlich erfasst sind bzw. erfasst werden sollten; - die kontrastive Untersuchungsperspektive ist mit der Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden in der Phraseologie mehrerer Sprachen beschäftigt; vor allem Fragestellungen zu zwischensprachlichen Äquivalenzbeziehungen stoßen auf reges Forschungsinteresse, zumal die Äquivalenz in mehreren praktischen Bereichen eine entscheidende Rolle spielt: in der Übersetzung, in der Erarbeitung zweisprachiger Wörterbücher und im Sprachenlernen; - unter der sprachdidaktischen Perspektive wird die Phraseologie vor dem Hintergrund des mutter- und fremdsprachlichen Spracherwerbs bzw. des Sprachenlernens diskutiert; es interessieren psycholinguistische Aspekte des Phrasem-Erwerbs und praktische sprachdidaktische Fragen zur Vermittlung der Phraseologie in Sprachlernprozessen. Der Inhalt des vorliegenden Kompendiums berücksichtigt einige ausgewählte Perspektiven der aktuellen germanistischen Phraseologieforschung. Bei der Konzipierung und Erarbeitung 6

8 wurde von der grundlegenden germanistischen Referenz- und Forschungsliteratur ausgegangen, die im Literaturverzeichnis angegeben und für das weiterführende Studium der deutschen Phraseologie empfohlen wird. Stellenweise (vor allem im kontrastiven und sprachdidaktischen Bereich) wurde die allgemeine Diskussion durch Ergebnisse eigener Forschung ergänzt. Hierbei nehmen die zentrale Position drei Forschungsprojekte ein, die ich in letzter Zeit geleitet habe: das internationale EU-geförderte Projekt EPHRAS, im dessen Rahmen eine mehrsprachige phraseologische Datenbank und umfangreiche phraseodidaktische Materialien entstanden sind, das weiterführende parömiologische Projekt SprichWort, dessen Hauptziel die linguistische Erforschung und sprachdidaktische Aufbereitung der Sprichwörter mehrerer Sprachen (darunter Deutsch und Slowenisch) auf korpusempirischer Basis gewesen ist und nicht zuletzt das kontrastive Projekt zur Phraseologie des Deutschen und Slowenischen, welches durch die Slowenische Forschungsagentur (ARRS) mitfinanziert wird und bisher bedeutende Kenntnisse zur deutsch-slowenischen kontrastiven Phraseologie hervorbringen konnte. Mit diesem Nachschlagewerk zur deutschen Phraseologie werden mehrere Ziele verfolgt: 1. eine Basisübersicht über das Wesen der deutschen Phraseologie und den aktuellen Stand der germanistischen Phraseologieforschung zu geben; 2. durch eine typologische Darstellung des äußerst heterogenen phraseologischen Bestands des Deutschen eine systematische Einprägung bei fremdsprachigen Sprechern zu ermöglichen und somit die Erkennbarkeit bisher womöglich unbekannter Phraseme zu erhöhen; 3. darzulegen, wie die Phraseologie in textuellen Zusammenhängen üblicherweise funktioniert und folgerichtig auf typische und somit vorhersehbare Verwendungsweisen aufmerksam zu machen; 4. aus der kontrastiven (deutsch-slowenischen) Perspektive auf zwischensprachliche Äquivalenzbeziehungen hinzuweisen und gleichzeitig einige Übersetzungsfragen anzusprechen; 7

9 5. die Wichtigkeit der Einbeziehung der Phraseologie in das Sprachenlernen darzulegen und aktuelle Leistungen der phraseodidaktischen Forschung zu unterbreiten. Das Kompendium umfasst vier in sich gegliederte Kapitel, in denen einzelne Themenbereiche theoretisch erläutert und praktisch illustriert werden. Im Anhang findet sich ein kurzes Glossar mit den wichtigsten Fachtermini, die im Kompendium vorkommen; mit dem Zeichen wird im laufenden Text auf die Aufnahme des jeweiligen Fachausdrucks in das Glossar verwiesen. Im Anhang befinden sich schließlich ein Wörterbuchverzeichnis mit den Angaben zu den Wörterbüchern, die im Kompendium besprochen werden und ein Literaturverzeichnis, in dem die grundlegende und aktuelle Fachliteratur zur deutschen Phraseologie und Parömiologie verzeichnet ist. Das Kompendium ist durch seine inhaltliche Struktur und vielfältige und umfangreiche Veranschaulichung der theoretischen Überlegungen mit konkreten Beispielen aus der Phraseologie des Deutschen in erster Linie für Studierende verschiedener germanistischer Studiengänge gedacht. Gut geeignet ist er aber auch für angehende und praktizierende DaF- Lehrer und -lehrerinnen, insbesondere für jene, die im Rahmen des absolvierten Germanistik-Studiums wenig oder gar nichts von der Phraseologie gehört haben. Schließlich sollte er für alle, die die phraseologische Redeweise interessant finden und sich mit dem Reichtum der deutschen Phraseologie näher auseinandersetzen wollen, von Interesse sein. Maribor und Mannheim, im Januar 2013 Vida Jesenšek 8

10 1 Theoretische Grundlagen der Phraseologie INHALT UND ZIELE In diesem Kapitel wird eine erste Einsicht in theoretische Grundlagen der Phraseologie gegeben. Es wird dargelegt, was phraseologische Einheiten einer Sprache sind und welche typischen Eigenschaften sie haben. Dieser Teil ist nicht gänzlich einzelsprachspezifisch orientiert, obgleich mit zahlreichen Beispielen aus der deutschen Sprache belegt; manche Erläuterungen gelten z.b. auch für die Phraseologie der slowenischen Sprache. Nach einer aufmerksamen Lektüre dieses Kapitels werden sie wissen, was Phraseme sind, welche typischen Eigenschaften sie haben, wie sie sich von andersartigen aber ähnlichen sprachlichen Phänomenen unterscheiden, wie vielfältig sie sein können und wie sie sie fachgerecht benennen sollen. 1.1 Begriff und Hauptmerkmale Im Allgemeinen verstehen wir unter phraseologischen Einheiten einer Sprache, die wir Phraseme nennen ( Phrasem), mehrteilige und feste Wortverbindungen, deren jeweilige Wort-Kombination den Sprechenden einer Sprache genau in dieser oder eventuell noch in einer varianten Form bekannt ist. Dazu kommt, dass die Gesamtbedeutung solcher Wortverbindungen mit der Summe von Bedeutungen einzelner Bestandteile in der Regel nicht gleichgesetzt werden kann. Vergleichen wir folgende zwei Aussagen: (1) Kalter Kaffee gefällt mir nicht. (2) Was er über Japan erzählt, ist doch alles kalter Kaffee. Erstens kann man das in jedem Fremdenführer nachlesen und zweitens interessiert das gar nicht, denn auf das Wesentliche kommt er gar nicht zu sprechen. Während in der Aussage (1) ein Getränk beurteilt wird, können wir die Aussage (2) keinesfalls mit dem beliebten Getränk in Verbindung setzen. Was in (2) mit kaltem Kaffee benannt wird, lässt sich an dem zugehörigen Text gut nachvollziehen, nämlich 'etw. ist altbekannt, abgestanden, sogar dumm und deshalb völlig uninteressant'. Man sieht, dass 9

11 Phraseme in ihrer Bedeutungsdimension ganzheitlich funktionieren und Begriffliches benennen in dieser Hinsicht kann man sie mit einzelnen Wörtern vergleichen und als Bestandteile des Wortschatzes auffassen. Phraseme sind somit ganzheitliche Einheiten des Wortschatzes, des Lexikons; sie sind Lexeme ( Lexem). Da Phraseme keinesfalls einfache sondern komplexe und manchmal komplizierte Konstruktionen sind, ist es auch nicht einfach, sie zu definieren und somit klar und deutlich von andersartigen und/oder ähnlichen mehrteiligen sprachlichen Phänomenen auf der Wortschatzebene abzugrenzen. In der umfangreichen Fachliteratur zur Phraseologie ( Phraseologie) findet man zahlreiche Definitionen, in denen bei der Begriffsbestimmung mit je unterschiedlichem Gewicht morphologische, syntaktische und semantische Phrasem- Eigenschaften eine Rolle spielen. Man ist sich jedoch einig, dass die Mehrheit der sonst sehr heterogenen Phraseme einige gemeinsame Merkmale aufweisen. Im Folgenden werden diese in ihren Wesenszügen dargelegt und anhand konkreter deutscher Phraseme illustriert Polylexikalität Das Merkmal der Polylexikalität, auch Mehrgliedrigkeit ( Polylexikalität) meint die Tatsache, dass Phraseme aus mehreren (poly, griech. polus 'viele, viel') Wörtern (griech. lexis 'Wort') bestehen; sie sind somit polylexikal (mehrgliedrig). Wie viele Wörter eine phraseologische Struktur ausmachen gerade dazu gibt es aber verschiedene Meinungen. Schwierigkeiten bereiten vor allem uneinheitliche Bestimmungen dessen, was ein Wort überhaupt ist; in der Linguistik wird der Begriff des Wortes nämlich sehr unterschiedlich aufgefasst und interpretiert. Wir vereinfachen hierbei die Diskussion und übernehmen die gegenwärtig übliche und verbreitete Auffassung der phraseologischen Polylexikalität. Danach setzt man Grenzen einer phraseologischen Einheit des Wortschatzes durch eine minimale und eine maximale Phrasem-Struktur ab: - Phraseme mit Minimalstruktur sind Verbindungen von zwei Wörtern, von denen mindestens ein Wort autosemantisch sein muss, vgl. - blinder Passagier; frei Haus; auf Anhieb, im Nu 10

12 - Phraseme mit Maximalstruktur sind Verbindungen von Wörtern, die eine Satzstruktur darstellen; man nennt sie auch satzwertige Phraseme bzw. Satzphraseme, vgl. Übung macht den Meister; Wer rastet, der rostet; Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen; Ohne Fleiß kein Preis; Verflixt und zugenäht!. Die meisten deutschen Phraseme befinden sich auf einer Skala zwischen der Minimal- und Maximalstruktur; man nennt sie auch satzgliedwertige Phraseme, da sie im Satz die Satzglied-Funktion übernehmen (sie treten als Subjekt, Objekt, Prädikat, Attribut, adverbiale Bestimmung auf), vgl. Mutter Grün; Nummer Eins; das Auge des Gesetzes; das älteste Gewerbe der Welt; Liebe auf den ersten Blick sich auf die Beine machen; die Flinte ins Korn werfen; nicht von der Luft leben können; sich benehmen wie ein Elephant im Porzellanladen fix und fertig; klipp und klar. Einzelne Elemente (Wörter) eines Phrasems nennt man Komponenten ( Komponente) Stabilität Eine weitere begriffsbestimmende Phrasem-Eigenschaft ist das Merkmal der Stabilität, auch Festigkeit ( Stabilität). Damit wird gesagt, dass Phraseme in ihrer formalen Struktur und folgerichtig in ihrer Bedeutung fest, stabil sind. Laut Burger (2010, 16ff.) sollte man die phraseologische Stabilität auf drei Ebenen betrachten; auf der psycholinguistischen, strukturellen und pragmatischen Ebene. Die psycholinguistische Stabilität meint, dass Phraseme im mentalen Lexikon ganzheitlich gespeichert sind und als solche nach Bedarf abgerufen und beim Sprechen oder Schreiben reproduziert werden können. Ihr kognitiver Status wird vor allem innerhalb der Sprachdidaktik besprochen, um damit die 11

13 Integration der Phraseologie in das Sprachenlernen zu begründen. (Näheres zum kognitiven Status der Phraseologie finden sie in Kap. 4). Die strukturelle Stabilität betrifft die phraseologische Form bzw. die Phrasem-Struktur. Es wird dadurch gesagt, dass die jeweilige Kombination von Wörtern genau in dieser (und möglicherweise noch in einer varianten) Form bei den Sprechern einer Sprache bekannt ist. Das Merkmal der strukturellen Stabilität ist aber nicht absolut zu verstehen. Man kann nämlich relativ wenige Phraseme finden, deren Struktur völlig unveränderbar wäre; vielmehr sind sie bis zu einem gewissen Grad variabel. Eine absolute Festigkeit beobachtet man bei Phrasemen mit unikalen Komponenten, also bei Phrasemen mit veralteten bzw. seltenen Lexemen, die phrasemextern als freie Wörter in der Regel nicht vorkommen, vgl. gang, gäbe, klipp, Nu, rümpfen, Laufpass, Schnippchen in folgenden Beispielen: gang und gäbe, klipp und klar, im Nu, die Nase rümpfen, jm. den Laufpass geben, jm. ein Schnippchen schlagen. Einen hohen Festigkeitsgrad beobachtet man ebenso bei Phrasemen, deren Formen morphologische und/oder syntaktische Irregularitäten nachweisen; sie weichen also von der üblichen grammatischen Regelung aus, was ihre Festigkeit verstärkt. Das gilt für erstarrte bzw. archaische grammatische Konstruktionen wie z.b. Gebrauch des unflektierten attributiven Adjektivs, des Genitivobjekts, des adverbialen und vorangestellten Genitivs, der anomale Gebrauch des Artikels, vgl. etw. frei Haus liefern, sich bei jm. liebkind machen, Gut Ding will Weile haben (unflektiertes Adjektiv) guter Hoffnung sein, schweren Herzens, letzten Endes, jn. eines Besseren belehren, in (des) Teufels Küche kommen (vorangestellter Genitiv) vor Ort, auf Draht sein (anomaler Artikel). 12

14 In vielen Fällen sind bestimmte morphologische und syntaktische Umgestaltungen (Transformationen) der Phrasem-Strukturen beschränkt. So kann z.b. die Pluralbildung, Relativsatzbildung, Passivierung, Konversion oder Pronominalisierung einzelner Komponenten nicht möglich sein, vgl. *kalte Kaffees (Plural zu kalter Kaffee) *der Korb, den er mir gegeben hat (Relativsatz zu jm. den Korb geben) *Die Flinte wurde ins Korn geworfen; *der Wurf der Flinte ins Korn; *Sie wurde ins Korn geworfen (Passiv, Konversion und Pronominalisierung einer Phrasem-Komponente zu die Flinte ins Korn werfen) (zit. nach Donalies 2009). Wie bereits angedeutet, soll man die strukturelle Festigkeit bei der Mehrzahl der Phraseme nicht absolut verstehen. Beobachtet man nämlich ihr textuelles Vorkommen, so sieht man, dass relativ wenige völlig stabil sind (so vor allem solche mit unikalen Komponenten bzw. erstarrt-archaischen grammatischen Strukturen, wie wir oben gesehen haben). Vielmehr gilt, dass die Mehrheit der Phraseme zu einem bestimmten Grad veränderlich ist. So muss man die Stabilität als eine graduell ausgeprägte Eigenschaft betrachten und für die meisten Phraseme Folgendes feststellen: - sie sind erweiterungsfähig, vgl. einen großen Bock schießen (zu einen Bock schießen), den roten Faden verlieren (zu den Faden verlieren), klar auf der Hand liegen (zu auf der Hand liegen) - Phrasem-Komponenten sind gegebenenfalls grammatisch variabel (Numerus, bestimmter/unbestimmter Artikel, variable Negation), vgl. etw. in jmds. Hand/Hände legen, das/sein Herz auf der Zunge tragen, jm. keinen/nicht den Bissen Brot gönnen - Phrasem-Komponenten sind (semantisch zwar eingeschränkt) austauschbar, vgl. die Ruhe/Stille vor dem Sturm, jm. eine/ein paar herunterhauen; ein Gesicht wie drei/sieben/zehn/vierzehn Tage Regenwetter machen 13

15 - Phrasem-Strukturen sind weitgehend syntaktisch abwandelbar; das gilt verstärkt für satzwertige Phraseme wie etwa Sprichwörter, die sich der jeweiligen textuellen Umgebung leicht anpassen, vgl. Nach 22 Jahren Vorstandsarbeit, davon 16 Jahre im Amt des Vorsitzenden, hat Wolfgang Müller nicht mehr für den Posten des Vorsitzenden der Bibliser Feuerwehr kandidiert. "Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass man nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen kann" (SprichWort, 2010). Die Phraseologieforschung spricht hierbei von Varianten ( Variante) und Modifikationen ( Modifikation) (Burger 2010, 24ff.). Varianten sind usuelle, d.h. wiederholte, häufig vorkommende Phrasem-Abwandlungen, vgl. klar auf der Hand liegen vs. auf der Hand liegen die Maske fallen lassen vs. die Maske von sich werfen. Modifikationen sind dagegen gelegentliche, einmalige, nur auf einen konkreten Text gebundene Umgestaltungen der phraseologischen Ausgangsformen, vgl. WC-Ente verdient Ihr Vertrauen. Ente gut, alles gut (Werbungsslogan; zum Sprichwort Ende gut, alles gut). Varianten und Modifikationen sind insbesondere als gezielt gesetzte stilistische Mittel in meinungsbeeinflussenden Textsorten wie Werbung, journalistischer Kommentar, Glosse, Schlagzeile gut geeignet; sie werden als Ausdruck des kreativ-spielerischen Umgangs mit der Sprache interpretiert. Die pragmatische Stabilität bezieht sich auf typische kommunikative Situationen, in denen Phraseme verwendet werden und zugleich auf typische pragmatische Funktionen, die dadurch realisiert werden. Laut Burger (2010, 28ff.) unterscheiden wir hierbei zwei Phrasem-Klassen: 14

16 Phraseme, die in ganz bestimmten Situationstypen auftreten: dazu zählen vor allem kommunikative/pragmatische Phraseme (Routineformeln) wie Grußformeln, Abschiedsformeln, Glüchwunschformeln, Beileidsformeln u.ä., vgl. Guten Tag, Auf Wiedersehen, Herzlichen Glückwunsch. Die pragmatische Stabilität ist somit vor allem situations- und funktionsbezogene Eigenschaft bestimmter Phraseme; so kann man voraussehen, dass Guten Tag und Auf Wiedersehen immer dann verwendet werden, wenn ein Beginn bzw. ein Abschluss der Kommunikation mit anderen markiert werden soll. Zur zweiten Klasse werden Phraseme gezählt, deren Funktion darin besteht, dass sie die Kommunikation steuern; vorrangig verwendet man sie in gesprochener Sprache, vgl. Nicht wahr?, ich meine/denke, siehst/verstehst du?; nach meiner Meinung, ich meine. Man spricht hierbei generell darüber, dass bestimmte Typen von Phrasemen gesprächssteuernde Funktionen haben Idiomatizität Das Merkmal der Idiomatizität ( Idiomatizität) gilt traditionell als Hauptkriterium zur Unterscheidung zwischen phraseologischen und freien Wortverbindungen. Während sich die Ersteren durch eine phraseologische, idiomatische (auch figurative, metaphorische, übertragene) Bedeutung ausweisen würden, hätten die Letzteren eine wörtliche (auch literale, direkte, konkrete, freie) Bedeutung, vgl. ein schiefes Gesicht machen 'missvergnügt schauen' (phraseologische Wortverbindung) ein schönes Gesicht haben (freie Wortverbindung). Die Eigenschaft der Idiomatizität (griech. idioma Eigentümlichkeit, Irregularität ) meint also die Tatsache, dass bei der Mehrzahl der Phraseme ihre phraseologische Bedeutung aus der Summe der Bedeutungen einzelner Bestandteile (Komponenten) nicht erschließbar ist. Es 15

17 handelt sich also um die Umdeutung, semantische Transformation aller oder einzelner Komponenten der jeweiligen Phrasem-Struktur, vgl. nur Bahnhof verstehen 'nicht richtig, überhaupt nichts verstehen' (eine umgedeutete Komponente) keine Rose ohne Dornen 'auch bei der schönsten Sache gibt es Nachteile' (alle Komponenten sind umgedeutet). Erst die feste Verbindung der Komponenten ergibt eine neue, ganzheitliche phraseologische Bedeutung. Man sieht, dass ein irreguläres Verhältnis zwischen der Bedeutung einzelner Komponenten und der ganzheitlichen Phrasem-Bedeutung besteht. Die reguläre, phrasemexterne Bedeutung des Wortes Bahnhof und die ganzheitliche Bedeutung des Phrasems nur Bahnhof verstehen stehen in einer unvereinbaren Beziehung zueinander. Bei vielen Phrasemen ist jedoch die semantische Verknüpfung einzelner Komponenten sowohl regulär als auch irregulär; vgl. folgende Beispiele, bei denen sowohl eine wörtliche als auch eine phraseologische Lesart möglich ist: jm. den Zahn ziehen: 'durch Ziehen entfernen' vs. 'jdn. eine Illusion nehmen, jn. ernüchtern' goldener Käfig: 'Käfig aus Gold' Komforts' vs. 'Unfreiheit, Gebundenheit trotz großen Wohlstands, auf dem Sand sitzen: 'auf der feinkörnigen, lockeren Substanz sitzen' weiterkönnen' vs. 'nicht mehr etw. an die Wand malen: 'etw. (Bild, Skizze) an die Wand malen' vs. 'etw. als Bedrohung voraussagen od. behaupten'. Die Phraseologie- und Semantikforschung sprechen hierbei über die semantische Ambiguität ( Ambiguität). Sehr oft wird diese Eigenschaft bei gelegentlichen (okkasionellen) kreativspielerischen textuellen Gebrauchsweisen der Phraseologie ausgenutzt, vgl. Beim Zahnarzt: Nun mach den Mund schön weit auf und beiße die Zähne zusammen! Der Ober zum Bier trinkenden Gast: Warum schließen Sie denn beim Trinken immer die Augen? Der Arzt hat gesagt, ich soll nicht zu tief ins Glas gucken. 16

18 Betrachtet man den phraseologischen Bestand einer Sprache vor dem Hintergrund der semantischen Umdeutung, so stellt man fest, dass diese entweder alle oder nur einige bzw. keine Phrasem-Komponenten betrifft. So wird zwischen vollidiomatischen, teilidiomatischen und nichtidiomatischen Phrasemen unterschieden. Vollidiomatische Phraseme sind Phraseme, bei denen alle Komponenten umgedeutet sind und die keine wörtliche Lesart zulassen. Die phraseologische Bedeutung lässt keinen direkten Zugang zu den phrasemexternen Bedeutungen einzelner Komponenten und eine eventuelle wörtliche Interpretation führt zu absurden Bedeutungsinterpretationen, vgl. mit allen Wassern gewaschen sein 'sehr gerissen sein, alle Tricks kennen' jm. zu Kopf steigen 1. 'benommen, leicht betrunken sein', 2. 'jn. eingebildet, überheblich machen' aus der Haut fahren 'wütend, werden'. Derartige Phraseme werden als unmotiviert, intrasparent, opak bezeichnet; die wörtliche Bedeutung einzelner Komponenten erlaubt keinerlei Rückschlüsse auf die jeweilige phraseologische Bedeutung. Teilidiomatische Phraseme sind Phraseme, bei denen einige Komponenten umgedeutet sind und andere noch wörtliche Lesart zulassen, vgl. eine Fahrt ins Blaue 'Ausflugsfahrt ohne ein festgelegtes Ziel' faul wie die Sünde 'sehr faul' etw. auf die lange Bank schieben 'etw. aufschieben, hinauszögern'. 17

19 Derartige Phraseme werden als teilmotiviert bezeichnet; die behaltene wörtliche Bedeutung einzelner Komponenten erlaubt Rückschlüsse auf die jeweilige phraseologische Bedeutung. Nichtidiomatische Phraseme sind Phraseme, bei denen wir keine Umdeutung einzelner Komponenten feststellen können, vgl. gesammelte Werke 'Gesamtheit dessen, was jemand in schöpferischer Arbeit hervorgebracht hat' öffentliche Meinung 'im Bewusstsein der Allgemeinheit vorherrschende Auffassungen hinsichtlich bestimmter (politischer) Sachverhalte' gesunder Menschenverstand 'der normale, klare Verstand eines Menschen'. Solche feste und mehrgliedrige Wortverbindungen, die wohl auch mit fehlender Idiomatizität als Wortschatzeinheiten aufgefasst werden können, werden erst in der neueren Forschung zur Phraseologie im weiteren Sinn gezählt und oft unter der Bezeichnung Kollokation behandelt ( Kollokation). Dadurch wird zugleich klar, dass das Merkmal der Idiomatizität nicht mehr als unentbehrliches Merkmal der Phraseologie verstanden wird. So legen wir mit Donalies (2009, 22) fest, dass Phraseme idiomatisch sein können, jedoch nicht unbedingt idiomatisch sein müssen. Die Annahme von Idiomatizität als grundlegender Eigenschaft der Phraseologie ist in mehrerer Hinsicht fraglich. Nennen wir nur die wichtigsten Problemstellungen: - durch die Linguistik (und Philosophie) werden recht verschiedene Auffassungen vertreten, was eine wörtliche bzw. nichtwörtliche (idiomatische, übertragene, metaphorische) Bedeutung sei - die Idiomatizität ist nicht nur auf die phraseologische Redeweise beschränkt, denn vielmehr gelten Metaphern als allgemeinsprachliche Phänomene (Donalies 2009, 22ff.) 18

20 - man kennt bisher keine zuverlässigen Methoden zur Bestimmung der Unmotiviertheit bzw. Undurchsichtigkeit. Auch wenn wir bei der traditionellen Idiomatizitätsvorstellung bleiben, müssen wir festhalten, dass das Merkmal der Idiomatizität eine graduell ausgeprägte Eigenschaft der Phraseme darstellt. Der jeweilige Idiomatizitätsgrad hängt damit zusammen, inwiefern einzelne Phrasem-Komponenten noch eine wörtliche Lesart zulassen bzw. inwieweit einzelne Phrasem-Komponenten umgedeutet sind Lexikalisiertheit und Reproduzierbarkeit Werden Phraseme als ganzheitliche Lexikon-Einheiten aufgefasst, so gilt es, dass sie statusmäßig mit Einwortlexemen vergleichbar sind, sie sind also Lexeme. Das bedeutet weiterhin, dass man sie im Sprachgebrauch nicht immer wieder neu produziert, sondern dass man sie als vorher bestimmte feste Wortverbindungen reproduziert, wiederholt. Das Merkmal der Lexikalisiertheit ( Lekalisiertheit) meint also die Tatsache, dass Phraseme als relativ feste syntaktisch-semantische Einheiten im Lexikon einer Sprache ganzheitlich gespeichert sind und dass die Mehrheit der Sprecher dieser Sprache sie als solche erkennt (Palm 1994, 36). Das Merkmal der Reproduzierbarkeit ( Reproduzierbarkeit) ergibt sich folgerichtig aus mehreren bisher besprochenen Phrasem-Eigenschaften: reproduziert werden feste Wortverbindungen mit Lexem-Status. Das bedeutet weiterhin, dass Phraseme in vergleichbarer Weise wie Einzellexeme in frühen Spracherwerbsphasen erworben und im Sprachgebrauch verwendet werden. (Zum Phrasem-Erwerb lesen sie ausführlicher in Kap. 4). Die hier besprochene Eigenschaft der Lexikalisiertheit soll allerdings nicht mit der lexikographischen Kodifiziertheit eines Phrasems gleichgesetzt werden. Die lexikographische Kodifiziertheit meint nämlich die Erfassung in einem lexikographischen Nachschlagewerk, etwa in einem Wörterbuch. Es stimmt zwar, dass Phraseme in den allgemeinen und speziellen Wörterbüchern vielfach dokumentiert, d.h. lexikographisch kodifiziert sind, allerdings besagt die Lexikalisiertheit eine gesellschaftlich akzeptierte Festigung im 19

21 Wortschatz einer Sprache, die nicht automatisch auch die Erfassung im Wörterbuch mit einbezieht. 1.2 Phrasem und Phraseologie Nachdem wir die wichtigsten phraseologischen Eigenschaften (Polylexikalität, Stabilität, Idiomatizität, Lexikalisiertheit und Reproduzierbarkeit) kurz erläutert und illustriert haben, können wir Phraseme wie folgt definieren: Phraseme sind relativ stabile (feste) Wortverbindungen. Ihr Umfang bewegt sich zwischen der phraseologischen Minimalstruktur (Verbindung von zwei Wörtern) und einer phraseologischen Maximalstruktur (satzwertige Wortverbindungen). Sie sind vorgegebene, vorgeprägte Wortschatzeinheiten mit Lexemstatus und konventionalisierter ganzheitlicher Bedeutung. Diese kann in der Regel nicht mit der Summe von Bedeutungen einzelner Bestandteile gleichgesetzt werden. In textueller Umgebung treten sie als syntaktisch-semantische Einheiten auf. Somit zählen folgende Beispiele zum phraseologischen Bestand der deutschen Sprache: Hand in Hand arbeiten, alle/beide Hände voll zu tun haben, von der Hand in den Mund leben, Wasser auf jmds. Mühle sein ein stilles Wasser, blinder Passagier, kalte Dusche, Liebe auf den ersten Blick gang und gäbe, fix und fertig, hie und da, Tag und Nacht eine Hand wäscht die andere, stille Wasser sind tief Reden ist Silber, Schweigen ist Gold Guten Tag, küss die Hand, da haben wir den Salat. Man sieht, dass sie sich sowohl formal-strukturell als auch semantisch-pragmatisch voneinander unterscheiden. In der Tat fasst man unter Phraseologie recht verschiedene Phänomene zusammen. Gegenwärtig beobachtet man sogar eine weitere Ausbreitung des 20

22 phraseologischen Gegenstandsbereichs, da aus der Sicht des konstruktivistischen Sprachverständnisses die Formelhaftigkeit in der Rede eine immer größere Rolle spielt. Um die stark heterogenen phraseologischen Bestände einzelner Sprachen systematisch und realitätsgerecht zu erfassen, wird in der Forschung zwischen einer engen und einer weiten Auffassung von Phraseologie unterschieden (u.a. Burger 2010, 14f.). Phraseologie im engeren Sinn umfasst satzgliedwerige Phraseme, die die Eigenschaft der Polylexikalität, Stabilität und Idiomatizität aufweisen; mitunter werden sie mit dem Fachausdruck Idiom benannt. Von den oben aufgezählten Beispielen gehören zu dieser Gruppe folgende: Hand in Hand arbeiten, alle/beide Hände voll zu tun haben, von der Hand in den Mund leben, Wasser auf jmds. Mühle sein; ein stilles Wasser, blinder Passagier, kalte Dusche, Liebe auf den ersten Blick; gang und gäbe, fix und fertig, hie und da, Tag und Nacht. Phraseologie im weiteren Sinn umfasst darüber hinaus auch pragmatische Phraseme (Routineformeln), Kollokationen, satzwertige vorgeprägte Konstruktionen (Sprichwörter, Antisprichwörter, geflügelte Worte, Slogans, sog. Mikrotexte u.ä.), vgl. pass mal auf, wie schon gesagt wurde; guten Tag, küss die Hand; da haben wir den Salat, verflixt noch mal!; eine Hand wäscht die andere, stille Wasser sind tief, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold; zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Artzt oder Apotheker u.a. Die formale und somit auch semantisch-pragmatische Vielfältigkeit führt zur Unterscheidung von nicht wenigen phraseologischen Teilklassen. Auf diese wird in Kap. 2 und 3 eingegangen. 1.3 Terminologie Im vorherigen Kap. wurde festgestellt, dass die Phraseologie einen äußerst heterogenen lexikalischen Bereich darstellt. Dementsprechend heterogen ist auch die Terminologie, die 21

23 auf verschiedenartige Forschungsansätze und Betrachtungsperspektiven zurückgeht. Die meisten Termini, die in der germanistischen phraseologischen Forschung mit unterschiedlicher Gewichtung in Gebrauch sind, haben einen griechisch-lateinischen Ursprung: - griech.-lat. phrasis 'rednerischer Ausdruck': Phrasem, Phraseologismus, Phraseolexem, Phrase, Phraseotextem, phraseologische Einheit - griech. idioma 'Eigentümlichkeit, eigentümlicher Ausdruck': Idiom, idiomatische Wendung/Redewendung, idiomatische Phrase, idiomatische Lexemkette u.a. Darüber hinaus sind in der deutssprachigen phraseologietheoretischen Literatur noch viele weitere Ausdrücke zu finden, mit denen man versucht, charakteristische phraseologische Eigenschaften hervorzuheben: - Polylexikalität: Phrasem, Phraseologismus, Satzlexem - Stabilität: feste Wortgruppe/Verbindung, festes Syntagma, fixiertes Wortgefüge, festgeprägter Satz - Idiomatizität: Idiom, idiomatische Wendung/Redewendung, idiomatische Phrase, idiomatische Lexemkette - ganzheitliche Semantik: Phraseolexem, Wortgruppenlexem, phraseologische Einheit. Inzwischen hat sich in der germanistischen Forschung der Terminus Phrasem durchgesetzt (analog zu Phonem, Morphem, Lexem), der als generischer Oberbegriff für den stark heterogenen Bestand phraseologischer Einheiten steht, die zum Forschungsgegenstand Phraseologie angehören. Der Ausdruck Phraseologie ( Phraseologie) hat zwei Bedeutungen: er bezeichnet die Forschungsdisziplin (in Übereinstimmung mit Morphologie, Lexikologie u.a.) und benennt zugleich den Gegenstand dieser Disziplin. 22

24 Aus der frühen phraseologischen und volkskundlichen Forschung sind die Termini Redewendung, Redensart, sprichwörtliche Redensart bekannt. Obgleich sie nach wie vor in Gebrauch sind (Duden 2013), werden sie hier nicht verwendet. In Konkurrenz zu Phrasem bzw. Phraseologie stehen die Ausdrücke Idiom und Idiomatik. Das Wort Idiom ( Idiom) ist zwar mehrdeutig; ursprünglich wurde es im Sinne von 'Dialekt, Mundart, Idiolekt' verwendet. Neuerdings kommt es auch in der Phraseologieforschung vor, jedoch ist er in der germanistischen deutschsprachigen Forschung viel seltener zu finden als im angelsächsischen Raum, wo er überwiegt (idiom). Nicht zuletzt ist im Rahmen der Terminologiedarlegung zu betonen, dass die vielen terminologischen Ausdrücke mit phras- nicht mit der pejorativen Bedeutung des Lexems Phrase als 'nichtssagende, inhaltsleere Redensart' zu vergleichen oder sogar gleichzusetzen sind. Weiterführende Literatur Zu den hier besprochenen Grundfragen der phraseologischen Sprach- und Forschungsbereichs können sie in mehreren grundlegenden Referenzwerken nachlesen, vgl. u.a. Burger/Buhofer/Sialm (1982), Palm (1997), Fleischer (1997), Donalies (2009) Burger (2010). Eine ausführliche und vertiefte Übersicht über das gesamte phraseologische Forschungsfeld ist Burger et al. (2007). 23

25 2 Strukturen, Typen, Klassen INHALT UND ZIELE Dieser Kapitel setzt sich mit Prinzipien und Kriterien der Phrasem-Klassifikation auseinander. Dargelegt und mit zahlreichen Beispielen illustriert werden die wichtigsten Klassen und Sonderstrukturen, die man am Bestand der deutschen Phraseme beobachten kann. Wenn sie das Kapitel gründlich durcharbeiten, so werden sie die wichtigsten Klassen der deutschen Phraseme kennen. Dadurch werden sie auch bisher unbekannte Phraseme in den deutschsprachigen Texten besser identifizieren und interpretieren können. In Kap. 1 wurde betont, dass Phraseme ein sehr vielfältiges, heterogenes Bild zeigen und so ist es auch nicht einfach, sie systematisch zu erfassen. Mehrere verschiedene Kriterien und Prinzipien sind aus der bisherigen Phraseologieforschung bekannt, auf deren Basis phraseologische Klassen und Teilklassen festgelegt worden sind. Für die Zwecke dieses Kompendiums wird nachfolgend der Klassifikationsvorschlag von Burger (2010, 33ff.) in seinen wesentlichen Zügen übernommen und durch morphologisch-syntaktische Klassifikationskriterien ergänzt. Die Letzteren werden in Burger (2010) lediglich am Rande angesprochen und mit Recht auch problematisiert. Es zeigt sich nämlich, dass der vielfältige Bestand der deutschen Phraseologie sich nur mit der Festlegung ihrer morphologisch bedingten syntaktischen Eigenschaften nicht befriedigend erschließen lässt. Für das hier verfolgte Ziel, eine Basisübersicht über die formale Strukturiertheit der deutschen Phraseologie zu geben, werden sie jedoch als brauchbar angesehen. Bei den bisherigen Klassifikationsversuchen werden syntaktische, semantische und pragmatische Klassifikationskriterien miteinander kombiniert, allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung, sodass dementsprechend auch einzelne Klassen und Subklassen sich voneinander zum Teil unterscheiden. Man sieht, dass die phraseologische Ebene der Sprache im Vergleich mit der Wortbildung und Morphologie ein weniger ausgeprägtes System von Strukturtypen und Bildungselementen aufweist. Das führt 24

26 stellenweise zu mehrfachen bzw. unterschiedlichen Klassen-Zuordnungen und Übergangsbereichen, da eine klare Abgrenzung einzelner Phrasemtypen zum Teil nicht möglich ist. 2.1 Basisklassifikation nach Burger (2010) Betrachtet man Phraseme als sprachliche Zeichen, d.h. als formale, inhaltliche und funktionale Wortschatzeinheiten (Zeichen-Kriterium), so ergibt sich daraus eine erste klassifikatorische Unterscheidung: Referentielle Phraseme beziehen sich auf Objekte, Vorgänge, Sachverhalte, Begriffe der wirklichen und/oder der fiktiven Welt, vgl. grüne Minna, mit offenen Karten spielen, Mogenstund(e) hat Gold im Mund(e). Strukturelle Phraseme stellen grammatische Relationen her, vgl. in Bezug auf, sowohl als auch, entweder oder. Kommunikative Phraseme (pragmatische Phraseme, Routineformeln) helfen bei der Herstellung, dem Vollzug, der Beendigung kommunikativer Handlungen. Ihre Funktion ist zugleich ihre Bedeutung, sie gliedern den Text, steuern die Kommunikation u.ä., vgl. guten Morgen, ich denke, meiner Meinung nach, nicht wahr? hör mal, ich würde sagen, verflixt und zugenäht. 25

27 Referentielle Phraseme unterscheiden sich weiterhin in der allgemeinen Semantik (semantisches Kriterium). Sie sind entweder nominative Phraseme und bezeichnen Objekte bzw. Vorgänge (grüne Minna, mit offenen Karten spielen) oder propositionale Phraseme, die als satzwertige Aussagen über Objekte bzw. Vorgänge vorkommen (Mogenstund(e) hat Gold im Mund(e)). Beobachtet man die Klasse der nominativen Phraseme zusätzlich unter den syntaktischen Kriterien, so werden sie weiterhin zweigeteilt: sie sind entweder satzgliedwertig oder satzwertig/textwertig. Die Ersteren übernehmen im Satz die Funktion eines Satzgliedes oder Teilsatzgliedes, die Letzteren sind Sätze bzw. Texte. Unter Einbeziehung der semantischen Kriterien, die auf das Merkmal der Idiomatizität ausgerichtet sind, unterscheidet man zwischen voll-, teil- und nichtidiomatischen nominativen und propositionalen Phrasemen (vgl. hierzu Erläuterungen zum Merkmal der Idiomatizität in Kap. 1). Bei den nicht- bzw. schwachidiomatischen satzgliedwertigen Phrasemen handelt es sich in vielen Fällen um Kollokationen, phraseologische Fachtermini und onymische Wortverbindungen. 2.2 Nominative Phraseme: morphologisch-syntaktische Klassifikation Die morphologisch-syntaktische Klassifikation ist eine weit verbreitete (obgleich auch kritisierte, vgl. Burger 2010) Art der Klassifikation, wonach Phraseme in Bezug auf ihre potentiellen syntaktischen Funktionen unterschieden und gruppiert werden. Entscheidend für die Gruppenzuordnung sind die jeweilige Kern-Komponente des Phrasems und entsprechende syntaktische Funktionen sowie morphologische Paradigmen (Deklination, Konjugation). 26

28 In Bezug auf die Wortart der Komponenten, potentielle syntaktische Funktionen und morphologisches Paradigma unterscheidet man zwischen substantivischen, verbalen, adjektivischen und adverbialen Phrasemen. Nachfolgend werden einzelne Klassen kurz dargelegt und mit Beispielen veranschaulicht Substantivische Phraseme Die substantivischen Phraseme kommen im Satz als Subjekt, Objekt oder substantivisches Attribut vor; man nennt sie auch Nominal- bzw. Substantivphraseme. Der semantischsyntaktische Kern ist immer ein Substantiv, welches mit verschiedenen Attributen die phraseologische Wortverbindung bildet. Folgende syntaktische Strukturen deutscher substantivischer Phraseme kann man beobachten: - vorangestelltes adjektivisches Attribut + Substantiv (ein sehr produktives Modell), vgl. grüne Minna 'Transportwagen der Polizei'; blauer Brief 1. 'Kündigungsschreiben', 2. 'Mahnbrief'; verbotene Früchte 'verlockende, aber verbotene Genüsse'; ein frommer Wunsch 'eine ehrenwerte, aber falsche Vorstellung, eine Illusion'; ein offenes Geheimnis 'etw., was zwar allgemein bekannt ist, offiziell aber noch geheim gehalten wird'; die letzte Stunde 'Todesstunde'; der kleine Mann 1. 'Durchschnittsmensch', 2. 'Penis'; der große/dicke Onkel 'der große Zeh'; eine Frucht der Liebe 'ein uneheliches Kind' - Substantiv + nachgestelltes adjektivisches Attribut (im heutigen Deutsch sehr selten, dazu grammatisch irregulär (unflektiertes Adjektiv), zum Teil veraltet), vgl. Forelle blau, Kaffee verkehrt, Röslein rot - Substantiv + Genitivattribut (nachgestellt), vgl. das Auge des Gesetzes 'die Polizei'; das Ei des Kolumbus 'eine überraschend einfache Lösung'; der Stein des Anstoßes 'die Ursache eines Ärgernisses'; die Spitze des Eisberges 'der offen liegende, kleinere Teil einer misslichen, üblen Sache, die in Wirklichkeit weit größere Ausmaße hat'; der Duft der großen, weiten Welt 'das Flair der Weltoffenheit, Freiheit, Unabhängigkeit' - Substantiv + Genitivattribut (vorangestellt, sehr selten), vgl. 27

29 des Pudels Kern 'die eigentliche verborgene Ursache' - Substantiv + präpositionales Attribut, vgl. Hans in Glück 'ein Glückspilz'; Halbgötter in Weiß 'Ärzte'; ein Fels in der Brandung 'jm., der unerschütterlich, unbeirrt ist'; eine Fahrt ins Blaue 'Ausflugsfahrt, bei der das Ziel nicht vorher festgelegt wurde'; das Tüpfelchen auf dem i 'die letzte, alles abrundende Kleinigkeit' - Substantiv + Substantiv, vgl. ein Häufchen Elend/Unglück 'ein sehr unglückliches, in trostlosem Zustand befindliches Wesen'; ein Funken Hoffnung 'ein/sehr wenig Hoffnung'. Einige substantivische Phraseme kennen alternative gleichbedeutende substantivische Komposita; so existieren parallele Benennungen mit der Struktur einer Wortgruppe bzw. eines komplexen Wortes, vgl. schwache Stelle / Schwachstelle; schwarzer Markt / Schwarzmarkt; frisches Gemüse / Frischgemüse; frische Luft / Frischluft, jedoch ist das eher selten der Fall. So kann man eine derartige durch die Wortbildung gegebene Möglichkeit bei folgenden Beispielen nicht beobachten, vgl. Sozialversicherung soziale Versicherung; Leichtathletik leichte Athletik; Blindpassagier blinder Passagier. Substantivische Phraseme zeichnen sich durch unterschiedliche Grade der Idiomatizität aus: sie sind vollidiomatisch (der Stein des Anstoßes, das Auge des Gesetzes), teilidiomatisch (eine Fahrt ins Blaue) oder nichtidiomatisch. Unter den nicht- bzw. schwachidiomatischen substantivischen Phrasemen finden sich viele Fachtermini, vgl. spitzer Winkel, arithmetisches Mittel, semiotisches Dreieck, kritischer Rationalismus; helles/dunkles Bier, grüne Bohnen, rote Rübe etc. und ebenso onymische Phraseme, also Phraseme, die als Eigennamen fungieren, vgl. Schwarzes Meer, Bayrischer Wald, Pannonisches Becken. 28

30 Dazu kommen noch Kollokationen (belegtes Brötchen, gesammelte Werke, blaues Meer) Verbale Phraseme Die verbalen Phraseme kommen im Satz als Prädikat vor. Sie sind zahlenmäßig stark vertreten und in ihrer formalen Struktur vielfältig. Sie stellen den Kern des phraseologischen Bestandes aus; nach einigen Zählungen sollten etwa 75 % aller satzgliedwertiger deutscher Phraseme verbale Phraseme sein (Földes/Kühnert 1990, 16). Der syntaktische Kern ist immer ein Verb, welches durch Substantiv-/Adjektiv-/Adverbial-/Verbalgruppe erweitert werden kann. Folgende Strukturmodelle verbaler deutscher Phraseme sind bekannt: - Substantiv/Substantivgruppe + Verb die/seine Karten aufdecken 'seine wahren Absichten, Pläne erkennen lassen'; sein blaues Wunder erleben 'eine große, unangenehme Überraschung erleben'; reinen Tisch machen 'eine Angelegenheit bereinigen, in Ordnung bringen'; tauben Ohren predigen 'mit seinen Ermahnungen nichts erreichen'; eine lange Leitung haben 'schwer begreifen'; den Boden unter den Füßen verlieren 'die Existenzgrundlage, den Halt verlieren'; die Katze im Sack kaufen etw. ungeprüft übernehmen, kaufen'; den Nagel auf den Kopf treffen den Kernpunkt einer Sache in einer Äußerung treffend erfassen'; ein Haar in der Suppe/in etw. finden 'an einer sonst guten Sache etwas entdecken, was einem nicht passt, was zu kritisieren ist'; jm. die Leviten lesen 'jn. wegen eines tadelnswerten Verhaltens gehörig zurechtweisen'; jmdm. einen Bären aufbinden 'jm. etwas Unwahres so erzählen, dass er es glaubt'; jn. unter die Arme greifen 'jn. in einer Notlage helfen'; etw. aus dem Ärmel schütteln 'etw. mit Leichtigkeit schaffen, besorgen'; auf seine Kosten kommen ' in seinen Erwartungen zufriedengestellt werden'; von Pontius zu Pilatus gehen/laufen in einer Angelegenheit viele Wege machen, von einer Stelle zur anderen gehen'; vom Regen in die Traufe kommen 'aus einer unangenehmen Lage in eine noch unangenehmere geraten' - Adjektiv/Adjektiv-/Adverbialgruppe + Verb langsam schalten schwer begreifen ; zu kurz kommen 'zu wenig berücksichtigt werden, benachteiligt werden'; fest im Sattel sitzen 'eine sichere, ungefährdete Position inne haben' - Verb/Verbalgruppe + Verb 29

31 baden gehen 'keinen Erfolg mit etw. haben, mit etw. scheitern'; kein Wässerchen trüben können 'harmlos sein'; die Engel im Himmel singen hören 'von Schmerzen fast umkommen, starke Schmerzen empfinden'; etw. nicht wahrhaben wollen 'etw. nicht zugestehen, bemerken wollen' Adjektivische Phraseme Die adjektivischen Phraseme sind Phraseme, deren syntaktischer Kern immer ein Adjektiv ist. Im Deutschen sind sie relativ schwach vertreten; es überwiegen Strukturen mit dem Part. II bzw. komparative Phraseme und Paarformeln (die Letzteren werden unter Phraseologischen Sonderstrukturen (Abschnitt 2.3) gesondert besprochen), vgl. frisch/neu gebacken 'in einer Situation neu'; kurz angebunden 'unfreundlich und abweisend'; schwer/langsam von Begriff 'schwer/langsam auffassen'; dünn/dick gesät 'selten/häufig vorkommend'; gut/schlecht/knapp bei Kasse 'reichlich/wenig Geld haben'; hungrig wie ein Wolf 'sehr großen Hunger haben'; klar wie Kloßbrühe/dicke Tinte/dicke Suppe 'sich von selbst verstehen, völlig klar sein'; schlicht und einfach 'ganz einfach, ohne Umstände (gesagt)'; ganz und gar 'völlig'. Beobachtet man ihr Satzvorkommen, so stellt man schnell fest, dass sie in der Verwendung eingeschränkt sind. Sehr selten kommen sie in der syntaktischen Funktion eines Attributes vor, vgl. gut gepolstert 'wohlbeleibt, mit viel Geld': ich kenne eine gut gepolsterte Dame; viel öfter werden sie nämlich nur prädikativ bzw. adverbial verwendet, vgl. diese Dame ist gut gepolstert. Diese syntaktische Gebrauchsrestriktion erschwert die klassifikatorische Unterscheidung zwischen adjektivischen und adverbialen Phrasemen (was aber auch aus der Morphologie des Adjektivs bzw. Adverbs bekannt ist). 30

32 2.2.4 Adverbiale Phraseme Die adverbialen Phraseme sind Phraseme mit der syntaktischen Funktion eines Adverbs; im Satz treten sie somit als adverbiale Bestimmungen auf. Ihre formalen Strukturen sind vielfältig, es überwiegen präpositionale Konstruktionen, vgl. - Präposition + Substantiv auf Anhieb 'sofort, gleich zu Beginn'; auf Zeit 'befristet'; ohne/von Belang 'von großer/kleiner Bedeutung; zu Hause 'daheim'; im Handumdrehen 'überraschend schnell, schon im nächsten Augenblick'; in der Tat 'tatsächlich'; um ein Haar 'fast, beinahe'; - Präposition + attributiv erweitertes Substantiv mit der linken Hand 'ohne Anstrengung, völlig mühelos'; unter freiem Himmel 'im Freien ; auf jeden Fall 'unbedingt, ob so oder so'; unter vier Augen '(in Bezug auf ein Gespräch) zu zweit, im Vertrauen, ohne Zeugen'; - Präposition + Substantiv + Präposition von Hause aus 1. 'von der Familie her', 2. 'von Natur aus'; von klein auf 'von Kindheit an'; von Kopf bis Fuß 1. von oben bis unten', 2. 'völlig' - Präposition + Adverb/Adjektiv für gewöhnlich 'üblicherweise'; in bar 'in Form von Geldscheinen oder Münzen' ; im Voraus 'schon vorher'. 2.3 Besondere Strukturtypen nominativer Phraseme Im Folgen werden zwei Strukturtypen nominativer Phraseme dargelegt, die sich durch syntaktisch-strukturelle und semantisch-pragmatische Besonderheiten auszeichnen; es sind phraseologische Paarformeln, komparative Phraseme und phraseologische Teilsätze. 31

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