Die Kupfertäfelchen A und B (Überblick)

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Irmela Fried
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1 Die Kupfertäfelchen A und B (Überblick) Tafel A und B von Asko Parpolas 1975, Erfassung der Kupfer-Täfelchen = Tierbilder und Legenden dazu, entscheidend für die Entzifferung.

2 Indus Script Deciphering Table A + B of Asko Parpola's 1975, survey of Copper Tablets = animal pictures and legends, essential for deciphering.

3 Entzifferung Indusschrift / Tafel A Prajä-pati = Schöpfer

4 Entzifferung Indusschrift / Tafel B Hier Teil B der Liste von Tierbildern auf Kupfertäfelchen (mit Legenden) die der Finne Asko Parpola 1975 veröffentlichte. Er sah zu Recht in dieser (A und B)-Liste eine Chance für die Entzifferung.

5 Wie man die Sprache der Texte ermittelt Einige Musterfälle (Skt. = Sanskrit, Heilige Sprache Indiens) (1) Interessant ist immer ein chronologischer Bericht zum Ablauf einer Entzifferungsarbeit (im vorliegenden Fall begann sie am 2. August 1994). Vorab wurden wesentliche Teile des Berichts in der Zeitschrift EFODON-SYNESIS Nr. 5/1994 und 6/1994 veröffentlicht. Die größte Rolle spielt für den Anfang der zweisprachige Schlüssel, unter verschiedenen Gesichtspunkten auf den folgenden Seiten präsentiert, nämlich die Schrifttäfelchen, die uns das Bild eines Tieres, jeweils mit einer Legende, zeigen. (2) Hier zunächst einige Bemerkungen zur Vorgangsweise, um herauszufinden, in welcher Sprache die Schreiber dachten und schrieben. Harald Haarmann (1991, 2. Aufl., Universalgeschichte der Schrift, 576 ff., Campus-Verlag Frankfurt/New York) hat auf Seite 164 eine Liste von etwa 45 Digrammen (= Kombinationen von zwei Zeichen) zusammengestellt, die besonders häufig vorkommen, sei es in den Siegel -Texten, sei es in den Tierbildlegenden. (3) Drei dieser Digramme verdienen besondere Beachtung, denn sie erscheinen als Teil der Legenden zu den Tierbildern. Hier sind sie: Ein Blick auf die Tierbildliste (es handelt sich um zwei Seiten, A und B, erstellt von dem Finnen Asko Parpola, veröffentlicht in JRAS Journal of the Royal Asiatic Society, 1975, S ), ausgewählt aus 400 Kupfertäfelchen. Anzahl von Zeilen für A: (1) bis (16), für B: (17) bis (38) verrät zweifelsfrei: A) erscheint in Position (20) betreffend Schaf/Schafbock (7 gleichartige Täfelchen existieren). B) erscheint in Position (9) betreffend Kuh oder Bulle (2 gleichartige Täfelchen gibt es). C) erscheint in Position (33) betreffend Schlange (4 Kupfertäfelchen dieser Art gibt es). (4) Es gibt nur eine Sprache in der Welt, die einen geeigneten Satz von Tiernamen aufweist, Namen, die im Anlaut gleichartig sind, nämlich Sanskrit, mit u-ra Schaf, u-kşa Bulle, und u-ranga (= Skt. Uramga) Schlange (= Brustgeherin). (5) Sanskrit ist in keiner Weise abwegig. Viele indische Gelehrte halten die Induskultur für eine Frühform ihrer eigenen. Mit den jetzt gewonnenen vier Zeichenwerten gilt es nun weiter zu arbeiten. (6) Die Position (11) fällt noch unter Kuh/Bulle. Auch hier ist das Zeichen Nr. 1 das u- =. Das dritte Zeichen ist ra = II. Wenn wir nun an den äußerst wichtigen Kuh-Euter denken ( Skt. udhar), dann ergibt sich zwanglos u-dha-r (a), pars pro toto, Euter = Kuh. (7) Das berühmte Paśu-pati-Siegel = Herr der Tiere, im Sitz mit gekreuzten Beinen, umgeben von Tieren (siehe Seite 1 des chronologischen Berichts) lässt an alle

6 (Tiere) denken, Skt. viśva. Hier Indus gleich vi-śi-va. Erinnert sei an Griech. Linear-B: euphonisches i- in ti-ri-po-da für tri-pod- tripod/dreifuß. (8) Mit dem vermuteten = śi lässt sich Position (2) klären: II = śi-ra = Skt. sira- Kopf, zeigt doch das dazugehörige Bild ein Fabeltier, dessen Kopf Schafshörner trägt und einen Rüssel hat. Skt. heißt sowohl Rüssel als auch Elefant Hand, hasta, hastin. Das Handbild mit śi-ra Kopf ergibt somit Elefanten-Kopf, folglich ist die andere Legende = Schafskopf. Das Zeichen Schaf, gelesen Skt. avi, werden wir später in Rebus-Verwendung auch lautlich bestätigt bekommen. Die Nebenform hat den systemkonformen Wert ava. Seit über hundert Jahren hat man in der ganzen Welt vergeblich versucht, die Indusschrift zu entziffern. Auch der Versuch, es mit Computern (um 1975) zu schaffen (J. Knorozov, Leningrad; A. Parpola, Finnland) ist gescheitert. (9) Das avi- Schaf -Zeichen findet sich wieder unter Position (17). Wie könnte es anders sein, denn die Position bzw. Zeile behandelt ja das Schaf. (10) Doch es geht noch weiter. Bei den Positionen, die den Hund (24-) behandeln, erscheint das Schaf-Zeichen gleichfalls. Man denkt an den Hund als Gehilfe des Hirten bei der Bewachung von Schaf- und Ziegenherden. Es drängt sich auf, II (30) zu lesen als Schafe und Ziegen, Skt. avi āt aja, wobei auch der -Wert aja in der Folge dadurch bestätigt wird, dass er bei Rebus-Schreibung Verwendung findet. (11) Vor Schafe und Ziegen (30) stehen noch die drei Zeichen, die entweder Hund oder Wächter bedeuten dürften. In der indoiranischen Avesta-Sprache gibt es eine Kombination Wächter/Schaf, deren Identität mit dem Lateinischen schon vor 100 Jahren Erstaunen auslöste. Im Indoeuropäischen (IE, rekonstruierte Grundsprache) gibt es *servos Wächter, Diener, auch Hund. Im Skt. ist sarva- Wächter ausgestorben. Avesta hat lautgerecht haurva- (älter *harva-, *sarva-). Sumerisch ur Hund, Diener stammt natürlich von älterem *haura- ab. Da wir bereits aus (7) oben das Zeichen va ermittelt haben, können wir als *sar-va Wächter mit einiger Sicherheit vermuten. Es passt zur Industal-Sprache, die ja älter als Sanskrit ist, und besagtes sar-va- noch nicht verloren hatte. Das noch zu erklärende allererste Zeichen u- dürfte hier die Interjektion oh! sein, im Sanskrit als u! belegt. IE also: *servos owi et ago = Wächter von Schafen und Ziegen. IE *ag- Ziege steckt auch noch im Griech. aig- (Ägina = Ziegeninsel). (12) Dass das Zeichen für und = II den Lautwert at hat, wird bewiesen durch seine Rebus-Verwendung in śa-at II 100 (Skt. sata-) oder in śi-at es sei in Beschwörungstexten, = II. Dazu vgl. Alt-Latein siēt es sei, Skt. syāt (optativ) es sei. (13) Ein wichtiger Begriff entging der Aufmerksamkeit früherer Möchtegern-Entzifferer. Ich meine die Position (4) Elefant. Im Altpersischen heißt das Elfenbein piruš; Varianten davon wie piru, pilu bedeuten im Akkadischen Elefant. Arabisch hat fil Elefant. Bei sorgsamer Betrachtung der Silbenzeichen der Indusschrift stellt man zwischendurch eine wichtige methodische Strukturierung fest. Sie geht von der Reihe a, u, i aus. Silben mit i-vokal haben vier Strichelchen, die mit u-wert zwei oder drei. Wir haben bereits II = ra aus śi-ra Kopf, u-dha-ra Euter, u-ra Schaf. Im Elefantenwort

7 III lassen wir das anfängliche vi zunächst unberücksichtigt. Was dann folgt, müsste pi sein. Alsdann folgt III = ru, passt zu II ra; ein IIII ri wurde später auch mehrmals gefunden. Für das restliche ist ṣa (sprich scha) anzusetzen. Auch dieses scha-zeichen ist zur Serie ausgebaut: ṣa ṣu ṣi Übrigens hat auch pi seine verwandte Grundstufe: )) pa. Somit III pi-ru-ṣ (a) = Elefant. (14) Der ṣa-wert ist auch enthalten in proto-ii (= proto-indo-iranisch) uṣa Ohr. Bei Position (12) Hase finden wir drei uns nunmehr bekannte Zeichen wieder: *ranga-ru-ṣa (ranga siehe Absatz (4) u-ranga Schlange ). IE langar- -uso-,schlaff-ohr findet sich auch im Griech. langar-o(u)s-, lag-ous Hase wieder. Indus also rangar- -uṣa, syllabisch ranga-ru-sa. (15) Wir werden beobachten, dass alle auf der Grundlage eines Fischbildes entwickelten Zeichen mit Sibilanten (Zischlauten) beginnen. śi, sar(a), śa, śu und śri (= schön ). In der Hasen-Position (12) erscheint prompt auch śa, Abkürzung aus Skt. śaśa Hase. (16) Das ist für den Anfang genug. Mithilfe der Zeichentafel, die hier beiliegt, lassen sich Nachprüfungen anstellen. Als Schrift einer Hochkultur hat die Indusschrift, so wie bei uns heutzutage, viele Sonderzeichen: für Naturelemente, Götter, Helden (z. B. Rama, der Bogenbrecher).

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