DIE MERKZEUGKISTE HANDOUT FÜR DIE SPRACHWERKSTATT

Transkript

1 DIE MERKZEUGKISTE HANDOUT FÜR DIE SPRACHWERKSTATT Mit diesen Tipps haben Sie Werkzeuge in der Hand, um Ihre Stellenanzeige selbst zu verbessern. Viel Spaß beim Ausprobieren!

2 A. DER AUFBAU IHRER STELLENANZEIGE 1. Die Struktur Der erste Eindruck zählt. Nicht allein aus Schönheitsgründen, sondern vor allem für die Lesbarkeit. Ein klares Layout lädt den Betrachter ein. Die Augen springen beim Lesen, wie zum Beispiel in der Eye-Tracking-Studie von Jobware festgestellt wurde ( Geben Sie Ihren Anzeigen eine klare Struktur und erleichtern Sie die Lesbarkeit: durch getrennte Rubriken mit Zwischenüberschriften. 2. Der Job-Titel Klarheit vor Kreativität: Verwenden Sie im Job-Titel unbedingt Begriffe, die der Zielgruppe bekannt sind. Der Grund: Die passenden Kandidaten müssen den Jobtitel als Suchbegriff eingeben sonst wird Ihre Anzeige nicht gefunden. Ein Beispiel: Ihre Institution sucht einen Menschen, der Einsparpotenziale erkennen soll in Fachkreisen oft kreativ Lean Facilitator genannt. Die meisten Kandidaten werden bei der Stellensuche jedoch nicht Lean Facilitator, sondern allgemein bekanntere Stellenbezeichnungen oder ihren Studienabschluss eingeben: zum Beispiel Wirtschaftswissenschaftler. Durch die falsche Titelwahl können Ihnen also viele passende Kandidaten durchs Netz gehen. Falls für Ihre Vakanz mehrere Abschlüsse und/oder Berufsbezeichnungen möglich sind, umso besser! Schreiben Sie in den Job-Titel genau diese Bezeichnungen. Denn auf diese Weise erreichen Sie bereits mit dem Titel eine große, aber zugleich passende Zahl an Interessenten. Direkt darunter können Sie Ihre kreative Bezeichnung platzieren: Wirtschaftswissenschaftler / Finanzexperte (m/w) als Lean Facilitator zum Aufspüren von Einsparungspotenzial gesucht. 3. Die Headline Die erste Einladung an Ihre Wunschkandidaten ist eine Headline: kurz, knackig, kreativ. Ein Beispiel: Sie suchen eine Kauffrau / einen Kaufmann für Büromanagement. Sie können natürlich schreiben: Kaufmann (m/w) gesucht! Mit einer kreativeren Variante dürften Sie jedoch besser auffallen: Hallo Kaufleute! Mit einem Job im öffentlichen Dienst können Sie immer rechnen! Das Besondere: Sie verbinden ein Arbeitgeberversprechen mit der Tätigkeit Ihrer Zielgruppe. Zugleich beweisen Sie mit einem Augenzwinkern eine positive Lockerheit. Außerdem sprechen Sie zugleich Frauen und Männer an, ohne umständliche (m/w)-zusätze verwenden zu müssen. Und den zentralen Begriff für die Suchmaschinen der Jobbörsen Kaufleute haben Sie ebenso integriert.

3 A. DER AUFBAU IHRER STELLENANZEIGE 4. Der Unternehmenstext Die Stellenanzeige ist die Bühne für Ihre Kandidaten: Schreiben Sie kurz und relevant über Ihr Unternehmen. Weiterführende Informationen sollten Sie auf Ihrer Karriere-Website bieten. Setzen Sie also einen entsprechenden Link! Der Unternehmenstext muss nicht für jede Position gleich sein. Einen Manager interessieren andere Informationen als einen Facharbeiter oder Auszubildenden. Passen Sie die Informationen im Unternehmenstext also gegebenenfalls an die ausgeschriebene Position an. Ihre Zielgruppe wird es Ihnen danken. 5. Das Profil fachlich und persönlich Sie suchen einen Menschen, der ins Team passt. Nutzen Sie den Profilbereich und unterscheiden Sie die fachlichen Anforderungen von den persönlichen Eigenschaften, die Sie von Ihren Kandidaten erwarten. Das mindert möglicherweise die Anzahl der Bewerbungen, spart Ihnen aber Zeit, Geld und Nerven für den Auswahlprozess. Ein gutes Qualifikationsprofil kommt mit fünf Aufzählungspunkten aus: 1. Studien- oder Ausbildungsabschluss, 2. Berufserfahrung, 3. Fachkenntnisse, 4. Soft-Skills, 5. Sonstiges (z. B. Reisebereitschaft oder Sprachkenntnisse). Beachten Sie, dass die Nennung selbstverständlicher Qualifikationen oftmals unnötig ist. Jede/r Controller/in arbeitet mit Zahlen und Excel-Tabellen. Überdenken Sie also, ob Sie in Ihrem Qualifikationsprofil Excel-Kenntnisse aufführen müssen. 5. Der Aufgabenbereich Viele Bewerber schrecken vor einschüchternden Tätigkeitsprofilen zurück. Und das zu Recht. Konzentrieren Sie sich auf die 5 bis 6 wichtigsten Aufgaben. Und priorisieren Sie diese in Ihrer Aufzählung: das Wichtigste zuerst, ein Nice-To-Have als letzten Punkt. Sie haben es mit einem sehr umfangreichen Tätigkeitsprofil zu tun, das schwer zu kürzen ist? Definieren Sie Oberbegriffe und fassen Sie verschiedene Aufgaben zusammen: zum Beispiel zu jeweils einem Punkt für Führungs-, Unterstützungs-, Planungs-, Koordinierungs- und Controlling-Aufgaben. 6. Was bieten Sie? Die besten Bewerber suchen sich den Arbeitgeber aus. Daher ist der Bereich Wir bieten nicht zu unterschätzen. Zeigen Sie hier ganz konkret, auf welche Vorzüge sich Bewerber freuen können, und verzichten Sie auf Allgemeinplätze. Überlegen Sie, welche Fortbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen und Benefits Sie bieten und was genau Sie für die Work-Life-Balance Ihrer Mitarbeiter tun. Seien Sie dabei so konkret wie möglich: Ein tolles Team mag zwar wichtig sein, wirkt aber im Zweifelsfall wie eine Plattitüde. Wenn Sie jedoch das tolle Team beschreiben oder ein Foto integrieren, kann sich jede Leserin und jeder Leser selbst ein Bild machen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Priorisieren Sie zudem Ihre Angebote. Einmal in der Woche frisches Obst für Ihre Belegschaft ist schön. Aber gehört es wirklich an die erste Stelle Ihrer Benefits?

4 A. DER AUFBAU IHRER STELLENANZEIGE 7. Call-to-Action In einer knackigen Handlungsaufforderung haben Sie Gelegenheit, Interessenten noch einmal emotional zur Bewerbung aufzurufen. Anstelle eines unpersönlichen Wir freuen uns auf Sie könnten Sie zum Beispiel schreiben: Sie haben beim Lesen ein gutes Gefühl? Stellen Sie es auf die Probe. Es wäre schade, wenn wir uns nie kennenlernen würden. 8. Ihre Karriere-Website Ihre Stellenanzeige ist eine Brücke zu Ihrer Karriere-Website. Hier sollten interessierte Bewerberinnen und Bewerber weitergehende Informationen über Ihr Unternehmen finden. Fehlt ein Link, kann das Interesse an Ihrer Behörde oder Institution rapide abnehmen. Eins wirkt jedoch noch negativer als gar kein Link: der Verweis auf eine schlechte Karriere-Website. Begreifen Sie Ihren digitalen Arbeitgeberauftritt als zentrale Recruiting-Schnittstelle: mit allen relevanten Informationen, einer klaren Struktur und der Möglichkeit, sich online zu bewerben. 9. Ihr Ansprechpartner Wer fragt, ist interessiert. Wer sich aber erst lange durchfragen muss, um Antworten zu erhalten, wird sich nicht mehr melden. Daher: Nennen Sie in Ihren Stellenanzeigen unbedingt einen persönlichen Ansprechpartner, der Fragen beantworten oder im Zweifel an die oder den Richtigen im Unternehmen verweisen kann.

5 B. DIE SPRACHE IN IHRER STELLENANZEIGE 1. Gendern Richtiges Gendern ist wichtig. Nicht nur, weil es richtig ist, Frauen wie Männer zugleich anzusprechen: Sie riskieren eine Abmahnung durch eine Kandidatin oder einen Kandidaten, wenn diese oder dieser sich benachteiligt fühlt. Weisen Sie mindestens einmal in der Stellenanzeige darauf hin, dass die Stelle sowohl für Frauen als auch für Männer frei ist. Damit sind Sie rechtlich auf der sicheren Seite. Unser Tipp: Entscheiden Sie sich für eine klare Gendersprache. Entweder durch den Zusatz (m/w) hinter jeder Job-Bezeichnung oder die getrennte Ansprache von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Software-Entwicklerinnen und Software-Entwicklern etc. 2. Adjektive Was ist ein attraktives Gehalt? Was ist ein tolles Team? Was sind vielfältige Möglichkeiten? Was sind flexible Arbeitszeiten? Genau: für jeden etwas anderes. Wenn Sie diese Worte nutzen, sagen Sie im Prinzip nichts aus. Nutzen Sie die geringe Zeit und den wenigen Platz in der Stellenanzeige für relevante, greifbare Inhalte, und formulieren Sie Ihre Versprechen möglichst konkret. 3. Aktive Verben Substantive sind starre Worte. Verben hingegen sind der Motor der Sprache und machen Texte und Inhalte erlebbar sie sind Tätigkeitswörter. Nehmen Sie diesen letzten Aspekt wörtlich: Nutzen Sie Verben, um Tätigkeiten zu beschreiben. Statt in Verbindung bringen schreiben Sie verbinden, statt auf den Grund zu gehen schreiben Sie ergründen. 4. Kurze Sätze Kurze Sätze erleichtern das Lesen: Eine Information pro Satz genügt. Schachtelsätze hingegen machen das Lesen kompliziert: Sie überfordern Ihre Bewerber, wenn Sie zu viele Informationen in einen Satz packen, der zudem noch schwer lesbar ist, und am Ende haben Sie das Ergebnis, das Sie aktuell beim Lesen erfahren, nämlich, dass niemand mehr weiß, worum es eigentlich geht, weil der Faden verloren gegangen ist, besonders weil die Aufmerksamkeitsspanne beim Lesen durch die Digitalisierung stark abgenommen hat, und es wäre doch schade, wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben, aber am Ende des Satzes niemand mehr bei der Sache ist. Schreiben Sie kurze Sätze. Artikulieren Sie klar, worum es geht. Nutzen Sie für den Aufgaben- und Profilbereich Bullet Points. So bringen Sie Ihre Botschaft in die Köpfe. Und so bleibt sie auch dort.

6 2018 Frank Haala / Jonas Nordholt für die KÖNIGSTEINER AGENTUR GmbH KÖNIGSTEINER AGENTUR GmbH Berlin Keithstraße 14 Telefon Telefax berlin@koenigsteiner.com HR Mannheim HRB Geschäftsführer: Ralf Kuncser