Andreas Boes, Steffen Steglich, Tobias Kämpf Globale Softwareentwicklung Erfahrungen aus zehn Jahren Forschung Beitrag zum 10. Internationalen Tag Interkulturelle Arbeitsplätze, Arbeitssituationen und Berufsbilder Hochschule München, 15. November 2013
Empirische Basis Aktuelle Projekte im Schwerpunkt Internationalisierung von Dienstleistungen Export IT Erfolgsfaktoren der Internationalisierung und der Exportfähigkeit von IT-Dienstleistungen (BMBF: 2005 2009) Offshoring und einen neue Phase der Internationalisierung von Arbeit (HBS: 2007 2010) GlobePro Global erfolgreich durch professionelle Dienstleistungsarbeit (BMBF: 2009 2013) Arbeit im Informationsraum Hochqualifizierte zwischen Kooperation und Konkurrenz (HBS: 2011-2013) IWP - IT Innovations- und Weiterbildungspartnerschaft zur Förderung der Qualifizierung von Beschäftigten in der IT-Branche (ESF: 2012 2014) Qualitative Erhebungen in Deutschland Indien Osteuropa (Bulgarien, Ungarn, Slowakei, Russland) USA Grundlage: Über 570 Interviews seit 2006 Globale Softwareentwicklung 2
Ausgangsüberlegungen Schnelle Ausbreitung globaler Produktionsstrukturen global integriertes Unternehmen, neue Phase der Globalisierung Intensivierung neuer Formen globaler Zusammenarbeit auf Arbeitsebene globale Projekte, Arbeit in globalen Verweissystemen Im Zentrum: Managementtätigkeiten, IT-Tätigkeiten, Forschung und Entwicklung, Beratung, Vertrieb IT-Branche als paradigmatisches Beispiel für Konzepte globaler Produktion Unterschiedliche Konzepte kreisen um die Frage: Wie können Beschäftigte in globalen Arbeitszusammenhängen erfolgreich kooperieren? Globale Softwareentwicklung 3
Agenda Informationsraum als Basis einer neuen Phase der Globalisierung Globales Produktionsmodell: Verlängerte Werkbank Globales Produktionsmodell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Fazit: Interkulturelle Konflikte sind nur die Spitze des Eisbergs Globale Softwareentwicklung 4
Unternehmen im globalen Informationsraum Globaler Informationsraum als neuer sozialer Handlungsraum Arbeit: Informationsraum als neuer Raum der Produktion Arbeitsmittel und -gegenstand im Netz IT-Prozesse und Informationssysteme strukturieren Arbeit in neuer Qualität Kommunikation im Informationsraum Öffentlichkeit (Bultemeier 2011) als komplementäre Handlungsebene Vernetzung und Globalisierung: Unternehmen als Teil global verteilter Wertschöpfungsketten Neues Potenzial der Nutzung geistiger Produktivkraft Globale Zusammenarbeit wird zunehmend Normalität Globale Softwareentwicklung 5
Agenda Informationsraum als Basis einer neuen Phase der Globalisierung Globales Produktionsmodell: Verlängerte Werkbank Globales Produktionsmodell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Fazit: Interkulturelle Konflikte sind nur die Spitze des Eisbergs Globale Softwareentwicklung 6
Modell: Verlängerte Werkbank Offshoremodell Slovakia Germany Hungary India Globale Softwareentwicklung 7
Modell: Verlängerte Werkbank Basis Fokus auf einfache, skalierbare Tätigkeiten Klare Hierarchien zwischen den Kooperationspartnern Modus der Binnenintegration Macht und Kontrolle In Aussicht gestellte Vorteile Kostensenkungen durch Mischkalkulation Akzeptanz der Belegschaften in Heimatstandorten soll durch hierarchische Beziehung verbessert werden Innere Widersprüche Blockierte Lernfähigkeit der Teams Aufwärtsspirale bei Kontrollmechanismen Mitarbeiterbindung in Offshore-Ländern fragil Fluktuation Globale Softwareentwicklung 8
Fallbeispiel: Verlängerte Werkbank Fall: Deutsch-indische Teams stoßen im Modus der verlängerten Werkbank auf starke Widersprüche Perspektive der deutschen Entwickler: indische Kollegen sind nicht loyal gegenüber dem Unternehmen liefern schlechte Qualität Perspektive der indischen Entwickler: deutsche Kollegen geben uns hauptsächlich niederwertige Tätigkeiten ab gängeln uns mit übermäßiger Kontrolle Scheinbar unvereinbare Positionen diese beruhen auf widersprüchlichen Interessen in einem fragilen Produktionsmodell Globale Softwareentwicklung 9
Agenda Informationsraum als Basis einer neuen Phase der Globalisierung Globales Produktionsmodell: Verlängerte Werkbank Globales Produktionsmodell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Fazit: Interkulturelle Konflikte sind nur die Spitze des Eisbergs Globale Softwareentwicklung 10
Modell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Germany Hungary Bulgaria USA Canada Israel China India Globale Softwareentwicklung 11
Modell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Basis Systemische Integration Informationsraum als Raum der Produktion Kooperation auf Augenhöhe Modus der Binnenintegration Vertrauen In Aussicht gestellte Vorteile Kollektive Lernschleifen in den Teams Skalierbarkeit und Austauschbarkeit der Ressourcen Grundproblematik Schaffung von Vertrauen in globalen Kooperationsbeziehungen Globale Softwareentwicklung 12
Fallbeispiel: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Fall: Deutsch-indische Teams ringen um ein vertrauensvolles Verhältnis in der Zusammenarbeit Auf dem Weg zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe Person wird durch Maßnahmen in der Zusammenarbeit erfahrbarer (z. B. auf Basis von Videokonferenzen, Teambuilding) Einzelne Mitarbeiter funktionieren als Mittler zwischen den Teams Bewusstes herstellen herrschaftsfreier Kommunikationsstrukturen Beispiele einer erfolgreichen Zusammenarbeit beruhen meist auf der Initiative einzelner Personen und weniger auf unternehmensweiten Organisationsstrategien Globale Softwareentwicklung 13
Agenda Informationsraum als Basis einer neuen Phase der Globalisierung Globales Produktionsmodell: Verlängerte Werkbank Globales Produktionsmodell: Kollaboratives Entwicklernetzwerk Fazit: Interkulturelle Konflikte sind nur die Spitze des Eisbergs Globale Softwareentwicklung 14
Fazit: Interkulturelle Konflikte sind nur die Spitze des Eisbergs Herausforderungen in der globalen Zusammenarbeit werden von den Beteiligten häufig als interkulturelle Differenzen wahrgenommen Unter der Oberfläche: Interkulturelle Konflikte sind aber häufig ebenso Ausdruck von... mangelndem Vertrauen in Personen an entfernten Standorten ungenügendem Empowerment Kooperation bei Konkurrenz und Wettbewerb neuen Unsicherheiten Damit Beschäftigte interkulturelle Kooperationen wertschätzen können, gilt es die Menschen mitzunehmen auf dem Weg in eine neue Phase der Globalisierung Interkulturelle Konflikte Neue Unsicherheiten Kooperation bei Konkurrenz und Wettbewerb Ungenügendes Empowerment Mangelndes Vertrauen in Personen an entfernten Standorten Globale Softwareentwicklung 15
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Weitere Informationen: PD Dr. Andreas Boes ISF München Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München +49 (0) 89 272921-0 http://www.globepro.de