Leitfaden. Unternehmensanalyse zur Vorbereitung der Einführung von Managementprozessen mit IT-Unterstützung in kleinen Unternehmen



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Transkript:

Web-Adresse: www.cc-emanagement.de Leitfaden Unternehmensanalyse zur Vorbereitung der Einführung von Managementprozessen mit IT-Unterstützung in kleinen Unternehmen Erstellt im Rahmen des vom BMWi geförderten Projektes Management von E- Commerce Autoren: Dr. Jörg Bode Dipl.-Ing. Roland Hallau tti Magdeburg GmbH

1. Ausgangssituation IT-Lösungen zur Unterstützung von Managementprozessen in Unternehmen sind in ausreichender Anzahl bekannt. Die Einführung derartiger Systeme ist mit hohen Kosten verbunden, die dadurch entstehen, dass häufig externer Beratungsbedarf notwendig ist, um die Strukturanpassung des Unternehmens zur effektiven Nutzung der eingesetzten Lösungen durchzuführen. Im Bereich kleiner Unternehmen ( Mitarbeiteranzahl < 50 ) ist die Nutzung derartiger Anwendungen in den meisten Fällen ausgeschlossen, da die Kosten und die strukturellen Voraussetzungen nicht zu realisieren sind. Andererseits ist die Nutzung von E-Business-Technologien (z.b. Nutzung von elektronischen Märkten, Ausschreibungsplattformen im Internet ) durch kleine Unternehmen eine Chance die Wettbewerbsposition zu stärken bzw. auszubauen. Mit dem Projekt Management betrieblicher Prozesse im Bereich E-Commerce soll ein Beitrag geleistet werden, kleine Unternehmen incl. Handwerksbetriebe in die Lage zu versetzen E-Business-Technologien, nutzen zu können. Dazu wird ein Modell für eine Datenbasis zur Steuerung der innerbetrieblichen Prozesse auf der Basis von Standardsoftware entwickelt. Anhand ausgewählter Lösungsvorschläge und deren Umsetzung in Pilotunternehmen werden hierfür die methodischen Ansätze erarbeitet und demonstriert. 2. Zielstellung des Leitfadens Zur Nutzung von IT-Lösungen für Managementprozesse ist die Analyse der im Unternehmen real vorhandenen Managementstrukturen und der darin integrierten Abläufe die wichtigste Voraussetzung. Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Berater der Kompetenzzentren für Elektronischen Geschäftsverkehr und gleich gelagerter Einrichtungen, die kleine Unternehmen in Fragen der Einführung von E-Business-Technologien unterstützen. Ziel dieses Leitfadens ist daher die Unterstützung des Beratungsprozesses im Bereich dieser Unternehmensanalyse. Darüber hinaus kann der Leitfaden auch durch Mitarbeiter mit Managementerfahrungen in den Unternehmen zur Selbstanalyse genutzt werden. 3. Unternehmensanalyse 3.1. Unternehmensmodel / -struktur ( Aufbauorganisation ) Kleine Unternehmen besitzen in der Regel keine oder nur Fragmente einer detaillierten Unternehmensstruktur. Dies drückt sich dadurch aus, dass mehrere Prozesse durch eine Person gleichzeitig bearbeitet werden. Durch die dadurch bedingte Vermischung der durchzuführenden Tätigkeiten ist eine strukturierte Betrachtungsweise im Rahmen einer Analyse sehr erschwert. Gerade im Bereich der kleinen Unternehmen besteht die Notwendigkeit einer prozessorientierten Analyse, d.h. die Analyse muss grundsätzlich ohne Berücksichtigung der konkret handelnden Personen erfolgen. Erfahrungen zeigen immer wieder, dass diese Betrachtungsweise in kleinen Unternehmen nur sehr schwer akzeptiert wird. Hilfestellung hiefür kann durch die Orientierung an einem Unternehmensmodell gegeben werden. Als Anlage 1 ist zunächst ein solches allgemeingültiges (stark vereinfachtes) Modell dargestellt.

Dieses dient als Ausgangspunkt zur Erstellung einer prozessorientierten konkreten Unternehmensstruktur, die im Lauf des Beratungsprozesses als erster Meilenstein erstellt wird ( siehe Beispiel Anlage 2 ). Anhand des erstellten Unternehmensstruktur erfolgt die Analyse der einzelnen Prozesse. 3.2. Unternehmensprozesse ( Ablauforganisation ) 3.2.1 Der Vertriebsprozess Der Vertriebsprozess ist der zentrale Unternehmensprozess. Er ist zuständig für die gesamte Arbeit und Betreuung des Kunden. In ihm werden die Kundenanforderungen ermittelt und in ihrer Realisierbarkeit durch das Unternehmen geprüft. Mit der Bestätigung (Annahme) eines Kundenauftrages werden In- und Outputparameter für die anderen Prozesse festgelegt. Der Vertrieb steuert somit den gesamten Durchlauf eines Kundenauftrages. Zur Verknüpfung mit den anderen Prozessen ist die klare und definierte Dokumentation des Kundenauftrages notwendig. Im Rahmen der Analyse ist deshalb die konkrete Vorgehensweise des Unternehmens im Vertriebsprozess zu erfassen, wobei die einzelnen Verantwortlichkeiten und die im Teilprozessschritt zu erfassenden Informationen von besonderer Bedeutung sind. Über sie wird dann das Prozessmodell in der IT-Struktur abgebildet. Vor allem das Nummerierungssystem bezüglich der Vergabe von Kunden-, Angebots-, und Auftragsnummern muss klar herausgearbeitet werden. Als Anlage 3 ist ein Beispiel dargestellt. Nach der Bestätigung des Angebotes durch den Kunden erfolgt eine nochmalige Prüfung des Vorgangs. Dies ist notwendig um Fristüberschreitungen, eventuelle nachträgliche Veränderungen durch den Kunden etc. umzusetzen. 3.2.2 Produktionsvorbereitung Mit der Vergabe einer Vertragsnummer bzw. einem internen Bestätigungsvermerk erfolgt die konkrete Produktionsplanung. Basis hierfür ist das Auslösen eines internen Auftrages durch den Vertrieb. Es erfolgt eine Detaillierung der Parameter des Auftrages gemäß dem in Anlage 4 dargestellten Beispiel. 3.2.3 Produktionsprozess Der Produktionsprozess stellt die Realisierung der im Kundenauftrag formulierten Anforderungen dar. Die einzelnen Produktionsergebnisse können entsprechend der vorhandenen konkreten Bedingungen eine Dokumentation erfordern ( Messwerte etc.). Die Fertigmeldung der Produktion löst das Ausstellen der kundenbezogenen Dokumentation (Lieferscheine, Rechnungen, weitere Auftragsunterlagen etc.) aus.

4. IT-Struktur des Unternehmens Mit der detailliierten Analyse des Unternehmens kann die Planung einer IT-Struktur stattfinden. Zur möglichst durchgängigen Anwendung von IT-Komponenten ist ein zentralisiertes Datenmodell nötig, auf das alle Prozesse aus ihrer Sicht zugreifen können. Die Mindestvoraussetzungen bestehen in einem Datenmodell zur Auftrags- und Fertigungsplanung verbunden mit der Überwachung der zur Verfügung stehenden Kapazitäten,das in Anlage 5 beispielhaft dargestellt wird.

Anlage 1: Allgemeines Unternehmensmodell (stark vereinfacht ) Unternehmen: Muster GmbH Geschäftsführung Kunde Lieferanten Marketing/ Vertrieb Produktion Personal/ Controling Beschaffung/ Lager Kooperationspartner interne Beziehungen externe Beziehungen Seite 5 von 10

Anlage 2: Beispiel für ein prozessorientiertes Unternehmensmodell Unternehmen: Muster GmbH Sekretariat Geschäftsführung Geschäftsführung Kunde Vertrieb Technik Kaufmänn. Bereich Angebote Produktion Forschung u. Entwicklung Konstruktion Buchhaltung (extern) Beschaffung Controlling Service/ Wartung Fertigungsleiter Steuerungen Schaltgeräte Monageleiter Projektierung Softwareentwicklung Material Leistungen Kooperationen Kooperationspartner Lieferanten Seite 6 von 10

Anlage 3, Blatt 1: Vertriebsprozess Dokumentation Eingang Kundenanfrage Kontaktdokumentation Angebotserstellung Nein bei Neukunden KundenNr. Angebotsdaten - AngebotsNr. - technisch - terminlich 2 Nein Ja Anlage eines Angebotsvorgangs durch Vertrieb Absage an Kunden Prüfung durch die Abteilungen Kapazitätspläne Fertigungspläne Beschaffungsunterlagen Produktion: - Terminisierung - personeller Aufwand - techn. Machbarkeit Abstimmung der Angebotsdaten Beschaffung: - Material - Leistungen - Kooperationen externe Preisabfragen 1 Seite 7 von 10

Anlage 3, Blatt 2: Vertriebsprozess Dokumentation 2 1 Erabeitung des Angebotes endgültige Prüfung Ja Angebotsübergabe -Termin -Wiedervorlage Übergabe des Angebotes an den Kunden Seite 8 von 10

Anlage 4: Produktionsvorbereitungsprozess Unternehmen: Muster GmbH Geschäftsführung Lieferanten Marketing/ Vertrieb Produktion Personal/ Controling Beschaffung/ Lager Kooperationspartner Beschaffung / Lagerwirtschaft Kundenauftrag Auftragsbestätigung -Leistungstermin - Leistungsbestätigung interner Auftrag Fertigungsplanung - Kapazitätten - Termine - Material Kontrolle Seite 9 von 10

Anlage 5: IT-Modell Vertrieb Produktion Auftragsplan Fertigungsplan Gesamtkapazität lfd. Angeb. Kapazit.- reserve Vertr. ruhend Vertr. in Fertigung Versand Lieferschein Controlling Rechnung Beschaffung/ Lagerwirtsch. Bestellungen Bestände Kooperationen Datenbasis Seite 10 von 10