Konflikte im Fahrdienst. Präventionsmaßnahmen der BVG. Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 26.Oktober 2010

Ähnliche Dokumente
Präventionsmaßnahmen gegen Übergriffe Dritter in Verkehrsunternehmen

Der Polizeipräsident in Berlin. Verhalten bei. Gewalt. und Aggression in der Öffentlichkeit

Wenn der Arbeitsplatz zum Tatort wird.

Betriebsinterne Erstversorgung und weitere Betreuung nach physischen und/oder psychischen Angriffen auf Busfahrer

Sicherheit auf den Sportanlagen und in den Fußballstadien Schulungs- und Informationsabend für Vereinsvertreter in den Bezirken des SBFV

Gewalt gegen Einsatzkräfte und Prävention

Gewalt gegen Rettungskräfte

Sucht und Gewalt aus Sicht der Polizei. Fachtag der Jugend- und Drogenberatungsstelle am 17. November 2017

Jugenddienst der Kantonspolizei St. Gallen

IM FADENKREUZ: GEWALT AM ARBEITSPLATZ JOHANNA KLÖSCH I

C h r i s t i a n - H ü l s m e y e r - S c h u l e

Gewalt gegen Rettungskräfte

Gewaltprävention an den Schulen Runder Tisch Landkreis Ostallgäu

Ergebnisse des abba-projektes

Bedrohungsmanagement an der TU Darmstadt. - Aufbau und Struktur - Dr. Mada Mevissen. Sozial- und Konfliktberatung an der TU Darmstadt

Gewalt am Arbeitsplatz. Wie Sie sich vor Übergriffen Ihrer Kunden schützen. Verhaltenstipps für Beschäftigte

Wege zur effektiven Gewaltprävention. Das Aachener Modell zur Reduzierung von Bedrohungen und Übergriffen an Arbeitsplätzen mit Publikumsverkehr

Informationen zum Thema Häusliche Gewalt. Frauenprojekte des Paritätischen Cuxhaven

INDIKATOREN ZU GEWALT UND VERGEWALTIGUNG IN DER PARTNERSCHAFT FÜR POLIZEI UND JUSTIZ

Polizeiliche Kriminalstatistik 2017

HESSISCHER LANDTAG. Diese Vorbemerkung vorangestellt, wird die Kleine Anfrage im Einvernehmen mit der Ministerin der Justiz wie folgt beantwortet:

Präventionsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Brennpunkt Wilhelmsplatz. Ein Projekt der Jugendhilfe Göttingen e.v.

Drucksache 17 / Kleine Anfrage Wahlperiode. des Abgeordneten Martin Delius (PIRATEN) Was macht die Polizei an Berliner Schulen?

Gewalt und Deeskalation am Arbeitsplatz

DGUV Lernen und Gesundheit

Entschließung des Bundesrates zur "Gewaltprävention für gefährdete Beschäftigte in Dienstleistungsberufen"

Geschlecht und häusliche Gewalttäter. Wer tut wem was an? Professor Dr Marianne Hester OBE. Zentrum für Geschlechts- und Gewaltforschung

Gewalt- und Aggressionerfahrungen als Thema der Gefährdungsbeurteilung

Berichte vom Überfall von Neonazis am 25. Juli 2008 in Marl

Polizeiliche Kriminalstatistik PolizeiinspektionGifhorn

Kriminalitäts- und Gewaltprävention zum Schutz älterer, pflegebedürftiger Menschen im häuslichen Bereich

Bearbeitungskonzept. Sexting, Cybermobbing etc. Mitgliederversammlung SKJP 18. März 2016 Regula Benz Maier Täter business24.ch.

Mobbing und Gewalt an Schulen. Schüler-Mobbing

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

ÜL-C Ausbildung. Prävention sexualisierter Gewalt im Sport

vom 24. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 18. September 2017) Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung in den Bezirken im Jahr 2016

Gewalt am Arbeitsplatz: Präventionskonzepte. Seminar: Occupational Health Psychology, SS 2014 Dozent: Dr. D. Windemuth Vortragende: Mandy Schönfeld

MENSCHENRECHTSBEIRAT. Gewalt in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung

Psychische Belastungen. Es reicht! Psychische Belastungen in der Ausbildung

Praktische Empfehlungen zum Umgang in gefährlichen Situationen insbesondere für Jugend- und Kindereinrichtungen im Rahmen der Aktion Noteingang

Ein Deeskalationsmanagement in einer Großeinrichtung einführen

15525/J XXIV. GP. Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich. Anfrage

Wie lassen sich Eskalationen verhindern?

Gegen Bullying, Mobbing

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

Schriftliche Kleine Anfrage

Politisch motivierte Kriminalität in Berlin Kurzüberblick -

Kinderschutz. Das Konzept in der Kita (Elbkinder)

Handlungssicherheit in schulischen Krisen

Struktur und Entwicklung von Jugendgewalt und -delinquenz in Hamburg

Umgang mit Häuslicher Gewalt am Arbeitsplatz Nicole Waldmann

Ergebnisprotokoll Workshop "NEIN! zu Diskriminierung und Gewalt" B-Junioren Spvgg. Blau-Weiß Gießen

Gewalt Aggression Bullying Mobbing Schikane

Rahmen politischer Aktionen abreagiert. Junge Männer warfen Steine auf die amerikanische Botschaft, schlugen sich mit Polizisten. Aggressionsbereiten

DGUV Lernen und Gesundheit

Achtsamkeit in der stationären Altenhilfe

Zahlen, Daten, Fakten zur gesundheitlichen Lage von Heranwachsenden

Reaktionen auf Bullying

Niedersächsischer Landtag 18. Wahlperiode Drucksache 18/700. Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung

Präventionsprojekt. Stark gegen Gewalt

Jahresbericht

Wenn es irgendwo knallt, wenn Gefahr für Hab und Gut oder sogar für Leib und Leben besteht, kommt die Polizei zum Einsatz. Ihr Auftrag besteht in der

Bedeutung. Gegenteil Eskalation Synonyme: Entspannung Entkrampfung Entschärfung

vom 18. Dezember 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Dezember 2017) Dienstliche Belastung der Lehrkräfte außerhalb des Unterrichts

Aachener Modell Reduzierung von Bedrohungen und Übergriffen an Arbeitsplätzen mit Publikumsverkehr

Den Opfern Gesicht und Stimme geben. Aufgaben einer systematischen Opferbetreuung Sabine Seyb ReachOut Berlin

Friedrichshain.Kreuzberg!setzt!dieses!Fachstellenkonzept!aus!Personalmangel!gegenwärtig!nicht!mehr!um.!

JA JA. Schluss mit Gewalt und Drogen an unseren Schulen! zu wachen, leistungsfähigen Kindern und Jugendlichen

Zur Geburtstagsfeier von Wildwasser Augsburg werde ich kommen: Name... Einrichtung... und folgende Veranstaltung besuchen:

Vorwort. Ulla Schmidt, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Bundesvorsitzende der Lebenshilfe

Mobbing: Viele Fragen, viele Antworten

Sexueller Missbrauch in Institutionen. Zartbitter e.v. Definition und Fakten. Ursula Enders 2012 mit Illustrationen von Dorothee Wolters

Infektionsschutz des Personals. 2. Juli 2016 / Sabine Wicker

Lombro Lombr sos Verbrechertypen

Obdachlosenunterbringung(

bis zum

ProMann. Beratungsstelle gegen Männergewalt. Beratung von Tätern

Hilfsorganisation für Angehörige von Mord-/ Tötungs-/ Suizid- und Vermisstenfällen

Zahlen, Daten, Fakten zur Wiesn Tonnen Abfall (Restmüll, Speisereste) fallen pro Jahr an

Lerne, dich selbst zu schützen

Auch Pflegende brauchen Pflege

Schriftliche Kleine Anfrage

Polizeipräsidium Mannheim Kriminalprävention Tanja Kramper Mannheim, L 6,12 Tel.: 0621 /

Faustlos. Programm zur Förderung. sozialer und emotionaler Kompetenzen. und zur Gewaltprävention

«Darüber reden hilft!»

Häusliche Gewalt und Kinder. Erleuchtung eines Phänomens

Gewaltkreislauf. Gewaltkreislauf. Handlungsebene. Täter versucht, das Opfer auf gleiche Ebene zu drücken!

Gewalt in der Pflege ein Tabuthema

Amt für die Gleichstellung von Frau und Mann

Operation Friedvolle Schule. Tim Bärsch

Fahrdienstuntauglichkeit im ÖPNV. Risikofaktoren und Interventionsansätze

AUFGABEN EPREUVE COMMUNE 2013 / e Pratique Régime préparatoire - Modules 6, 7, 8, 9 DEUTSCH DAUER 90 MINUTEN JUNI 2014 NAME UND VORNAME

Langfristige Auswirkungen von spezifischen Belastungen bei Geschwistern psychisch erkrankter Menschen

Aggressionen und Gewalt

Statistik 2016 der Kantonspolizei Wallis. Medienkonferenz vom Kommandant Christian Varone

Erfassungsbogen für Übergriffe

KH Hietzing mit Neurologischem

Transkript:

Konflikte im Fahrdienst Präventionsmaßnahmen der BVG Branchenforum ÖPV/Bahnen 26. Oktober 2010 in Hamburg Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 26.Oktober 2010

Zahlen, Daten, Fakten Anzahl der Übergriffe vom 01. Januar 2003 31.Oktober 2009 Jahr Ohne AU Leichte Übergriffe Schwere Übergriffe Gesamt 2003-132 146 278 2004-344 253 597 2005-443 266 709 2006-409 203 612 2007-416 138 554 2008 338 183 154 675 2009 298 129 120 547 636 2056 1280 3972

Zahlen, Daten, Fakten ohne AU, kein Rückschluss im Einzelnen, in der Regel aber Taten mit massiver Beleidigung, verbale Bedrohung, Anspucken, Bedrohung mit Waffen (Messer, Schusswaffen etc.), Werfen mit Gegenständen (u. a. mit Speisen), Schieben und Stoßen mit Körperkontakt. leichte Übergriffe < 3 Tage AU, Dienst konnte nicht fortgesetzt werden, z. Bsp. Ablösung wegen Erregung, Reinigung der Dienstkleidung etc.. schwere Übergriffe > 3 Tage AU, Krankheitsverlauf reicht aufgrund körperlicher oder seelischer Schäden über Fahrdienstuntauglichkeit bis zur Erwerbsunfähigkeitsrente.

Zahlen, Daten, Fakten 23/ 5/ 9 11/ 6/ 7 17/ 2/ 4 38/ 12/ 10 67/ 31/ 27 38/ 32/ 19 15/ 13/ 9 12/ 4/ 4 13/ 4/ 5 20/ 5/ 7 34/ 10/ 17 10/ 5/ 2

Zahlen, Daten, Fakten Bezirksprofile Friedrichshain-Kreuzberg Höchste Anzahl Überfälle Konzentration auf Ortsteil Kreuzberg Alle Straftaten, überwiegend Körperverletzung Donnerstag Wochentag mit den meisten Überfällen Zu jeder Tageszeit wird gleich oft zugeschlagen Erwachsene verüben Mehrzahl der Überfälle Reinickendorf Dritthöchste Anzahl Überfälle Häufigste Straftat: Sachbeschädigung Montag Wochentag mit den meisten Überfällen 53 % der Überfälle zwischen 18-24 Uhr Kinder und Jugendliche verüben meisten Überfälle

Folgen für die Beschäftigten der BVG Körperliche Schäden wie Prellungen, Brüche, Ekelattacken, dadurch AU mit Verlust von Lebensqualität Seelische Schäden Minderwertigkeitsgefühl, Wut und aufgestaute Aggressionen ohne Ventil führen zu psychischen Veränderungen, daraus resultiert entweder Fehlverhalten gegenüber Fahrgästen, möglicherweise mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen oder ein Opferverhalten, was wieder neue Attacken provozieren kann, oder körperliche Schäden, die zu befristeter Fahrdienstuntauglichkeit oder andauernder Fahrdienstuntauglichkeit führt, die bei nicht Vorhandensein geeigneter Arbeitsplätze im Unternehmen den Verlust des Arbeitsplatzes bedeuten kann. Damit ist möglicherweise der soziale Abstieg verbunden, was wiederum zu psychischen Belastungen führt

eingeleitete Maßnahmen der BVG Verstärkung der Videoaufzeichnung (z. Zt. 1016 von 1377 Omnibusse mit Videoaufzeichnung), Tendenz steigend. otrufeinrichtungen und fahrzeugtechnische Einrichtungen. Prioritätsruf (wird vor dem normalen Rufwunsch behandelt) Gefahrruf (ohne Hupe und Licht, BLO kann ins Fahrzeug reinhören) otruf (Licht und Hupe gehen an, Fahrzeug steht, reinhören ins Fahrzeug) Bis Ende 2009 wurden alle Omnibusse mit einer Sicherheitsscheibe (Hinterohrscheibe) ausgerüstet.

eingeleitete Maßnahmen der BVG Öffentlichkeitsarbeit gemeinsame Beteiligung an verschiedenen Projekten und Aktionen in der Öffentlichkeit. Betreuung nach Übergriffen Wenn seitens des/der Betroffenen der Bedarf besteht, Betreuung durch Ersthelfer (bei VBO ca. 60) und/oder der Sozialabteilung/Sozialberatung. Schulung des Personals Zum Ende 2008 durchliefen alle Busfahrerinnen und Fahrer (ca. 2.500) der BVG A.ö.R. ein Deeskalationstraining, in 2009 erfolgte eine Auffrischung im Rahmen einer Kundendienstschulung. Die Mitarbeiter der Tochter BT GmbH (ca. 1.800) sind erst zu ca. 70% geschult.

Videoaufzeichnung - Videotechnik in Fahrzeugen

Sicherheitsscheibe in Bussen Die Sicherheitsscheibe (Hinterohrscheibe) aus Sicht des Fahrers Kontakt zu den Fahrgästen bleibt erhalten Erschwert Angriffe von hinten keine separate Fluchtmöglichkeit für den Fahrer notwendig

Einsatz der Personale des Bereichs Sicherheit und Service Mitarbeiter des Bereiches Sicherheit und Service sind 24 Stunden an sieben Tagen der Woche im Einsatz. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich auf alle Fahrzeuge und Anlagen in der BVG, inklusive der den Fahrgästen nicht zugänglichen Bereiche. 1. täglich, im Schnitt: 50 Mitarbeiter im Ordnungsdienst (MOd) davon: 4 SOKO -Teams á 3 Mitarbeiter 22 SiK (weiterqualifizierte Schaffner im Kontrolldienst) 60 Mitarbeiter + 16 Diensthunde des Fremddienstleisters Securitas (= 30 Streifen) 60 Mitarbeiter von GSE Protect zur Omnibusbegleitung (= 30 Streifen), schwerpunktmäßig in den späten achmittag-, Abend- und achtstunden 59 Fahrzeugbegleiter (ehem. Schaffner im Kontrolldienst) 21 Busbegleiter Der Einsatz der Mitarbeiter erfolgt dabei aus Sicherheitsgründen als Doppelstreifen

Schulungen von Fahr- und Betriebspersonal: Interessen von Kunden, Unternehmen und Mitarbeitern Sensibilisierung für die eigenen Funktionen, Rollen und Handlungsspielräume Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sicht- und Verhaltensweisen Konfliktursachen und -verläufe Eskalations- und Deeskalationsmuster in der Kommunikation Konfliktvermeidendes Verhalten Gesetzliche Grundlagen Deeskalationsstrategien Gefahrenabwehr in Extremsituationen

Projekt Stark ohne Gewalt Projekt besteht seit Ende April 2007 Gemeinsame Streifen von Polizei und Jugendlichen Zeichen gegen gewalttätige Auseinandersetzungen Ziel: etzwerk zur Gewaltprävention ausbauen, langfristige Zusammenarbeit - Erste Erfahrungen / Einschätzungen der BVG: Die Zusammenarbeit der Projektmitglieder, der Polizei und des Betriebshofes Spandau ist sehr gut. Vorgehen bei den Fahrern bekannt und akzeptiert, Begleitung durch BVG- Personal nicht mehr notwendig Ausweitung auf andere Bezirke geplant

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 26.Oktober 2010