Maike Wendt, Dipl.-Sprachheilpädagogin Deutsche Sprache richtig lernen Informationsveranstaltung für ehrenamtliche Helfer von Geflüchteten
Was ist wichtig beim Spracherwerb? Wortschatz: Wörter als Ausdruck der Gedanken auch mit Einwortsätzen können Mitteilungen gemacht werden. z.b. Essen? oder Essen!, Die Betonung verändert die Bedeutung. Grammatik: Verbstellung im Satz ist wichtig. (z.b. Ich das mache. - Ich mache das. ) Endungen an Tätigkeits- und Hauptwörtern (Zeitformen z.b. kauft - kaufte, Mehrzahl Mensch - Menschen ) Aussprache/ Akzent: ist eher unwichtig, da Wörter trotzdem verstanden werden z.b. Isch möschte das Auto aben. (= Ich möchte das Auto haben) Akzent ist ein Ausdruck der persönlichen Wurzeln
Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen beim Zweitspracherwerb Kinder: ungesteuerter Erwerb Das Kind lernt aus der Umgebungssprache. in optimalem Zeitfenster fällt der Spracherwerb besonders leicht Erwachsene: in der Regel überwiegend gesteuerter Erwerb Der Erwachsene lernt in einem Kurs/ mit einem Lehrer die Fremdsprache nach geschlossenem Zeitfenster erfolgt nur ein unvollständiger Erwerb
Mehrsprachigkeit bei Kindern früher Zweitspracherwerb (mit drei/ vier Jahren) erfolgt über die Sprachmelodie, dann erschließen sich Grammatik, Aussprache, Wortschatz Schweigephase (passiv: die Zweitsprache durch Hören aufnehmen) kann bis zu einem halben Jahr dauern Faustregel: nach 12 Kontaktmonaten mit der Zweitsprache sollte die Stellung und Beugung des Tätigkeitswortes korrekt sein (z.b. Du musst mir helfen. ) die grammatikalische Entwicklung ist in der neu erlernten Sprache noch nicht mit vier Jahren erfolgt. gute Fähigkeiten in der Muttersprache erleichtern den Erwerb einer neuen Sprache, sind Voraussetzung für störungsfreien Erwerb. Kind kann auf erlernte Fähigkeiten zurück greifen. www.kinderzeit-bremen.de
Maike Wendt, Dipl.-Sprachheilpädagogin aus Hoya Mehrsprachigkeit bei Erwachsenen bei Erwachsene erfolgt das Lernen in der Regel angeleitet durch Lehrer in Form von Grammatik-Übungen und Vokabellernen genieren sich leichter als Kinder, probieren oft nicht so viel aus weniger deutsche Umgebungssprache als bei Kindern/ weniger natürliche Übungen setzen bewusst Prioritäten, da sie nicht alle Sprachregeln beherrschen akzentfreies Sprechen ist nahezu unmöglich Grammatik ist schwerer zu erwerben als bei Kindern Wortschatz kann ein Leben lang erweitert werden Lernübungen sollten mit Situationen verknüpfen sein (einkaufen, Arztbesuch ), um die Motivation zu erhöhen attraktives Ziel, hohe Motivation und viel Training führen zum größten Erfolg www.welt.de
Regeln beim Umgang mit Zweisprachigkeit Inhalt vor Form: Fehler sind erlaubt, wichtig ist Sprechmotivation Muttersprache sollte Familiensprache sein (Eltern fühlen sich sicher, Sprache hat kulturellen und identitätsstiftenden Wert) Prinzip: eine Sprache = eine Person
/ Ulrike Kassube, Deutschlehrerin, Marklohe Hilfe beim Zweitspracherwerb / Sprechanlässe Kinder regelmäßige Kontakte mit deutsch Sprechenden Gespräche (z.b. über Erlebnisse berichten) Spiele (z.b. Memory: Wortschatzerweiterung, Würfelspiele: zählen üben) Lesen (Bücher, Zeitschriften, Zeitungen) Reim- und Fingerspiele Lieder Aufträge geben (z.b. Hol bitte deine Schuhe. ) handlungsbegleitendes Sprechen ( Jetzt ziehen wir deine Jacke an. ) Geschichten erzählen Kindern Fragen stellen (z.b. Was machst du da? ) Erwachsene regelmäßige Kontakte mit deutsch Sprechenden Kurse (VHS, Sport, Kultur, Integration, Nähen ) Radio Fernsehen und darüber sprechen Zeitschriften (auch zweisprachig) Werbeprospekte Broschüren (auch zweisprachig) Sprachkurs Lieder, rhythmische Sprache Wegbeschreibungen Begriffe von Gegenständen aus dem Alltagsleben lernen Tandem (Gespräch mit 1 Hälfte deutsch und 1 Hälfte Muttersprache)
/ Ulrike Kassube, Deutschlehrerin aus Marklohe Kommunikationsregeln einfache Sätze deutlich sprechen, aber nicht übertrieben artikulieren Mimik, Gestik, Körpersprache mit nutzen Veranschaulichung z.b. durch Zeichnungen Blickkontakt (bei Kindern auf Augenhöhe gehen) Raum für Äußerungen lassen (Antworten dauern bei Zweisprachigkeit evtl. länger) nicht zum Sprechen drängen auf den Inhalt hören, nicht auf die Fehler Äußerungen bei Kindern korrigierend wiederholen oder bestätigen bei Kindern keine Babysprache benutzen (z.b. Da ist ein Hund. statt Da ist ein Wau-Wau. ) nicht über die Äußerungen des Gegenübers (insbesondere eines Kindes) lachen. www.uni-koblenz-landau.de
Störungen der kindlichen Sprachentwicklung kann auf einer oder allen sprachlichen Ebenen sein: Grammatik, Wortschatz, Aussprache Verzögerungen sind kein Zeichen von mangelnder Intelligenz Probleme werden nicht dem Jugendamt gemeldet Verzögerungen lassen sich mit Hilfe beheben Mehrsprachige sind nicht häufiger betroffen als Einsprachige Störungen zeigen sich immer in beiden Sprachen Art der Fehler und Äußerungslänge ist entscheidend
Was mache ich, wenn die kindliche Sprachentwicklung gestört ist? Rat suchen!! ggfs. Gehör überprüfen lassen (HNO-Arzt) eventuell mit Erziehern/ Lehrern sprechen, wie sie das Kind im Vergleich sehen kostenlose Sprachberatung: im Sprachheilkindergarten Nienburg (05021-602190) oder im Familienzentrum Hoya (Tel: 04251-6707711) Kinderarzt ansprechen dakwatuna.com Beratung in einer logopädischen Praxis (Dafür ist eine ärztliche Verordnung notwendig. Hier reicht es, wenn der Arzt eine Behandlungseinheit aufschreibt.)