Umstrittenes Staudammprojekt am Tigris. Künftiger Staudamm-Standort: Tal nahe der antiken Stadt Hasankeyf (Quelle:

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Umstrittenes Staudammprojekt am Tigris Künftiger Staudamm-Standort: Tal nahe der antiken Stadt Hasankeyf (Quelle: www.taz.de)

Für die einen Fortschrittsmotor, für die anderen Umweltkatastrophe Newsnetz; 23.12.2008 Der Ilisu-Staudamm soll am Tigris, rund 60 Kilometer von der Grenze zu Syrien und dem Irak, gebaut werden. Es handelt sich um das grösste Staudammprojekt der Türkei. Über Nutzen und Kosten wird gestritten. Seit den 80er-Jahren wird der Staudamm geplant, erste Arbeiten begannen im Spätsommer 2006. Der Staudamm soll dereinst den Fluss Tigris zu einem 312 Quadratkilometer grossen See aufstauen grösser als der Kanton Schaffhausen. Das ganze Vorhaben soll mehr als 1.5 Milliarden Franken kosten. Der Südosten der Türkei, wo der Damm errichtet wird, ist vorwiegend von Kurden besiedelt und gilt als einer der ärmsten Landesteile. Die Regierung in Ankara verspricht sich vom Projekt Entwicklung und Unterstützung der Region. Das Kraftwerk werde mit einer Leistung von 1200 Megawatt rund zwei Millionen Haushalte in der Türkei mit Energie beliefern. Das Projekt verschaffe zudem 10 000 Menschen Beschäftigung und werde die Region zu einem touristischen Zentrum machen, erklärt die Regierung.

Für die einen Fortschrittsmotor, für die anderen Umweltkatastrophe Newsnetz; 23.12.2008 Der Bau würde andererseits 20 000 Menschen (andere Quellen sprechen von bis zu 55 000) zur Umsiedlung zwingen und Jahrtausende alte Kulturgüter und Ökosysteme zerstören, kritisieren Umweltverbände und lokale Bürgerinitiativen. Laut der Erklärung von Bern (EvB) würden 15 Kleinstädte und 52 Dörfer überflutet, darunter die archäologisch bedeutende Stadt Hasankeyf. Syrien und Irak sowie die Arabische Liga haben mehrmals gegen das Projekt protestiert, weil das Projekt den Nachbarstaaten lebensnotwendiges Wasser entziehen würde. Staudamm und Kraftwerk sollen von einem internationalen Konsortium gebaut werden. 2002 hatte sich die Grossbank UBS aus dem umstrittenen Projekt aus sozialen und ökologischen Gründen zurückgezogen.

Neuste Entwicklungen Gelbe Karte für die Türkei (Der Bund, 09.10.08): Trifft die Türkei nicht innert zweier Monaten Massnahmen zur Umsiedlung sowie zum Umwelt- und Kulturgüterschutz, widerrufen die Schweiz, Deutschland und Österreich die Risikogarantien für ihre Firmen. Trotz Ultimatum baut die Türkei weiter (Tages-Anzeiger, 03.12.08): Eigentlich müssten die Arbeiten am Ilisu-Staudamm ruhen. Fotos lassen aber daran zweifeln, ob sich die Türkei daran hält. Rückzug aus Ilisu-Staudamm-Projekt in der Türkei (Radio DRS, Rendezvous, 07.07.09): Die Schweiz, Deutschland und Österreich stoppen die Export- Risiko-Versicherungen für das Ilisu-Staudamm-Projekt. Begründung: Die Türkei tue zu wenig für den Schutz der Umwelt und der Kultur-Güter.

Neuste Entwicklungen Baustopp: Im Sommer 2009 kam es somit zu einem Baustopp. Auch die europäischen Banken und Unternehmen zogen sich daraufhin aus dem Projekt zurück, allein die österreichische Andritz AG hält weiterhin an Ilisu fest (ECA Watch Österreich, 18.08.2010). Bauarbeiten wieder aufgenommen: Im Frühjahr 2010 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen, die Türkei versucht nun das Projekt aus eigener Tasche zu finanzieren. Die Bauzeit soll insgesamt 7-8 Jahre betragen. (ECA Watch Österreich, 18.08.2010).

Lokalisierung des geplanten Staudammes Karte Türkei mit geplantem Ilisu-Damm (Quelle: ECA-Watch Österreich)

Lokalisierung des geplanten Staudammes Lageplan des Ilisu-Staudamms am Tigris (Quelle: Erklärung von Bern)

Ilisu-Staudamm: Fakten Ort: Türkei, Südostanatolien; ca. 65 km vor der Grenze zu Syrien und dem Irak Fluss: Tigris Höhe des Dammes: 135 Meter Länge des Dammes: 1.820 Meter Staufläche: 313 km2 Leistung: 1.200 MW Strom: 3.800 GWh jährlich Kosten: 2Mrd. Euro Beeinflusste Flussstrecke: 400 km (Tigris + Zuflüsse) Bauzeit: ca. 8 Jahre