Alte Schule in Mardorf: 1618 gehen in den neuen Schulbau in Rehburg auch einige Mardorfer Kinder. 1667 ist der Bauer Fischer Nr.21 Lehrer in Mardorf. 1671 gibt Schoelmester Braasen (*~1625 Nr.18) Schulunterricht. Die erste Schule in Mardorf wird eingerichtet. Man baut allerdings noch kein eigenes Schulhaus, sondern die Bauern stellen in der Reihefolge der Hausnummern ( Reihenschule ) ihre große Stube oder einen anderen großen Raum zur Verfügung. Also zieht der Schulmeister mit seinen Schülern von Woche zu Woche abwechselnd zu einem anderen Bauern. Dort bekommt der Lehrer kostenlos ein Mittagessen. Außerdem erhält er jährlich von allen Bauern etwas Rocken un Habern als Futter für seine Gänse und Schweine. Diese Bezahlung ist natürlich mehr als kläglich und so wundert es uns nicht, dass der Schulmeister gelegentlich bei seiner Selbstversorgung etwas nachhilft. Ein Fall steht im Gemeindebuch: Der Schulmeister hat das Holtz gestollen und will es nicht betallen. So binn ich gewäsen mit Ludolf Brasen un Albert Fischer vor den hern Hauß Vogt bey der rehe bürg. Da sagette der her Hauß Vogt, daß der Schulmeister solle nicht treyben die Schweine so lange in die Mast, biß er betallet 3 Rtlr 6 ggr. So binn ich vor den Schulmeister gegangen und habe mich erkläret un habe einen großen schaden abgewendet von der gemeine." 1681 entsteht das 1.Schulgebäude in Mardorf auf einem Gelände zwischen Nr.17 und 22 noch als Fachwerkgebäude. Die Schulkinder müssen für den eisernen Ofen Holz und Törve mitbringen. Der Lehrer selbst befasst sich in der Hauptsache mit Ackerbau. Er hält sich eine Kuh und mehrere Schweine, denn er bekommt noch kein Bargeld als Lohn. Dafür besitzt er aber seit 1670 verschiedene Rechte: So beansprucht z. B. der Schulmeister Braasen genauso wie ein Meyermann zur Mastzeit 2 Schweine in die Mast treiben zu dürfen. Außerdem hat er das Vorrecht, kostenlos den auf der Straße liegenden Dünger aufsammeln zu dürfen. Das erste Schulgebäude ist auch das erste Küsterhaus und dient auch als provisorische Kapelle. Der Küster im Dorf ist wie damals üblich auch Lehrer. 1722 wird der Kapellenbau ausgelegt für ca. 100 Besucher und einen möglichen Schulunterricht, da der Platz im Küsterhaus für die steigende Schülerzahl nicht mehr reicht. Schulmeister (Lehrer) sind Conrad Braasen (*~1655 Nr.18) und Albert Braasen (*~1685 Nr.18). (Foto: Schulklasse 1896 vor der Kapelle) 1
1779 wird das 1.feste Schulgebäude in Mardorf ( Freye Stelle Nr.32) massiv errichtet. Es ist gleichzeitig auch neues Küsterhaus. Die Schneerener Pastoren erteilen Schulunterricht auch in Mardorf. (Zeichnung unten 1779) 1780 kommt es zur Gründung der selbständigen Schulgemeinde Mardorf mit Vorstand, Grundbesitz und Gebäuden. 1796 bekommt die Schule die Haus-Nr.50 und die Kapelle Nr.51. 1842 Bau des 1.eigenständigen massiven Schulgebäudes an der heutigen Stelle im Ortszentrum von Mardorf (Nr.50) als Zierklinkerbau (Gründerzeitstil). Im Obergeschoß ist die Lehrerwohnung mit eigenem Eingang von Westen. 1850 Die Nr.50 wird eine eigenständige Schulstelle der Gemeinde und der Schulbezirk Mardorf wird festgesetzt. Die Lehrer werden nur von der Gemeinde vergütet (Geld und Naturalien); nebenbei betreiben sie deshalb auch Tierhaltung und Gartenbau. 2
Erste Ansicht von Osten 1842 (heute Eingang Restaurant Alte Schule). 1879-1883 wird die Schule Nr.50 nach Westen wesentlich erweitert. Es wird wieder roter Backstein (Klinker) verwendet. Ein kleiner Stall und eine (Durchfahrt-) Scheune (Tenne) mit großem Tor zur Hauptstraße werden angebaut. Der Treppenaufgang zur oberen Lehrerwohnung liegt jetzt am zunächst noch offenen inneren Flur. Schulklasse 1883 (nach der Erweiterung ab 1879) mit Lehrer und Pastor Knübel. 3
1902-1905 wird die Schule Nr.50 gründlich renoviert und umgebaut. Das große Dielentor zur Dorfstraße wird durch Fenster ersetzt und es werden weitere Klassenräume ausgebaut. 1.7.1921 Wilhelm Carl (Künstlername Carl Mardorf *1890+1970) wird in Mardorf angestellter evang.-lutherischer Lehrer ( 1. Schulstelle der Volksschule durch die Preußische Regierung in Hannover) im Schulverband Mardorf (in Nr.50) und gleichzeitig bestallter Kapellenküster (durch das Preußische Konsistorium Hannover) der Kapellengemeinde Mardorf (in Nr.51). Schulklassen vor der Alten Schule: Links vor 1935 und rechts vor 1945. 1945 sind vorübergehend Truppenunterkünfte auch in den beiden Schulen (Nr.50 und 97). Dafür muss der Schulunterricht für ein halbes Jahr auf den Saal von Thürnau Nr.18 verlegt werden. Die umgebaute Süd-Ansicht Mardorf Nr.50 ab 1952. Um 1952 werden anstelle des großen Tores an der Hauptstraße weitere Fenster eingesetzt heute insgesamt acht. Auf der Südseite ist anfangs noch ein kleineres Tor. Später werden auch dort 2 weitere Fenster eingesetzt und es führt eine Tür in den Halbkeller. Foto rechts die 2003 restaurierte Südseite mit dem ursprünglichen Aussehen (Tor). 4
Alte Schule Mardorf Nr.50 von Nordosten (Foto um 1955). 9.4.1959 Letzte Einschulung in der Alten Schule Nr.50. Die neue erste Klasse wird allgemein zusammen mit der 2.Klasse durch Frau Müller-Hellwig (Foto mit der letzten eingeschulten Klasse) unterrichtet. Die 3.-5.Klasse hat Herrn Reckewerth und die 6.-8.Klasse Herrn Helmut Dannenberg. Hauptlehrer ist Herr Gerloff. Am 4.9.1959 ist Einweihung der neuen Volksschule (ab 1960 Hauptschule / Nr.232) in Mardorf am Schulweg (heute Eichendorffstr.5). Am 4.9.1959 ist feierlicher Umzug in die neue Schule am Schulweg. (Mardorf Nr.232 / heute: Grundschule Mardorf am Steinhuder Meer / Eichendorffstr.5). 5
Umzug der Mardorfer Schule 4.9.1959 Um 1960 wird die ehemalige Alte Schule (Nr.50) umgebaut zu Mietwohnungen (mit Dachgauben) für die vielen Wohnungssuchenden im Ort, die bis dahin z. T. noch in Baracken leben mussten. Um 1980 beginnt die Dorferneuerung Mardorf und 1984 bekommt der neue Dorfplatz den Namen: Aloys-Bunge-Platz. Die Alte Schule (Nr.50) wird noch von einigen älteren langjährigen Mietern bewohnt und verfällt zusehends. Schließlich kann das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an die Firma Strecker verkauft werden. 2002 eröffnet im westlichen Erdgeschoß (unter der oberen Wohnung, die über eine Außen-Stahltreppe zu erreichen ist) der Blumenladen Kirk. Im April 2003 ist Eröffnung des Restaurants Alte Schule (Mardorfer Str.8) durch Ute Badstübner und Manfred Nacke. Die aufwendige und liebevolle Wiederherstellung des ursprünglichen Gebäudes (Mardorf Nr.50) ist gelungen. Zunächst ist im südlichen Ladenteil (mit 3 Etagen in einem großen Raum) eine Postfiliale. Später werden die interessanten Räume für verschiedene Angebote (2011 Kosmetik und Fußpflege Selle) genutzt. 2013 folgt dem Blumenladen, das Spezial-Fahrradgeschäft "ErgoDynamik-Busch". 6
Alte Schule von der Mardorfer Straße aus. Neue Ansicht von Westen 2005 (oben Wohnung, unten Blumengeschäft) Treppenaufgang (Metallkonstruktion)über dem Eingang zum Blumenladen! 7