Kurzzusammenfassung der Master These Master-Studiengang Internationales Projektmanagement in der Prozesskette Bauen Bedeutung von Unternehmenswerten und Ethikkodex in der Bau- und Immobilienwirtschaft im deutschsprachigen Raum Fallstudie Losinger Construction AG, Zürich Eingereicht von: Betreuer: Coral García Vargas Matrikelnr.: 81 01 08 Prof. Dr. Ing. Friedrich Hensler Hochschule für Technik Stuttgart Dr. Daniel Scheifele Losinger Construction AG Zürich
1 Fazit 1.1 Zusammenfassung Durch Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit hat der Ruf der Wirtschaft in der Gesellschaft stark gelitten. Immer mehr Unternehmen realisieren, wie wichtig nachhaltiges und moralisches Verhalten ist. So lautet die Frage dieser Master These. Welche Bedeutung haben Unternehmenswerte und Ethikkodex in der Bau- und Immobilienwirtschaft im deutschsprachigen Raum? Das erste Ziel dieser Master These war einen Einblick in die Theorie der Wirtschaftsethik zu geben. Nach der Definition der wichtigsten Begriffe aus der Ethik wurden anhand einer Literaturrecherche die elementaren Ansätze der Wirtschaftsethik aufgezeigt und beschrieben. Dabei unterscheidet die Literatur zwischen einer korrektiven Wirtschaftsethik, welche nur bei Ökonomieversagen korrektiv eingreift, einer funktionalistischen Wirtschaftsethik, die Moral für ökonomische Interessen nutzt, und die integrative Wirtschaftsethik, welche permanent Ethik und Ökonomie miteinander verknüpft und die ökonomische Sachlogik auf eine ethisch legitime Grundlage stellt. Die ethischen Voraussetzungen der befragten Unternehmen und ihr ökonomischer Erfolg zeigen eine Tendenz zum integrativen Ansatz. Weiter wurden die verschiedenen Ebenen der Ethik (Ordnungsethik, Unternehmensethik und Individualethik) und deren Verantwortlichkeiten beschrieben. So wurde definiert, dass die Untersuchung auf der Ebene der Unternehmensethik steht. Die Aussagen von fast der Hälfte der befragten Projektleiter (A, B, J, I) zeigte, dass im Zweifelfall die Individualethik Vorrang hat. In einem weiteren Schritt wurde aufgezeigt, wie ein Ethikmanagementsystem (EMS) aufgebaut und implementiert wird. Dieses System wurde mit der Zeit zu einem Wertmanagementsystem (WMS) weiterentwickelt. Die verschiedenen Prozessstufen eines EMS wurden dabei umfassend erklärt, damit die Unterschiede zu einem Wertemanagementsystem (WMS) schnell ersichtlich wurden. Um die Initiativen und Organisationen, welche die untersuchten Unternehmen unterstützen, miteinander vergleichen zu können, wurde ein Überblick über die
einzelnen Programme der verschiedenen internationalen Organisationen und Initiativen gegeben. Einen speziellen Fokus erhielt dabei der deutschsprachige Raum, in dessen Ländern auch die nationalen Initiativen und Organisationen untersucht wurden. Es gibt zahlreiche Initiativen, welche ähnliche Ziele verfolgen und zum Teil auch zusammenarbeiten. Nur in Deutschland wurden branchenspezifische Initiativen gefunden, die vor allem die Bewahrung und Förderung der Reputation in der Branche verfolgen. Diese Aufzählung zeigt auf, dass das erste Ziel dieser Master These erreicht wurde. Das nächste Ziel dieser Master These war, Konkurrenzunternehmen von Losinger in Bezug auf Unternehmenswerte und Ethikkodex zu untersuchen. Die in Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. beschriebene Methode ermöglichte eine geeignete Selektion der Konkurrenten von Losinger für die spätere Datenerhebung. Durch ihre Unterstützung von Initiativen und die führende Position im Markt wird ersichtlich, dass die Modelle der Unternehmen auf eine nachhaltige Entwicklung setzen. Alle befragten Unternehmen haben ihre Unternehmenswerte zusammen mit ihren Geschäftsprinzipien in zumindest zwei verschiedenen Dokumenten kodifiziert. Das populärste Dokument war dabei nicht der Ethikkodex, sondern das Leitbild. Diese Dokumente enthalten nicht nur moralische Werte sondern auch Leistungs- und Interaktionswerte, obwohl die Unternehmen in der Praxis die Bedeutung der Interaktionswerte zu den Verhaltensstandards zählen. Am meisten wurden die folgenden Aspekte genannt: Umgang zwischen Mitarbeiter, Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter, Verhalten mit Kunden, Verhalten mit Subunternehmen und Lieferanten, Umgang mit den Medien sowie Umwelt und Nachhaltigkeit. Sowohl für die interne als auch die externe Kommunikation wurde das Intra/Internet als beliebtestes Mittel bezeichnet. Die Unternehmen divergieren in der Verteilung stark und benutzen eine breite Palette Möglichkeiten. Alle Unternehmen sind sich darin einig, dass die Kunden externe Empfänger ihrer Werte sind.
Alle Unternehmen haben integrierte WMS, obwohl der Schweizer Konkurrent (CH1) sich dessen nicht bewusst ist. Alle Unternehmen, die ein bewusstes WMS haben, sehen es nicht nur als Teil des Corporate Governance, sondern auch als Teil des Risikomanagements und der Personalführung. Alle Unternehmen evaluieren ihre WMS intern. Es fiel auf, dass nur die deutschen Unternehmen ihre WMS auch extern evaluieren lassen. Es wurden nur wenige Aussagen bezüglich der Wirkung nach der Implementierung gemacht: verbessertes Verhalten, Risikobeweisung des Personals, Corporate Identity und Marktvorteil. Diese Aufzählung zeigt auf, dass das zweite Ziel dieser Master These erreicht wurde. Die Studie zeigt, dass die meisten Projektleiter den Ethikkodex des Konzerns nicht kennen. Viele betrachten das Referenzdokument Werte und Kompetenzen als Ethikkodex, welches sie als Orientierung hilfreich finden. Durch den Ethikkodex fühlen sie sich nicht kontrolliert. Im Zweifelsfall reagieren die Projektleiter vor allem nach Menschenverstand oder Fragen ihren Vorgesetzen und brauchen keine weitere Unterstützung in Konfliktsituationen. Verhalten mit Kunden, Verhandlungen, Umwelt und Nachhaltigkeit und Beziehung mit anderen Mitarbeitern sind die Aspekte, welchen die Projektleiter mehr Wirkung als den anderen zuweisen. Die Arbeitsbereiche der Projektleiter haben einen Einfluss auf die Schätzung der Wirkung des Ethikkodex auf bestimmte Aspekte. Während die Projektleiter der Akquisition und Entwicklung die Wirkung auf Interessenskonflikten am größten schätzen, finden die Projektleiter der Ausführung die Wirkung auf die Aspekte Qualität und Verhandlungen am bedeutendsten. Besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch die kleine Wirkung des Ethikkodex auf die Aspekte Gesundheit und Sicherheit. Obwohl die Befragung dies nicht begründen kann, wird vermutet, dass diese Aspekte in anderen Dokumenten geregelt werden. Der Fakt, dass die meisten befragten Projektleiter den Ethikkodex des Konzerns nicht kennen, verunmöglicht die Bewertung seiner Annerkennung. Diese Aufzählung zeigt auf, dass das Ergebnis des dritten, vierten und fünften Ziels dieser Master These auch erreicht wurden.
1.2 Ausblick und Empfehlungen für Weiterentwicklung Der Gegenstand der Untersuchung dieser Master These wurde auf den deutschsprachigen Raum beschränkt, in dem ein gemeinsames Verständnis über die Systematik unternehmerischer Werte festgestellt wurde. Die beteiligten Unternehmen operieren in größerem oder geringerem Maße in einem internationalen Kontext. Die Vielfalt der Kulturen kann verschiedene Vorstellungen von moralischem Verständnis und Werteauswertung zum Ausdruck bringen. In einem multikulturellen Kontext bleibt offen, welche Wertesysteme gelten sollen, wenn die Wertesysteme unterschiedlich oder sogar unvereinbar sind. In einer mehr und mehr global operierenden Welt lautet die Frage, ob der Aufbau eines globalen Wertesystems möglich ist. Internationale Vereine wie International Project Management Association [IPMA] besitzen bereits ein Ethikkodex, der für alle seine Mitglieder weltweit gelten kann. Eine Untersuchung in diesem Bereich könnte Gegenstand einer weiteren Master These sein.