CHRISTIAN F. OLEJNIK. Investition. IFM-Institut für Managementlehre, Gelsenkirchen



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Transkript:

CHRISTIAN F. OLEJNIK Investition

Investition Seite I Inhaltsverzeichnis Konzeption der Studienschrift... II Kurzinformationen zum Autor... III 1. Grundlagen... 1 1.1 Der Investitionsbegriff... 1 1.2 Systematik der Investitionsarten... 3 1.2.1 Objektbezogene Investitionen... 3 1.2.2 Wirkungsbezogene Investitionen... 4 1.2.3 Zusammenführung... 5 2. Statische Methoden der Investitionsrechnung... 8 2.1 Methode des Kostenvergleichs... 8 2.2 Methode des Gewinnvergleichs... 31 2.3 Methode des Rentabilitätsvergleichs... 42 2.4 Methode der Amortisationszeit... 52 2.5 Kritische Würdigung der statischen Methoden... 60 3. Finanzmathematische Grundlagen... 66 4. Dynamische Methoden der Investitionsrechnung... 77 4.1 Methode des Kapitalwertes... 81 4.2 Methode der Annuität... 95 4.3 Methode des Internen Zinsfußes... 101 4.4 Kritische Würdigung der dynamischen Methoden... 114 5. Optimale wirtschaftliche Nutzungsdauer... 120 5.1 Optimale wirtschaftliche Nutzungsdauer bei einmaligen Investitionen... 121 5.2 Optimale wirtschaftliche Nutzungsdauer bei wiederholten identischen Investitionen... 124 6. Optimaler Ersatzzeitpunkt... 140 7. Nutzwertanalyse... 156 Literaturverzeichnis... 162 Glossar... 163 Stichwortverzeichnis... 165 Fragebogen zur Studienschriftkritik... 166 Anhang... 168 Tabellen für die finanzmathematischen Faktoren... 176

Investition Seite II Konzeption der Studienschrift Der folgende Lehr-/Lerntext umfasst alle grundlegenden Inhalte für Ihr Studium, wobei zu Beginn eines jeden Kapitels die Lernziele formuliert und am Ende eines jeden Kapitels entsprechende Übungsaufgaben geboten werden. Mit der Bereitstellung zugehöriger Lösungshinweise können Sie die Bearbeitung der Aufgaben selbständig kontrollieren. Ein wichtiges didaktisches Hilfsmittel des Lehrtextes stellen die Marginalien (Randbemerkungen) dar, die Ihnen stichwortartig eine unmittelbare Orientierung über den Fortschritt der stofflichen Bearbeitung ermöglichen. Am Ende des Lehrtextes stehen ein Literaturverzeichnis und ein Glossar, in welchem die Kernbegriffe sowie Fremdwörter, die für das Verständnis der Studieninhalte grundlegende Bedeutung haben, erläutert werden. Daran schließt sich ein Stichwortverzeichnis an, das Ihnen eine schnelle Suche nach allen möglichen Begriffen garantiert. Den Schluss bilden ein Fragebogen, über den wir Ihre persönliche Meinung zu der Studienschrift erbitten, und ein Anhang, der zusätzliche hilfreiche Informationen für Ihr Studium umfasst. Die Taxonomie der Lernziele des Studientextes besteht aus den drei Gliederungsebenen Kennen, Verstehen und Anwenden: Kennen Verstehen beschreibt die Aneignung von Wissen (Fakten, Daten, Sachverhalte), das notwendig ist, um Zusammenhänge zu verstehen. beschreibt das Erkennen und Verinnerlichen von Zusammenhängen, so dass komplexe Aufgabenstellungen und Probleme einer Lösung zugeführt werden können. Anwenden beschreibt die aus dem Verstehen der Zusammenhänge resultierende Fähigkeit zu sach- und fachgerechtem Handeln. Die Studienschrift beinhaltet viele praktische Übungen. Bitte nehmen Sie sich Zeit, die einzelnen Aufgaben zunächst selbständig zu bearbeiten und erst im Anschluss mit den Musterlösungen zu vergleichen. Diese Vorgehensweise ermöglicht einen guten Lernerfolg, selbst wenn Sie bei Ihrem Lösungsversuch zuvor einen Fehler gemacht haben sollten. Auch eine Differenzerfahrung bei der gemeinsamen Erarbeitung von Aufgabenstellungen in einer selbstorganisierten Arbeitsgruppe kann Ihrem Aneignungsprozess von Wissen dienlich sein. Um die Lesbarkeit der vorliegenden Studienschrift zu verbessern, wurde darauf verzichtet, neben der männlichen auch die weibliche Form anzuführen, die gedanklich selbstverständlich immer mit einbezogen ist.

Investition Seite III Kurzinformationen zum Autor Christian F. Olejnik, Jahrgang 1962. Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Essen und am University College Dublin mit Universitätsabschluss zum Diplom-Kaufmann. Aufbaustudium der Erwachsenenbildungswissenschaften an der Universität Kaiserslautern mit Hochschulgraduierung zum Master of Arts (Andragogik). Postgraduale Weiterbildung im Systemischen Management an der Universität Kaiserslautern mit abschließender Hochschulzertifizierung. Gründer und Geschäftsführer des IFM-Institut für Managementlehre, Geschäftsführer des LFM-Lehrinstitut für Meisterberufe sowie Direktor des MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik. Verfasser von Fachbeiträgen zur Lernpsychologie und Autor von Studienschriften zu verschiedenen Gebieten der strategischen und operativen Unternehmensführung. Ehrenamtliche Funktion bei der Industrie- und Handelskammer: Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Geprüfte Controller.

Investition Seite 1 1. Grundlagen LERNZIELE: Sie sollen den Investitionsbegriff definieren können. Sie sollen fähig sein, Investitionsarten zu systematisieren. Sie sollen die Phasen des Investitionsprozesses kennen. 1.1 Der Investitionsbegriff Kernfunktion jeden Wirtschaftens Investitionen als Spekulationsobjekte Investitionsbegriff in weiter Fassung Bildung längerfristiger Nutzungspotentiale Der Begriff Investition ist lateinischen Ursprungs (lat. investire = einkleiden) und bringt die Einkleidung des Unternehmens mit Vermögenswerten mit dem Zweck zum Ausdruck, den Leistungsprozess innerhalb des Betriebes zu ermöglichen. Investieren ist damit eine Kernfunktion jeden Wirtschaftens. Die Investition ist als Auszahlung für die Beschaffung von Gütern interpretierbar, deren Verwertung Einzahlungen erwarten lässt, welche die Auszahlungen möglichst deutlich übersteigen. Also hat jede Investition spekulativen Charakter. Denn mit Sicherheit fallen Auszahlungen für die zu beschaffenden Güter an; die Höhe der Einzahlungen und die Dauer, für die Einzahlungen erzielt werden, sind unsicher. Ob eine Investition aus der Perspektive des Investors vorteilhaft ist, hängt daher nachhaltig von seinen Erwartungen über Einzahlungen und Auszahlungen sowie von seiner Risikobereitschaft ab. Jede Auszahlung, mit der sich die Erwartung verbindet, zukünftig Einzahlungen zu erzielen, kann prinzipiell als Investition bezeichnet werden. Auszahlungen für Maschinen, Geldanlagen am Kapitalmarkt, Auszahlungen für die Entwicklung neuer Produkte sind danach genauso Investitionen wie Auszahlungen für Rohstoffe, Löhne, Gehälter und Mieten. Ein derartig weit gefasster Investitionsbegriff ist allerdings für die Zwecke der Investitionsrechnung nicht geeignet. Als Investitionen sollen deshalb nur jene Auszahlungen bezeichnet werden, die längerfristige Nutzungspotentiale bzw. Vermögenspositionen zur Folge haben, wie z. B. Maschinen oder Geldanlagen am Kapitalmarkt. Dabei ist die Bilanzierungsfähigkeit keine zwingende Voraussetzung für den Investitionsbegriff. Zwar stehen in der Wirtschaftspraxis Sach- und Finanz- Investitionen im Vordergrund, allerdings gewinnen zunehmend immaterielle Investitionen wie Auszahlungen für Forschung und Entwicklung oder für Maßnahmen zur Organisations- und Personalentwicklung an Bedeutung.

Investition Seite 2 Nicht unter einen solchen Investitionsbegriff fallen die Auszahlungen für Löhne, Rohstoffe, Mieten usw. Dennoch sind diese Auszahlungen für die Bewertung einer Investition relevant. So ergeben sich für ein Investitionsobjekt die Einzahlungsüberschüsse für eine Periode als Differenz aus den erzielten Verkaufserlösen und den in der gleichen Periode durch die Leistungserbringung verursachten Auszahlungen für Löhne, Rohstoffe, Mieten, Versicherungsprämien usw. Finanzierungsüberlegungen Simultankalkül vollkommener Kapitalmarkt In der betrieblichen Praxis lassen sich Investitionen regelmäßig nicht losgelöst von Finanzierungsüberlegungen beurteilen. Oftmals verfügen Unternehmen nicht über ausreichendes Finanzierungspotential, um die erforderlichen Investitionsauszahlungen unmittelbar zu vollziehen; die notwendigen Finanzmittel müssen erst beschafft werden. Wenn aber über Investition und Finanzierung stets gleichzeitig nachgedacht werden soll, muss für die Beurteilung einer Investition sowohl die Zahlungsreihe der Investition (Anschaffungsauszahlung, laufende jährliche Überschüsse, etwaiger Liquidationserlös) als auch die Zahlungsreihe der Finanzierung (Kreditvolumen, Zinszahlungen, Tilgungsmodalitäten) simultane Berücksichtigung finden. Können Finanzmittel für verschiedene Investitionen eingesetzt werden und kann der Geldbetrag durch verschiedene Formen der Finanzierung aufgebracht werden, müssen gleichzeitig die mit Hinblick auf die Zielsetzung optimale Investitionsalternative und die optimale Finanzierung bestimmt werden. Die zwischen den beiden Optimierungsproblemen bestehenden wechselseitigen Abhängigkeiten machen eine optimale Entscheidung nur auf der Basis eines so genannten Simultankalküls möglich. Die rechnerische Bewältigung dieser komplexen Simultankalküle ist jedoch vielfach nur unter hohem Aufwand möglich. Die Investitionslehre bedient sich daher einiger Vereinfachungen, welche die Beurteilung von Investitionsalternativen erleichtern. So wird in der klassischen Investitionsrechnung z. B. für die Finanzierungsseite von einem theoretischen Konstrukt ausgegangen, bei welchem die Finanzierungsmodalitäten keine Wirkung auf den Erfolg einer Investition haben, also die Zahlungsreihe der Finanzierung aus der Analyse ausgeklammert werden kann. Dieses Konstrukt wird vollkommener Kapitalmarkt genannt und ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Der Sollzinssatz entspricht dem Habenzinssatz. Der einheitliche Zinssatz verändert sich im Zeitablauf nicht. Kapital ist nicht knapp. Kapital ist ein homogenes Gut, d. h., es gibt keine Kredite unterschiedlicher Laufzeit und keine laufzeitabhängigen Zinssätze.

Investition Seite 3 Finanzierungsseite bleibt unbeachtet Unter diesen Voraussetzungen braucht sich ein Investor nicht um die Finanzierungsseite zu kümmern, denn sie hat keinerlei erfolgsbeeinflussende Wirkung auf die Investition. Die Ergebnisse auf der Basis dieses Konstruktes dürfen allerdings nur bedingt zur Entscheidungsfindung in der betrieblichen Praxis herangezogen werden, weil obige Bedingungen auf realen Kapitalmärkten nie erfüllt sind. 1.2 Systematik der Investitionsarten Kategorisierung von Investitionen Zur Kategorisierung von Investitionen ist die Unterscheidung nach dem Objekt und der Wirkung einer Investition eine plausible Vorgehensweise. 1.2.1 Objektbezogene Investitionen Diese Kategorie geht der Frage nach, worauf sich die Investition bezieht. (1) Sachinvestitionen Leistungsprozess Sachinvestitionen sind Investitionen, die den Leistungsprozess des Betriebes direkt berühren und ermöglichen wie zum Beispiel Maschinen und Bauten. Sie beziehen sich auf das Sachanlagevermögen, die Sachgüter des Umlaufvermögens und die Dienstleistungen zur Erfüllung des Betriebszwecks. (2) Finanzinvestitionen Finanzanlagevermögen Finanzinvestitionen sind Investitionen, die sich auf das Finanzanlagevermögen beziehen. Das können Inhaberrechte, die sich aus dem Erwerb eines gesamten Unternehmens ableiten, Beteiligungsrechte, die sich zum Beispiel aus Aktien oder sonstigen Wertpapieren herleiten oder Forderungsrechte sein, die sich beispielsweise aus Bankguthaben, festverzinslichen Wertpapieren oder gewährten Darlehen ergeben. (3) Immaterielle Investitionen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens Immaterielle Investitionen sind zwar nicht greifbar, aber dennoch dazu geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten bzw. zu stärken. Dazu zählen die Qualifizierung der Mitarbeiter, Patente zur Schaffung neuer Produkte und effizienter Fertigungsverfahren sowie die Verbesserung des Firmenimages.

Investition Seite 4 1.2.2 Wirkungsbezogene Investitionen Wirkung auf die Kapazität Diese Unterscheidung geht der Frage nach, welche Wirkung die Investition auf die betrieblichen Produktionsmöglichkeiten (Kapazität) hat. (1) Nettoinvestitionen Erhöhung der Kapazität Zu den Nettoinvestitionen zählen die Erst- und Erweiterungsinvestitionen. Die Erstinvestitionen sind Investitionen, die bei der Errichtung eines Unternehmens oder bei dessen Kauf - und danach nie mehr - anfallen. Bei den Erweiterungsinvestitionen handelt es sich um Investitionen, welche der Vergrößerung eines vorhandenen Leistungspotentials dienen, so dass sich die Kapazität des Unternehmens erhöht. (2) Reinvestitionen Wiederherstellung der Leistungsbereitschaft Reinvestitionen sind Investitionen, die ein Wiederauffüllen des während einer Periode durch Gebrauch, Verbrauch oder sonstige Umstände verminderten Bestandes an Produktionsfaktoren darstellen. Identischer Ersatz umfasst Investitionen, welche die Leistungsfähigkeit des Unternehmens erhalten indem nicht mehr nutzbare Investitionsobjekte durch neue ersetzt werden. Rationalisierungsinvestitionen sind Investitionen, die der Steigerung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens dienen indem vorhandene Investitionsobjekte durch neue, technisch verbesserte ersetzt werden. Umstellungsinvestitionen bezeichnen Investitionen, die auf einer mengenmäßigen Verschiebung im betrieblichen Fertigungsprogramm beruhen, ohne dass das Programm selbst in seiner sachlichen Zusammensetzung eine Veränderung erfährt. Wenn z. B. in einem Drei-Produkt-Unternehmen durch Umsatzsteigerung bei dem Produkt A, welche zu Lasten des Produktes B geht, eine Investition erforderlich ist, um dem erhöhten Fertigungsbedarf des Produktes A gerecht zu werden. Diversifizierungsinvestitionen sind Investitionen, die eine Veränderung des Produktionsprogramms und/oder der Absatzorganisation bewirken, wenn sich das Unternehmen damit einen neuen Markt erschließen will. So könnten die durch Desinvestition einer Maschine zurückgeflossenen Finanzmittel in eine neue Anlage investiert werden, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu den seither produzierten Gütern steht. Sicherungsinvestitionen werden realisiert, um den Erhalt des Unternehmens sicherzustellen, z. B. durch Beteiligung an einem Rohstoffbetrieb (Rückwärts-Integration) zur Sicherung der Bezugsquellen und zur besseren Kontrolle der Preise und Qualitäten; durch Angliederung von Verar-

Investition Seite 5 beitungs- und Handelsstufen (Vorwärts-Integration) zur Sicherung der Absatzmärkte; durch Investitionen in F & E sowie Umweltschutzmaßnahmen. (3) Bruttoinvestitionen Summe aller Investitionen Gesamtheit der in einer Wirtschaftsperiode erfolgten Investitionen, die sich als Summe aus Nettoinvestitionen und Reinvestitionen ergibt. 1.2.3 Zusammenführung Mischung verschiedener Investitionsarten Ein konkretes Investitionsvorhaben enthält vielfach eine Mischung verschiedener Investitionsarten, so dass eine eindeutige Zuordnung regelmäßig nicht möglich ist. Wenn zum Beispiel mit einem neuen Produktionssystem die Kapazität der Unternehmung erweitert wird, zugleich neue Produktionsvarianten möglich werden, Rationalisierungseffekte ausgelöst, die Umwelt entlastet und nicht nur Güter des Anlagevermögens erworben, sondern auch Lagerbestände erhöht und Gelder für Weiterbildungsmaßnahmen und die Stärkung der Marktstellung (Vertriebswege, Verkaufsförderung u. a. m.) verausgabt werden.

Investition Seite 6 Prüfungstypische Übungsaufgabe zum Kapitel 1 Entwickeln Sie eine Systematik wirkungsbezogener Investitionsarten, indem Sie den beiden Begriffen Nettoinvestitionen und Reinvestitionen die folgenden Investitionsarten zuordnen: Rationalisierungsinvestitionen Diversifizierungsinvestitionen Erstinvestitionen Identischer Ersatz Umstellungsinvestitionen Sicherungsinvestitionen Erweiterungsinvestitionen

Investition Seite 7 Lösungshinweise zur Übungsaufgabe zum Kapitel 1 Nettoinvestitionen Erstinvestitionen Erweiterungsinvestitionen Identischer Ersatz Reinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen Umstellungsinvestitionen Diversifizierungsinvestitionen