Leuchtturmprojekt PflegeKinderDienst Abschlussveranstaltung des Pflegekinderdienstes Bornheim 14.03.2011
Gliederung 1. Vom Interviewmaterial zu Qualitätsstandards 2. Ausgewählte Themenfelder 3. World Café
Material und Themenfelder Das Interviewmaterial! Erhebung und Bearbeitung! Qualitätsstandards Ausgewählte Themenfelder! Besuchskontakte! Loyalitätskonflikte! Verwandtenpflege
Besuchskontakte Einflussmöglichkeiten auf den Kontakt Ja klar, ich wurde andauernd gefragt. Wirklich von jedem. Ich habe natürlich auch so viele Leute vom Jugendamt kennengelernt, weil immer wieder jemand Neues für mich zuständig war. Und jeder hat mich dieselbe Frage gefragt. So: Ja, wie sieht es denn mit Besuchen und deiner Mama aus?" Habe ich immer das Selbe gesagt: Nein! Auf gar keinen Fall." Ich meine, wenn es eine liebe, harmlose Frau gewesen wäre, hätte ich das natürlich im Leben nie gesagt. Da hätte ich auch keinen Grund für gehabt. Aber ich hatte halt schon meine Gründe. So wie ich sie heute auch noch habe.
Besuchskontakte Gefühlslage vor und während Kontakt Die Treffen waren eigentlich jedes mal unangenehm, weil jedes mal kam dann immer so was wie Komm zurück nach Hause oder Wir vermissen dich oder Deine Mutter vermisst dich und von meiner Seite aus war das eher so, ich wollte gar nicht mehr zurück. Aber das sagt man ja auch nicht so direkt anscheinend. Es war immer ziemlich unangenehm. Auch immer so heimlich, so ja: Willst du nicht doch lieber zurückkommen? Du musst das einfach nur sagen, dann geht das auch. Ja, bei den Treffen jetzt beim Jugendamt, also ich habe meine Mutter getroffen erstmal übers Jugendamt. Weil ich dachte, das ist eine Situation, die ist nicht bei mir und ist nicht bei ihr. Da fühlt sich keiner dann so sicher und der andere unsicher, das ist halt ganz gut dann.
Besuchskontakte Herkunft bedeutsam auch ohne Kontakt Weil mein Vater, der hat ja dann die Vaterschaft ganz spät anerkannt und hat auch kein Sorgerecht. War halt irgendwie für mich eigentlich immer so eine Hoffnung, dass der es besser macht irgendwie als meine Mutter. Dass ich ihn irgendwann kennenlernen möchte, dass der dann toll ist und nicht doof ist so, ne? Und ja, aber irgendwie war es halt nicht so.
Besuchskontakte Qualitätsstandards! Organisation! Verbindlichkeit und Klarheit! Ort! Raum! fachliche Begleitung! Spielregeln
Zwischen zwei Familie - Loyalitätskonflikte Wo gehöre ich hin? R: Ja, ich bin zu meiner Tante hingegangen, habe gesagt: Wann fahren wir wieder zu meiner, wann fahren wir wieder nach Hause? Weil ich gern wieder zu meiner Mutter möchte. Meinte die: Die erste Zeit bleibt ihr erstmal bei uns. Da habe ich halt gefragt: Wieso? Warum? Meinte die: Ja, deine Mutter braucht eine kleine Auszeit und es wird auch nicht lange sein. Und dann kannst Du wieder zu deiner Mutter. Und dann, ich war früher sowieso ganz ruhig. Habe sowieso nie über irgendwas dann gesprochen, war ich erstmal weg. Im Zimmer und habe mit keinem gesprochen. Dann kam der Hass gegen meine Mutter und warum sie sich nicht getraut hat, mir das selbst zu sagen. Das wir jetzt erstmal eine längere Zeit nicht da sind. Fing das dann an: Warum? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Ich habe mir dann erstmal so ein bisschen die Schuld gegeben.
Zwischen zwei Familie - Loyalitätskonflikte Gefühl des Dazwischen-Seins Das fand ich am Schwierigsten. Dass ich immer zwischen den Stühlen stand. Und mich quasi entscheiden musste, wem ich glaube oder zu wem ich möchte. Es war eigentlich immer gut in der Pflegefamilie, die haben sich gut um mich gekümmert. Das ist auch so, in der Pflegefamilie, da ist halt meine Mama und mein Papa. Meine leibliche Mutter, die nenne ich beim Namen oder sage Mutter zu der einfach so. Die akzeptiert das auch. Die hatte auch nie Probleme mit der Pflegefamilie, weil die haben sich immer gut verstanden, die haben sich ausgetauscht.
Zwischen zwei Familie - Loyalitätskonflikte Gefühle gegenüber den beiden Familien - Unklarheit in der eigenen Gefühlswelt Ich glaube, siebzehn war ich da ungefähr, da kam wohl ein Brief, der ist ans Jugendamt gerichtet worden von der damaligen Lebensgefährtin meines leiblichen Vaters. Dass er mich wahnsinnig gerne kennen lernen würde. Und ja, zu dem Zeitpunkt, muss ich dazu sagen, es würde meinen Pflegeeltern wahnsinnig weh tun. Die wissen auch absolut nichts davon, dass ich im Kontakt mit ihm stehe. Weil für mich einfach dieser Bruch da drin steht. Ihr seid meine Eltern. Und dann kommt natürlich auch die Frage so: Warum brauchst du das jetzt auf einmal?" So in gewisser Weise vielleicht auch eine Verlustangst ihrerseits, der ich einfach nicht nachgehen möchte. Wir sind alle so glücklich, wie es jetzt ist.
Zwischen zwei Familie - Loyalitätskonflikte Qualitätsstandards! Klarheit und Sicherheit! Erlaubnis für das Leben in der Pflegefamilie, Erlaubnis für Kontakt mit Herkunftssystem! Sensibilisierung für Thema und Symptome! Haltung gegenüber Herkunftssystem
Verwandtenpflege Übergang in die Pflegefamilie Also meine Mutter wollte mit mir zur Familientherapie. Und sie sollte aber schon zwei Wochen früher dahin, um diesen körperlichen Entzug ohne mich zu machen. Also ich sollte in der Zeit zu Oma und Opa. Dann wollten die an dem Abend bevor ich zu Oma und Opa kommen sollte abhauen. Und dann haben Oma und Opa so ein schlechtes Gefühl gehabt an dem Abend. Und da waren die Sachen schon gepackt und die waren gerade auf dem Weg nach unten. Und dann war es also eine ziemlich knappe Sache, dass ich dann noch zu Oma und Opa gekommen bin. Und ja, es war schon abrupt. Der Vorteil war halt, dass ich sonst schon jedes Wochenende da war und immer gerne da war. Aber ich weiß aus Erzählungen von meinen Großeltern, dass die erste Zeit ganz schlimm gewesen sein muss. Dass ich immer geweint habe und nachts wach war und geschrien habe und um mich geschlagen habe im Schlaf.
Verwandtenpflege Besuchskontakte Ja, das war bei uns, also bei mir war es immer ganz schlimm, wenn wir unsere Mutter gesehen haben. Die mal getroffen haben oder wir haben auch eine zeitlang, ich war mal eine ganze Woche auch bei der gewesen und habe mal bei der geschlafen. Und danach war ich halt, als ich dann wieder zu Tante und Onkel kam, war ich eigentlich nur niedergeschmettert, war total durcheinander und so.
Verwandtenpflege Gemeinsame Geschichte der Pflegefamilie und der Herkunftsfamilie Als Beispiel, dass ich um sechs zu Hause sein muss und habe dann mit Mama telefoniert, habe mich halt darüber aufgeregt über Oma und Opa: Ich muss schon um sechs zu Hause sein, alle anderen dürfen viel länger als ich." Und dann sie so: Ja, das ist typisch für Oma und Opa! Die sind immer so streng! Das war bei mir schon so! Ich musste auch immer so früh zu Hause sein." Ja und dann anderes Beispiel, dass halt meine Oma und Opa gesagt haben: Ja die Mama war auch unmöglich. Die ist an Omas achtzigstem Geburtstag mit dem Bollerwagen ausgezogen. Wir hatten das ganze Haus voller Gäste! Was meinst du, was die gedacht haben?"
Verwandtenpflege Erste Qualitätsstandards! Konzeption! Spezifische Betreuung und Begleitung! Besondere Berücksichtigung einiger Themen
WORLD-CAFÉ Tische zu folgenden Themen: " Besuchskontakte " Loyalitätskonflikte " Verwandtenpflege " Fragezeichen-???-Tisch
Leuchtturmprojekt Pflegekinderdienst Kontakt: Judith Pierlings & Dirk Schäfer Universität Siegen / ZPE Judith.Pierlings@uni-siegen.de Dirk.Schaefer@uni-siegen.de www.uni-siegen.de/leuchtturm-pkd www.pflegekinderforschung.uni-siegen.de www.foster-care-research.org