- Es gilt das gesprochene Wort! -

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Transkript:

Redebeitrag von Minister Pistorius am 15.08.2018 in Hannover beim Symposium des Niedersächsischen Verfassungsschutzes zum Thema Facebook, Instagram und Co. Die Bedeutung Neuer Medien für Extremismus und Prävention - Es gilt das gesprochene Wort! - Sehr geehrte Frau Brandenburger, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Butter, sehr geehrter Herr Freter, sehr geehrte Damen und Herren, auch ich möchte Sie herzlich zum heutigen Symposium des Niedersächsischen Verfassungsschutzes willkommen heißen. Wie der Titel deutlich macht, stehen heute die sogenannten Neuen Medien im Fokus, die mittlerweile ja längst ein ganz selbstverständlicher Teil unseres Alltags sind. Das ist grundsätzlich erst mal etwas Positives. Noch nie in unserer Geschichte konnten wir so einfach, so schnell und so direkt kommunizieren - und das von nahezu jedem Ort der Erde aus. Wahrscheinlich haben viele von Ihnen den Weg hier zum Alten Rathaus dazu genutzt, um sich über Messengerdienste mit Anderen auszutauschen oder sich in den Sozialen Medien über Nachrichten zu informieren. Sowohl privat als auch dienstlich wird vieles erleichtert und gleichzeitig beschleunigt. Die heutigen, nahezu grenzenlosen Möglichkeiten der Kommunikation haben unser Leben nachhaltig verändert. Es ist aber auch allen klar, dass dieser Komfort Probleme mit sich bringt, die genauso vielfältig sind wie die Vorteile. Ein Beispiel: Gerade unter Kindern und Jugendlichen ist das Mobbing in sozialen Netzwerken oder geschlossenen Chatgruppen ein echtes Problem. Vieles davon kann und sollte man nicht als Dumme-Jungen-Streiche abtun. Immer mehr von dem, was geschrieben, gepostet und kommentiert wird, hat inzwischen strafrechtliche Relevanz. 1

Auch die Radikalisierung - gerade von Jugendlichen und jungen Erwachsenen - läuft heute vielfach über diese Kommunikationskanäle ab. Nicht zuletzt werden diese modernen Formen der Kommunikation für schwerste Straftaten genutzt, von Betrug über Kinderpornographie und Zwangsprostitution oder gar die Organisation terroristischer Anschläge. Die Liste der Herausforderungen für unsere Sicherheitsbehörden, aber auch für uns als Gesellschaft insgesamt, ist angesichts des digitalen Wandels und dem Aufkommen der Neuen Medien lang. Mit einem Teil dieser Herausforderungen wollen wir uns heute beschäftigen: Der Bedeutung Neuer Medien für Extremismus und Prävention. die Auseinandersetzung mit Extremismus und Tendenzen der Radikalisierung ist - davon bin ich überzeugt - eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das gilt unabhängig davon, ob es um rechten, linken oder religiös motivierten Extremismus geht. Die Angriffe auf unsere gemeinsamen Grundwerte, auf die Normen und Regeln unserer freiheitlichen Demokratie sind so vielfältig und so hasserfüllt, wie es viele von uns mich eingeschlossen noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten hätten. Das wird auch besonders in den Sozialen Medien deutlich und manifestiert sich in einer Verrohung der Sprache. Wenn beleidigt und gedroht wird, wenn Hetze betrieben wird, dann sind das Indikatoren und Warnsignale für eine wachsende Radikalisierung bis hin zu extremistischem Denken und Handeln. Die aktuellen Zahlen des Verfassungsschutzberichts zeigen: Die Bedrohungslage ist unverändert hoch. Es besteht - insbesondere durch den islamistischen Terrorismus - weiterhin eine abstrakt hohe Gefahr von Anschlägen, die uns gleich doppelt auf die Probe stellt: Zum einen müssen wir uns bestmöglich vor der direkten Bedrohung durch den Extremismus schützen. Auf der anderen Seite stehen wir vor der nicht weniger schwierigen Aufgabe, die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit zu wahren, also: Die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten ohne dabei genau die Prinzipien zu verraten, die das Fundament unserer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft bilden - das ist die zentrale Aufgabe vor der wir stehen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, müssen wir den Extremismus möglichst umfassend verstehen. Einfache Antworten gibt es - wie so oft auch in diesem Bereich nicht, 2

auch wenn manche versuchen, das zu suggerieren. Extremismus tritt in vielen Formen und ganz unterschiedlichen Bereichen auf. Ich möchte daher etwas dezidierter auf die verschiedenen Extremismusformen und die jeweilige Bedeutung der Neuen Medien eingehen. Rechtsextremismus fremdenfeindliche Einstellungen sind auch in Deutschland weit verbreitet. Ein großer Teil der Menschen mit fremdenfeindlichen und rassistischen Ansichten verfügt nicht über ein in sich geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild. Sie sind vielmehr getrieben von einer grundlegenden Ablehnung gegenüber allem, was vermeintlich fremd und anders ist. Hieraus können sich rechtsextremistische Strukturen entwickeln, insbesondere dann, wenn in Teilen der Bevölkerung diese fremdenfeindliche Stimmung mit einer Bereitschaft zur Gewaltanwendung verbunden wird. Die Entwicklung der vergangenen Jahre kann deshalb als eine Art Übergangsphase hin zu neuen Formen des Rechtsextremismus beschrieben werden. Es ist eine zunehmende Vermischung von rechtsextremistischen und rechtspopulistischen Strömungen zu beobachten. Auf entsprechenden Internetseiten und in eigenen Chatgruppen können sich Gleichgesinnte leicht austauschen und in ihrem schiefen Weltbild gegenseitig bestätigen und anstacheln. Fremdenfeindliche Ressentiments erschöpfen sich auf diese Weise nicht länger in Stammtischparolen und werden auch nicht nur wie früher an Stammtischen geäußert, sondern lassen sich schnell online verbreiten. Im Gegensatz zu Rechtsextremisten stellen die Rechtspopulisten zwar nicht die Systemfrage. Aber: Sie untergraben mit ihren Forderungen die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte, wie den Gleichheitsgrundsatz in Artikel 3. Es ist daher meiner Einschätzung nach nicht auszuschließen, dass sich der rechtsextremistische und der rechtspopulistische Protest weiter annähern werden. 3

Dabei spielen das Internet und die Neuen Medien eine bedeutende Rolle. Ein Beispiel dafür ist die Identitäre Bewegung Deutschland. Ihrer Gründung ging die virtuelle Vernetzung im Internet voraus. Ideologisch knüpft diese Bewegung an die Theoreme der Neuen Rechten an. Konkret heißt das: Sie verbindet Fremden- und Islamfeindlichkeit mit Vorstellungen eines autoritären, völkisch geprägten Nationalismus. Die Normen und Prinzipien unserer liberalen Demokratie werden dabei grundlegend in Frage gestellt. Diese Ideologie wirkt für rechtspopulistische bürgerliche Protestbewegungen auf den ersten Blick nicht so radikal wie die plumpe Propaganda der neonazistischen Szene und sie schreckt so auch weniger ab. Dementsprechend konzentriert sich die Identitäre Bewegung auch darauf, ideologischen Einfluss auf entsprechende Protestbewegungen zu gewinnen. Ihre Zielgruppen sind dabei vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter zu erreichen sind. auch die Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter ist im Internet weitverzweigt. Auf zahlreichen Internetseiten und Profilen in sozialen Netzwerken verbreitet diese Szene ihre Ideologie, die im Kern daraus besteht, dass die Existenz der Bundesrepublik Deutschland geleugnet wird. Das heißt: Ihre Vertreter fühlen sich nicht an den Staat gebunden und nehmen für sich selbst hoheitliche und autonome Rechte in Anspruch. Teilweise versuchen sie, ihre Vorstellungen mit Drohungen, auch mit Gewalt durchzusetzen. Unter den Anhängern dieser Szene befinden sich Verschwörungstheoretiker und Geschäftemacher, aber auch in geringem Umfang Rechtsextremisten. Reichsbürger und Selbstverwalter verweigern beharrlich die Zahlung von Steuern und Beiträgen. Personaldokumente werden zurückgegeben oder zerstört, Vollstreckungshandlungen durch Drohungen behindert oder es werden vermeintliche Todesurteile gegen Amtsträger verschickt. Schon der vermeintlich harmlose Versuch einen Stromzähler einzubauen, kann zum heftigen und auch gewaltsamen Widerstand führen. 4

viele empfinden das Handeln und Denken von Reichsbürgern und Selbstverwaltern als absurd und lächerlich. Oft werden sie Ziel von Hohn und Spott. Das verharmlost jedoch die Bedrohung, die von diesem Personenkreis ausgeht. Schreckliche Fälle wie die Tötung eines Polizeibeamten in Bayern durch einen Reichsbürger haben deutlich gezeigt, dass wir diese Gefahr sehr ernst nehmen müssen. Um es ganz klar zu sagen: Die Aktivitäten von Reichsbürgern und Selbstverwaltern richten sich gegen ein friedliches Zusammenleben auf der Basis unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Sie lehnen die staatliche Rechts- und Werteordnung ab. Und auch wenn vieles auf den ersten Blick skurril oder verrückt erscheinen mag, so ist es doch Ausdruck eines zielgerichteten Handelns und einer tiefen Ablehnung des Staates. Für die Verbreitung dieser und der rechtsextremistischen Ideologie spielen die sogenannten Neuen Medien eine zentrale Rolle. Hier können menschen- und demokratiefeindliche Inhalte mehr oder weniger unkontrolliert und vor allem ungehemmt verbreitet werden. Die Grenzen des Sagbaren werden hier immer mehr abgesenkt und sind schnell über - oder besser - unterschritten. In der vermeintlichen Anonymität des Internets erscheint es für den einen oder anderen möglich und verlockend, seiner Wut und Ablehnung freien Lauf zu lassen. Nur umgeben von Gleichgesinnten in der virtuellen Blase, wird die Spirale aus Hass und Ablehnung immer weiter gedreht. Als Gesellschaft gilt es, sich dem vehement und entschlossen entgegenzustellen und gleichzeitig müssen extreme Hassbotschaften und Hetze auch strafrechtlich verfolgt werden. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein. Auch die Betreiber sozialer Medien sind noch stärker gefordert, Kommentare und Posts, in denen beleidigt, gedroht und Hass verbreitet wird, zu löschen oder an die Sicherheitsbehörden weiterzuleiten. es zeigt sich sehr deutlich, dass sich durch das Internet die Verbreitungswege extremistischer, menschenverachtender Ideologien und von Verschwörungstheorien grundlegend verändert haben. Auch im 5

Rechtsextremismus verläuft die Sozialisation der jüngeren Generation ganz wesentlich über das Internet. Die Sicherheitsbehörden müssen daher insbesondere durch Maßnahmen der Prävention auf diese Herausforderungen angemessen reagieren. In Niedersachsen wird in diesem Bereich auch bereits viel getan, darauf wird Herr Freter nachher noch konkreter eingehen. Linksextremismus auch der Linksextremismus hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte selbstverständlich an die neuen technischen Entwicklungen angepasst. Zwar sind Autonome grundsätzlich eher technikkritisch eingestellt, die Nutzung von Social Media-Plattformen oder Messengerdiensten, ist mittlerweile aber zum integralen Bestandteil ihres Alltages geworden. Ob es nun darum geht, für die eigenen Ziele zu werben oder Demonstrationen und sonstige Aktionen zu planen das Smartphone und die Sozialen Netzwerke sind auch für Linksextremisten als Kommunikations- und Propagandamittel unverzichtbar geworden. Gestern vor einem Jahr hatte der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière das linksextremistische Internetportal linksunten.indymedia verboten übrigens das erste Verbot eines linksextremistischen Vereins in der Geschichte der Bundesrepublik. Am 25. August 2017 wurde dieses Verbot vollzogen. Bis dahin hatte sich linksunten.indymedia zu dem zentralen Internetportal der linksextremistischen Szene entwickelt. In einem sogenannten Open-Posting-Verfahren konnte jeder Nutzer eigenständig und ohne vorherige Registrierung politische Inhalte in Form von Berichten, Terminhinweisen, Aufrufen und Kommentaren einbringen und hochladen. Militante Linksextremisten nutzten die Anonymität dieses Portals, um Aufrufe und Anleitungen zur Begehung von Straftaten oder auch Bekennerschreiben zu bereits verübten Taten zu veröffentlichen. Zudem konnte man auf dieser Plattform beispielsweise Anleitungen zum Bau von Zeitzündern und Molotowcocktails, zum Abbrennen von Luxuskarossen finden - aber etwa auch Bekennerschreiben zu den Anschlägen auf die Strecken der Deutschen Bahn im Vorfeld des G20-Gipfels von Hamburg. 6

Gerade der G20-Gipfel hat gezeigt, wie wichtig die Neuen Medien auch für die autonome Szene mittlerweile sind. Erst mit ihrer Hilfe konnte die Vorgehensweise der Autonomen zeitgleich kommuniziert und die gewaltsamen Proteste koordiniert werden. Sie lieferten die emotionalen Bilder des Protestes und sorgten dafür, dass diese oft in Sekundenschnelle verbreitet wurden. Ohne die veränderten Kommunikationsmöglichkeiten wäre die europaweite Mobilisierung, Koordinierung und Realisierung der Gipfelproteste nicht möglich gewesen. Gleiches gilt für den nachträglichen Kampf um die Deutungshoheit der Geschehnisse in Hamburg. Islamismus/Salafismus ich komme nun zum Phänomen des Salafismus/Islamismus, das im Vergleich zum Rechts- und Linksextremismus relativ jung ist, aber derzeit die größte Bedrohung für unsere Sicherheit darstellt. Der Salafismus baut auf dem Weltbild auf, das islamistische Vordenker seit dem 19. Jahrhundert entwickelt haben: Die Rückbesinnung auf die ersten Generationen des Islam. Auf Grundlage dieser Ideologie entstanden verschiedene islamistische Organisationen, die meist innerhalb eines konkreten lokal begrenzten Raums agierten. Beispiele sind etwa die Muslimbruderschaft in Ägypten oder die Hisbollah im Libanon. Die Tatsache, dass sich mit Beginn der 2000er Jahre mit dem Salafismus eine radikal weitergedachte Fortführung der islamistischen Ideologie etablieren konnte, liegt ganz wesentlich an den Möglichkeiten, die durch die Neuen Medien zur Verfügung standen. Erstmals war es mit geringem Aufwand möglich, Menschen bis in den letzten Winkel der Erde persönlich anzusprechen. Die Idee einer salafistischislamistischen Weltgemeinschaft konnte über Staatsgrenzen hinweg verbreitet werden. Salafisten standen den technischen Innovationen dabei von Beginn an sehr offen gegenüber -und das obwohl sie sich ansonsten in vielen Bereichen rückgewandt an den Gegebenheiten des 7. Jahrhunderts orientieren. Ganz gezielt werden das Internet und die Sozialen Netzwerke dafür genutzt, um das im Salafismus so wichtige Konzept der Dawa, also der Missionierung, umzusetzen. So stößt man fast unweigerlich auf salafistische Inhalte, wenn man sich online über den 7

Islam informieren will. Die Islamisten nutzen aber auch gezielt die persönliche Ansprache, beispielsweise über Facebook. Personen, die sich suchend in religiösen Fragen zeigen, werden dabei direkt angesprochen, mit Informationen versorgt und teilweise sogar bis zum Aussprechen des Glaubensbekenntnisses begleitet. Dadurch können ganz neue Zielgruppen erreicht werden. Das gilt sowohl geografisch, als auch in Bezug auf das soziale Umfeld. Eine Radikalisierung über das Internet, fällt auch dem nächsten Umfeld unter Umständen deutlich später auf, als das in der analogen Welt der Fall wäre. Auch am Beispiel des aktuellen Projekts des Braunschweiger Predigers Muhamed Ciftci zeigt sich, wie Salafisten die Neuen Medien gezielt nutzen, um möglichst viele Menschen mit ihren Botschaften zu erreichen. Eigentlich plante der Prediger einen deutschsprachigen TV-Sender, um die salafistische Ideologie mit großer Reichweite zu verbreiten. Stattdessen ging im Oktober 2017 das Projekt Eindruck TV an den Start. Dies suggeriert zwar, dass es sich um einen TV-Sender handelt, tatsächlich ist es aber ein Online-Angebot bei dem über Facebook, Youtube und Twitter Videos mit Predigten und anderen salafistischen Inhalten verbreitet werden. Ciftci erlangte damit ohne großen Aufwand eine hohe Reichweite. Die Videos wurden schnell und kostengünstig produziert und verbreiten sich rasch über die sozialen Medien. neben den intensiven Missionierungen durch politische Salafisten hat sich das Internet auch zum Hauptaktionsfeld jihadistischer Salafisten entwickelt. Die Möglichkeiten der Sozialen Medien versetzen dabei selbst lokal agierende jihadistische Gruppierungen oder Einzelpersonen in die Lage, ihre Ideologie oder Kampfhandlungen propagandistisch in Szene zu setzen. Zu den bekannten Persönlichkeiten der deutschsprachigen jihadistischen Szene gehörte der Hildesheimer Prediger Abu Walaa, der aktuell in Celle vor Gericht steht. Unter anderem Namen ( Al-Manhadsch ) betrieb er Online-Auftritte auf verschiedenen Plattformen oder Messengerdiensten, wie Facebook, Youtube oder WhatsApp. So gelang es ihm, seine Propaganda an mehrere tausend Anhänger zu verbreiten. 8

Vor allem aber die großen Terrororganisationen, wie der sogenannte Islamische Staat oder Al-Qaida, setzen zur Verbreitung ihrer Propaganda nahezu vollständig auf die Neuen Medien. Sie betreiben eigene Medienstellen, mit denen sie in der Lage sind, mehrsprachige Propaganda in einer ganz neuen Qualität zu produzieren und über Kanäle wie Telegram, Facebook und Twitter zu verbreiten. Beispiele dafür sind die regelmäßig online erscheinenden Hochglanzbroschüren, wie Dabiq oder Inspire sowie professionell produzierte Videos und Grafiken. Auch die Veröffentlichungen wie Bekennerschreiben oder -videos nach Anschlägen zählen dazu. Die Aufmachung der Terrorpropaganda erinnert dabei häufig an Video-Spiele und lässt damit die Grenze zwischen der Utopie der Jihadisten und dem realen Kampf um Leben und Tod verschwimmen. Dadurch sind insbesondere Jugendliche gefährdet, in den Sog der jihadistischen Terrororganisationen zu geraten. Dabei geht die Propaganda auf die Lebenswelt junger Menschen in den westlichen Ländern ein, indem sie sich deren Sprache, Begriffe und Symbole bedient. Ganz gezielt werden hier auch Kinder für die Teilnahme am Jihad rekrutiert. Das zeigte sich etwa an einem Angebot des IS, der eine App zum Lernen des arabischen Alphabets entwickelt hat. Bilder von Panzern und Macheten stehen dabei für die einzelnen Buchstaben und die Nutzer der App werden als Kinder des Kalifats angesprochen. Zwischenzeitlich war diese App sogar über den Google Play Store abrufbar. Jihadisten nutzen die Neuen Medien aber nicht nur zur Verbreitung ihrer Propaganda. Gerade durch Foren und Messengerdienste werden aus Konsumenten jihadistischer Propaganda schnell selbst Akteure, die sich über die Ideologie austauschen und konkrete Ideen zur Bekämpfung der Ungläubigen entwickeln. Wie weit dieser gegenseitige Austausch geht, zeigte sich an verschiedenen Anschlägen in den vergangenen Jahren. In mehreren Fällen haben IS-Anhänger bewusst und sehr perfide einen intensiven Online-Kontakt zu Personen aufgebaut, die sie für labil und steuerbar hielten. Gezielt wurden diese Personen so weit ideologisiert, bis sie für die Durchführung eines Anschlags bereit waren. Entsprechend ihrer persönlichen Möglichkeiten wurden dann gemeinsam die Art und das Ziel des Anschlags festgelegt. Die IS-Rekruteure gaben dabei Instruktionen zur Vorbereitung und Durchführung der Tat. Dadurch, dass bis zur Durchführung des 9

Anschlags ein enger persönlicher Austausch über Messengerdienste bestand, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass die potenziellen Attentäter nicht kurz vorher noch einen Rückzieher machen. Diese Instrumentalisierung der Neuen Medien durch Salafisten und Islamisten macht deutlich, wie wichtig es ist, dass der Verfassungsschutz und die Polizei in diesem Bereich äußerst wachsam und aufmerksam sind. Spionageabwehr eine Gefahr für unseren freiheitlichen demokratischen Rechtstaat geht aber nicht nur von Extremisten aus, die die Möglichkeiten und die Macht der Neuen Medien für sich nutzen. Auch staatliche Institutionen setzen diese inzwischen gezielt ein, um demokratische Prozesse zu manipulieren. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Eingriff Russischer Hacker in den Amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016. Nach neusten Erkenntnissen sind 126 Millionen Adressaten von aus Russland initiierten Werbeannoncen allein über Facebook erreicht worden. Diese Beiträge verfolgten das Ziel, Spannungen zwischen den sozialen und ethnischen Gruppen in den Vereinigten Staaten anzuheizen. So wurde z. B. die Diskriminierung von Afro-Amerikanern thematisiert oder Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie geschürt. Auch Twitter oder Google haben in einer Anhörung des US-Kongresses weitere Hinweise auf eine vergleichbare missbräuchliche Nutzung der von Ihnen betriebenen sozialen Netzwerke hingewiesen. Dies verdeutlicht, dass auch Geheimdienste anderer Staaten über Neue Medien versuchen, Stimmungen in anderen Ländern bewusst zu beeinflussen. Daher ist es notwendig, dass auch der Bereich der Spionageabwehr die Entwicklung in den Neuen Medien sehr genau beobachtet, um ein solches Gebaren anderer Geheimdienste aufdecken zu können. Abschluss 10

für alle Arbeitsfelder des Verfassungsschutzes lässt sich also insgesamt eindeutig feststellen: Das Kommunikations- und Informationsverhalten hat sich nachhaltig gewandelt. Extremisten und Verschwörungstheoretiker nutzen die sich bietenden und vor einigen Jahren noch nahezu undenkbaren Möglichkeiten der Neuen Medien, um ihre Botschaften zu verbreiten. Das ist die dunkle Seite der weltweiten Vernetzung und der damit verbundenen vielfältigen Möglichkeiten zum Austausch und zur Verbreitung von Informationen. Die medialen Rahmenbedingungen und auch die Auseinandersetzung mit extremistischen Erscheinungsformen haben sich dadurch ganz grundlegend verändert. Auf einigen Internetseiten wird der Hass auf Fremde, auf Andersdenkende oder auf den Staat geradezu organisiert und vereint. In diesen Filterblasen schirmen sich die Protagonisten vor äußerer Einflussnahme ab. Sie sind keinem demokratischen Diskurs, keiner Selbstreflexion und damit keiner Korrektur ihrer Thesen durch Fakten mehr zugänglich. Eine solche Diskursverweigerung fördert ganz unweigerlich eine Radikalisierung. Seriöse Informationen und die objektive Vermittlung von Fakten sind für demokratische Meinungsbildungsprozesse unverzichtbar. Wenn aber selbst wissenschaftliche Zahlen, Fakten und Studien nicht mehr unantastbar sind, dann ist das sehr gefährlich. Der unsägliche Begriff der alternativen Fakten ist dafür exemplarisch - und er verdeutlicht, vor welchen Herausforderungen wir alle stehen. Politisch und zivilgesellschaftlich müssen wir diejenigen demaskieren, die ihre selbst kreierten Wahrheiten als die objektiv richtigen verkaufen wollen. Dafür müssen wir auch das Vertrauen in öffentliche und staatliche Stellen stärken. Gleichzeitig ist die Prävention ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die negative Instrumentalisierung der Neuen Medien. Präventionsmaßnahmen müssen so früh wie möglich umgesetzt werden. Doch wie ist das konkret möglich? Unser heutiger Gastredner Prof. Michael Butter von der Universität Tübingen leitet ein europaweites Forschungsprojekt zum Thema Verschwörungstheorien. Er nannte in 11

diesem Zusammenhang bereits vor knapp zwei Jahren in einem Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit einen Lösungsansatz: Ich zitiere: (W)ir müssen versuchen, schon bei Schülern ein Verständnis dafür zu wecken, wie Gesellschaft funktioniert, warum das Blog eines Privatmannes nicht dieselbe Glaubwürdigkeit besitzt wie eine Tageszeitung. Wieso Geschichte sich nicht auf Jahre planen lässt. Es geht um kulturelle, digitale und historische Bildung. 1 ich halte diesen Ansatz für außerordentlich wichtig. Wir dürfen nichts mehr für selbstverständlich halten und müssen stattdessen schon früh das Bewusstsein für die Gefahren von Manipulation und Täuschung schaffen. Wir müssen uns auch vor Augen führen, dass unsere freiheitliche Demokratie eben nicht einfach so weiter existiert, nur weil das bereits seit Jahrzehnten so ist. Die Demokratie ist keine natürliche Gegebenheit, sie lebt von den Bürgerinnen und Bürgern, die sie mit Leben füllen. Eine Demokratie ist nur so stark wie die demokratische Gesinnung und das aktive Handeln der Menschen, die in ihr leben. Gegen diejenigen, die diese freiheitliche demokratische Grundordnung auch über die Neuen Medien bekämpfen, müssen wir uns wehrhaft zeigen. Das schaffen wir nur gemeinsam sowohl mit Maßnahmen der Sicherheitsbehörden als auch gesamtgesellschaftlich. Wir müssen uns den neuen Gegebenheiten schnell anpassen, wachsam bleiben, überlegt handeln und entschlossen für unsere Werte eintreten. Sowohl in der realen, als auch in der digitalen Welt! Vielen Dank! 1 Die ZEIT Nr. 48 v. 17.11.2016, S.37 12