Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013

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Transkript:

Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013 Inhaltsverzeichnis Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013... 1 Inhaltsverzeichnis... 1 1. Einleitung... 2 1.1 Was wird erfasst?... 3 1.2 Wie wird erfasst?... 4 1.3 Wann wird erfasst?... 4 1.4 Erfasste Fläche... 4 2. Ergebnisse der Erfassung 2013... 6 2.1 Verteilung der Arten... 6 2.2 Räumliche Verteilung der Arten... 8 2.3 Verteilung der Arten im Erfassungsgebiet... 9 Formica polyctena... 9 Formica rufa... 10 Formica pratensis... 11 Formica sanguinea... 12 Formica truncurum... 13 2.4 Lichtverhältnisse... 14 2.5 Nestlage der Ameisennester... 17 2.6 Interessante Einzelnester... 19 3. Zusammenfassung und Ausblick... 19 1

1. Einleitung Hügelbauende Waldameisen sind ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem Wald. Sie erfüllen hier viele wichtige Aufgaben. Zum Beispiel: Einschränkung von Insektenkalamitäten, Verbreitung von Pflanzensamen, Bodenverbesserung und vieles mehr. Auf der anderen Seite sind sie aber auch selbst eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tierarten. Man denke nur an die Spechte, für die Ameisen im Winter eine überlebenswichtige Nahrungsquelle darstellen. Auf der anderen Seite sind sie aber auch selbst vielen Gefährdungen ausgesetzt. Beschädigungen der Nester bei Wegebau und Holzeinschlag sind nur einige Beispiele. Voraussetzung für einen aktiven Schutz ist jedoch die Kenntnis ihrer Siedlungsgebiete und Lebensweise um schon im Voraus entsprechende Schutzmaßnahmen einleiten zu können. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die in einem räumlich begrenzten Gebiet existierenden Ameisennester zu erfassen, zu kartieren und einmal im Jahr aufzusuchen. Dabei sollen die Nestparameter und die Standortdaten aktualisiert werden. Die Bedeutung einer einmaligen Kartierung von Ameisennestern in einem bestimmten Gebiet ist sicher nicht zu unterschätzen, gibt sie doch Auskunft über Neststandorte und die Artenzusammensetzung in einem bestimmten Gebiet. Von Wesentlich größerem Nutzen sind aber langjähriger Beobachtungsreihen in einem begrenzten Gebiet. Damit lassen sich zum Beispiel Veränderungen in der Artenzusammensetzung und der Nestanzahl verfolgen. Diese wiederum stehen in einer engen Beziehung mit dem Wald, seiner Entwicklung, seiner Baumartenzusammensetzung, Bewirtschaftung und vielen anderem Faktoren. Mit der Aufnahme der Ameisennester begann ich im Frühling 2009. Bis zum Ende des Jahres wurden insgesamt 81 Nester erfasst und der Standort der Nester auf einer Karte eingetragen. Im darauffolgenden Jahr 2010 waren es bereits 142 Nester, die aufgenommen und kartiert wurden. Leider fehlten mir in diesen beiden ersten Jahren der Erfassung, zum einen die notwendigen technischen Voraussetzungen (Mikroskop), noch war ich in der Lage, die einzelnen Arten sicher zu bestimmen. In die folgende Zusammenfassung meiner bisherigen Arbeit wurden nur die Nester berücksichtigt, deren Art auch sicher bestimmt wurden konnte. Aus diesem Grund reduzieren sich in der folgenden Zusammenstellung die Zahlen um die Nester, die verlassen wurden, und deren Art nicht bestimmt werden konnte. In den Jahren 2009 und 2010 wurden außerdem nur kleinere Gebiete vollständig erfasst. Dies waren im Wesentlichen die Gebiete, an denen größere Kolonien der kahlrückigen Waldameise existierten. Ab 2011 kann man von einer, mit den unter Punkt 1.4 gemachten Einschränkungen, flächigen Kartierung sprechen. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die belebten und verlassenen Nester der Jahre 2009 bis 2013. Auffällig die hohe Anzahl der verlassenen Nester im Jahre 2012. Die Ursache hierfür sind häufig schwere Beschädigungen durch Schwarzwild, die meist zu einem Untergang des gesamten Volkes führen. 2

Tab.1 Jahr gesamt belebt verlassen 2009 74 74 2010 114 109 5 2011 187 167 20 2012 303 240 63 2013 345 301 44 Aus der Aufstellung geht hervor, dass zum Beispiel bis Ende 2013 von 345 aufgesuchten Nestern 301 belebt und 44 Nester verlassen waren. Für die Jahre 2009 bis 2013 liegen mittlerweile über 1000 Einzelbeobachtungen vor, die in einer Multibase CS Datenbank gespeichert sind. Zusätzlich wurden die Beobachtungen an die Ameisenschutzwarte Sachsen e.v. weitergeleitet und in deren INSECTIS Datenbank integriert. 1.1 Was wird erfasst? Von den insgesamt über 70 in Sachsen vorkommenden Ameisenarten wurden nur die Ameisennester der Hügelbauenden Ameisen erfasst. Dies können auf dem Gebiet Sachsens bis zu 6 Arten sein. Zu jedem Nest werden neben der Art, weitere Informationen notiert, wie z.b. Größe des Nestes, Besonnung, Baumbestand und mögliche Gefährdungen. In Tab.2 sind die von mit erfassten Arten mit ihrem deutschen und wissenschaftlichen Namen aufgelistet. Tab. 2 deutscher Name Kleine Rote Waldameise Große Rote Waldameise Wiesenameise Strunkameise Blutrote Raubameise Kerbameise wissenschaftlicher Name Formica polyctena Formica rufa Formica pratensis Formica truncorum Formica sanguinea Formica exsecta Die Kerbameise wurde in Sachsen noch nicht nachgewiesen, aber es ist nicht auszuschließen, dass doch Vorkommen dieser Art in Sachsen existieren. 3

1.2 Wie wird erfasst? Nach Möglichkeit sollte das Gebiet flächig erfasst werden, um einen Überblick über die Dichte der Nester und die Verteilung der einzelnen Arten zu erhalten. Erfasst wird mit dem Erfassungsbogen der Deutschen Ameisenschutzwarte LV. Sachsen E.V.. Auf ihm werden alle wichtigen Angaben und Informationen zur Art und dem Nestzustand eingetragen. Alle erfassten Nester erhalten auf dem Erfassungsbogen eine frei wählbare, fortlaufende Nummer. Ich habe diese vierstellige Zahl nach folgender Regel in mehrere Abschnitte eingeteilt: 0001 bis 2000 Forstreviere Lohmen und Hohnstein 2001 bis 4000 Forstrevier Schmilka 4001 bis 6000 Forstrevier Zeughaus 6001 bis 8000 Forstrevier Hinterhermsdorf 8001 bis 9999 Landschaftsschutzgebiet (LSG) Im Jahre 2012 habe ich zusätzlich damit begonnen, für viele der neu aufgefundenen Nester die Koordinaten mit einem GPS Gerät zu erfassen. Das ist vor allem zum Wiederauffinden, der häufig kleinen und recht unscheinbaren Nestern der Blutroten Raubameise, sehr hilfreich. 1.3 Wann wird erfasst? Im Frühling, wenn die Bäume noch ohne Blätter sind und kein Gras und Farnkraut die Sicht beeinflusst, ist die beste Zeit um Ameisennester zu suchen und zu kartieren. Man trägt in den Erfassungsbogen die schon erfassbaren Daten wie Baumbestand und Wuchsklasse ein. Bei einer Ortsbestimmung mit einem GPS Gerät sollte man die Koordinaten bestimmen und in die dafür vorgesehenen Felder des Bogens eintragen. Nicht zu vergessen ist eine Lageskizze des Nestes im unteren Bereich des Blattes. Die eigentliche Erfassung der erforderlichen Nestparameter erfolgt nach Möglichkeit in den Monaten August und September. Zu dieser Zeit haben die Nester ihre größte Ausdehnung und man kann sich einen guten Überblick über den Zustand des Nestes und dessen Belebung verschaffen. Bei dieser Gelegenheit werden auch die noch fehlenden Daten in den Erfassungsbogen eintragen. Wenn nicht schon geschehen, entnimmt man noch eine Probe, um die Art zu bestimmen. 1.4 Erfasste Fläche Wie auch in den Jahren zuvor ist es mir auch in Jahr 2013 gelungen, dass Erfassungsgebiet etwas zu vergrößern. Weitere, kleinere Gebiete, des LSG Sächsische Schweiz und des Nationalparks wurden dem bisher überwachten Gebiet angegliedert. Damit ist der vordere Teil des Nationalparks, bis auf einige kleinere Gebiete, flächendeckend erfasst. 4

Abb. 1 In Abb. 1 sind die Erfassten Flächen farbig markiert. Braun steht für 2011, blau für 2012 und gelb für 2013. Im Jahre 2013 hinzugekommen sind zum Beispiel, die Napoleonschanze bei Hohnstein mit mehreren Nestern von Formica polyctena und Teile des Fuchshübels bei Lohmen. Das Gebiet des Nationalparks Sächsische Schweiz ist, im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten Sachsens, meist stark zerklüftet und gegliedert. Dadurch sind einige Bereiche nur schwer, oder nur unter größeren Schwierigkeiten zu erreichen. Das erschwert eine lückenlose Erfassung und wird dadurch zu einem zeitraubenden und langwierigen Prozess. In der folgenden Tabelle (Tab.3) sind die aktuell erfassten Flächen in Sachsen und im Nationalpark Sächsische Schweiz gegenübergestellt. Die aktuellen Zahlen für Sachsen stammen von der Ameisenschutzwarte Sachsen e.v.. Die Fläche von 100 000 ha entspricht ca. 19% der Waldfläche ganz Sachsens. Die mittlere Nestdichte auf der von mir erfassten Fläche beträgt ca. 12 Nestern auf 100 ha. Diese liegt damit über dem sächsischen Durchschnittswert, von ca. 8 Nestern pro 100 ha. 5

Tab.3 Sachsen (Stand 2013) NP (2011) NP+ LSG (2012) NP+ LSG (2013) Erfasste Nester (belebt) 8434 165 241 301 Fläche in ha ca. 100000 2300 2454 2483 Nester pro 100 ha 8 7 10 12 Die gestiegene Anzahl der belebten Nester (301 Nester) ist im Wesentlichen auf die größere Erfassungsfläche, die starke Zunahme an Nestern auf der Durchforstungsfläche in Waitzdorf und die zahlreich neuentdeckten Nester der Blutroten Raubameise zurückzuführen. Die von mir erfasste Fläche hat mittlerweile eine Größe von fast 25 Quadratkilometer (2483 ha) erreicht. 2. Ergebnisse der Erfassung 2013 Die Erfassung der Nester wurde, wie auch schon in den Jahren zuvor, bis Ende September abgeschlossen und die Arten für alle neu aufgefunden Nester bestimmt. Eine exakte Bestimmung der Artzugehörigkeit ist nur mit Hilfe eines Mikroskops möglich, und kann sich speziell den bei Arten Formica polyctena und Formica rufa recht schwierig gestalten. Beide Arten unterscheiden in ihrem Aussehen nur wenig. Erschwerend kommt hinzu, dass auch hybriden zwischen diesen beiden Arten vorkommen können. Nachdem im Jahre 2012 die recht hohe Anzahl von 63 von verlassenen und zerstörten Nestern vorgefunden wurden, (entspricht 21% aller Nester) ging deren Zahl im Beobachtungsjahr 2013 auf 44 zurück. 2.1 Verteilung der Arten In den folgenden Diagrammen (Abb. 3-5) ist die Artenzusammensetzung für die Jahre 2011 bis 2013 dargestellt. Über den Balken der einzelnen Ameisenarten steht die absolute Anzahl der belebten Nester. In der Achsenbeschriftung wird über der jeweiligen Art deren prozentualer Anteil angegeben. 6

Abb. 2 Verteilung der Arten 2011 160 139 120 80 40 15 9 3 1 0 83,2% 9,0% 5,4% 1,8% 0,6% polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum Abb. 3 Verteilung der Arten 2012 200 175 150 100 50 0 44 10 9 2 73 % 18 % 4 % 4 % 1 % polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum Abb. 4 Verteilung der Arten 2013 200 197 150 100 61 50 21 14 8 0 65,4 % 20,3 % 7,0 % 4,7 % 2,7 % polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum 7

Anteil in Prozent Bei einem Vergleich der drei Diagramme ist nicht zu übersehen, dass sich der Prozentsatz der F. polyctena Nester verringert und der Anteil der anderen Arten sich kontinuierlich vergrößert. Dies ist nicht auf eine Veränderung der Artenzusammensetzung zurückzuführen, sondern auf die gesteigerte Sensibilisierung, die meist recht unauffälligen Nester von F. sanguinea und F. truncurum aufzuspüren. So haben sich zum Beispiel die Nester von F. sanguinea innerhalb von 3 Jahren von 15 auf 61 erhöht. Dies entspricht einer prozentualen Zunahme von 9 auf 20,3%. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich die absolute Verteilung in nächster Zeit nicht mehr wesentlich verändern wird. Ausgenommen F. sanguinea, deren Anteil sich eventuell weiter erhöhen könnte. Die Artenzusammensetzung im vorderen Teil des Nationalparks entspricht im Wesentlichen der für ganz Sachsen gemittelten Verteilung. In Abb. 5 wurden für Sachsen, die aktuellen Werte der Ameisenschutzwarte Sachsen e.v. (2013) verwendet. Dabei gibt es auch regionale Unterschiede sowohl in der Häufigkeit der Nester als auch bei den Arten. So gibt es zum Beispiel im Gebirge weniger Nester der hügelbauenden Waldameisen als im Flachland. In Ostsachsen ist die Wiesenameise häufiger anzutreffen als in anderen Gebieten Sachsens und möglicherweise ist die Raubameise in der Sächsischen Schweiz prozentual überdurchschnittlich vertreten. Abb. 5 100% Verteilung der Arten in Sachsen und NP 2013 80% 60% 40% 20% Sachsen NP 0% polycten sanguine pratensis rufa truncoru a a m Sachsen 73% 5% 9% 8% 5% NP 65% 20% 7% 5% 3% 2.2 Räumliche Verteilung der Arten Abb. 6 stellt die Verteilung aller Ameisennester in den rot umrahmten Erfassungsgrenzen dar. Gut erkennbar, die hohe Konzentration von Nestern in bestimmten Gebieten und anderseits deren völliges Fehlen in anderen Teilen der untersuchten Flächen. 8

Abb. 6 2.3 Verteilung der Arten im Erfassungsgebiet Im Folgenden möchte ich die Verbreitung der einzelnen Arten im Erfassungsgebiet vorstellen. Auf die Lebensweise der einzelnen Arten werde ich hier nicht näher einzugehen. Die Erfassungsfläche ist auf den folgenden Abbildungen ist blau hinterlegt, und die Nester sind mit einem roten Punkt markiert. Formica polyctena Von den einheimischen Waldameisenarten ist F. polyctena in unseren Wäldern die zahlenmäßig am häufigsten anzutreffende Art. Auf der gegenwärtig erfassten Fläche kann man fast 200 belebte Nester dieser Art beobachten. Der überwiegende Anteil der Nester ist Bestandteil von mehr oder weniger großen Kolonien. Einzelnester sind hier eher die Ausnahme. Diese Konzentration der Nester in Kolonien auf räumlich begrenztes Gebiet ist im Wesentlichen auf die Lebensweise dieser pologynen (mehrere Königinnen) Art zurückzuführen. Sehr eindrucksvoll ist das in Abb. 7 zu erkennen. Die größten Kolonien befinden sich am Forstmeisterweg/ Bruno-Barthel-Weg, der Wehlstraße am Steinernen Tisch, der Sellnitz und in Waitzdorf. Kleinere Kolonien gibt es im Bärenhohl, im Polenztal und den Huten zwischen Lohmen und Rathewalde. Viele Kolonien der kleinen Roten Waldameise existieren in diesen Waldgebieten schon über viele Jahrzehnte, und verlagern ihr Siedlungsgebiet nur geringfügig. So verlassen sie aus den dichten und schattigen Bereichen und verlagern neue Nester in lichtere Waldbereiche. 9

Abb. 7 Es ist davon auszugehen, dass die Nester von Formica polytena weitestgehend flächendeckend erfasst sind. Es ist aber nicht auszuschließen, dass dennoch vereinzelt Nester an schlecht erreichbaren Standorten übersehen wurden. Formica rufa Die Anzahl liegt zurzeit bei 14 belebten Nestern. Entsprechend ihrer Lebensweise als monogyne Art mit nur einer Königin pro Nest, handelt es sich immer um Einzelnester und bilden keine Kolonien. Einige Standorte (Abb. 8) sind das Gebiet um den Lilienstein, am Neuweg bei Lohmen und das Gebiet zwischen Brandstraße und Waitzdorf. 10

Abb. 8 Formica pratensis Die Wiesenameise Formica pratensis ist eine Sonne und Wärmliebende Art. Die Folge dessen befinden sich ihre Nester meist an Waldrändern und lichten Stellen im Wald. Im Unterschied zu den beiden Beschriebenen Arten benötigt die Wiesenameise keinen Wurzelstock zur Koloniegründung. Der Anteil der Wiesenameise hat sich erhöht und beträgt 2013 etwa 7%. Dabei wurden sowohl Einzelnester als auch Kolonien beobachtet. Auffällig, die recht starke Zunahme der Nestzahl am Pionierweg in der Nähe der sogenannten Panzersperre. Hier befindet sich auch die einzige Kolonie dieser Art. Alle anderen Nester sind Einzelnester die über die Fläche verteilt sind. 11

Abb. 9 Formica sanguinea Die Nester der Blutroten Waldameise haben Volksstärken von einigen 100 bis ca. 70 000 Bewohnern. Im Vergleich zu den schon genannten Arten, die Neststärken von 100 000 bis zu mehrere Millionen erreichen können, ist dies eine recht bescheidene Zahl. Entsprechend schwierig ist es auch diese teilweise recht unscheinbaren Nester zu entdecken. Die Verteilung auf der Karte erscheint recht gleichmäßig. Würde man eine Karte in größerer Auflösung und mehr Details betrachten, erkennt wo die bevorzugten Ansiedlungsgebiete liegen. Es sind Waldinnen- und Außenränder, trockene Felsriffe die einer starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. 12

Abb. 10 Formica truncurum Auch wenn von Formica truncurum bisher nur 8 Nester (Abb. 11) aufgefunden wurden, ist es eine recht interessante Art. Ihre Nester befinden sich meist an trockenen sehr sonnigen Standorten. Ihre Nester sind sowohl als Einzelnester als auch in Kolonien anzutreffen. Die bisher Aufgefundenen Nester befinden sich in der Nähe des Liliensteins und im Gebiet um Waitzdorf. 13

Abb. 11 2.4 Lichtverhältnisse Hügelbauende Ameisen benötigen in ihrem Nest eine optimale Temperatur für die Entwicklung der Eier, Larven und Puppen. Ein Faktor der darauf Einfluss nimmt, ist die Besonnung der Nester, also wie intensiv und wie lange das Nest der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Die Lichtansprüche der einzelnen Arten hügelbauender Waldameisen sind nicht gleich, sondern weisen teils beträchtliche Unterschiede auf. In den Aufnahmebögen für Hügelbauende Waldameisen werden deshalb, mit Hilfe einer dreistufigen Skala, die Lichtverhältnisse am Ameisennest erfasst. Mit einer 1 wird ein Ort mit geringer oder keiner Sonneneinstrahlung gekennzeichnet. Liegt das Nest an einem hellen Standort und ist längere Zeit der direkten Sonneneinstrahlung mit einer 3. Die 2 gilt als ein teilweise besonnter Standort und liegt zwischen den beiden anderen Werten. 14

Formica polyctena Formica pratensis Formica rufa Formica sanguinea Formica truncorum Formica polyctena Formica pratensis Formica rufa Formica sanguinea Formica truncorum Formica polyctena Formica pratensis Formica rufa Formica sanguinea Formica truncorum Anzahl der Nester Abb. 12 Besonnung der Arten 2013 120 103 100 80 71 60 40 37 23 22 20 6 5 1 1 11 8 2 4 1 5 0 1 2 3 Besonnungswert Abb. 12 zeigt die Verteilung der 4 häufigsten Arten im Verhältnis zur Besonnung an ihren Neststandorten. Recht deutlich zeigt sich, dass die kahlrückige Waldameise auch mit weniger Licht recht gut zurechtkommt, während die Blutrote Waldameise sich mehr an sonnigen Standorten ansiedelt. Die beiden anderen Arten liegen mit ihren Lichtansprüchen zwischen beiden Arten. Die nächste Abbildung stellt den Zusammenhang zwischen den einzelnen Ameisenarten und der Besonnung noch deutlicher dar. Erkennbar ist, wie die mittlere Besonnungsdauer der einzelnen Arten von F. polyctena bis zu F. sanguinea kontinuierlich zunimmt. Auffällig der hohe Anspruch nach Sonne und Wärme bei F. truncurum und F. sanguinea. Aus allen Nestern einer Art habe ich einen Mittelwert gebildet der diesen Zusammenhang noch anschaulicher dargestellt. (Abb.13). 15

Abb.13 Besonnungswert 2013 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 Polyctena rufa pratensis truncorum sanguinea Ein Beispiel wie sich mehr Licht und längere Besonnung des Waldbodens auf die Entwicklung einer Ameisenkolonie auswirkt, kann man sehr schön in Waitzdorf beobachten (Abb. 14). Hier wurde im Winter 2011/12 größere Durchforstung der Bestände, in denen viele Ameisennester kartiert sind, durchgeführt. Durch die Durchforstung der Fläche wurden, bedingt durch die jetzt längere und intensivere Sonneneinstrahlung, die Lebensbedingungen für Waldameisen an vielen Stellen wesentlich verbessert. Während sich die Nestanzahl anderer Standorte verringert hat bzw. annähernd gleich geblieben ist hat sich die Anzahl der Nester im Durchforstungsgebiet Waitzdorf 2012 um ca. 50% erhöht. Im Jahre 2013 hat sich die Nestzahl in etwa auf diesem Niveau stabilisiert (Tab. 4). Tab. 4 Gebiet polyctena 2011 polyctena 2012 polyctena 2013 Steinerner Tisch 25 28 16 Sandberg 31 19 14 Waitzdorf 41 61 65 Sellnitz 19 12 14 16

Abb. 14 Rote Punkte Nester 2011 Gelbe Punkte Nester 2012 2.5 Nestlage der Ameisennester Im einen engen Zusammenhang mit dem Lichtangebot steht die Nestlage. Ein Nest am Waldrand, oder an einer lichten Stelle im Wald, ist in der Regel auch länger und intensiver der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Auf dem Erfassungsbogen der Ameisenschutzwarte wird die Lage der Nester daher folgendermaßen eingeteilt. GB ---------> Geschlossener Bestand LB ---------> lichter Bestand IR ----------> Waldinnenrand WAR ---------> Waldaußenrand Man kann allgemein davon ausgehen, dass die Sonneneinstrahlung von GB (geschlossener Bestand) zum WAR (Waldaußenrand) zunimmt. Wie zu erwarten, sind lichte Waldbestände der bevorzugte Lebensraum der Hügelbauenden Waldameisen. 17

polyctena rufa polyctena pratensis rufa sanguinea truncorum polyctena pratensis sanguinea truncorum polyctena pratensis rufa sanguinea truncorum Abb. 15 Nestlage - alle Nester 2013 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 163 44 50 43 GB IR LB WAR 2013 Eine Aufschlüsselung der Lebensräume nach Ameisenarten kann man der folgenden Grafik (Abb. 16) entnehmen. So ist ersichtlich, dass zum Bespiel die kleine rote Waldameise (Formica polyctena) bevorzugt in lichten Waldbeständen aufzufinden ist, aber auch an allen anderen Standorten nachweißbar ist. Abb. 16 Nestlage - nach Arten 2013 120 107 100 80 60 40 20 0 40 4 16 8 30 2 36 2 11 1 13 3 2 20 5 GB LB IR WAR 2013 18

2.6 Interessante Einzelnester Zwei interessante Nester befinden sich bei Waitzdorf am Rande einer großen Ameisenkolonie. Beide Nester sind als F. polyctena in die Auswertung eingegangen. Das ist aber nur zum Teil zutreffend. Beiden Nester haben noch einen interessanten Mitbewohner: Im ersten Halbjahr 2013 dominierten auf den Nestern die Arbeiterinnen der F. truncurum. Diese unterscheiden sich durch ihre auffällig rote Färbung und starke Behaarung deutlich von den anderen Waldameisenarten. Bei der späteren Aufnahme der Nestparameter (Aug./ Sep.) waren plötzlich F. polyctena Arbeiterinnen dominant. Meine erst Vermutung war eine feindliche Übernahme des Nestes durch F. polyctena. Das diese Vermutung nicht ganz richtig ist, fand ich im Buch Die Waldameisen Biologie, Ökologie und forstliche Nutzung von Carl Gößwald. Er berichtet darin mehrfach von Nestern, in denen F. polyctena und F. truncurum friedlich zusammenleben können. 3. Zusammenfassung und Ausblick Die hier vorgestellten Beobachtungen und Ergebnisse sollten einen Überblick über die Vorkommen der Hügelbauenden Waldameisen im vorderen Teil des Nationalparks Sächsischen Schweiz geben. Von Interesse wäre sicherlich, diese Erfassung auch auf den hinteren Teil des Nationalparks auszudehnen. Hartmut Goldhahn E-Mail : h.goldhahn@gmx.net Neustadt in Sa., den 20.01.2014 19