Kanton St.Gallen Amt für Soziales Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen

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Transkript:

Kanton St.Gallen Amt für Soziales Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen Departement des Innern

Impressum Herausgeber Kanton St.Gallen Departement des Innern Amt für Soziales Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung Spisergasse 41 9001 St.Gallen info.kig@sg.ch www.integration.sg.ch St.Gallen, 1. Mai 2018 Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 2/10

Begrüssungsgespräche und Beratungen auf Infostellen im Jahr 2017 Der vorliegende Jahresbericht 2017 ist eine Zusammenfassung der Jahresberichte 2017 von neun Gemeinden, die von degressiver kantonaler Anschubfinanzierung im Rahmen des kantonalen Integrationsprogramms (KIP) profitierten. Im Jahr 2017 wurden in diesen neun St.Galler Gemeinden 380 neuzugezogene Personen mit einem individuellen Erstgespräch begrüsst. Zusätzlich wurden 363 Integrations- und migrationsspezifische Kurzberatungen von Infostellen geführt. Je nach Gemeinde profitieren zwischen 30 und 90 Prozent der zugezogenen Personen vom Angebot der Erstgespräche. Diese Quote hängt eng mit der Art und Weise der Vermittlung des Angebots zusammen: Terminfindung für ein Gespräch als Teil der Anmeldung auf dem Einwohneramt bewirkt eine höhere Teilnahmequote als unverbindliche Hinweise auf die Möglichkeit, an einem Gespräch teilnehmen zu können. Die Gemeinden weisen in ihrer Berichterstattung darauf hin, dass sie mit den Erstgesprächen früh ein Zeichen der Wertschätzung von Neuzuzuziehenden setzen wollen. Sie bringen dadurch ihre Weltoffenheit zum Ausdruck. Durch die Erstgespräche erhält die Stadt / die Gemeinde ein «freundliches Gesicht» und die Neuzuziehenden fühlen sich bei ihren Integrationsbemühungen ernst genommen und motiviert. Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger bringen wertvolle Ressourcen mit, die in den Vereinen und lokalen Angeboten gebraucht werden können. Verschiedentlich ist es den Gesprächsleiterinnen und -leitern gelungen, die Neuzugezogenen diesen Angeboten zuzuführen und damit einen Gewinn für die Gemeinschaft zu generieren Die klare Kommunikation des Angebots durch das Einwohneramt ist äusserst wichtig. Dies auch angesichts der bei der Anmeldung oft nicht oder nur wenig vorhandenen Deutsch-Kenntnisse der Neuzugezogenen. Alle Projektleitungen weisen auf die wichtige Rolle des Einwohneramtes für den Erfolg des Projekts hin. Sind die Mitarbeitenden des Einwohneramtes über Sinn und Zweck der Erstgespräche sowohl für die Personen als auch für die Gemeinde gut informiert, läuft die Anmeldung und Terminkoordination mit den Gesprächsleitenden meist reibungslos. Die meisten an den Gesprächen teilnehmenden Personen im Jahr 2017 verfügten über eine Aufenthaltsbewilligung B. In verschiedenen Gemeinden wurden auch Personen mit Aufenthaltsstatus L zum Gespräch geladen. Dies aufgrund der Erfahrung, dass viele dieser Kurzaufenthalterinnen und aufenthalter häufig wieder kommen und nicht selten mittelfristig ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegen. Etwas mehr als die Hälfte der Gespräche wurden ohne Übersetzung geführt, da viele Gesprächsleiterinnen und Gesprächsleiter über vielfältige Sprachkenntnisse verfügen. In Uzwil beispielsweise wurden 55 Gespräche in Englisch oder Deutsch geführt, für die restlichen 56 Gespräche wurde eine dolmetschende Person hinzugezogen. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 3/10

Am häufigsten nachgefragt waren Informationen zu Deutschkursen und zur Arbeitsstellen. Hinweise auf Möglichkeiten, um in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen, wurden ebenfalls als wertvoll bezeichnet. Durch die frühen Gespräche (meist zwischen 2 bis 6 Monaten nach Zuzug vom Ausland in die Gemeinde) kann der Integrationsbedarf erkannt und Massnahmen vorgeschlagen werden. Personen mit niedrigem Bildungsstand können frühzeitig Deutschkursangeboten und Stellenmärkten oder dem Beratungsdienst des RAV zugeführt werden und verbessern dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Für gut gebildete Personen, die allenfalls vom Arbeitgeber/der Arbeitgeberin im Ausland angeworben wurden, können die Erstgespräche als Beitrag betrachtet werden, aufwändig und teuer akquiriertes Personal längerfristig halten zu können. Im Rahmen der offenen Sprechstunden der Infostellen wurde neben der Vermittlung von Information auch Unterstützung im Verstehen und Ausfüllen von amtlichen Dokumenten oder Formularen geleistet. Die offenen Sprechstunden waren für viele Personen auch hilfreich bei der Klärung von missverständlichen Situationen mit Nachbarn und Behörden. Der Grossteil der Personen, die bei den Infostellen Rat suchte, war zuvor an einem Erstgespräch. In einigen Gemeinden ist die Infostelle auch Anlaufstelle für Ämter innerhalb der Gemeinde. Sie wird auch konsultiert von Lehrpersonen oder Fachstellen bei integrationsoder migrationsspezifischen Anliegen. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 4/10

Per Dezember 2017 wurden individuelle Erstgespräche in neun Gemeinden des Kantons umgesetzt. Infostellen für Beratungen im Anschluss an die Begrüssungsgespräche werden von drei Gemeinden geführt (in grün). Wil (seit 01.01.2016 im Regelbetrieb) Uzwil St.Margrethen Au-Heerbrugg Altstätten Oberriet Rapperswil-Jona Eschenbach Walenstadt Uznach (2017 Konzeptphase, Start 1.1.2018) Ausblick 2018 Nach dreijähriger Anschubfinanzierung durch den Kanton finanzieren die Gemeinden die Gespräche aus dem Gemeindebudget: Im Jahr 2018 werden vier Gemeinden Informations- und Begrüssungsgespräche selbsttragend weiterführen und diese vollumfänglich aus dem Gemeindebudget tragen. Dies sind St.Margrethen, Au- Heerbrugg, Altstätten und Rapperswil-Jona. In Eschenbach und Walenstadt wird ein Entscheid zur Form der Weiterführung im ersten Halbjahr 2018 getroffen. Uzwil führt die Erstgespräche ab Juli 2018 unabhängig von kantonaler Finanzierung weiter, Oberriet ab Januar 2019. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 5/10

Neulancierung der Erstgespräche und offene Sprechstunde: Uznach lanciert ab dem 1. Januar 2018 das Angebot neu und wird über drei Jahre, von 2018 bis 2020, vom Kanton mit degressiver Finanzierung unterstützt. Ebenfalls ab dem 1. Januar 2018 nutzt die Gemeinde Goldach die Infostelle für Ausländerinnen und Ausländer der ARGE Integration Ostschweiz. Menschen mit spezifischem Informationsbedarf werden dort beraten. Die Gemeinde Goldach wird vom Kanton über drei Jahre mit degressiver Finanzierung unterstützt. Coaching für Gesprächsleitende: Die hohe Qualität der Erstgespräche ist ausschlaggebend für eine schnelle und wirkungsvolle Integration der Neuzugezogenen. Der Kanton finanziert deshalb weiterhin Coachings für Gesprächsleitende (auch für Gemeinden, die die Begrüssungsgespräche institutionalisiert haben). Diese können bei Bedarf beim KIG angefragt werden. Blitzlichter 2017 Rapperswil Jona: Alles bereit für die vollständige Übernahme der Gespräche durch die Stadt Claudia Taverna, Leiterin des Fachdienstes FEK und Integration der Stadtverwaltung Rapperswil-Jona schaut zurück auf die vergangene dreijährige Implementierung der Erstgespräche in Rapperswil-Jona. Nach dreijähriger Anschubfinanzierung durch den Kanton finanziert die Stadt ab Januar 2018 die Erstgespräche vollumfänglich selber. KIG: Wie hat sich die Anzahl der Gespräche mit Neuzugezogenen in den letzten Jahren entwickelt? Auf was führen Sie dies zurück? Claudia Taverna: Der Infoservice wurde im Verlauf des Jahres 2014 aufgebaut. Als sich abzeichnete, dass sich kaum Personen am Schalter des Einwohneramtes für ein Erstgespräch anmeldeten, wurden die Prozesse angepasst und der Fachdienst Integration lud die Neuzuzügerinnen und -zuzüger des Vormonats fortan schriftlich ein. Von August bis Dezember meldeten sich im Jahr 2014 somit 37 Personen für ein Gespräch. Die Zahl der Gespräche ist von Jahr zu Jahr Schwankungen unterworfen. 2015 wurden 88 Gespräche mit 118 Personen geführt. Das waren rund 35 Prozent der Angeschriebenen. Im Folgejahr sank die Zahl auf 21.5 Prozent und 63 Gespräche mit 85 Teilnehmern. Einige Personen mit einer L- Bewilligung wurden 2015 das erste Mal angeschrieben und in den folgenden Jahren Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 6/10

erneut eingeladen. Gut möglich, dass es deshalb 2015 so viele waren und diese Zahl bisher unerreicht blieb. 2017 pendelte sich die Teilnehmerzahl bei 24.9 Prozent und 78 Gesprächen mit 100 Teilnehmern ein. Bei den Personen mit B-Bewilligung lag der Anteil bei 36 Prozent. Was bringen diese Gespräche Ihrer Meinung nach? Was konnte bewirkt werden? Haben Sie gute Beispiele? Die Gespräche führen dazu, dass sich Personen schneller und umfassender in Rapperswil-Jona orientieren können. Sie wissen, welche Ämter ihre Anliegen beantworten können und verstehen, wie sie vorgehen müssen, um zum Beispiel ein Auto zu importieren, eine Krankenkasse zu suchen, Kinder für die Spielgruppe anzumelden oder den passenden Deutschkurs zu finden. Die Gespräche schaffen Vertrauen, was auch daran sichtbar wird, dass sich einige Personen nochmals melden, falls sie noch Schwierigkeiten mit Prozessen haben. Weiter hilft es den Neuzuzügerinnen und -zuzügern, sich willkommen und wohl zu fühlen und stärkt sie darin, sich hier integrieren zu wollen. Sie fragen nach Möglichkeiten, die Sprache zu lernen, in einem Sportverein mitzuwirken oder ganz einfach andere Personen zu treffen. Einerseits bringen diese Personen damit auf eine motivierte Art und Weise ihre eigenen Ressourcen ein ein Beispiel ist die Dame aus Mexiko, die sich als Freiwillige in einem Verein engagierte und viele weitere Frauen für die Anlässe begeistern konnte. Andererseits werden dadurch auch Probleme erkannt und gelöst ein Beispiel hier ist eine Familie, die seit zwei Monaten in der Schweiz weilte und die ihre Kinder noch nicht angemeldet hatte, womit diese auch nicht zur Schule gingen. Immer wieder stellen wir fest, dass Personen mangels Wissen in schwierige Situationen geraten. Ist das Problem bereits entstanden, so wird es meist aufwändig, die Wogen wieder zu glätten. Eine gute Information hilft, diese Probleme zu verhindern. Wie hat sich die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung für Sie als Integrationsverantwortliche verändert? Die Zusammenarbeit mit dem Einwohneramt wurde stärker institutionalisiert. Zwar laufen die meisten Anmeldungen über den Fachdienst Integration und werden aufgrund der Einladungsschreiben gemacht, aber die Liste der Neuzuzügerinnen und -zuzüger wird vom Einwohneramt für den Fachdienst erstellt. Das Amt kümmert sich ausserdem um die Zustellung jener Schreiben, die meist weil der Briefkasten nicht angeschrieben ist zurück an den Fachdienst gesendet werden. Bereits die Abgabe von Willkommensbroschüren jedoch ermöglicht dem Einwohneramt proaktiv und als Dienstleister an Neuzuzügerinnen und -zuzüger heranzutreten, auch jene aus der Schweiz. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 7/10

Welches war für Sie als Integrationsverantwortliche der schönste Erfolg? Die vielen positiven Rückmeldungen, die meine Mitarbeiterinnen immer wieder motivieren und darin bestärken, dass sie eine sinnvolle Arbeit machen. Und natürlich auch die oben geschilderten Beispiele, die zeigen, dass das Angebot sowohl Ressourcen der Neuzuzügerinnen und -zuzüger nutzen kann, wie auch eine präventive Funktion hat. Uznach: Anpfiff für die Begrüssung der Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger durch die Gemeinde Erika Meier-Ebneter ist Leiterin der Fachstelle Integration Linthgebiet. In ihrer Funktion war sie im Jahr 2017 federführend in der Planung zur Einführung der Erstgespräche in Uznach. Ab dem 1. Januar 2018 setzt die Gemeinde Begrüssungsgespräche um. Das nachfolgende Interview zeigt, was sich die Gemeinde von den Erstgesprächen erhofft. KIG: Mit welcher Anzahl Gesprächen mit Neuzugezogenen rechnet die Gemeinde Uznach? Erika Meier-Ebneter: Die Gemeinde Uznach lädt alle aus dem Ausland neuzuziehenden Personen mit B-, C- und L-Bewilligung und einer Perspektive auf längerfristigen rechtmässigen Aufenthalt zu den Begrüssungsgesprächen ein. Es wird davon ausgegangen, dass 50 Prozent der Neuzuziehenden an diesen Gesprächen teilnehmen werden. Somit wird mit 25 Gesprächen pro Jahr gerechnet. Welche Chancen sehen Sie für Uznach durch die Einführung dieser Gespräche? Durch die Begrüssungsgespräche sind diese Personen gut informiert über das allgemeine Leben in der Schweiz und in Uznach. Sie werden vertraut mit spezifischen Themen wie Schulwesen, Angebote der Kinderbetreuung, Abfallentsorgung, Uzner Vereinswelt und das Zusammenleben in der Nachbarschaft. Diese Informationen helfen ihnen dabei, sich schneller und besser zu integrieren, die Deutsche Sprache zu lernen und in einem Verein mitzumachen. Sie wissen, an welche Stelle sie sich mit ihren Anliegen wenden können. Die Begrüssungsgespräche sind auch förderlich für die positive Wahrnehmung der Gemeindeverwaltung. Sie bewirken, dass die Verwaltung als Anlaufstelle für etliche Aufgaben und Fragen genutzt wird. In Uznach ist die Durchführung der Erstgespräche auf drei Jahre pilotiert. Welches persönliche Ziel möchten Sie als Leiterin der Fachstelle Integration Linthgebiet in dieser Zeit erreichen? Neuzuzügerinnen und -zuzüger sollen ihre Rechte und Pflichten kennen, sich durch die Begrüssungsgespräche in Uznach willkommen fühlen und sich schnell in der Wohngemeinde zurecht finden. Ausserdem sollen die am Projekt beteiligten Personen, Ämter und Behörden sich mit Migrationsthematik auseinandersetzen und bereit sein, ihre Fähigkeiten und ihr Fachwissen für die Begrüssungsgespräche einzusetzen. Drittens ist es ein Ziel, dass sich die Aufwand-Nutzen-Bilanz sowohl für die Gemeinde, wie auch für die Neuzuziehenden lohnt. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 8/10

St.Margrethen: Infostelle wird zur Drehscheibe für Integration In St.Margrethen hat sich die Bibliothek, ausgehend von den Begrüssungsgesprächen und dem Infoschalter, in den letzten Jahren zur Drehscheibe entwickelt. Noemi Rohner, Leitern der Bibliothek, zeigt auf, wie das möglich wurde. KIG: Was macht diese Drehscheibe aus und was waren die Bedingungen dafür, dass dieses Projekt gelingen konnte? Noemi Rohner: Die Bibliotheken müssen ihr traditionelles Rollenbild überdenken und sich bewegen. Der reine Buchverleih verliert seit der Digitalisierung an Bedeutung. Gleichzeitig stellen lokale Gemeinschaften fest, dass der alleinige, virtuelle Zugang zu Information in der heutigen Gesellschaft nicht ausreicht. Öffentliche Räume, in denen Orientierungshilfen zu unterschiedlichen Themen geboten und ausgetauscht werden, sind zunehmend wichtig. Zusätzlich spüren die Kommunen, dass eine Dorfgemeinschaft heute stärker durch Wegund Zuzug geprägt ist. Eine verbindliche Identifikation mit dem Lebensort ist in den Hintergrund gerückt und die Erreichbarkeit der neuen Einwohner ist schwieriger geworden. Hier kamen zum richtigen Zeitpunkt die Begrüssungsgespräche ins Spiel. Die Politische Gemeinde St.Margrethen zeigte grosses Interesse an der Einführung dieses Angebots. Die Verantwortlichen der Bibliothek sowie der Fachstelle Integration St. Galler Rheintal verpflichteten sich zu einer Kooperation. Die positive Resonanz führte zum Aufbau einer Drehscheibe in der Bibliothek mit diversen Dienstleistungen in unseren Räumen. Mit der Entwicklung zur Drehscheibe bewegt sich eine Bibliothek auf gewohntem Terrain und ergänzt ihr Kerngeschäft. Wir betrachten dies als unsere Chance. Unser Leistungsangebot bringt lokale Gemeinschaften unterschiedlicher Ausrichtungen zusammen. Wie heisst das Motto bei Facebook: Wir ermöglichen es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen. Wir machen nichts anderes. Wir sind ein physisches, soziales Netzwerk vor Ort und teilen Inhalte und Informationen. Aktuell vereinen wir folgende Angebote unter unserem Dach: Erstgespräche, Drehscheibe (Auskunft zum Leben in St.Margrethen), Quartierschule, Frauentreff, Mütter- und Väterberatung, Krabbelgruppe und Buchstart. Welche Vorteile sehen Sie in der Tatsache, dass die Begrüssungsgespräche im Begegnungszentrum stattfinden? Die Bibliothek liegt sehr zentral im Bahnhofsgebäude und ist ein neutraler Ort. Wir bieten eine Auswahl an fixen Öffnungszeiten und individuellen Terminen. Dadurch sind wir auch nach den Gesprächen zugänglich und gefragt. Durch die Vernetzung erhöhen wir unsere Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 9/10

Flexibilität und Kompetenz. Unsere Gesprächsleiterinnen haben eine steile Lernkurve hinter sich und wir haben gestaunt, wie komplex das Ganze ist. Positiv ist, dass die Neuzuziehenden umgehend an die richtigen Ansprechpartner vermittelt oder auch zum Handeln aufgefordert werden können. Was kann die Bibliothek St.Margrethen als Drehscheibe für das gute Zusammenleben in St.Margrethen leisten und wo liegen Grenzen? Mit der Drehscheibe bekommt der neue Wohnort, seine Einwohner und der Neuzuziehende ein Gesicht. Die Anonymität wird durchbrochen. Lange Umwege oder Fehlinformationen können vermieden werden. Dies erleichtert das Zurechtfinden zu Beginn. Wir können die Tür zeigen, öffnen muss sie der Neuankömmling allerdings selbst. Die Handlung bleibt seine Sache. Die Gemeinde St.Margrethen finanziert ab 2018 Begrüssungsgespräche und Infostelle selbsttragend. Inwiefern war die kantonale Mitbeteiligung der letzten Jahre von Nutzen? Die kantonale Mitbeteiligung war in unserem Fall eine Voraussetzung. In einer Pilotphase konnte das Konzept für St.Margrethen erprobt und angepasst werden. Die jeweiligen Ansprechpartner der Fachstellen begleiteten den Prozess. Die individuelle Anpassung und der Verlauf der Pilotphase überzeugten. Während des Aufbaus war die Unterstützung durch das Einwohneramt ein wichtiger Baustein. Die Gemeinde St.Margrethen stand von Anfang an hinter dem Projekt. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass sich die Scheibe dreht und das mittlerweile 20-köpfige Team sich mit mir gerne drehen lässt. Und natürlich einen Goldesel. Vielen Dank für das Gespräch. Jahresbericht 2017: Information und Begrüssung für aus dem Ausland zugezogene Personen 10/10