Ausschnitt Seite: 1/8 ARGUS DATA INSIGHTS Schweiz AG Suchbegriff 1. Animal Welfare Foundation, AWF Verlag Redaktion Ein Herz für Tiere Media GmbH, URL: www.herz-fuer-tiere.de Ein Herz für Tiere Redaktion, Tel.: 089 272700, E-Mail: redaktion@herz-fuer-tiere.de Ausgabe 01.07.2017 0107.2017 Nr. 7/2017 Medientyp Spezial Special Interest Erscheinungsweise monatlich Seite 20 Branche Tiere Rubrik Bundesland überregional Überregional Publikation verkauft verbreitet gedruckt Reichweite Mio Medien-Nr. Ein Herz für Tiere Copyright des Artikels liegt beim Verlag 49.026 49.644 77.203 1,27 2132
Ausschnitt Seite: 2/8 QUALVOLLEREISE Rinder aus der EU sind vor allem im Mittleren Osten sehr gefragt geff Exportware Rind Fieser Kuhhandel Tausende Rinder werden täglich durch ganz Europa gekarrt - zum Schlachten oder zur Zucht. Ihre Reise findet oft unter unbeschreiblichen Zuständen statt. Was macht die Tiere so begehrt und welches Geschäft steckt hinter den grausamen Transporten?
Ausschnitt Seite: 3/8 KRANK UND ELEND Vollig verdreckt und sichtlich erschopft stehen diese jungen Bullen viel zu dicht beieinander KEINE BEWEGUNSFREIHEIT Oft werden die Tiere auf mehrere Ebenen im Lkw geladen - mit viel zu geringen Stehhöhen KRANK UND ELE Völlig verdreckt und sichtlich erschöpft stehen diese jungen Bullen viel zu dicht beieinander KEINE BEWEGUNSFREIHEIT Oft werden die Tiere auf mehrere Ebenen im Lkw geladen - mit viel zu geringen Stehhohen
Ausschnitt Seite: 4/8 Es ist dunkel, heiß und stickig im Bauch des riesigen Frachters. Die Luft ist erfüllt vom Gestank der Exkremente, die sich zentimeterhoch auf dem Schiffsboden verteilen. Dicht gedrängt harren hier seit sechs Tagen über 1600 Rinder aus: Viele Tiere leiden unter entzündeten Augen und laufenden Nasen, andere haben klaffende Wunden. Neun Tiere, darunter trächtige Kühe, sind auf der Überfahrt von der kroatischen Küstenstadt Raga ins ägyptische Alexandria schon verendet. Sie sind Opfer der europäischen Exportwut geworden: Jährlich werden Hunderttausende Tiere zum Schlachten und für die Zucht in Mittelmeerländer wie Algerien, Türkei und Libanon verschifft. Ihre Zahl hat sich in den letzten drei Jahren auf 650.000 Rinder fast verdoppelt. Uralte Schiffe sind gut genug In diesen Nicht-EU-Ländern soll mit weiblichen Zuchtrindern eine eigene Milchwirtschaft aufgebaut werden. Dazu besteht ein großer Bedarf an Mastrindern. Besonders in die Türkei boomte im letzten Jahr der Export von Lebendrindern. Hauptkonsumtage für Rindfleisch sind hier das Ramadanfest und Opferfest. Tierschützer der Animal Welfare Foundation haben letzten Herbst die schockierenden Zustände auf einem Transportschiff im Mittelmeer dokumentiert. Ihr Fazit: Hier wird systematisch europäisches Recht gebrochen", so Iris Baumgärtner von der Animal Welfare Foundation gegenüber der Süddeutschen Zeitung". Zwar wurden die Regeln für Tiertransporte in der EU in den letzten Jahren verschärft. Doch kontrolliert wird kaum. Und: Wenn die Schiffe erst einmal die europäischen Gewässer verlassen haben, sind die Tiere auf den guten Willen der Besatzung angewiesen. Oft sind die Rinder so eingepfercht, dass sie an Vorrichtungen für Futter und Wasser gar nicht herankommen. Auch ein Tierarzt an Bord ist nicht zwingend vorgeschrieben. Dazu kommt, dass für Viehtransporte auf dem Seeweg häufig ausgemusterte, über 30 Jahre alte Frachter verwendet werden, deren Belüftungssysteme meist unzureichend gewartet wurden. Deutsche Rinder an Bord Und wenn bei 30 Grad Außentemperatur die Ventilatoren versagen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis aus dem Rindertransport ein Albtraum wird. An Bord des Schiffs, das Animal Welfare Foundation im letzten Jahr untersucht hatten, befanden sich auch drei schwarz-weiß gescheckte Kühe aus Norddeutschland. Ihre Ohrmarken identifizierten sie als deutsches Export-Vieh. Das bedeutet: Bevor die Tiere ihre 5000 Kilometer lange Seereise in Kroatien antreten konn-
Un Datum: 03.07.2017 Ausschnitt Seite: 5/8 1- H - ENDLOSE ÜBERFAHRT Ausgemusterte, nur unzureichend gewartete Frachter werden meist für fur den Seetransport eingesetzt 'II WENIG KONTROLLE Nur ein Prozent aller Tiertransporte auf der Straße wird überprüft WENIG KONTROLLE Nur ein Prozent aller; Tiertransporte auf per Straße wird übeiprüft HITZE, KÄLTE, ABGASE Unterwegs sind die Tiere enorm großem Stress ausgesetzt
Ausschnitt Seite: 6/8 Die Enge, die Rinder aushalten müssen, ist unvorstellbar: Rindern stehen 1,6 Quadratmeter Platz bei Straßen- und Schienentransporten zu. Auf dem Schiff sind es 1,8 Quadratmeter. Das entspricht nicht einmal einer Telefonzelle. Auf diesem Raum müssen die Tiere lange ausharren. Eigentlich dürfen Rinder laut Gesetz nur" 29 Stunden transportiert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen, etwa wenn gewisse Pausen- und Versorgungsintervalle eingehalten werden, kann die Fahrt auch beliebig verlängert werden. TELEPHONE ELEPHONE ten, hatten sie bereits eine Strecke von 1300 Kilometern quer durch Europa, eng zusammenstehend auf der Ladefläche eines Lkw hinter sich. Laut EU-Richtlinie dürfen Rinder bis zu 29 Stunden mit einer Stunde Pause transportiert werden. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen acht Stunden in einem überfüllten Zug. Und das dreimal so lange. Und länger. Die Fahrt nimmt kein Ende, es ist voll. Normalerweise fühlen sich Rinder in einer Herde von 20 bis 30 Muttertieren mit Kälbern wohl. Auf den Frachtern, die für den Rinderexport eingesetzt werden, stehen oft über 1000 Tiere auf engstem Raum. Sie sind dabei großem Stress ausgesetzt: Den Kampf um die knappen Wasser- und Futterressourcen an Bord verlieren meist die rangniederen Tiere. Sie kommen völlig ausgezehrt an ihrem Bestimmungsort an - falls sie den Transport überleben. Guter Zusatzverdienst Doch warum werden überhaupt jedes Jahr unzählige Rinder aus exportiert, wenn gleichzeitig gut 150.000 Tiere importiert werden? Der Grund sind die niedrigen Milchpreise: Für viele Landwirte ist die Milchwirtschaft längst zum Verlustgeschäft geworden. Mit dem Verkauf ihrer Tiere erzielen sie einen lukrativen Zusatzverdienst. Dabei zahlen Käufer aus dem Ausland bis zu 1000 Euro mehr pro Tier. Rinder aus, besonders die der Rassen Braun- und Fleckvieh, können sich gut an verändertes Klima und höhere Temperaturen anpassen. Daher sind sie in Marokko, Saudi-Arabien und Ägypten sehr gefragt. Zusätzlich subventioniert die EU den Verkauf von Zuchtvieh in Drittländer. Aber: Auch innerhalb s werden Rinder über viel zu weite Strecken transportiert. Aufgrund der hohen Spezialisierung innerhalb der Agrarindustrie findet die Aufzucht, die Mast und die Schlachtung der Tiere in unterschiedlichen Betrieben statt - meistens dort, wo die Löhne am niedrigsten und die Gewinne am höchsten sind. Fehlende Kontrollen Die Wege zwischen den verschiedenen Stationen legen die Rinder per Lkw zurück. Gerade mal 1,6 Quadratmeter ste-
Ausschnitt Seite: 7/8 hen dabei jedem Rind zu. Und auch beim Transport auf der Straße decken Tierschützer regelmäßig Verstöße gegen die deutsche Tierschutztransportverordnung auf: Überschreitungen der Transportzeit, unzureichende Deckenhöhen, Überladung und eine fehlende Wasserversorgung werden immer wieder bemängelt. Die Rinder leiden unter dem Straßenlärm, den Abgasen im Straßenverkehr und dem Ammoniak, das sich aus ihren Exkrementen bildet. Auch dem ständigen Anfahren und Bremsen sowie Hitze und Kälte auf der Ladefläche sind sie ausgeliefert. Um das Leid zu mindern, fordern Tierschutzorganisationen wie Yier Pfoten" schon lange eine Verkürzung der Transportzeit. Außerdem wünschen sich die Tierschützer schärfere Kontrollen - derzeit wird nur ein Prozent aller Viehtransporte auf s Straßen im Hinblick auf das Tierwohl überprüft. Dr. Martina Stephany, Leiterin des Bereichs Nutztiere und Ernährung bei Vier Pfoten", weiß: Kontrollen finden hauptsächlich bei der Verladung oder am Schlachthof statt. Wir brauchen definitiv mehr Kontrollen auf der Straße, um Regelungen wirklich durchzusetzen." Fliegende Rinder Und wie sieht es bei Bio-Rindern aus? Die ökologischen Verbände Bioland, Naturland und Demeter haben sich freiwillig zu strengeren Richtlinien verpflichtet: Die Fahrt soll möglichst auf vier Stunden und eine Strecke von 50 Kilometern begrenzt werden. Angst, Durst und Schmerzen sollen unter allen Umständen vermieden werden, die Verabreichung von Beruhigungsmitteln und das Antreiben mithilfe von Stromstößen sind verboten. Dass leidende Tiere kein notwendiges Übel sind, das man beim Viehtransport einfach so hinnehmen muss, beweist das Animal Export Center am Flughafen Leipzig/ Halle. Von hier aus reisen" regelmäßig schwarz-weiß gescheckte Kühe in Golfstaaten wie Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Vor dem Abflug haben sie in der 1.300 Quadratmeter großen Anlieferungszone Auslauf, später stehen sie im Frachtraum des Flugzeugs zu fünft in mit Stroh ausgelegten Holzkisten. Die Viehhändler versuchen, den Stress für die Exportrinder so gering wie möglich zu halten. Schließlich bezahlen die Käufer viele Geld für ein Tier und erwarten, dass die Milchkühe wohlbehalten in ihrer neuen Heimat ankommen. Es geht also auch anders - doch leider nur, wie so oft bei Tierschutzfragen, wenn viel Geld im Spiel ist. Also werden die meisten Tiere weiter leiden müssen auf ihren langen Reisen, die der Mensch ihnen zumutet und die von allem entfernt sind, was mit Respekt und Würde zu tun hat.. Natalie Decker
Ausschnitt Seite: 8/8 Da: etwa Einige wenige Möglichkeiten gibt es, den Tieren zu helfen: Unterstützen Sie Tierschutzorganisationen im Kampf gegen Langstreckentransporte. Sie können zum Beispiel Online- Petitionen wie der Initiative www.stopthetrucks.eu/en/ Ihre Stimme geben. Fordern Sie den EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis in einem Brief auf, die Transportzeit auf maximal acht Stunden zu verkürzen. Adresse igfanenimiireck Wie beieliesbm Transport ist oft Einstreu dnrchweicht stefiep tief pie Tiere in-ihrennex und Musterbrief gibt es beim Deutschen Tierschutzbund. Überdenken Sie Ihren Fleischkonsum. Wer nicht verzichten kann, sollte mindestens auf Bio-Produkte aus regionaler Erzeugung zurückgreifen.