GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 1)

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Transkript:

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 1) Der Alltag hat sich verändert Die Schule hat wieder begonnen. Der Papa von Jonas, Anna und Leon sitzt im Wohnzimmer und liest wie jeden Morgen seine Zeitung. Er bleibt jetzt oft länger im Bett und überhaupt steht er nicht mehr so früh auf wie vorher, als er gearbeitet hat. Er kommt auch nicht wie gewohnt in Annas und Jonas Zimmer und weckt sie, das macht jetzt Mama. Das ist irgendwie komisch. Mama macht das anders. Papa ist jetzt immer zu Hause, ausser wenn er zum Arzt muss und die Chemo macht. Und Mama arbeitet nur noch am Morgen und kümmert sich am Nachmittag um die Familie und den Haushalt. Abends aber, da sind alle zusammen im Wohnzimmer und erzählen sich vom Tag - das war immer schon so.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 2) Die Grosseltern kochen Mittagessen Wenn die Kinder frei haben, kommen die Grosseltern zu Besuch. Heute sitzen sie mit allen Kindern am Tisch und spielen Eile mit Weile. Du schummelst!, ruft die Grossmutter. Stimmt gar nicht, schreit Jonas. Aber die Grossmutter hat ihm genau auf die Finger geschaut und jetzt muss er eine Runde aussetzen. Jonas schmollt. Doch bald kocht die Grossmutter für alle zu Mittag. Anna, Leon und Jonas freuen sich schon, denn am liebsten kocht sie Lasagne, die essen alle gern. Aber manchmal mag Papa nicht so viel essen, dann gibt es abends ein Restekuddelmuddel-Essen.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 3) Krebsfreie Zeit An manchen Tagen geht es Papa richtig gut und er geht mit Anna, Leon und Jonas zum Spielplatz oder zum Fussballplatz. Papa hat gesagt, dass er im Moment nicht mitspielen kann. Anna findet aber, dass Papa noch genauso gut wie vorher Spiele erfinden kann, die sie und Jonas ausprobieren. An manchen dieser guten Tage beschliesst die ganze Familie, einen Ausflug zu machen. Am besten hat Jonas das Tretbootfahren (Pedalofahren) auf dem See gefallen. Er und Mama haben die Familie fast über den ganzen See gefahren und Papa fand das lustig. Nahe am Ufer konnte man, wenn man mutig war, vom Boot in den See springen. Anna wollte gar nicht mehr aufhören damit, denn das hat richtig viel Spass gemacht! Und das Schöne ist, dass niemand über den Krebs nachdenkt, wenn die ganze Familie unterwegs ist.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 4) Schwierige Tage Heute hat Papa aber keinen so guten Tag, denn er hatte gestern Chemo. Darum ist er heute sehr müde und liegt viel herum. Am Nachmittag bringen Anna und Leon ihre Stifte und ein grosses Blatt Papier zum Esstisch. Leon, jetzt malen wir dem Papa ein Bild, damit er auch einmal etwas Schönes anschauen kann, sagt Anna eifrig und nimmt den roten Stift zur Hand. Komm, wir zeichnen ihm viele farbige Autos. Da hat er bestimmt Freude. Geschafft, das Bild ist fertig. Stolz springen Anna und Leon zu Papa und überreichen ihm das Bild. Oh, das ist genau das, was ich gebraucht habe an diesem grauen Tag. Das habt ihr zusammen für mich gemalt? fragt Papa staunend. Ja!, rufen Anna und Leon. Anna merkt, dass nicht nur Papa erfreut ist, sondern dass es auch sie und Leon glücklich macht, das Bild zu schenken. Da kommt Jonas und streckt Papa ein Kissen hin: Damit du dich gut erholen kannst, Papa!

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 5) Was tun, wenn ich etwas blöd finde Es ist Sonntag und ausgerechnet jetzt regnet es seit zwei Tagen. Anna sitzt vor dem Fenster und schaut den Regentropfen zu, die an die Fensterscheibe trommeln. Ihre Beine baumeln hin und her. Mir ist langweilig, quengelt Anna. Können wir nicht ins Schwimmbad gehen? Ou ja!, ruft Leon. Die Mutter räumt die Teller vom Tisch und schimpft: Nein. Papa ist müde und braucht Ruhe. Und schaut mal nach draussen. Ich habe überhaupt keine Lust, im Regenmantel im Schwimmbad zu sitzen. Könnt ihr nicht wenigstens einmal etwas alleine zu Hause machen? Ich habe auch nur begrenzt Nerven. Ich will jetzt aber raus!, schreit Anna wütend und rennt heulend in ihr Zimmer.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 6) Wem kann ich das anvertrauen? Manchmal, wenn Anna und Jonas keine Lust haben zu Hause zu bleiben, gehen sie zu Fabian und Sara. Fabian hat eine neue Legostadt aufgebaut. Es sind aber noch Klötze übrig und jeder hat genug Klötze, um sein eigenes Haus zu bauen. Zu Hause ist es gerade sehr langweilig. Papa ist müde und Mama will nichts machen. Krebs ist doof!, meint Anna. Mama hat gesagt, es gibt gute und schlechte Tage. Heute ist, glaube ich, kein guter, erklärt Jonas. Sara kennt das von ihrer Mama und erzählt: Wenn es Mama nicht gut ging, habe ich etwas mehr geholfen als sonst, mein Zimmer aufgeräumt und ihre Lieblingsmusik aufgelegt. Aber manchmal fand ich das alles einfach nur blöd. Was hast du dann gemacht?, fragt Jonas. Was ich immer mache, wenn ich etwas blöd finde. Ich gehe nach draussen und treffe meine Freundinnen, erklärt Sara. Manchmal traute ich mich nicht, Mama zu sagen, dass ich enttäuscht bin, weil sie nichts mit uns unternehmen wollte. Ich wollte sie nicht traurig machen. Dann erzählte ich es Grossmutter. Ihr können wir immer sagen, wenn wir etwas nicht gut finden. Anna und Jonas finden das gut und überlegen sich, wem sie solche Dinge anvertrauen können. Was ist jetzt, spielen wir? Bei mir treffen sich jetzt nämlich die Dinosaurier und greifen die Stadt an, kündet Fabian an und stürzt einen Dinosaurier auf die Legostadt nieder.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 7) Wenn mir selber etwas wehtut An einem Morgen hat Anna plötzlich Bauchschmerzen. Sie weint und ruft nach ihrer Mama. Die Mutter tröstet Anna und Anna bleibt zu Hause. Jonas geht zur Schule, aber irgendwie kann er sich heute nicht so gut auf die Schule konzentrieren. Er muss immer an Anna denken. Er erinnert sich, dass auch Papa solche Bauchschmerzen hatte. Er fragt sich, ob Anna dasselbe hat wie Papa. Nur - wie soll er das Mama und Papa sagen, er möchte ihnen doch keinen Kummer bereiten? Als er nach Hause kommt, geht Jonas gleich zu Anna ins Zimmer und fragt nach, wie es ihr geht. Anna geht es etwas besser. Jonas traut sich aber nicht, etwas zu sagen oder zu fragen. Beim Abendessen schaut ihn sein Papa besorgt an und fragt, was denn los ist. Papa, Anna hatte genauso Bauschmerzen wie du. Hat sie auch Krebs? Papa erklärt Anna, Leon und Jonas, dass man nicht gleich Krebs hat, wenn etwas weh tut. Meistens tut einem einfach so etwas weh. Wisst ihr noch, als Leon viel zu viele Süssigkeiten gegessen hat, da hatte er danach auch Bauchschmerzen. Ja und er war ganz grün im Gesicht, kichert Anna. Ja, oder wisst ihr noch, als Anna so hoch Fieber hatte, da hatte sie doch Kopfschmerzen und hat sich nicht mehr gekämmt!, erinnert sich Papa. Stimmt, sie war eine richtige Heulsuse, lacht Jonas. Das stimmt gar nicht!, schreit Anna entrüstet.

GESCHICHTE KAPITEL 2 (S. 8) So sein wie alle anderen Jonas geht gerne zur Schule und Anna geht gerne in den Kindergarten. Eigentlich sind sie immer noch der Jonas und die Anna von vor den Sommerferien, ganz normale Kinder eben. Aber jetzt, wo ihr Papa krank ist, wissen sie manchmal nicht, ob sie andere Kinder mit nach Hause nehmen dürfen. Sie schämen sich, weil Papa mit der Chemo die Haare auf dem Kopf verloren hat. Er trägt jetzt einfach einen Hut. Als ein paar Freunde von Jonas und Anna zu Besuch waren, waren sie zu Beginn neugierig. Der Freund von Jonas sagte, Papas Kopf sehe aus wie ein Fussball. Ein anderer fragte, ob er etwas auf die Glatze schreiben könne. Papa fand das lustig, aber manchmal mag er auch keine Spässe machen. Er mag seine Glatze nicht so gerne zeigen. Dann lassen Jonas und Anna ihn in Ruhe und spielen mit ihren Freunden in ihrem Zimmer oder draussen.