In der Praxis werden die unterschiedlichsten Kommissioniermethoden angewendet, um einen Auftrag, der in der Regel aus mehreren Positionen besteht, reibungslos und fehlerfrei abzuarbeiten. Jede angewandte Kommissioniermethode unterscheidet sich in ihrer Organisation und in ihren Informations- und Materialflüssen. Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung a) ohne Übergabestellen Bei dieser Methode werden die einzelnen Aufträge nacheinander abgearbeitet. Kommissionierer K1 führt den gesamten Auftrag allein aus und durchläuft alle Lagerzonen. Anschließend arbeitet er den nächsten Auftrag ab. Die anderen Kommissionierer gehen in gleicher Weise vor. b) mit Übergabestellen Kommissionierer K1 entnimmt für den Auftrag Y die Artikel aus der Lagerzone 1 und übergibt Auftrag und entnommene Artikel an Kommissionierer K2, der die entsprechenden Artikel aus Lagerzone 2 entnimmt und an Kommissionierer K3 übergibt usw. Bei dieser Methode durchläuft der Auftrag eine Lagerzone nach der anderen. Es handelt sich hier um eine der am häufigsten praktizierten Methoden. Leichte Einarbeitung, einfache Festlegung der Verantwortlichkeiten und wenig organisatorische Vorbereitung stehen 1
relativ lange Auftragsdurchlaufzeiten, sehr lange Wege und Probleme der Übergabe an den nächsten Kommissionierer (unterschiedliche Pickzeiten in den Lagerzonen) gegenüber. Unter Einbeziehung der Stichgangsstrategie können die Kommissionierwege verkürzt werden. Hierbei werden die Artikel mit den höchsten Umschlagshäufigkeiten (A-Güter: Bestseller, Schnelldreher) in den Regalbereichen gelagert, die den Übergabeplätzen (Packplatz, Versandstation) am Nächsten liegen. Artikel, die seltener umgeschlagen werden liegen weiter hinten (B-Güter, C-Güter). Start Ende Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung Bei dieser Methode wird ein Auftrag in Teilaufträge getrennt, die wieder nach Lagerzonen aufgeteilt sind. Die Kommissionierung verschiedener Aufträge kann nun in den einzelnen Lagerzonen gleichzeitig (parallel) erfolgen. Nach erfolgter Kommissionierung werden die Teilaufträge zu einem kompletten Auftrag zusammengeführt. 2
Eine schnellere Auftragsdurchlaufzeit als bei der auftragsorientierten, seriellen Kommissionierung steht eine aufwendige Organisation der Auftragsteilung (ohne EDV unmöglich) und eine aufwendige Auftragszusammenführung entgegen. Weiterhin muss für eine möglichst gleichmäßige Auslastung der Kommissionierbereiche gesorgt werden. Serienorientierte, parallele Kommissionierung. Bei dieser Methode werden die erhaltenen Aufträge zu einer Serie zusammengefasst. Pro Tag können eine, zwei, drei oder mehr Serien gebildet werden. In der 1. Kommissionierstufe werden die einzelnen Auftragspositionen innerhalb einer Serie den verschiedenen Lagerzonen zugeteilt. Ein bestimmter Artikel, der in mehreren Aufträgen enthalten ist, kann für diese Aufträge auf einmal als Sammelentnahme entnommen werden. In der 2. Kommissionierstufe werden nach der Entnahme der Artikel aus den verschiedenen Lagerzonen diese Artikel wieder den einzelnen Aufträgen zugeteilt. Merke: serienweise entnehmen auftragsweise zusammenführen Der einzelne Lagerplatz muss nur einmal pro Serie und nicht pro Auftrag angefahren werden (Wegeminimierung). Dem stehen relativ lange Auftrags-Durchlaufzeiten, aufwendige Vorbereitung und Arbeitsaufwand in der 2. Kommissionierstufe entgegen. 3
Beleglose Kommissionierung Bei den herkömmlichen Kommissioniermethoden ist mit einem enormen Papier- und Leseaufwand umzugehen. Die beleglose Kommissionierung hilft die Papierflut einzudämmen und Lesefehler zu vermeiden. Voraussetzung für eine papierlose Umgebung ist eine integrierte Rechnertechnik, die auf alle Lagerkomponenten abgestimmt und für das aktuelle System optimiert wird. Der Lagerverwaltungsrechner berechnet die Zusammenstellung der Kommissionierpaletten und überträgt die Informationen in die Pick-Zone. Pick-by-Light Kommissionierung mit Hilfe von LED-Anzeigen, die den Mitarbeiter zur richtigen Position führen und die Anzahl der zu entnehmenden Artikel angeben, Errechnung der Reihenfolge der zu entnehmenden Artikel nach dem kürzesten Weg, Minimierung von Pick-Fehlern durch direkte Verbindung zwischen Anzeige und Produkt Der Ablauf kann wie folgt ausehen: Für die Kommissionierer stehen Transportbehälter mit Terminals bereit, in die der Auftrag mit einer bestimmten Auftragsnummer gelegt werden soll. 4
Über der Regalzone leuchtet per Digitalanzeige die Nummer des Behälters auf, der als nächstes bearbeitet werden soll. Der Kommissionierer übernimmt den entsprechenden Transportbehälter und betritt die Lagerzone. An den jeweiligen Regalfächern, aus denen er Artikel entnehmen soll, leuchten Lampen auf. Eine Digitalanzeige zeigt die Auftragsnummer und nennt die zu entnehmende Stückzahl. Der Kommissionierer entnimmt die Artikel und drückt anschließend die taste neben der Anzeige. Er teilt damit dem System mit, dass diese Auftragsposition erledigt ist. Durch eine automatische Wiegeeinrichtung kann bereits am Regalfach die richte Entnahmezahl überprüft werden. Ist eine Auftragsposition erledigt, erscheint die nächste Anzeige an einem anderen Regalfach. Hat der Kommissionierer alle Entnahmen gemäß den Anzeigen ausgeführt, wird ihm die ordnungsgemäße Entnahme vom System bestätigt. Nun kann er den Auftrag dem nächsten Arbeitsbereich übergeben. Pick-by-Voice Der Kommissionierer erhält die Anweisungen per Sprachkommando über ein Headset (Kopfhörer mit Mikrofon).das per Kabel mit einem am Gürtel befestigten Sender verbunden ist, der per Datenfunk mit dem System kommuniziert. Die zum System erforderliche Software übersetzt die Daten in Sprache. Der Kommissionierer quittiert die jeweils von ihm ausgeführten Entnahmen per Spracheingabe über das Mikrofon. Die Software, die die Spracheingabe wieder in Daten zurückwandelt, bucht entsprechend im Lagerverwaltungssystem. Hohe Sicherheit bei den Kommissioniervorgängen durch freien Blick und freie Hände. 5
Barcodescanner, WLAN für Staplerleitsystem Die Pickaufträge werden drahtlos per WLAN an die Mobil-Terminals gesendet. Der Lagerarbeiter erfasst die Artikel- oder Lagerfachnummer per Barcode-Scanner. Ein erledigter Auftrag wird von ihm auf dem Gerät bestätigt. Der Status von Aufträgen kann permanent in Echtzeit überwacht werden. Durch den Einsatz von Barcodes werden Fehler vermieden. Falsche Codes werden vom System nicht akzeptiert. Für die Erfassung sind mobile Handgeräte oder, für den Betrieb auf Gabelstaplern, Fahrzeug-Terminals mit angeschlossenem Barcode-Scanner geeignet. 6
16 Aufträge auf einem Streich In der Praxis überträgt das WMS ein Paket wegeoptimierter Kommissionieraufträge an einen Mitarbeiter. Bevor dieser zu seinem Weg durchs Lager startet, kann er die dem Auftragspaket entsprechende Anzahl an Fächern am Rollwagen durch Verschieben von Trennwänden optimieren. Logstar (Software) errechnet anhand des Gewichts und der Abmessungen der zu kommissionierenden Ware, wie viele Fächer des Wagens für eine Bestellung benötigt werden. Die optimale Anzahl und Anordnung der Fächer werden dem Kommissionierer auf dem Farbdisplay des Tablet-PCs angezeigt. Nachdem der Mitarbeiter die Vorgaben von Logstar bestätigt hat, beginnt der eigentliche Kommissioniervorgang. Der Kommissionierer wird zur Ware geführt und nimmt den angezeigten Artikel aus dem Karton im Regal. Durch das Scannen des an der Ware angebrachten Barcodes wird die Richtigkeit bestätigt und es wird angezeigt, in welches Fach des Kommissionierwagens welche Menge gehört. Nach Bestätigung der Verteilung auf die einzelnen Aufträge wird die Entnahme gebucht und der nächste Entnahmeplatz wird angezeigt. Sind alle Kommissionieraufträge abgeschlossen, bringt der Mitarbeiter den Kommissionierwagen in die Packzone. Dort werden automatisch quasi im Vorbeifahren für die Aufträge auf seinem Rollwagen Belegsätze ausgedruckt, die gleichzeitig Lieferschein, Rechnung, Versandaufkleber und Rücklieferschein beinhalten. An einem Packtisch wird die Ware zusammen mit den Belegen verpackt und versandfertig gemacht. Natürlich sind auch Fahrzeugterminals und Handheld-PCs für die beleglose Parallelkommissionierung geeignet Logstar jedenfalls ist so flexibel, dass durchaus auch 50 Aufträge oder mehr mittels Stapler optimiert abgearbeitet werden können oder auch Kommissionierer mit Handterminals durchs Lager geführt werden. Anstelle von Barcodes können auch RFID-Labels zur Identifikation genutzt werden. 7