Erfolgsfaktoren für innovative Leitmärkte Prof. Dr. Knut Blind, Fachgebiet Innovationsökonomie, TU Berlin, Fraunhofer FOKUS

Ähnliche Dokumente
Durch Brückenbildung Synergien zwischen EFRE und Horizont 2020 schaffen

EFRE-Regionalförderung in Baden-Württemberg

HORIZON 2020 die nächsten Schritte Dr. Andrea Fischer, BMBF, Referat 721

Vorstellung des EFRE-Programms und der Regionalen Innovationsstrategie für Rheinland-Pfalz

Die Forschung liefert Technologien für die Energiewende , Energy Talks Ossiach Theresia Vogel, Elvira Lutter

Mittelstand und Europäische Forschungsförderung. Last call for the calls Letzte Ausschreibungsrunde im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU

Vorbereitung der Förderperiode

Luxemburg, 16. Juli 2014 Maria van der Hoeven Exekutivdirektorin Internationale Energieagentur

Innovationspolitik NRW Strategien für Wachstum und Beschäftigung

Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Brüssel

Perspektiven für die Ländliche Entwicklung. Martin Scheele. Kommissar Hogan zur Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik

Strategisches Management. BATCON Business and Technology Consulting GmbH +43/664/

Die deutsche Wirtschaft im Klimawandel Relevanz und Optionen für ein Klimafolgenmanagement von Unternehmen

Der digitale Verkehr Wege in die Zukunft

Öffentliche Konsultation

10/30/2017. Weniger entwickelte Regionen Übergangsregionen. Stärker entwickelte Regionen > 90 % Ø Pro-Kopf-BIP. *Index EU27 = 100

Zu erwartende Rahmenbedingungen auf EU- und Landesebene für die Förderung der ländlichen Räume in MV ab LAG Nordvorpommern Kölzow, 9.11.

Energieeffizienz - die stille Ressource der Energiewende. Theresia Vogel, Elvira Lutter

Dr. Andreas Borchardt, KiWi GmbH

Frankreichs Innovationspolitik

Verordnungsvorschläge zur EU-Regionalpolitik

IKT.NRW Leitmarktwettbewerb 1. Runde

Innovationspfade nicht forschungsintensiver Unternehmen

Praxisworkshop 1. Übergeordnete Reformziele und Europäische Territoriale Zusammenarbeit Was heißt das für die Projektvorbereitung?

IÖB-Tool Modul B1 / 3c/2014. Fragebogen zur Evaluierung innovationsfördernder Beschaffungsvorgänge. S. Supper T. Steffl U. Bodisch.

Normung und Standardisierung in Forschungsprojekten - Die Perspektive von DIN -

Schwachstellen des Gemeinsamen strategischen Rahmens aus der Länder

Globalisierung und technischer Fortschritt (An)Treiber des Mittelstands?

ENERGIEVERTEILUNG UND STROMSPEICHER

Rheinberg, //

Europa EU.NRW.OWL Projektbüro Kreis Lippe

Neue Impulse für den Innovationsprozess

Die Rolle der Normung in der Innovations- und Technologiepolitik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie

Quantifizierung der Auswirkung von vorkommerzielle Auftragsvergabe (PCP) in Europa auf der Grundlage von Datenauswertungen aus den IKT-Bereich

Aktivitäten in der Kommunalrichtlinie sowie der Nationalen Klimaschutzinitiative

Forschung in den Gesundheitsberufen Anforderungen an und Optionen für forschungsförderliche Strukturen im Hochschulbereich

Unternehmenszweck, Vision, Mission, Werte

THESEN zu den künftigen Herausforderungen der Regionalpolitik aus Sicht Tirols mit dem Schwerpunkt

AK Frontrunner als neuer Ansatz der FTI-Politik. Angewandte wirtschaftsnahe Forschung in Deutschland: Einige Gedanken zur Wirkung

Ökologische und soziale Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor. umweltplus Markus Döhn Bremen, 24. April 2008

EIN PROJEKT DES SÄCHSISCHEN STAATSMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR DURCHGEFÜHRT VON VDI/VDE INNOVATION + TECHNIK GMBH

Entwicklung eines prozessorientierten Wissensmanagementsystems

Innovationen im Klimaschutz Ideen und Wirkung

Supply Chain Risk Management - Risiken in der Logistik sicher beherrschen

Europäische Strukturfondsförderung Das EFRE-OP Überblick

Energieautarkie: Modellfall Alpen?

Die Vorteile des Binnenmarktes aus Sicht der Wettbewerbstheorie

Die Zukunft der Kohäsionspolitik nach 2013

Verordnungsvorschläge zur EU-Regionalpolitik

Grand Designs der Nachhaltigkeitspolitik

DIE FFG BRANCHENINITIATIVE VERPACKUNGSWIRTSCHAFT

Plastik sparen, im Papier schwelgen?

Wir haben die Dienste aus Theorie wird Praxis

Fahrplan 2050 Ein Pfad zu mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit bei geringen Treibhausgas-emissionen

EFRE-Programm IWB Österreich Überblick

Berlin Partner for Business and Technology

Zukunft der Verfahrenstechnik?

Unternehmens-Audit (TS 005)

CLEANTECH Initiative Ostdeutschland

Wettbewerb durch Netzzugang?

Ressourcennutzung der österreichischen Wirtschaft Herausforderungen für eine Circular Economy

Umweltfreundliche Verpackungen neu durchdenken

Kennen Sie eigentlich die Blue Ocean Strategie? 2013 Matthias Mehlich, ranketing GmbH M3 Campixx Blue Ocean

ZULIEFERER VOR DER ZERREISSPROBE?!

Einführung zum Innovationssymposium der Wirtschaftsvereinigung Stahl und des VDI

Volkswirtschaftliche Beratung für Wettbewerbspolitik und Kartellverfahren. Informationsbroschüre

Presse-Information Karlsruhe, / Information Nr. / Seite 1 von 5

Für ein nachhaltiges Europa. Dr. Anja Weisgerber MdEP

Nachhaltiger Erfolg durch Zuverlässigkeit und Effizienz

DI Dr. Michael Fuchs, MBA Energiepolitik & Energieforschung Infrastruktur, Transport, Ressourcen, Energie Wien,

Strategische Normung

DIGITALE AGENDA DES LANDES SACHSEN-ANHALT ALTMARKMACHERFESTIVAL SALZWEDEL, 1. JUNI 2017

Die Position der Industrie zum HOLM. Dr. Thomas Aubel Ottmar Haardt Darmstadt, 11. Oktober 2012

Simulationsgestützte Portfolioplanung im Rahmen der Einführung alternativer Antriebe Anforderungen und Lösungsansätze

Programmstruktur Verteilung der EU-Gelder NATIONALER STRATEGISCHER EU-RAHMENPLAN GRIECHENLAND UND ZYPERN

MobilitätLogistik.NRW Leitmarktwettbewerb 1. Runde

Produktbaukästen entwickeln. Unsere Roadmap zum Erfolg

Ressourcenstrategie. auf nationaler und europäischer Ebene

AutoShanghai 2015: 7 unbequeme Wahrheiten für die Autoindustrie

Strategische Normung

INNOVATIONSFÖRDERNDE ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNG KIRAS Einreichertag

Horizon Das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Dr. Michalis Tzatzanis

Was ist Bioökonomie überhaupt und wozu brauchen wir sie?

«Horizon 2020» ein Gewinn für die Schweiz

Horizontale Kooperationsvereinbarungen

Accelerator as a Service

ROCE Roundtable Of Supply Chain Finance Excellence

EE Arbeitsplätze in Deutschland

Nationales Ressourceneffizienzprogramm ProgRess

Lernort Bauernhof im Europäischen Kontext

Überlegungen zur Politik der Entwicklung ländlicher Räume nach 2013

DER ÖFFENTLICHE EINKAUF NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE DER BUNDESREGIERUNG

BMBF-Unterstützung der Forschungszusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa. Ralf Hanatschek

Das EEG und seine Wirkung auf Produktion und Forschung. Wie können Investitionen in Richtung erneuerbare Energien gelenkt werden?

Automatisiertes und vernetztes Fahren Strategie der Bundesregierung

Innovationsberatung. Thomas Brinks, Hannover

Zukunftssicherung durch Innovationen in der PV-Industrie. FVEE-Jahrestagung 2010, Berlin, Dr. Ralf Lüdemann, SolarWorld Innovations GmbH

Unterstützungsstrukturen für strategische Synergien in Nordrhein-Westfalen. Oliver Rohde DLR Projektträger 29. Juni

Digitale Transformation der Wertschöpfung im Handwerk ein Orientierungsrahmen

Transkript:

Erfolgsfaktoren für innovative Leitmärkte Prof. Dr. Knut Blind, Fachgebiet Innovationsökonomie, TU Berlin, Fraunhofer FOKUS LED: Klimaschutz durch Innovation Konferenz der LED-Leitmarktinitiative 16. Februar 2017 Berlin

Inhalt Definition Erfolgsfaktoren Chancen und Risiken der Leitmarktpolitik Empfehlungen für die Leitmarktpolitik Aktueller Stand der Europäischen Leitmarktinitiative

Ausgangspunkt: Leitmarktinitiative der Europäischen Kommission Ziel: - Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie - Innovationsförderung durch Schaffung innovationsfreundlicher Märkte Ansatz: - Nachfrageorientierung anstelle der Angebotsorientierung - Prognose starker Nachfragentwicklung in Märkten von hohem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interesse - Breite Marktorientierung - Keine Identifikation von potentiell zu fördernden Marktführern - Auswahl der Leitmärkte: E-Health; Nachhaltiges Bauen; Technische Textilien; Biobasierte Produkte; Recycling; Erneuerbare Energien

Definition des Leitmarktkonzeptes Viele Innovationen setzen sich zunächst in einem (regionalen/nationalen) Markt durch, bevor sie sich global verbreiten ein Land ist bei einer Innovation führend Oft stehen zunächst verschiedene Innovationsdesigns (in unterschiedlichen regionalen Märkten) in Konkurrenz zueinander ein dominantes Design setzt sich durch Innovationsdesign: konkrete Ausgestaltung eines neuen Produkts, um einen bestimmten Kundennutzen zu erzielen bzw. ein bestimmtes Bedürfnis zu bedienen

Wie entstehen Leitmärkte? - Es existieren... regionale Märkte,... in denen bestimmte Innovationen besonders früh genutzt werden,... in denen sich ein Innovationsdesign durchsetzt, das auch von anderen Ländern adoptiert wird und ggf. dort vorhandene, alternative Innovationsdesigns verdrängt. - Dieses global dominante Innovationsdesign zeichnet sich aus durch... Aufgreifen von internationalen Trends,... Antizipation eines globalen Nutzens,... frühzeitige Berücksichtigung der Exportierbarkeit,... rasch fallende Preise (aufgrund intensiven Wettbewerbs). - Es muss aber nicht auf Technologien basieren, die im Leitmarkt entwickelt wurden!

Erfolgsfaktoren eines Leitmarktes Quelle: basierend auf Beise 2001

Chancen und Risiken der Leitmarktpolitik Chancen 1. Beeinflussung der Erfolgsfaktoren für Leitmärkte 2. Förderung von Branchen, in denen D schon Leitmarkt ist 3. Förderung von global dominanten Innovationsdesigns 4. Förderung von Innovationen, die künftige Trends aufgreifen 5. Förderung der Adoption von global dominanten Innovationsdesigns (fast follower Strategie) Risiken 1. viele Leitmarktvorteile sind struktureller Art 2. Marktanreize sollten für Innovationen ausreichen 3. Unsicherheit über das zukünftige Innovationsdesign 4. Trends müssen richtig prognostiziert werden 5. aber Exporterfolge dadurch schwerer zu erreichen Quelle: basierend u.a. auf Beise et al. 2002

Empfehlungen für die Leitmarktpolitik Wettbewerbspolitik: - Fusionen/Übernahmen: Wettbewerb in Deutschland sichern - Erleichterung von Markteintritten (Gründungen, Markteintritt ausländ. Untern.) - Liberalisierung von Märkten ( Nachfrager von Innovationen) Forschungsförderung: - Förderschwerpunkt auf Basis künftiger globaler Trends - Konkurrenz zwischen Innovationsdesigns zulassen/fördern - internationale FuE-Kooperationen, Partner aus anderen Leitmärkten einbinden Standardisierung/Regulierung: - enge Abstimmung mit Forschungsförderung (WIPANO/Horizon2020) und öffentlicher Beschaffung - Ergebnisbezogene Vorgaben (statt prozess-/technikbezogenen) - Bundeseinheitliche Regulierung (Problem Föderalismus) - Internationale Diffusion frühzeitig entwickelter nationaler Regulierungen (aufgrund fehlender internationaler Regulierungen nur theoretisch möglich) - Internationale Diffusion frühzeitig entwickelter nationaler Standards bzw. aktive Mitarbeit bei der Erstellung internationaler Standards

Exkurs: Öffentliche Beschaffung und Standardisierung Bedeutung von Innovation für öffentliche Beschaffung positive Effekte : - höhere Qualität (Dienstleistungen, Infrastruktur, Kundenanforderungen) - Vorteile im zunehmenden Wettbewerb zwischen Gebietskörperschaften - geringere Kosten über den gesamten Lebenszyklus negative Effekte: - höhere Einkaufspreise - höhere Risiken - möglicherweise geringe Anzahl von Anbietern Standards können positiven Effekte fördern und negative Effekte reduzieren - Kostenreduktion durch Skaleneffekte - Interoperabilität zu existierender Infrastruktur - Stärkung des Wettbewerbs und damit des Innovationsdrucks - Reduktion des Lock-in-Risikos - generelle Diffusion von Innovationen durch Implementierung neuer Standards Quelle: Blind. 2009

Aktueller Stand der Europäischen Leitmarktinitiative Ergebnisse der Evaluierung im Jahr 2011 - Fortschritte in den Leitmärkten E-Health, Nachhaltiges Bauen, Technische Textilien und Biobasierte Produkte durch integrativen Ansatz unter Einbezug von Regulierung, öffentlicher Beschaffung und Standardisierung - Erwartungen nicht erfüllt, aber nachfrageseitige Innovationspolitik gestärkt Allgemeine Empfehlungen - Umsetzung des Leitmarktansatzes auf nationaler oder regionaler Ebene - Stärkere Anreize für Mitgliedsländer zur Umsetzung nachfrageseitiger Innovationspolitik innerhalb Europäischer Strukturfonds und Kohäsionspolitik, inkl. Intelligente Spezialisierung Spezielle Empfehlung für biobasierte Produkte - steuerliche und weitere finanzielle Anreize zusätzlich zu Horizont 2020 und Programmen der Europäischen Investitionsbank um Ko-Investitionen (z.b. via ESIF) zu befördern

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt Prof. Dr. Knut Blind Technische Universität Berlin Fakultät Wirtschaft und Management Fachgebiet Innovationsökonomie und Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme MAR 2-5 Marchstraße 23 10587 Berlin Email: Knut.Blind@TU-Berlin.de Homepage: www.inno.tu-berlin.de Twitter: @KnutBlind