Brief aus dem Iran Salam liebe Leserinnen und Leser Pawelzik Wo Bewässerung möglich ist, dreschen die Landwirte über 100 dt Weizen pro Hektar. Landwirt Mehrab Zare schaut besorgt auf das Rohr, aus dem das Wasser in das mit blauer Folie ausgekleidete 20 x 20 m große Erdbecken sprudelt. Der Brunnen, aus dem Wasser gefördert wird, reicht bereits 250 m tief. Nächstes Jahr muss Zare vielleicht noch 20 Meter tiefer bohren, um Wasser für seine mit Weizen, Zuckerrüben und Luzerne bestellten Flächen zu fördern. Lediglich 300 mm Niederschlag fallen hier im Südwesten Irans pro Jahr. Bereits jetzt Ende April brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Ich besuche den Ackerbaubetrieb rund eine Autostunde von der 1,8-Millionen-Metropole Shiraz entfernt. Die Provinz Fars ist die beste Ackerbauregion im Iran. Dort wo Bewässerung möglich ist, ernten die Bauern z.t. über 100 Doppelzentner Weizen von den humusarmen und stark bindigen Böden. In Shiraz besuche ich die Fachmesse Agrotech-Agropars, die gemeinsam mit der IFW Expo aus Heidelberg durchgeführt wird. Die IFW organisierte im Auftrag des deutschen Landwirtschaftsministeriums auch den Gemeinschaftstand, auf dem sich deutsche Landtechnikunternehmen und Händler den iranischen Landwirten vorstellten. Über 60.000 Besucher zählte diese Fachmesse für Landtechnik, Bewässerung, Saat- und Pflanzgut sowie Pflanzenschutzmittel.
Landwirt Mehrab Zare (2 30 Aussteller präsentier
Maschinenmix auf der M Die Messe Agrotech-Ag
Ein Rübenpfänzchen na
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) Einige der Aussteller auf dem deutschen Gemeinschaftsstand sind wie ich das erste Mal im Iran. Ein Land, das für mich eng mit dem Namen Ajatollah Khomeni verbunden ist. Die Iraner stellte ich mir tief religiös, die Frauen eingeschüchtert, die Menschen in sehr bescheidenen Verhältnissen lebend, vor. Das ist doch gefährlich, habe ich nicht nur einmal gehört, als ich im Vorfeld meiner Reise im Kollegen- und Freundeskreis von meinen Reiseplänen in den Iran berichtete. In der Stadt Shiraz angekommen, waren meine Vorurteile schnell pulverisiert: Mit vielfältigen Geschäften, historischen Parks, blüten-reichen Gärten sowie schmuckvollen Moscheen und Kastellen, die aktuell von den ersten deutschen Studienreisegruppen erobert werden, beeindruckte mich diese Stadt sofort. Für Frauen herrscht im Iran Schleierpflicht, wobei in Shiraz der Schleier teilweise nur sehr locker über dem Haar getragen wird. Ansonsten dominiert bei den Frauen in der Stadt westliche Mode. Auf dem Land sieht man deutlich mehr komplett in schwarze Gewänder gehüllte Frauen. Abends in Shiraz sitzen die Familien und Freunde in Gruppen auf Teppichen oder Decken draußen in Parks und an beliebten Treffpunkten beisammen, trinken Tee und essen Eis. Alkohol ist offiziell verboten. Ich fühle mich bei meiner Stippvisite in Shiraz sicher und entspanne gleich am ersten Tag meines Besuchs. Im öffentlichen Leben des Irans gibt es viele im islamischen Recht begründete strenge Vorschriften. Doch in Gesprächen mit Iranern bemerke ich, dass es im privaten Leben durchaus Interpretationsspielraum gibt. Viele iranische Frauen studieren und arbeiten in Führungspositionen. Die Menschen praktizieren ihre Religion individuell, ähnlich wie bei uns. Religion und Staat sind über die iranische Verfassung aber eng verflochten und greifen weit in das Wirtschaftsleben ein. Viele Unternehmen sowie landwirtschaftliche Großbetriebe gehören noch dem Staat oder religiösen Stiftungen. Die Privatisierung ist aktuell eine der großen Herausforderungen des Staates. 78 Mio. Menschen leben im Iran, das Land ist vier Mal so groß wie Deutschland. Es verfügt über die drittgrößten Ölreserven und größten Gasreserven weltweit. Der aktuell niedrige Energiepreis und die Folgen der Sanktionen haben Bremsspuren in der Wirtschaft des Landes hinterlassen. Fast ein Viertel der Iraner arbeitet in der Landwirtschaft, die sich auf vier Regionen im Land konzentriert, wovon drei auf Bewässerung angewiesen sind. Neben Reis, Weizen, Raps und Mais wachsen auf 16 Mio. Hektar Gemüse sowie Weintrauben, Nüsse, Pistazien und Orangenbäume. 30 Mio. Hektar werden als Weideland für Schafe und Ziegen genutzt. Das Spektrum der Betriebe reicht von mehreren tausend Hektar bis zur überwiegenden Mehrheit von Kleinbauern, die nur über wenige Hektar verfügen. In guten Jahren verkaufen die geschätzt 300 professionellen iranischen Landmaschinenhändler rund 10.000 Traktoren und 2000 Mähdrescher. Technik Made in Germany genießt im Iran einen äußerst guten Ruf, das berichten mir die Aussteller auf der Landwirtschaftsmesse Agrotech Agropars Ende April in Shiraz. Das Interesse der Besucher ist riesengroß, das fachliche Niveau der Gespräche ist oft hoch, so das Urteil der deutschen Aussteller. Den passenden Vertriebspartner zu finden, das ist jetzt die erste Aufgabe: Denn wer Landtechnik in den Iran exportieren will, der muss einen Servicevertrag mit einem iranischen Partner über mindestens zehn Jahre vorweisen und weitere wichtige Voraussetzungen erfüllen. Nur dann gelangt die Maschine in den Katalog subventionierbarer Maschinen. Aktuell erreichen diese staatlichen Förderungen bei Beregnung bis zu 80 Prozent, für Rübenroder 40 Prozent des Anschaffungswertes. Für die erfolgreiche Vermarktung von gebrauchter Landtechnik empfiehlt sich ein Partner vor Ort, der eine Händlergarantie umsetzen kann. Das Potenzial für Landtechnik im Iran ist riesig, wie das Interesse der Landwirte und der Besuch der Messe in Shiraz mit über 250 Ausstellern zeigte. Doch die Herausforderungen sind groß und Euphorie fehl am Platz. Für mich ist dieser Besuch in diesem Land der erste, aber bestimmt nicht der letzte, ist sich Joachim Rauch, der mit seinem Düngerstreuer-Programm auf der Messe präsent war, sicher! Khoda Hafez, auf Wiedersehen aus dem Iran Ihr Bernd Pawelzik P.S. In den nächsten Ausgaben des eilboten erfahren Sie Näheres über Landwirtschaft, Landtechnik und die Messe Agrotech-Agropars.