Werkzeuge und Services zur Durchführung klinischer Studien für die Medizinischen Fakultäten durch TMF und KKS-Netzwerk



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Werkzeuge und Services zur Durchführung klinischer Studien für die Medizinischen Fakultäten durch TMF und KKS-Netzwerk Prof. Dr. Walter Lehmacher Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie (IMSIE) und Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Universität zu Köln Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren! Zunächst einmal danke ich den Organisatoren für die Einladung, hier sprechen zu dürfen. Ich werde einige der Dienstleistungen und Produkte, die die TMF in Zusammenarbeit mit den Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS) erarbeitet hat, in meinem Referat vorstellen. Bis zum Jahr 2000 bestanden große quantitative und qualitative Defizite in der universitären klinischen Forschung, allerdings gab es auch einige wenige Leuchttürme mit sehr guten Ergebnissen, so z. B. in der Onkologie durch die Deutsche Krebshilfe gefördert oder punktuell durch die DFG gefördert etc. Es fehlten aber Strukturen, die es ermöglicht hätten, auf breiterer Basis starke klinische Forschergruppen aufzubauen oder die damals tätigen Gruppen durch Infrastrukturen der Medizinischen Fakultäten zu unterstützen. Die nicht befriedigende Situation verbesserte sich sehr durch die Förderung der KKS und später der ZKS, die Förderung der Kompetenznetze durch das BMBF und auch die Einrichtung und Förderung der TMF ab 1999. Einen weiteren Schub gab es durch die AMG-Novelle 2004. Diese führte zur Gründung der TMF-Arbeitsgruppe Management Klinischer Studien im gleichen Jahr. In der Arbeitsgruppe waren Mitglieder aus den KKS und den 1

Kompetenznetzen vertreten. Im Zusammenhang mit der AMG-Novelle wurde die Notwendigkeit zum Aufbau GCP-konformer Strukturen und der Sponsorfähigkeit erkannt und durch die TMF-Arbeitsgruppe aufgenommen und es wurden Materialien zur Nutzung in den KKS und ZKS erarbeitet. Es schloss sich vielerorts der Aufbau von vielen fakultätsübergreifenden sowie klinikeigenen ZKS an. Standard Operating Procedures (SOP) Es wurde ein System von mehr als 60 Standard Operating Procedures (SOP) für alle Bereiche der Planung, Durchführung und Auswertung klinischer Studien erarbeitet. Diese SOP haben auch den Charakter meiner eigenen Tätigkeit in einem Institut für Medizinische Statistik deutlich verändert vor etwa 10 Jahren waren wir noch fast ausschließlich mit kreativen statistischen Berechnungen beschäftigt und hätten uns kaum vorstellen können, dass die Erarbeitung und Einhaltung von Standardprozeduren für statistische Auswertungen einmal einen wesentlichen Anteil unserer Tätigkeit bilden würde. Heute können wir mit gewissem Stolz berichten, dass wir eine umfassende Arbeitsgrundlage zur Einhaltung von Good Clinical Practice (GCP)-Standards geschaffen haben. Es ist von großer Wichtigkeit, dass gerade bei multizentrischen Studien einheitliche und hohe methodischtechnische Standards angewandt werden. Diese SOP gibt es für die Bereiche GE - Generelles AE - Adverse Events BIO - Biometrie ET - Ethische und regulative Belange MO - Monitoring von Studien PP - Prüfpräparate QS - Qualitätssicherung SP - Studienvorbereitung, Studienplanung PZ - für Prüfzentren/Site Management Organisationen. Der Bereich Biometrie wird durch sieben SOP untersetzt, das sind BI01 Statistische Studienplanung BI02 Randomisation 2

BI03 Statistischer Analyseplan BI04 Zwischenauswertungen BI05 SAS-Programmierung BI06 Validierung von SAS-Programmen BI07 Statistischer Bericht. Die Projektgruppe SOP der TMF arbeitet mit der Fachgruppe Qualitätsmanagement des KKS-Netzwerkes zusammen. Die SOP haben einen hohen Stellenwert erreicht und sind verbindlich für alle KKS. Die SOP sind frei verfügbar und können als Word-Datei oder als pdf-datei über die TMF bezogen werden. Eine Mitgliedschaft oder Mitarbeit in einem KKS/ZKS ist nicht Voraussetzung für die Nutzung dieser Materialien. Patienteneinwilligung Ein weiteres Thema, mit dem sich die TMF sehr intensiv beschäftigt hat, ist die Patienteneinwilligung. Es wurde ein System der Erstellung GCPkonformer Patienteneinwilligungen mit Checklisten und Leitfaden geschaffen, welches über einen Online-Assistent genutzt werden kann. Die Materialien sind in Buchform in der Schriftenreihe der TMF publiziert (Abb. 1). Abb. 1: Schriftenreihe der TMF (Auswahl) Auch hier besteht die Möglichkeit des freien Downloads von Materialien. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass diese Patienteneinwilligun- 3

gen ein sehr wichtiges Material für die Arbeit in den Ethik-Kommissionen sind. Ihr Einsatz erleichtert die Bearbeitung eines Studienantrages durch die Ethikkommission ungemein. Sie können den Antragstellern als Richtschnur bzw. Referenz zur Verfügung gestellt werden. Auswirkungen der Novellierung von Arzneimittelgesetz (AMG) und Medizinproduktegesetz (MPG) Ein anderes, fast schon historisch zu nennendes Arbeitsgebiet war die Erstellung von AMG-Schulungsunterlagen und auch die Durchführung von Kursen. Als Konsequenz der 12. AMG-Novelle für Investigator Initiated Trials (IIT) erarbeitete die TMF Materialien unter besonderer Berücksichtigung von Therapieoptimierungsstudien (TOS) und später eine AMG-Checkliste. Hier waren die Arbeitsgruppe Management Klinischer Studien der TMF gemeinsam mit den KKS und den Kompetenznetzen besonders aktiv. Auch die hier entstandenen Materialien stehen im Download zur Verfügung. Die Novelle des Medizinprodukte-Gesetzes (MPG) vom 21. März 2010 brachte erneute Aufgaben für die TMF. Eine Arbeitsgruppe der TMF hat die regulatorischen Anforderungen der Bewertung von Medizinprodukten im Ergebnis der MPG-Novelle zusammengestellt. Es wurden Schulungsmaterialien für das TMF-Seminar Basiskurs Medizinprodukte-Entwicklung erarbeitet, Seminare angeboten und eine Publikation in der Schriftenreihe des TMF veröffentlicht (Abb. 1 auf Seite 105). Die erstellten Materialien stehen im Download zur Verfügung. Datenschutz Der Datenschutz ist heute bereits im Vortrag von Herrn Hoffmann angesprochen worden. Ich erinnere an die Entwicklung eines Datenschutzkonzeptes und die Entwicklung von Werkzeugen zur Pseudonymisierung, einer Pseudonymisierungs-Software und eines PID-Generators. Mittlerweile arbeiten etwa 25 Netzwerke in Deutschland mit diesem Konzept. Die Datenschutzkonzepte sind in Abstimmung mit den Datenschutzbeauftragten erstellt worden, was die Gewähr eines unproblematischen Einsatzes in den klinischen Studien bietet. Es stehen die durch die TMF erstellten Schulungsun- 4

terlagen zur Verfügung. Das Datenschutzkonzept ist in der Schriftenreihe der TMF. Elektronische Archivierung von Studiendaten Die elektronische Archivierung ist ein wichtiger Teil der Datenerfassung und Bearbeitung in einer klinischen Studie. Die TMF hat zunächst ein Rechtsgutachten zur elektronischen Archivierung eingeholt, in dem festgehalten wurde, was praktikabel und möglich ist, um klinische und forschungsbezogene Daten so zu archivieren, dass ihre Lagerung den Vorgaben des Datenschutzes genügt und zugleich den Datenaustausch zwischen den Studienzentren nicht zu erschweren. Es wurden weiterhin Gutachten zu konventionellen Dateiformaten für die elektronische Archivierung, Gutachten zur elektronischen Archivierung mit CDISK-ODM und Gutachten zur Wirtschaftlichkeit elektronischer Archivierung eingeholt. Gemeinsam mit den Rechtsgutachten, einer Checkliste und einem Mustervertrag zur elektronischen Datentreuhänderschaft mündeten diese Aktivitäten in einem gemeinsamen Eckpunktepapier zur GCP-konformen elektronischen Archivierung von TMF, KKSN, GMDS und BfArM (in Finalisierung). Wie bei den vorher genannten Arbeitspunkten gibt es auch für die elektronische Archivierung wieder die Schulungsunterlagen und Publikationen im freien Download. Datenqualität Das Problem der Datenqualität ist heute schon mehrfach angesprochen worden. Als Statistiker und Mitglied einer Ethikkommission erlebe ich es leider viel zu oft, dass auf die Datenqualität von Beobachtungsstudien ein viel zu geringes Augenmerk gelegt wird. Bei den AMG-Studien werden sehr genaue Vorgaben zur Einhaltung der Good Clinical Practice (GCP) gemacht, doch auch in der übrigen biomedizinischen Forschung sind die Messung und Steuerung der Datenqualität ganz wesentlich. Unter dem Titel Datenqualität in der medizinischen Forschung Leitlinie zum adaptiven Management von Datenqualität in Kohortenstudien und Registern hat die TMF in ihrer Schriftenreihe dazu eine umfassende Publikation erstellt. Es werden Kurse angeboten, Checklisten stehen allen Interessenten frei zur Verfügung. 5

CDISC Standardisierung von Daten in klinischen Studien Das Thema CDISC Standardisierung von Daten in klinischen Studien ist seit Gründung der TMF ein kontinuierlicher Arbeitspunkt. CDISC steht für Clinical Data Interchange Standards Consortium. Dieses Konsortium entwickelt Standards für Daten in klinischen Studien und beruht auf einer 1997 in den USA gegründeten Initiative der Pharmaindustrie in Abstimmung mit der Food and Drug Administration (FDA). Die FDA akzeptiert keine bearbeiteten Studienergebnisse, sondern prüft bei Bedarf die Rohdaten und die Auswertungsschritte einer Studie, was eine Standardisierung der Daten erforderlich macht. Dabei werden Metastandards oder auch Programmsprachen vorgegeben. Im Jahre 2000 wurde ein europäischer Zweig (E3C) gegründet. Die TMF ist seit 2005 Mitglied bei CDISC. Seit 2004 entstanden mit Unterstützung der TMF: - Projekte zum Aufbau von Know-how an akademischen Standorten, - Software-Entwicklungen (CDISC-basierte Makros für SAS, Datenkonverter, Exporte/Importe aus Studienmanagementsystemen), - Betrieb der deutschsprachigen CDISC User Group, welche den Austausch mit den Kollegen in der Pharmaindustrie zu Standardnutzung ermöglicht. Weitere Produkte, die durch die TMF oder unter federführender Mitwirkung der TMF entstanden, sind SAS Makros zur Generierung validierter Ergebnisdarstellung (MAKS), Muster zu Sponsor-Modellen für Universitäten, der Systemvalidierungsmasterplan mit Schulungsunterlagen und Audit- Konzepten sowie der Hosting-Service und die Lizenzübertragung für die SAE-Management-Software VigilanceONE. Auch hierfür gilt wieder der freie Download von Publikationen und Arbeitsmaterialien. 6

Rolle des KKS-Netzwerkes Im Rahmen des KKS-Netzwerkes gibt es eine Reihe spezifischer Werkzeuge und Services. Das KKS-Netzwerk ist bereit, allen Interessenten Hilfen beim Aufbau von Zentren für Klinische Studien (Muster von Sponsor-Modellen, Organisation etc.) zu unterbreiten. Es ist an einigen Standorten bereits gelungen, Studienzentren aus eigener Kraft aufzubauen. Dennoch glaube ich, dass eine kollegiale Starthilfe dabei recht nützlich sein kann. Das KKS-Netzwerk bietet die regelmäßige Durchführung von Kursen an, in denen Standards für Prüfärzte, Prüfleiter, Study Nurses/Prüfassistenten, Monitore etc. vermittelt werden. Diese Kurse werden von den Ethik- Kommissionen als hinreichende Voraussetzung bewertet, um eine Prüfarztqualifikation zu erwerben. Sie werden nicht nur von den Einrichtungen genutzt, die über ein KKS/ZKS verfügen, sondern von allen studiendurchführenden Einrichtungen in Deutschland. Das KKS-Netzwerk betreibt in seiner Zentrale in Köln das Nationale Büro von ECRIN (European Clinical Research Infrastructures Network). Hier kann Rat bei der Beantragung europäischer Projekte eingeholt werden. Der Info-Dienst im KKS-Netzwerk ist für alle wichtig. Alle sechs bis acht Wochen erscheint das circular!, in dem auch Informationen zu aktuellen politischen und regulatorischen Entscheidungen im Umfeld klinischer Studien, neue Ausschreibungen und Aktivitäten der KKS nachzulesen sind. Dieses Prinzip der Offenheit von Informationen für alle Interessenten ist ein ganz wesentlicher Aspekt der Tätigkeit des KKS-Netzwerkes. Die KKS des KKS-Netzwerks bieten für die Fakultäten alle Services im Umfeld klinischer Studien an. Davon profitieren aber auch die Fakultäten ohne ein eigenes KKS dabei kann vom Studienleiter entschieden werden, welche Aufgaben durch sein lokales Studienzentrum und welche Anteile durch ein KKS übernommen werden sollen. Die Landkarte zeigt, dass es inzwischen gelungen ist, ein fast flächendeckend wirksames Netzwerk auszubauen (Abb. 2). 7

Lübeck Hannover Berlin Münster Essen Witten- Herdecke Düsseldorf Köln Marburg Halle/S. Leipzig Dresden Mainz Heidelberg Regensburg Freiburg München Abb.2: Standorte von KKS im KKS-Netzwerk Adaptives Monitoring für klinische Prüfungen (ADAMON) Das Projekt ADAMON soll hier noch kurz erwähnt werden. Hier wurde der Versuch unternommen, die Rahmenbedingungen, eines GCP-konformen Datenmonitorings einer systematischen Untersuchung zu unterziehen. Es werden sehr viele Daten in den Studien erfasst, und es besteht die Kritik, dass zu viele dieser Daten nicht unbedingt für die Fragestellung der Studie von Bedeutung sind. Diese Daten erzeugen aber einen großen Aufwand bei ihrer Erhebung (Probenentnahme beim Patienten), Monitoring, Erfassung, Analyse und Archivierung. Hier soll ADAMON für eine sachgerechte Vermeidung unnötigen Aufwandes sorgen. Die Begründung für die Planung von risikoadaptiertem Monitoring durch Risikoanalyse und Fokussierung liegt in einer strukturierten Analyse der studienspezifischen Risiken für die Einhaltung der GCP-Ziele hinsichtlich Patientenschutz und Validität der Daten und der Fokussierung des Monitorings vor Ort durch Reduktion der On-Site Visits bei geringem Risiko sowie Fokussierung auf relevante Daten in Kombination mit zentralen Qualitätskontrollen (wie zeitnahe Erfassung von Qualitätsparametern, Auswertung 8

von Auffälligkeiten von Prüfzentren, Mahnwesen und klare Eskalationswege, situationsspezifische Maßnahmen wie z. B. for cause monitoring etc.). Vereinfacht gesagt, soll hier versucht werden, nicht immer absolute, höchste GCP-Standards anzuwenden, sondern problem-adäquat so viel Aufwand wie nötig, aber so wenig wie möglich zu betreiben. Wir konnten unsere Erfahrungen mit ADAMON erfolgreich publizieren (Abb. 3). Abb. 3: Originalpublikation der ADAMON-Studie Ich kann als Fazit zusammenfassen: - Für den Bereich klinische Forschung werden wichtige Werkzeuge und Services durch die TMF und das KKS-Netzwerk bereitgestellt. - Die Erarbeitung erfolgte meist als TMF-finanziertes Projekt, aber als Netzwerk mit vielen Beteiligten aus KKS, Kompetenznetzen u. a. - Die Werkzeuge und Services sind eine wichtige Unterstützung bei der Initiierung einzelner Studien zum Aufbau von Zentren für klinische Studien in den Medizinischen Fakultäten. - Alle Produkte sind allgemein verfügbar über Publikationen und Downloads, aber auch als Beratungsservice. 9

Diskussion Bitter-Suermann Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Paul-Ehrlich-Institut durch die TMF geregelt, wenn die TMF auf zahlreiche regulatorische Vorgaben reagieren soll? Lehmacher Die KKS haben mit dem BfArM zusammengearbeitet, es wurde auch auf die Expertisen der Mitarbeiter der KKS zurückgegriffen. BfArM-Mitarbeiter haben uns oft beraten und als Referenten von Kursen zur Verfügung gestanden. Baur Das BfArM betreibt seit neuestem eine eigene Forschungsabteilung. Es wurden eine Professur für Pharmakologie, eine Professur für Pharmakovigilanz und eine Professur für Materialprüfung eingerichtet. Somit ist das BfArM nicht nur regulatorisch, sondern in wachsendem Maße auch forschend tätig. Semler Es gab häufig Kontakte zwischen der TMF und dem BfArM. Die Zusammenarbeit mit BfArM und dem Paul-Ehrlich-Institut ist gut und ging über die klinischen Studien hinaus. Im Rahmen der Nationalen Forschungsplattform herrschte auch mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) eine kollegiale Zusammenarbeit. 10