Transformator-Monitoring nach IEC 60354. a-eberle. Till Sybel. Christian Schobert. Sonderdruck Ausgabe 03/2006 02/2006



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Transkript:

a-eberle Till Sybel Transformator-Monitoring nach IEC 60354 Christian Schobert Sonderdruck Ausgabe 03/2006 02/2006 aus ew dossier Transformatoren Jg. 105 (2006) Heft 6 D

Grundsätzliches und Realisierungsmöglichkeiten Transformator- Monitoring nach IEC 60354 Hoch- und Mittelspannungstansformatoren gelten als besonders wichtige Betriebsmittel in Netzen der elektrischen Energieversorgung. Um diese Behauptung zu stützen, bedarf es nicht der Hinweise auf Netzzusammenbrüche (Blackouts); wir benötigen Elektrizität, um unseren gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten, und ohne Elektrizität wird es nicht möglich sein, im Wettbewerb bestehen zu können. Aus diesem Grund muss dem Transformator ganz besondere Beachtung geschenkt werden. Heißpunkttemperatur Die höchste Temperatur in einer Transformatorwicklung ist im Inneren der Wicklung zu erwarten. An der Wicklungsoberfl äche kann das Isolieröl die Wärme aufnehmen und an die Radiatoren ableiten. Im Inneren der Wicklung ist hingegen vergleichsweise wenig Öl zur Ableitung der Wärme vorhanden, zudem kommt es aufgrund der geometrischen Verhältnisse zu Wärmestrahlungen von einem Leitungsbündel auf das andere. Die direkte Messung der Temperatur im Inneren einer Wicklung ist teuer und kompliziert. Wegen der hohen Spannungen und starken elektromagnetischen Felder kommen i.d.r. nur optische Sensorsysteme zum Einsatz. Um aber auch ohne direkte Messung die Informationen über den Heißpunkt zu erhalten, hat sich eine indirekte Messmethode bewährt, die auf der Messung der Öltemperatur und des Stroms basiert. Die Temperaturen im Transformator verhalten sich wie in Bild 1 dargestellt. In der vereinfachenden Darstellung wird gezeigt, dass die Öltemperatur vom Boden y/mm H g r Allgemeines A B R Im Folgenden wird eine Möglichkeit vorgestellt, wie die Belastung eines Transformators optimiert und sein Lebensdauerverbrauch ermittelt werden kann. Das verwendete Berechnungsverfahren stützt sich auf die internationale Vorschrift CEI/IEC 60354: 1991 (Loading Guide) oder VDE 0536/3.77. Besondere Beachtung fi ndet eine Realisierungsvariante, die die Spannungsregler der Typenreihe REG-D bzw. REG-DA von A. Eberle GmbH & Co. KG in den Mittelpunkt stellt. Auf jedem Spannungsregler dieser Typenreihe kann die Funktion»Transformator-Monitoring«zusätzlich realisiert werden. Durch diese Möglichkeit ergibt sich ein sehr hoher betrieblicher Zusatznutzen bei sehr niedrigen Investitionskosten. Mit steigender Lebensdauer nimmt die Ausfallrate der Transformatoren exponentiell zu, und mit steigender Belastung nimmt die Lebensdauer eines Transformators exponentiell ab. Beide Beobachtungen, die auch durch die Praxis bestätigt sind, führten in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Normen und Lösungsansätzen, die alle das Ziel verfolgten, die»fieberkurve«bzw. den Gesundheitszustand des Transformators zuverlässig zu ermitteln. Als wichtigste Kenngröße, die sowohl den Belastungsspielraum, als auch den Lebensdauerverbrauch eines Transformators widerspiegelt, gilt die Heißpunkt- Temperatur. Statistische Erhebungen zeigen, dass rd. 30 % aller Transformatorfehler als Wicklungsfehler identifi ziert werden können [Cigre SC 12 WG 12.05]. C D E Bild 1. Temperaturmodell eines Transformators nach 1EC 60354. g r P Q x/k Anmerkung: Die Ordinate (y-achse) ist in mm angeben und zeigt die Lage eines Messpunkts an einer Wicklung; die Abszisse (x-achse) ist in K dargestellt, da es sich überwiegend um Temperaturdifferenzen zwischen Wicklungsaußenseite und dem Inneren der Wicklung handelt A Temperatur der obersten Ölschicht B Temperatur im Transformatortank am oberen Ende der Wicklung C Temperatur der Ölfüllung des Tanks in der Mitte der Wicklung D Temperatur am unteren Ende der Wicklung E repräsentiert den Boden des Tanks P Heißpunkt- oder Hot-Spot-Temperatur Q durchschnittliche Wicklungstemperatur R Punkte, von denen man annimmt, sie hätten gleiche Temperatur 2

des Transformators zum Deckel steigt (linke Gerade). Prinzipiell dasselbe Verhalten gilt für die Temperatur im Inneren der Wicklung, die aber um die Sprungtemperatur g r in Richtung höherer Temperaturen verschoben ist (rechte Gerade). Der Wert dieser Temperaturdifferenz ist eine Transformatorkonstante, die der technischen Spezifi kation des Transformators entnommen oder auch beim Hersteller erfragt werden kann. Entscheidend für die Güte der Isolation und damit auch der Lebensdauer des Transformators ist jedoch die Heißpunkt- oder auch Hot-Spot-Temperatur (P). Der Heißpunkt wird mit dem Parameter H g r bestimmt (H g r = Heißpunkt-zu-Topöl-Temperatur). Dies ist ebenfalls eine Transformatorkonstante und kann als Temperaturdifferenz zwischen dem Öl - gemessen in der oberen Ölschicht (A) - und dem heißesten Punkt im Transformator (P) aufgefasst werden. Diese Temperatur entsteht im Inneren der Wicklung und kann auch als Temperaturaddition aus der Öltemperatur und einem durch den Strom erzeugten Temperaturanteil betrachtet werden. Da eine kurzzeitige Erhöhung des Stroms nicht unmittelbar zu einer Vergrößerung des stromabhängigen Temperaturanteils führt, muss eine Zeitfunktion berücksichtigt werden, die das thermische Zeitverhalten der Wicklung nachbildet und für nahezu alle Transformatoren gültig sein muss. Der Regelkreis zur Berechnung der Heißpunkttemperatur ist in Bild 2 dargestellt. Die sich aus der Addition der beiden Temperaturen ergebende Heißpunkttemperatur ist - wie bereits ausgeführt - eine weitere Betriebsmessgröße, der eine bedeutende Rolle bei der Festlegung des optimalen Lastprofi ls und bei der Ermittlung des Lebensdauerverbrauches zukommt. Lebensdauerverbrauch Die Lebensdauer eines Transformators ist maßgeblich abhängig von der thermischen Belastung der Wicklungsisolation über die Betriebsdauer. Die entscheidende Frage lautet: In welchem Verhältnis zur Betriebsdauer altert der Transformator? Eingehende Betrachtungen über die relative, thermische Alterung der Isolation wurden von Arrhenius angestellt. Die physikalischen Grundlagen wurden von Montsinger für den Temperaturbereich von 80 C bis 140 C bestätigt und in eine vereinfachte Formel gebracht. Diese besagt, dass sich der Lebensdauerverbrauch eines Betriebsmittels bei einer Erhöhung der Temperatur um 6 K verdoppelt. Der relative Lebensdauerverbrauch V wird dabei wie folgt ermittelt: Lebensdauerverbrauch bei Θ h V= (1) Lebensdauerverbrauch bei Θ hr K y H g r K h Θ h Θ hr Heißpunkttemperatur Nenn-Heißpunkttemperatur. Daraus ergibt sich nach Montsinger. K 0 + Bild 2. Regelkreis zur Berechnung der Heißpunkttemperatur nach IEC 60354 Θ 0 H g r Θ h y Θ h Lastfaktor I/In gemessene Öltemperatur Heißpunkt-zu-Topöl-Temperatur Hot-Spot-Temperaturerhöhung Wicklungsexponent Heißpunkt- oder Hot-Spot-Temperatur h Zur Ermittlung der Heißpunkttemperatur und damit zur Modellierung des thermischen Transformatorabbildes werden also lediglich eine Öltemperatur-, eine Strommessung und einige Transformatorparameter H g r und y benötigt. V = 2 (Θh- Θhr) / 6 = e 0,693 (Θh - Θhr) / 6 = 10 (Θh-Θhr) / 19,93. (2) Die Nenn-Heißpunkttemperatur Θ hr wurde für einen Transformator nach IEC 60354 (VDE 0536) auf 98 C festgelegt. Diese Temperatur entspricht dem Betrieb eines Transformators mit Nennleistung bei 20 C Kühlmitteltemperatur. Die Heißpunkttemperaturerhöhung beträgt somit 78 K und liegt 13 K über der mittleren Wicklungsübertemperatur g r von 65 K. Die Nenn-Heißpunkttemperatur Θ hr repräsentiert die normale Alterung der Isolation, die der Betriebsdauer entspricht und ergibt somit gemäß Gl. (2) eine relative Alterung V= 1. Wird z.b. in Gl. (2) für Θ h 104 C und für Θ hr 98 C eingesetzt, so ergibt sich eine relative Alterung von V= 2. Das bedeutet, dass sich bei einer Temperaturerhöhung von 6 K über einen bestimmten Betriebszeitraum der Lebensdauerverbrauch verdoppelt. Werte für den relativen Lebensdauerverbrauch abhängig von der Temperatur sind in Tafel 1 dargestellt. Tafel 1 Relativer Lebensdauerverbrauch gemäß IEC 60354 Θ h 80 C 86 C 92 C 98 C 104 C 110 C 116 C 122 C 128 C 134 C 140 C V 0,125 0,25 0,5 1,0 2,0 4,0 8,0 16,0 32,0 64,0 128,0 3

Die Norm IEC 60354 (VDE 0536) geht bei diesen Betrachtungen von folgenden Voraussetzungen aus: bei normalen Belastungen wird der Strom auf 1,5 x I N beschränkt, die Heißpunkttemperatur der Wicklung wird auf 140 C beschränkt, weil oberhalb dieser Temperatur die Gesetze von Arrhenius wegen der beschleunigten Alterungsvorgänge nicht mehr gelten, im Notbetrieb sind zwar Nennströme >1,5 x I N zulässig, aber die Heißpunkttemperatur von 140 C und die Öltemperatur von 115 C dürfen nicht überschritten werden. Bei höheren Öltemperaturen besteht die Gefahr des Ausfl ießens. Ermittlung des absoluten Lebensdauerverbrauchs Bei konstanten Heißpunkttemperaturen sind die Verhältnisse sehr einfach. Der absolute Lebensdauerverbrauch L ist das Produkt aus dem relativen Lebensdauerverbrauch V und der Betriebszeit T. L= V T. (3) Wird ein Transformator für einen Tag mit einer Heißpunkttemperatur von 116 C betrieben, so altert er in dieser Zeit um 8 Tage (V= 8, Tafel 1). In der Praxis ist Gl. (3) jedoch nicht anwendbar, weil sich die Umgebungstemperatur und der Belastungsgrad für den Transformator laufend ändern. Für eine bestimmte Betriebszeit T ist dann die integrale Form zu wählen: mit T t 1 - t 2 t 1 Anfangszeitpunkt t 2 Endzeitpunkt. Kühlung der Transformatoren Da die Heißpunkttemperatur entscheidende Auswirkung auf die Lebensdauer des Transformators hat, ist es sehr sinnvoll, sie durch entsprechende Kühlmaßnahmen zu beeinfl ussen. In VDE 0532/T. 1 (Tafel 2) sind folgende Kühlarten defi niert: (4) ONAN Oil Natural, Air Natural (keine zusätzlichen Kühlmaßnahmen) ONAF Oil Natural, Air Forced (mit Lüfter) OFAF Oil Forced, Air Forced (mit Ölpumpe und Lüfter) OFWF Oil Forced, Water Forced (mit Öl- und Wasserpumpe) ODAF Oil Directed, Air Forced (mit Ölkanälen und Lüfter) ODWF Oil Directed, Water Forced (mit Ölkanälen und Wasserpumpe) Tafel 2: Kühlarten Die verschiedenen Kühlarten haben Einfl uss auf das thermische Verhalten des Transformators. Je nach Kühlart unterscheiden sich sowohl die Werte für den Parameter H g r und den Wicklungsexponenten y. Diese Transformator-spezifi schen Kenngrößen können entweder dem Datenblatt des Transformators entnommen oder beim Hersteller erfragt werden. Für den Fall, dass keine Daten zur Verfügung stehen, bietet die Norm entsprechende Eckwerte für mittlere und große Leistungstransformatoren an. Empfohlene Werte nach IEC 60354/VDE 0532/T. 1 sind: Kühlart H g r y ONAN/ONAF 23 K 1,6 OFAF/OFWF 22 K 1,6 ODAF/ODWF 29 K 2,0 Für Verteiltransformatoren mit der Kühlart ONAN wird das Wertepaar 26 K/1,6 vorgeschlagen. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass in der Monitoreinrichtung die Parametersätze bei wechselnder Kühlart automatisch umgeschaltet werden. Bei der Inbetriebnahme der Einrichtung muss darauf geachtet werden, dass für jede Kühlart die entsprechenden Werte eingegeben werden. Spannungsregelung und Transformator-Monitoring Das Spannungsregelsystem REGSys wird weltweit an über 12 000 Mittel- und Hochspannungstransformatoren eingesetzt und übernimmt Regel-, Überwachungs-, Registrier- und Statistikfunktionen. Zusätzlich zu diesen Aufgaben kann der Regler die Funktion des Transformatormonitorings mit Lüfter- bzw. Pumpensteuerung übernehmen (Bild 3). Auf diese Weise können die klassischen Zusatzfunktionen wie Messumformer, Schreiber, Statistiker, ParaGramer und Logbuch eines Spannungsreglers mit einer weiteren immer wichtiger werdenden Funktion kombiniert werden. Die Kenntnis beider Größen - des Heißpunkts und damit des aktuellen Belastungsspielraums und der Restlebensdauer - wird in Zukunft in dem Maße an Bedeutung zunehmen, wie aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Transformatoren stärker belastet werden als bisher. Neben der IEC-konformen Messung werden die Laufzeiten von Lüftern bzw. Lüftergruppen und der Ölpumpe erfasst. Die Betriebsstunden des Transformators und des Stufenschalters, sowie der Ölpumpe werden ebenso ermittelt, wie die Abschätzung der Kontaktbelastung im Stufenschalter mit der I 2 t-bestimmung. Bei Bedarf können zusätzliche Messgrößen, z.b. die Füllstände des Öls im Transformator und im Stufenschalter, auf dem Display des Reglers angezeigt werden. 4

SERVICE Öltemperatur Transformator I U REG-DA a-eberle BLOCKED F1 F2 Lüfter 1 bis 6 Stufenschalter (OLTC) Öltemperatur (0/4...20mA) AUTO REMOTE ESC F3 F4 F5 MENU LOCAL Hydrocal (Online Gas-in- Öl-Analyse) Indicator Heißpunkttemperatur (0/4...20mA) ACK LWL, Ethernet DNP 3.0 IEC 101 IEC 103 IEC 104 IEC 61850 MODBUS SPA-BUS LON Profibus DP Bild 3. Grundfunktionsschema Transformator-Monitoring-Modul TMM Wird ein Online-Monitoring-System zur Ermittlung des Gasgehalts im Öl eingesetzt (DGA = Dissolved Gas-Analysis) bietet der Regler mehrere Möglichkeiten, die Messwerte aufzunehmen, sie anzuzeigen und bei Bedarf über eine beliebige Protokollschnittstelle an die Leittechnik zu übertragen. Die Archivierung im Spannungsregler und die Möglichkeit der Datensicherung in Verbindung mit der Windows-Software WinREG sind selbstverständlich. K 0 y H g r K h h (t) + h Heißpunktanzeige und Kalkulation des Lebensdauerverbrauchs + hp Lüftermanagement Smart-Fan-Control ein/aus Bild 4. Erweiterter Regelkreis zur Berechnung der Heißpunkttemperatur nach IEC 60354 mit intelligenter Lüftersteuerung (Smart-Fan-Control) K Lastfaktor I / I n Θ 0 gemessene Öltemperatur H g r Heißpunkt-zu-Topöl-Temperatur Θ h Hot-Spot-Temperaturerhöhung Θ h Hot-Spot-Temperatur Θ hp erwartete Hot-Spot-Temperatur y Wicklungsexponent 5

a) b) Intelligente Lüftersteuerung Intelligente Lüftersteuerung oder Smart-Fan-Control ist die Bezeichnung für eine vorausschauende Steuerung der Lüfter. Dabei wird für die Bildung der Steuergröße Heißpunktemperatur das Zeitverzögerungsglied in Bild 4 ausgeschaltet. Bei diesem Verfahren stellt sich somit die Erhöhung der Heißpunkttemperatur unmittelbar nach einem Anstieg des Laststroms ein und aktiviert die Lüfter ohne Verzögerung. Auf diese Weise ergibt sich eine niedrigere Heißpunkttemperatur und damit ein geringerer Lebensdauerverbrauch. Für die Berechnung des Lebensdauerverbrauchs bleibt das Zeltglied allerdings wirksam, denn nur unter Berücksichtigung des Zeitverhalts der Wicklung kann die Temperatur am Heißpunkt realitätsnah modelliert werden. Bedienung und Anzeige Die Bedienung des Transformator Monitorings wird menügeführt über das Display des Spannungsreglers REG-D (REG-DA) oder über die Bediensoftware Win- REG realisiert (Bild 5). Nachrüstung der Transformator- Monitoring-Funktion c) Bild 5. Visualisierung des Transformator-Monitoring-Moduls TMM auf dem Reglerdisplay mit der Bediensoftware WinREG (a, b), sowie WinTM (c) als Parametrier- / Visualisierungstool Jeder Spannungsregler REG-D bzw. REG-DA unabhängig von Baujahr und Firmwareversion kann um die Funktion Transformator-Monitoring TMM ertüchtigt werden. Der Nachrüstsatz besteht aus einer Hardware- und einer Software Komponente. Das Software-Modul wird über die COM1 des Reglers mit dem PC geladen. Um dem Regler die Temperatur entweder als ma- Signal oder direkt als PT-100-Signal anbieten zu können, muss ein entsprechendes Analog-Modul nachgerüstet werden. Jeder Regler verfügt über einen oder mehrere Steckplätze, die auch nachträglich bestückt werden können und das gewählte Modul aufnehmen. Im Falle eines PT-100-Direktanschlusses sieht die Hardware einen 3-Leiter-Anschluss vor. Auf diese Weise können Entfernungen bis 200 m zwischen Transformator und Regler ohne nennenswerte Messfehler durch den Einfl uss der Zuleitungen überbrückt werden. Zusätzlich können die Ölfüllstände des Transformators und / oder des Stufenschalters erfasst und dem Regler zugeführt werden. Die Informationen können auf dem Reglerdisplay angezeigt und ggf. über die serielle Schnittstelle leittechnisch entsorgt werden (Bild 6). 6

Direktanschluss tiefer höher I U Öltemp. (Transf.) REG-D a-eberle Öltemp. (OLTC) 0/4...20mA 0/4...20mA Status < U > U > I Display X = 78,15 y = 72,95 F1 F2 F3 B = 68 mm H = 68 mm F4 Lüfter 1 bis 6 Stufenschalter (OLTC) Füllstand (Transf.) Direktanschluss 0/4...20mA AUTO local remote ESC MENU COM1 F5 Füllstand (OLTC) 0/4...20mA Heißpunkttemperatur Bild 6. Erweitertes Grundfunktionsschema Transformator-Monitoring-Modul TMM Ausblick und Zukunft Die Erweiterung der Funktionalität der Spannungsregler REG-D / REG-DA um das Transformator-Monitoring TMM nach IEC 60354 ist eine Innovation, die in zukünftigen Konzepten für Mittel- und Hochspannungstransformatoren eine Rolle spielen wird. Erstmals ist es gelungen, die für den optimalen Betrieb eines Transformators wichtige Größe - die Heißpunkttemperatur - im Spannungsregler einzuführen. Zusätzlich ist eine autarke Feldeinheit mit erweitertem Funktionsumfang unter der Typbezeichnung REG-DM verfügbar. Alle relevanten Messwerte können auch leittechnisch übertragen werden; die Implementierung gemäß IEC 61850 wurde erfolgreich durchgeführt. Literatur [1] DIN VDE 57536: Belastbarkeit von Öltransformatoren. VDE Verlag, 1977. [2] IEC Loading Guide for Mineral Oil Immersed Power Transformers. IEC Std 60354, September 1991. [3] IEC Loading Guide for Mineral Oil Immersed Power Transformers. IEC Std 60076-7-Power Transformer Part 7, Entw. für das Kommitee, Oktober 2001. [4] IEEE Guide for Loading Mineral Oil Immersed Power Transformers. IEEE Std. C57.91, Juni 1995. [5] Pierce, L. W.: Predicting Liquid Filled Transformer Loading Capability. IEEE Transactions on Industrie Applications, Bd. 7, 170-178, Januar/Februar 1994. [6] Radakovic & Feser: A New Methode for the Calculation of the Hot-Spot Temperature in Power Transformers. IEEE Transaction on Power Delivery, Bd. 18, Oktober 2003. [7] Vosen, H.: Kühlung und Belastbarkeit von Transformatoren. VDE Verlag, 1997. [8] Bartz B.; Sybel T.; Borchers W.: Neue Wege - Spannungs- u. Petersenspulenregelung mit der Kommunikationsnorm IEC 61850. Sonderdruck aus Praxis Profi line; IEC 61850 / Juli 2005. [9] Cornils W.; Sybel T.: Automatische Stufenverstellung von Transformatoren zur Spannungsregelung. ew Jg. 102 (2003), H. 26, S. 41-43. [10] Haussel W.; Offergeld P.: Parallelregelung von Transformatoren. etz Elektrotechnik+ Automation 121 (2000) H. 20, S. 22-26. [11] Olschewski D.; Sybel T: Allrounder für die Traforegelung. etz Elektrotechnik+Automation 119 (1998) H. 18, S. 20-22. [12] Karger H.; Haussel W.; Drurnl D.; Sybel T.: Messungen in Netzen der elektrischen Energietechnik -Spannungsregelung von Transformatoren mit Stufenschalter. A. Eberle GmbH & Co. KG, Nürnberg, 1. Aufl. 2003. [13] Mayer L.; Offergeld P.: Freiprogrammierbares Spannungsregelsystem. etz Elektrotechnik+Automation 118 (1997) H. 23-24, S.30--33. [14] Hoffmann W.; Groth F.: Technische Lösung der Spannungshaltung einer Windparkanbindung. etz Elektrotechnik+Automation (2002) H. 20, S. 36-37. [15] Olschewski D.; Sybel T.: Neue Wege der Spannungsregelung von Stufentransformatoren durch multifunktionale, digitale Reglertechnik. EVU Betriebspraxis 37 (1998), H. 11, S. 22-25. 7

Dipl.-Ing. (TU) Till Sybel ist Vertriebsleiter der A. Eberle GmbH & Co. KG, Nürnberg E-Mail: till.sybel@a-eberle.de www.a-eberle.de www.regsys.de Dipl.-Ing. (FH) Christian Schobert, Projektierung Customer Support u. Sonderprogrammierung, A. Eberle GmbH & Co. KG, Nürnberg E-Mail: christian.schobert@a-eberle.de A.Eberle GmbH & Co. KG Aalener Str. 30/32 D-90441 Nürnberg Tel.: +49 (0) 911 / 62 81 08-0 Fax: +49 (0) 911 / 62 81 08 96 www.a-eberle.de info@a-eberle.de S202D102-00.INDD