DAK-Gesundheitsreport 2013 für Brandenburg Der Krankenstand der DAK-Mitglieder im Jahr 2012 Potsdam, 14. März 2013
DAK-Gesundheitsreport 2013 für Brandenburg Der Krankenstand im Jahr 2012 Im Blickpunkt: Psychische Erkrankungen 2
Krankenstand der erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Brandenburg leicht gesunken Brandenburg DAK insgesamt Ein Erwerbstätiger in Brandenburg war im Jahr 2012 im Durchschnitt 17,9 Tage krank geschrieben Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 3
In Brandenburg liegen sowohl die AU-Fälle als auch die Dauer einer Erkrankung über dem Bundesdurchschnitt Brandenburg DAK insgesamt Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 4
Regionale Unterschiede beim Krankenstand der Bundesländer In Ostdeutschland lagen die Krankenstände allgemein über dem Bundesdurchschnitt Brandenburg lag mit einem Krankenstand von 4,9 Prozent an der Spitze aller Bundesländer Den niedrigsten Krankenstand verzeichnete Bayern mit einem Wert von 3,4 Prozent 5
Woran erkranken die Beschäftigten in Brandenburg? ca. 52% Anteil an den AU-Tagen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 6
Wichtige Veränderungen der AU-Tage 2011 zu 2012 minus 8,0 Prozent minus 5,2 Prozent plus 7,3 Prozent Anteil an den AU-Tagen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 7
Höchster Krankenstand mit 5,7 Prozent in der Öffentlichen Verwaltung Krankenstand in Prozent. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 8
Der Krankenstand im Jahr 2012 Im Blickpunkt: Psychische Erkrankungen 9
Ausgangspunkt der Untersuchung Anstieg der Fehltage je 100 Versicherte seit 2000 Die Zunahme der Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit Jahren die auffälligste Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. Von 2000 bis 2012 nahm die Zahl der Fehltage in Brandenburg aufgrund psychischer Erkrankungen um 151 Prozent zu (Bund: 85%). Im gleichen Zeitraum lässt sich beim Krankenstand insgesamt kein vergleichbarer Aufwärtstrend beobachten. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit. 10
Fragestellungen: Sind wir heute anders krank? Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden: Wie sieht die Situation in Brandenburg aus? Führt eine verbesserte diagnostische Kompetenz der Hausärzte sowie eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen dazu, dass Ärzte und Patienten eine solche Diagnose eher stellen bzw. zulassen? Welche Rolle spielt die Arbeitswelt hierbei? Haben Belastungen durch Arbeitsverdichtung, Flexibilisierung etc. so stark zugenommen, dass diese (Mit-)Verursacher für diese Entwicklung sind? Beispielhaft wird das Phänomen Ständige Erreichbarkeit untersucht. 11
Datenquellen Analyse der AU-Daten der DAK-Gesundheit (1997 2012) Bundesweit repräsentative Online-Befragung von 3.090 Erwerbstätigen im Alter von 18 65 Jahren Datenquellen Gruppendiskussionen mit (Haus-)ärztlichen Qualitätszirkeln Literaturstudien zur Prävalenz Psychischer Erkrankungen (z.b. DEGS und BGS) 12
Im Bundesvergleich mehr AU-Fälle bei psychischen Erkrankungen in Brandenburg AU-Tage und AU-Fälle je 100 Versicherte. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 13
Psychische Erkrankungen: Kennzahlen für Brandenburg 2012 ICD 10: F00-F99 AU-Tage je 100 Versicherte 220,0 Betroffenenquote 5,5% AU-Tage Männer 124,9 Betroffenenquote Männer 3,4% AU-Tage Frauen 331,2 Betroffenenquote Frauen 7,9% AU-Fälle je 100 Versicherte 7,4 Durchschnittliche Erkrankungsdauer (Tage) 29,6 AU-Fälle Männer 4,9 AU-Fälle Frauen 10,4 Durchschnittliche Erkrankungsdauer Männer Durchschnittliche Erkrankungsdauer Frauen 25,7 31,8 Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 14
Brandenburg auf Rang 8 bei den Fehltagen für psychische Erkrankungen AU-Tage pro 100 Versicherte. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 15
Mehr Anpassungsstörungen in Brandenburg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 16
Burnout in Brandenburg 2012 ICD-10 Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung AU-Tage pro 100 Versicherte 10,8 Betroffenenquote 0,3% AU-Tage Männer 5,9 Betroffenenquote Männer 0,2% AU-Tage Frauen 16,6 Betroffenenquote Frauen 0,5% AU-Fälle pro 100 Versicherte 0,4 Durchschnittliche Erkrankungsdauer in Tagen 27,1 AU-Fälle Männer 0,3 Durchschnittliche Erkrankungsdauer Männer AU-Fälle Frauen 0,6 Durchschnittliche Erkrankungsdauer Frauen 23,4 29,0 Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2012. 17
Bewertung des Phänomens Burnout in Bezug auf das verursachte Fehltagevolumen (Bund) Fehltage pro 100 Versichertenjahre Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2004-2012. 18
Tatsächliche Verbreitung (Prävalenz) psychischer Erkrankungen in der deutschen Bevölkerung Über die tatsächliche Verbreitung (Prävalenz) psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung können nur bevölkerungsrepräsentative epidemiologische Studien Auskunft geben. Ergebnisse des Robert-Koch Instituts (BGS 1998, DEGS1 2008-2011) Psychische Störungen sind einerseits sehr weit verbreitet: Insgesamt ist etwa ein Drittel der Bevölkerung von mindestens einer psychischen Störung jedes Jahr betroffen (Wittchen/Jacobi 2012). Andererseits gibt es keinen wesentlichen Anstieg der Prävalenz psychischer Erkrankungen seit 1998. Mit Sicherheit gibt es keinen Prävalenz- Anstieg, der der Entwicklung in den AU-Daten auch nur annähernd entspricht. Quelle: Wittchen/Jacobi 2012, Wittchen et al. 2012, Jacobi 2009. 19
Psychische Probleme werden meist von den Beschäftigten beim Arzt angesprochen, weniger durch den Arzt Psychische Probleme waren schon davor bekannt. Der Arzt hat von sich aus nach psychischen Problemen gefragt. Ich habe von mir aus von psychischen Problemen berichtet. Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=3.090 20
Ablehnende Haltungen der Beschäftigten in Brandenburg gegenüber psychischen Erkrankungen Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=121 21
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Brandenburg werden nie außerhalb der Arbeitszeit angerufen (durch Kollegen und Vorgesetzte) Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=121 22
Fast die Hälfte der Beschäftigten in Brandenburg lesen nie oder fast nie außerhalb der Arbeitszeit ihre E-Mails Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=121 23
Mit folgenden Fragen wurde das Ausmaß von Erreichbarkeit ermittelt Bevölkerungsbefragung 2012 Wie häufig lesen Sie außerhalb der Arbeitszeit dienstliche E-Mails? Warum lesen Sie außerhalb der Arbeitszeit dienstliche E-Mails? (gar nicht; Neugier; Notwendigkeit; Erwartung Arbeitgeber) Sind Sie außerhalb der Arbeitszeit für Ihren Vorgesetzten oder für Ihre Kollegen telefonisch erreichbar? Falls Ja: Wie häufig machen Kollegen oder Vorgesetzte davon Gebrauch? Sind Sie im Urlaub für Ihren Vorgesetzten oder für Ihre Kollegen erreichbar? Hieraus ergibt sich ein Punktwert zwischen 0 (gar nicht erreichbar) und 15 (maximal erreichbar) 24
Weniger als 10 Prozent weisen ein hohes Maß an Erreichbarkeit auf BUND BB Hohe Erreichbarkeit (Index 9-15) Mittlere Erreichbarkeit (Index 6-8) Geringe Erreichbarkeit (Index 3-5) (fast) keine Erreichbarkeit (Index 0-2) Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=3.090 / N=121 25
Höhere Erreichbarkeit steigert Risiko für Depression Anteil Befragter mit depressiver Symptomatik nach Erreichbarkeit Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. 26
Stressprävention: knapp 30 Prozent der Beschäftigten in Brandenburg wissen von konkreten Maßnahmen des Arbeitgebers Konkret wurden folgende Maßnahmen benannt: 27 (Prozente beziehen sich auf alle Befragten in Brandenburg. ) Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=121
Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Brandenburg Führt Ihr Arbeitgeber, zumindest an einigen Arbeitsplätzen, Gefährdungsbeurteilungen unter Einschluss von psychischen Gefährdungen durch? Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit. N=121 28
Sind wir heute anders krank? Veränderung der Fehltage zwischen 2000 und 2012 Sind wir heute anders krank? Tage Quelle: Daten der DAK-Gesundheit 2000-2012. 29
Zusammenfassung (1) Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen nahmen in Brandenburg seit dem Jahr 2000 um 151 Prozent zu. Dies ist eine beispiellose Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen, die auch auf Bundesebene zu beobachten ist. Das AU-Geschehen mit psychischen Erkrankungen als Ursache wird von wenigen Einzeldiagnosen bestimmt: Depressionen, Anpassungsstörungen, neurotische Störungen und somatoforme Störungen. Das Burnout-Syndrom (Z73-Schlüssel) spielt demgegenüber eine geringe Rolle: Nur etwa jeder 500. Mann und jede 200. Frau war 2012 in Brandenburg wegen eines Burnouts krank geschrieben. 30
Zusammenfassung (2) Das vielfach gezeichnete Bild des ständig erreichbaren Arbeitnehmers bedarf der Korrektur: Ständige Erreichbarkeit ist eine Ausnahme Aber: Schon ein geringes Maß an Erreichbarkeit ist mit einem erhöhten Risiko verbunden, dass sich eine depressive Symptomatik entwickelt Eine Analyse der Krankmeldungen seit 2000 zeigt, dass es massive Verschiebungen zu den psychischen Krankheiten gibt Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Leiden krankgeschrieben, während sie früher mit Diagnosen wie chronische Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden arbeitsunfähig gewesen wären. 31
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 32
Brandenburg Weitere Information - Back up! 33
Was steckt eigentlich hinter? Muskel-Skelett-Erkrankungen z. B. Rückenschmerzen, Bandscheibenschaden, Knieprobleme etc. Atemwegserkrankungen z. B. Erkältung (akute Infektion der Atemwege), Bronchitis, Mandelentzündung Verletzung und Vergiftung z. B. Verstauchungen, Verrenkungen, Schnittwunden, Unfälle (am Arbeitsplatz, im Haushalt) Infektionen z. B. Magen-Darm-Grippe Psychische Erkrankungen z. B. Depression, Neurosen oder Angststörungen Erkrankungen des Verdauungssystems z. B. Magen- und Darmprobleme wie Durchfall (Diarrhö), Entzündungen und Infektionen Erkrankungen des Kreislaufsystems z. B. Bluthochdruck, Schlaganfall und andere Herzerkrankungen Neubildungen z. B. gute oder bösartige Tumore 34
Besteht ein Zusammenhang zwischen Depression und Erreichbarkeit? Um zu prüfen, ob bei den Befragten eine Depression vorliegt, wurde in der Befragung ein Modul bestehend aus zwei Fragen eingesetzt (PHQ-2) (*). Dieses Screeninginstrument fragt ab, ob in den letzten zwei Wochen Beeinträchtigungen durch Interessens- und Freudeverlust sowie durch Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit aufgetreten sind. Dieses vereinfachte Fragebogeninstrument hat eine Sensitivität von 87 Prozent, d. h. eine vorliegende Depression wird zu 87 Prozent mit dem Instrument erkannt. Entsprechend dem PHQ-2 Screening liegt 13,6 Prozent der Befragten im Bund eine Depression vor. 35