Biodiversität und natürliche Waldentwicklung Sebastian Seibold (TU München)
Biodiversitätsverlust Welche Arten sind gefährdet und warum? Beispiel: 1064 xylobionte Käfer in Mitteleuropa Seibold et al. 2015, Cons Bio
Biodiversitätsverlust Megapenthes lugens CR Ceruchus chrysomelinus CR Tieflandarten sind besonders gefärdet! Starkholzbesiedler sind besonders gefährdet! Dicerca berolinensis EN Eurythirea austriaca Re Laubholzbesiedler sind besonders gefährdet! Sonnenliebende Arten sind besonders gefährdet!
Biodiversitätsverlust Verlust von Waldentwicklungsphasen: Strukturreiche frühe Sukzessionsphasen Späte Sukzessionsphasen Licht Totholz Habitatbäume
Biodiversitätsverlust Nicht nur bei Totholzkäfern sind frühe und späte Waldentwicklungsphasen am artenreichsten, sondern allgemein für Fauna und Flora Hilmers et al unveröff.
Überschirmung Überschirmung bestimmt Licht und Mikroklima bestimmt Artengemeinschaften Seibold et al., 2016 J Appl Ecol Seibold et al. 2016, BioCons
> 30% aller Waldarten!
Totholz Durchschnittliche Totholzvorräte in Europa 13 m³/ha und in Deutschland 20 m³/ha Rückgang der Totholzvorräte auf ~10 % der natürlichen Werte Bewirtschaftet Prozessschutz Gesamt Laubholz Tanne Fichte Urwaldreste Totholzvorrat BWI III; European Environmental Agency 2015 Burrascano et al. 2013 ForEcolManag Müller et al. 2010 BioCons
Totholzvielfalt Totholz Notwenige Mindestmengen: 30 50 m³/ha Totholzmenge Totholzmenge und Totholzvielfalt sind korreliert! Müller & Bütler 2010 (Eur J For Res)
Totholzvielfalt Totholz Menge oder Vielfalt? Totholzmenge Schatten Sonne
Artenzahl Totholz Menge oder Vielfalt? Totholzvielfalt und Totholzmenge haben unabhängige Effekte: Steigende Totholzvielfalt (Durchmesser + Baumart) erhöht Artenzahl xylobionter Insekten, va. im Schatten Steigende Totholzmenge erhöht Artenzahl xylobionter Insekten, va. in der Sonne Totholzmenge [Oberfläche m²/ha] Seibold et al., 2016 J Appl Ecol Seibold et al., 2014 Ins Cons Div
Totholz Menge oder Vielfalt? Positive Effekt der Totholzmenge auch auf nicht xylobionte Arthropoden: Direkte positive Effekte auf Spinnen: evtl. Struktur Direkte positive Effekte auf Springschwänze: evtl. Mikroklima, Laubstreu Indirekte Effekte auf Laufkäfer über Springschwänze: Nahrung + + + Seibold et al. 2016, BioCons
Natürliche Waldentwicklung Charakter und Struktur der späten und anschließenden frühen Waldentwicklungsphase hängt vom Absterbeprozess ab: Einzelbaum Bestand Landschaft
Kleinskalige Prozesse Zunderschwamm schafft Totholz und Lücken im Wald: Ökosystem- Ingenieur Zunderschwammfruchtkörper sind Habitat für ca. 600 Arthropodenarten! Friess et al. unveröff.
Beudert et al. 2015 Cons Letters Müller etal. 2010 Bio Cons Großskalige Prozesse alpha Diversität Große Totholzmengen Licht und Schatten Nationalpark Bayerischer Wald Antrodiella citrinella
Gamma-Diversität Großskalige Prozesse beta Diversität Hohe Habitatvielfalt auf Landschaftsebene: Initiale Störung variiert auf Landschaftsebene Habitatheterogenität steigt durch Patchiness der Sukzession Altbestand 1-5 Jahre nach Störung ~20 Jahre nach Störung Gamma Diversität von Tieren und Pflanzen 20 Jahre nach Buchdrucker höher als im Altbestand und kurz nach Störung Winter et al. 2015, ForEcolMan Winter et al. 2017, EuropJForRes
Großskalige Prozesse Zunderschwamm schafft Totholz und Lücken im Wald: Ökosystem- Auch im Buchenwald Ingenieur Zunderschwammfruchtkörper sind Habitat für ca. 600 Insektenarten! Naturwaldreservat Brunnstube, Steigerwald, Bayern
Sanitärhiebe Negativ für viele Artengruppen, nicht nur Totholzarten Belassen von Störungsflächen ist notwendig! Thorn et al. 2016 Ecology Letters Thorn et al. 2018 J Appl Ecol
Zunahme der Artenzahl nach Totholzanreicherung Aktive Maßnahmen Aktive Totholzanreicherung hat positive Effekte auf Biodiversität Kann eine Möglichkeit sein, um fehlende natürliche Prozesse zum Teil zu ersetzen Kann aber z.b. dicke alte Bäume mit Mikrohabitaten nicht ersetzen Ergänzung zu Prozessschutz Nicht-xylobiont Xylobiont Seibold et al. 2015 BioCons
Naturschutzempfehlungen Wichtige für den Erhalt der Biodiversität: Strukturreiche frühe Sukzessionstadien, z.b. nach natürlichen Störungen Altwaldstadien, in denen Bäume natürliches Lebensalter erreichen können Schlüsselgrößen: Licht und Schatten, Totholz (Menge und Vielfalt), alte/dicke Bäume mit Mikrohabitaten Maßnahmen: Prozessschutzflächen und Schutz alter Waldstandorte Liegenlassen von natürlichem Totholz im Wirtschaftswald: vom Einzelbaum bis zum Windwurf; Zunderschwamm! Nebeneinander von Licht und Schatten erhalten und erzeugen Aktive Maßnahmen wie Totholzanreicherung als Ergänzung (Totholzvielfalt, Laubholz, dickes Totholz)
Vielen Dank!