Klaus Köhn Psychoanalyse und Verbrechen Grundlagen einer psychoanalytischen Kriminologie
Klaus Köhn Psychoanalyse und Verbrechen Grundlagen einer psychoanalytischen Kriminologie Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek - C1P-Einheitsaufnohme Köhn, Klaus: Psychoanalyse und Verbrechen: Grundlagen einer psychoanalytischen Kriminologie / Klaus Köhn. (DUV : Psychologie) ISBN 978-3-663-01642-7 ISBN 978-3-663-01641-0 (ebook) doi 10.1007/978-3-663-01641-0 Springer Fachmedien Wiesbaden 1 992 Ursprünglich erschienen bei Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden 1992 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Angelika Zierer-Kuhnle, Berlin ISBN 978-3-663-01642-7
Für Marlene Schicksal, das wußte er jetzt, kam nicht von irgendwo her, es wuchs in seinem Innern. Hermann Hesse
Inhalt Vorbemerkung...................................... 11 1. Einleitung... 13 2. Grundlagen... 17 2.1 Der Verbrechensbegriff und seine normative Wertung. 17 2.2 Der psychoanalytische Verbrechensbegriff........... 21 2.3 Körper und Psyche... 25 2.4 Das Verbrechen als Regressionsphänomen........... 30 2.5 Determiniertheit und Kausalität... 36 3. Der psychische Apparat.......................... 42 3.1 Modellvorstellungen............................. 42 3.2 Das Unbewußte... 43 3.3 Das Vorbewußte................................ 46 3.4 Das Bewußte... 47 3.5 Das Es... 49 3.6 Die Ichentwicklung... 50 3.7 Ichfunktion und Ichleistung... 57 3.8 Vom Ich-Ideal zum Über-Ich... 61 3.9 Das Tabugewissen... 64 3.10 Das Kulturgewissen... 68 3.11 Das personale (autonome) Gewissen... 71 4. Die Psychodynamik... 77 4.1 Kräfte und Wirk weisen... 77 4.2 Trieb und Verbrechen........................... 78 4.3 Die neue Triebqualität........................... 81 4.4 Liebesverlust und Frustration... 83 4.5 Der Fall Jolantha............................... 86 4.6 Das Narzißmusphänomen... 90 4.7 Narzißtische Störungen... 93 4.8 Kriminogene Narzißmusphänomene... 96 7
4.9 Angstbildung................................... 100 4.10 Angst-Abwehr... 106 4.11 Weitere Abwehrmechanismen.................... 109 4.12 Der Fall Udo................................. 113 5. Der normale und abnorme Verbrecher............ 119 5. 1 Der normale Verbrecher......................... 119 5.2 Kriminelle Verwahrlosung...,... 122 5.3 Das psychische Ungleichgewicht................... 127 5.4 Der Verbrecher aus Schuldbewußtsein.............. 130 5.5 Der Fall Dr. L... 134 5.6 Die Über-Ich-Lücken... 138 5.7 Psychosen und Psychopathien... " 142 5.8 Monomanien und Phobien... 146 5.9 Die Neurosenbildung............................ 152 6. Forschungsansätze... 155 6. 1 Der Ansatz von Freud........................... 155 6.2 Der individualpsychologische Ansatz... 159 6.3 Der Ansatz von Schultz-Hencke... 164 6.4 Der "neurotische Mensch" von Karen Horney... 169 6.5 Jung und die analytische Psychologie............... 173 6.6 Die humanistische Psychologie von Erich Fromm..... 177 7. Kriminalität und Geschlecht... 183 7.1 Die Struktur der Tatverdächtigen nach dem Geschlecht 183 7.2 Die geschlechtsspezifischen Entwicklungslinien... 187 7.3 Der Ödipuskomplex... 192 7.4 Der Ödipusmythos und Geschlechterkampf.......... 193 7.5 Das ödipale Entwicklungsphänomen................ 196 7.6 Der Minus-Mann... 200 7.7 Minus-Mann-Eigenschaften und Soziopathie... 205 7.8 Die Minus-Frau... 210 7.9 Der Fall Ruth... 216 8
7.10 Die Krise des Patriarchats....................... 219 8. Phänomene des Urverbrechens... 221 8.1 Das Urverbrechen... 221 8.2 Das Symboldelikt und die kriminelle Fehlhandlung... 227 8.3 Der Suizidkomplex... 229 8.4 Die Massentötung von Jonestown... 236 8.5 Der Suchtkomplex... 240 8.6 Der Speichelfresser und andere Fälle............... 245 9. Resultate... 250 9.1 Verbrechen und Persönlichkeitsprofil............... 250 9.2 Soziale Kontrolle und Behandlung des Täters... 253 Glossar............................................. 260 Literatur... 270 Personenregister... 282 Sachregister... 286 9
Vorbemerkung Das Verbrechen ist nicht das Schicksal, das uns von außen zuwächst, sondern es ist in uns. 35 Jahre im Polizeidienst des Landes Nordrhein Westfalen haben mir diese Erkenntnis im Umgang mit den menschlichen Schattenseiten vermittelt. Nach neun Jahren Dienst in der Schutzpolizei sammelte ich von 1963 bis 1971 meine Erfahrungen als kriminalpolizeilicher Sachbearbeiter in der praktischen Verbrechensbekämpfung. Von 1972 bis 1989 war ich beim Polizeipräsidenten in Bonn mit der statistischen Erfassung der Kriminalität und mit Kriminalitätsanalysen befaßt. Darüber hinaus verwaltete ich in diesen Jahren Akten über Menschen, die - wie es in der Amtssprache der Polizei heißt- kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten sind. Jede Akte beinhaltet ein menschliches Einzelschicksal, das auf dem Prüfstein steht, wenn zu entscheiden ist, ob die Akte vernichtet oder weiter aufbewahrt wird. Danach habe ich die Leitung der Fahndung übernommen. Meine Erfahrungen habe ich seit 1978 als nebenamtlicher Lehrbeauftragter für Kriminologie an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen in Köln umgesetzt, so daß ich meine kriminologisch-kriminalistische Arbeit vor Ort mit einer Lehrtätigkeit verbunden habe. Wissenschaft und Praxis haben mich angeregt, Kriminologie als Lehre von den Entstehungszusammenhängen und Erscheinungsformen des Verbrechens aus psychoanalytischer Sicht zu betrachten, um einen Erklärungsansatz für die Menschen aufzuzeigen, die mit ihren Schatten leben. Der Schatten ist das narzißtische Spiegelbild des Menschen, dem das Gemeinschaftsgefühl fehlt. So wende ich mich an alle, die mit der Aufgabe leben, sich mit diesen Schatten auseinanderzusetzen, um ihnen zu helfen, mit diesen Schatten umzugehen - bis hin zu dem Ziel, sich von diesen Schatten zu lösen. Ich danke allen, die mich durch Anregungen, Informationen und hilfreiche Gespräche unterstützt haben, dieses Buch zu schreiben. Bad Honnef, im Juni 1991 Klaus Köhn 11