Willkommenskulturen schaffen, leben und erlebbar machen Möglichkeiten der Schulpsychologie 11.30 13.00 Willkommensgefühl schaffen: Plakat, Nettes willkommen am Sitz, Luftballons, Süßigkeiten Ziel: Anforderungsprofil an Schulpsychologie: Möglichkeiten, Abgrenzung, Notwendigkeiten/Bedarf Zeit Was Materialien / Anmerkungen 11.30 12.00 12.00 12.15 12.15 12.25 Begrüßung Erwartungen an den Workshop klarstellen Ankommen: Postkarte jede/r nimmt sich eine Karte, welche für sie/ihn das Gefühl von WILLKOMMEN oder eben das Gegenteil symbolisiert Kurzer Verweis auf Maslow sche Bedürfnispyramide und Partizipationsleiter Erfahrungsaustausch in 2 er Gruppen Kinder mit Fluchterfahrungen an meiner Schule 1. War ich in meiner Rolle als SchulpsychologIn zum Thema Schule und Flucht bereits gefordert? Wenn ja, inwieweit und was war hilfreich, was hat behindert? Wenn nein, was glaube ich benötige ich an Kompetenzen bzw. Ressourcen? 2. Gibt es an meiner Schule bereits Maßnahmen, die das Thema Ankommen, Willkommen, Integration unterstützen sollen? Welche konkret? Präsentation in der Gruppe Kärtchen (2 Farben) 1. Farbe: Was wirkt/hilft/unterstützt? 2. Farbe: Was behindert? Beide Abbildungen auf je einem Plakat sichtbar machen und Bezug zu Willkommen, Ankommen, Ermächtigung und Teilhabe herstellen. Do s Don ts für Schulpsychologie 12.25 12.45 12.45 12.55 In Kleingruppen (4 5 Personen): Good Practice 1: Unterrichtsbeispiel Good Practice 2: Offene Jugendarbeit Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte für die Schulpsychologie? Skizzieren eines konkreten Angebots/eines Projekts, wo Schulpsychologie eine Rolle spielt und ein Willkommen/ Ankommen unterstützt werden kann/soll Plenum 12.55 Inhaltliches Zusammenführen Abrunden Feedback Verabschiedung Give Away
3 ZITATE zum Thema Heimat einfach als Inspiration Gibt's kein höheres Übel doch als den Verlust der Heimat. Euripides Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird. Christian Morgenstern Vereinsamt Die Krähen schrei n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei n Wohl dem der jetzt noch Heimat hat! Nun stehst du starr Schaust rückwärts ach! wie lange schon! Was bist du Narr Vor Winters in die Welt entflohn? Die Welt ein Tor Zu tausend Wüsten stumm und kalt! Wer das verlor Was du verlorst macht nirgends Halt. Nun stehst du bleich Zur Winter Wanderschaft verflucht Dem Rauche gleich Der stets nach kältern Himmeln sucht. Flieg Vogel schnarr Dein Lied im Wüsten Vogel Ton! Versteck du Narr Dein blutend Herz in Eis und Hohn! Die Krähen schrei n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei n Weh dem der keine Heimat hat! Friedrich Wilhelm Nietzsche
Flucht unter dem Blickwinkel der Maslow schen Bedürfnispyramide und Partizipation Kinder/Jugendliche mit Fluchterfahrung fühlen sich meist ausgeliefert und ohnmächtig. Sie haben die Heimat verlassen zu müssen, viele Strapazen (körperlich und emotional) erlebt, sind oft alleine unterwegs, landen in einem Ort, von dem sie vorher vielleicht nicht mal wussten, dass es ihn gibt. Sie beherrschen meist die Sprache nicht und werden nicht verstanden. Und ihre Zukunft ist ungewiss. Sie wissen nicht, wann es wie weiter gehen kann und wird. Sie können meist nur abwarten. Und zudem begleitet sie eine ständige Sorge um Angehörige und Freunde. Schule kann diesen persönlichen emotionalen Belastungen natürlich keine definitive Lösung anbieten, aber sie kann Halt geben: emotional, sozial, intellektuell. Schafft es eine Schule den jungen Menschen das Gefühl zu geben, Willkommen zu sein, dann ist das der Beginn von Ankommen, Heimat und Zukunft. Das Schaffen von Strukturen, Regelmäßigkeiten, Beschäftigungs und Bewegungsmöglichkeiten kann sich sehr stabilisierend und heilsam auf die psychische Verfassung der geflüchteten Kinder/Jugendlichen auswirken. In der pädagogischen Arbeit mit traumatisierten Jugendlichen sind neben der Schaffung von Strukturen und sozialen Bindungen auch die Schaffung von Perspektiven und das Ermöglichen von Ermächtigungserfahrungen unglaublich hilfreich. Aus einer stabilen und sicheren Situation mit der Erfahrung, ich gehöre dazu und ich habe Beteiligungs und Entscheidungsmöglichkeiten, heraus Perspektiven entwickeln zu können, kann gerade für Jugendliche mit Fluchterfahrung eine noch nie da gewesene, sich positiv auswirkende Situation sein. 1 1 Text in Anlehnung an Leitfaden Erstens : Jung Zweitens : Geflüchtet. Was kann die Offene Jugendarbeit zu einem gelungenen Zusammenleben in der Gemeinde beitragen und wie kann sie die Teilhabe geflüchteter Jugendlicher unterstützen? boja November 2016
Ankommen Willkommen Ein Klassenprojekt in einer Schule mit dem Ziel: Schaffung einer Willkommens Kultur in der Klasse Beschreibung zum Nachahmen: 1. Schritt: Erzählen Sie den SchülerInnen, dass eine neue Mitschülerin/ein neuer Mitschüler erwartet wird. Präsentieren Sie alle Fakten und alles was Sie über die neue Schülerin/den neuen Schüler wissen. 2. Schritt: Lassen Sie Verständnisfragen zu und beantworten Sie diese. 3. Schritt: Erläutern Sie den SchülerInnen, dass es nun darum geht, gemeinsam zu überlegen, was die neue Schülerin/der neue Schüler wissen muss und brauchen könnte, um gut in der Klasse und in der Schule anzukommen. 4. Schritt: Lassen Sie die SchülerInnen 2 er Gruppen bilden. 5. Schritt: Die eine Hälfte der 2 er Gruppen brainstormt zu folgenden Fragen: Stellt euch vor, ihr seid ganz neu an dieser Schule: Was müsst ihr unbedingt wissen, damit ihr schnell gut zurecht kommt? (z.b. Pausenzeiten, Toiletten, Schulwart/Schulwartin, wo ist der Direktor/die Direktorin, wo ist der Pausenraum, wo sind Informationen ausgehängt, wo ist die Bibliothek usw.) 6. Schritt: Die andere Hälfte der 2 er Gruppen hat die Aufgabe, auf Kärtchen zu schreiben, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen es an der Schule und in der Klasse für die neue Schülerin/den neuen Schüler geben könnte. Wenn sie auch schon Lösungsideen dazu haben, sollen sie diese notieren. Animieren Sie die SchülerInnen, sich gedanklich oder auch real durch die Schule zu bewegen und alles, was ihnen einfällt, auf Kärtchen zusammen zu schreiben. 7. Schritt: Lassen Sie die SchülerInnen zu Frage 1 präsentieren. Alle Kärtchen werden auf einer Pinnwand gesammelt. 8. Schritt: Die SchülerInnen präsentieren die möglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen und gegebenenfalls die bereits gefundenen Lösungsansätze. Alle Kärtchen werden auf einer Pinnwand gesammelt. 9. Schritt: Alle SchülerInnen ergänzen im Plenum mögliche weitere Lösungsansätze. Diese werden auf Kärtchen sichtbar der jeweiligen Herausforderung zugeordnet. 10. Schritt: Erstellen eines Willkommens Kit: Die Fakten Kärtchen werden schön geschrieben und in einer Willkommens Box zusammen deponiert mit dem Titel Willkommen damit du dich rasch bei uns wohlfühlst. 11. Schritt: Die Herausforderungen und Schwierigkeiten und die bereits gefundenen Lösungsansätze werden auf ein Plakat geordnet und geklebt. Dieses bleibt im Klassenzimmer sichtbar hängen und kann bei Bedarf immer wieder herangezogen und ergänzt werden. Methodische Tipps: Wenn Sie den Fokus auf das Thema neue SchülerInnen mit Fluchterfahrungen legen, ist von einer Sprachbarriere auszugehen. Dabei sollte ein besonderer Blick auf den Aspekt Wissensvermittlung durch Zeichen und Zeichnungen gelegt werden, indem bei der Erstellung des Willkommens Kit weniger Worte verwendet werden bzw. leichte Sprache verwendet wird. Mit den SchülerInnen selbst könnte erarbeitet werden, wie die Information durch Darstellungen näher erläutert werden kann. Wo sehen Sie hier Anknüpfungspunkte für die Schulpsychologie? Wo könnten Sie als SchulpsychologIn einen Platz finden bzw. ein Angebot setzen?
Im Außerschulischen Bereich der Jugend und Kulturarbeit nimmt die Arbeit mit Kindern/Jugendlichen mit Fluchterfahrung einen wichtigen Stellenwert ein. Die Arbeit in diesem Kontext erfolgt vielfach in Form von Projekten. Zwei Projekte sind hier kurz skizziert: 1. Welcome.Zu.Flucht Ein Projekt der Offenen Jugendarbeit Vorarlberg Junge Menschen auf der Flucht erreichen Vorarlberg. Sie bringen Geschichten von Krieg und Gewalt, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen mit. Und oft auch das Gefühl, hier nicht willkommen zu sein. Für die Jugendarbeit bedeutet dies nicht neue Methoden zu erfinden, sondern mit den bestehenden Fachkompetenzen Begegnungsräume für einen Beziehungsaufbau zwischen den Jugendlichen zu schaffen. In der Kontaktforschung wurde nachgewiesen, dass häufiger Kontakt zu Mitgliedern anderer Gruppen die Vorurteile gegenüber diesen Gruppen reduziert. Es gilt, unreflektierte Vorurteile mit gut moderierten Begegnungsräumen abzubauen. Begünstigende Bedingungen sind dabei Statusgleichheit, Kooperation, Nähe und ein extern gestützter Rahmen. Die Offene Jugendarbeit wird somit zu einem prädestinierten Ort, um einen Beitrag zu leisten, Vorurteile gegenüber anderen Gruppen aufzuheben und mögliche (Verteilungs)konflikte schon im Vorfeld zu verhindern. Die Offene Jugendarbeit Vorarlberg nimmt diese Herausforderung an. Kernfrage dieses Projektes ist: Wie gelingt es, sowohl eine Begegnungskultur für die flüchtenden Jugendlichen zu gestalten, und trotzdem nicht auf jene Jugendliche zu vergessen, die bisher im Zentrum der Aktivitäten der OJA stehen? In diesem Projekt soll durch Begegnungsräume, Qualifizierung, Workshops, Peer to Peer Arbeit und verschiedenen weiterführenden Aktivitäten diesen Herausforderungen proaktiv begegnet werden. Die Offene Jugendarbeit Dornbirn ist Impulsgeberin die Aktivitäten sollen jedoch allen Einrichtungen der OJA Vorarlberg umgesetzt werden Eine (von vielen) konkrete Maßnahme war z.b. das interkulturelle Wanderwochenende An einem Wochenende wanderten elf Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund in Begleitung von zwei Jugendarbeitern der Offenen Jugendarbeit Dornbirn im Großen Walsertal. Sie wanderten drei Tage im Lechquellgebirge und übernachteten zwei Nächte auf der Klesenza Alpe, wo sie viel Neues und Interessantes gelernt haben und neue Erfahrungen sammeln konnten wie zum Beispiel wie die Älpler leben oder wie Käse und Butter hergestellt werden. Es wurden viele verschiedene Sprachen gesprochen, doch die einzige Sprache, die alle verstanden, heißt TOLERANZ. 2. Gesichter zeigen Ein Projekt des Kulturvereins Caravan Gesichter zeigen lautet der Titel der Ausstellung im öffentlichen Raum mit Portraits und Texten von 16 Menschen, die aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern geflohen sind. Jetzt sind sie in Lustenau angekommen und haben eine Stimme, eine Geschichte und ein Gesicht. Die Ausstellung Gesichter zeigen mit großartigen Fotos von Gerhard Klocker und Texten von Daniela Egger geht auf eine Idee von Willi Pramstaller zurück, die Marktgemeinde Lustenau hat sie möglich gemacht. Zu sehen sind die Portraits auf einem 4 mal 4 Meter großen Würfel am Kirchplatz in Lustenau bis November 2016.
Entwickeln Sie gemeinsam eine Projektskizze für ein Projekt der Schulpsychologie im Kontext Schule junge Menschen Flucht Willkommen Ankommen : Das wäre eine Projektidee, die in meinem Arbeitsumfeld Sinn machen würde und ein WILLKOMMENS Gefühl für die Kinder/Jugendlichen mit Fluchterfahrung unterstützen kann: (Auch die Weiterentwicklung bzw Skizzierung einer bereits bestehenden Aktivität ist mit der Gruppe möglich) 1. Ziel unserer Projektidee 2. Zielgruppe unserer Projektidee 3. Wie lässt sich die Idee in Stichworten kurz umreißen? 4. Was wäre für eine weitere Konkretisierung bzw. Realisierung notwendig?