Workshop Qualifizierung: Ein Baustein der Qualitätssicherung in der Windenergiebranche 21.01.2004 Qualifikationsbedarfe in der Windenergiebranche Analysen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Qualifizierungsträger und Förderinstitutionen Postfach 330 440 28334 Bremen www.equib.de rroehrig@uni-bremen.de
Qualifikationsbedarfsanalyse (QBA) Windenergie Ziel: Erhebung Qualifikationsbedarf für bedarfsorientierte Weiterbildung Methoden: Expertengespräche mit betrieblichem Führungspersonal (30 Interviews; 8 HB, 8 NS, 12 ÜR) Referenzdatengewinnung durch Fragebogenaktion (90 angeschriebene Unternehmen, Rücklaufquote 30 %)
Wertschöpfungskette Windenergie I Planung, Entwicklung, Finanzierung, Versicherung II Gründungstechnik und Turmbau III IV V VI Maschinen- und Anlagenbau (z.b. Getriebe) Kunststoff- und Faserverbundtechnik (z.b. Rotor- und Gondelbau) Elektrotechnik (z.b. Generatorbau, Kabelherstellung) Montage und Logistik VII Service, Wartung und Instandsetzung VIII Maritime Konstruktion und Dienstleistung
Szenario 1: Aus dem Alltag einer WEA-Firma Kundenanfrage: Höhe Ausfallkosten? Qualitätsnachweise Anlage? Einfluss auf Versicherungsprämien? Schlechte Nachrichten: Baugenehmigung versagt. Neue Länderrichtlinie zum Eiswurfschutz nicht berücksichtigt. Kontakt mit ausländischem Rotorblattlieferanten: Verfügbare Alternativen zum Eiswurfschutz? (Rotorblattheizung, Abtauautomatik, Vibrationsalarm)
Neue Qualifikationsanforderungen (branchenübergreifend) 1. Qualitätssicherung und -management Verfügbarkeit & Rendite Banken und Versicherungen als Promotoren Zertifizierungsgesellschaften & -verfahren 2. Verhandlungskompetenz "König Kunde" & Wettbewerb Verzahnung technisches/kaufmännisches Know How 3. Teamwork & Fremdsprachen Kooperation zwischen Gewerken Arbeit mit englischsprachigen Dokumenten 4. (Inter)nationale Rechte & Normen Bau-, Umwelt- und Verkehrsrecht Steuer-, Vertrags- und Zollrecht (Export)
Szenario 2: Der Techniker und Ingenieur als Projektmanager Kundenanfrage: Pitch- oder Stallregelung - welche Lösung ist wirtschaftlich? Vorteil Stall: kostengünstig. Nachteil: häufiger Abschaltung bei Starkwind. Abhängigkeit der Entscheidung vom Windfeld. Problemstellung Maschinenbauingenieur: Passende Getriebeauslegung bei Pitch- oder Stallregelung.
Neue Qualifikationsanforderungen (branchenspezifisch, Teil 1) 1. Projektmanagement (bes. Branche I & VIII) Akquise, Konstruktion, Bau, Übergabe, Betrieb Verzahnung technisches/kaufmännisches Know How 2. Windspezifisches fächerübergreifendes Ingenieurwissen (bes. Branche I, V & VIII) System Windenergieanlage: Mechanik, Aerodynamik, Elektronik Sonderfall Offshore: Statik & dynamische Lastprofile 3. IT-Technologien & Softwareeinsatz maritime Planung & Konstruktion Anlagenbau: IT-Mess- & Diagnoseverfahren Montage & Logistik: Supply Chain Management Service & Wartung: Condition Monitoring System
Neue Qualifikationsanforderungen (branchenspezifisch, Teil 2) 4. Gründung & Turmbau Schweißen unter Pulver versus Schutzgas Beschichtung: Trockeneisverfahren (Bremer Umweltpreis) Offshore: Rammtechnik Tripods & Betonversiegelung auf See; "Hexafix" (Husum Wind 2003) 5. Anlagen- & Maschinenbau Getriebebau: neue Gleitschleifverfahren Generatorenbau Offshore: Wasserkühlung & Verkapselung; Schleifringsystem & CMS-Selbstdiagnose 6. Kunststoff- & Faserverbundtechnik manuelles Laminieren, Vakuuminjektion, Prepräg-Technik Innovationen: Rotor-Blitzableiter, Eiswurf-Schutz 7. Offshore-Trainings
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (1) Windspezifisches fächerübergreifendes Ingenieurwissen komplexes System Windenergieanlage klassische Ingenieurstudiengänge als Basis Zusatzmodule Windenergie Empfehlung: Kooperation der Forschungseinrichtungen Windenergie mit Ingenieuren aus der Windenergiebranche zwecks Wissenstransfer und Konzeption von windspezifischen Zusatzmodulen für die Ingenieursausbildung.
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (2) Verzahnung von technischem und kaufmännischem Wissen Ingenieure als Projektmanager Bank- und Versicherungsfachleute im Geschäftsfeld Windenergie Servicetechniker: kundenorientierte Beratung & Betreuung Empfehlung Einrichtung von Weiterbildungsseminaren mit kaufmännischen Kenntnissen für Techniker und technischen Grundlagen für Kaufleute. Kooperation mit Studiengängen für Wirtschaftsingenieure prüfen. "Summer University" als Projektidee.
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (3) (Inter)nationale Rechte und Normen Bau-, Umwelt- und Verkehrsrecht Steuer- und Vertragsrecht Zollbestimmungen Empfehlung: Einrichtung von Weiterbildungsseminaren zum Thema Recht. Nicht als Rechtsberatung sondern als Überblick, auf welchen Feldern juristisches Wissen für den Betrieb unerlässlich ist und erworben werden muss.
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (4) Einsatz von IT-Technologien mathematische Modellierung & Anlagen-Design Liquiditätsmanagement & Finanzcontrolling Supply Chain Management Condition Monitoring Systems Empfehlung: Die ersten drei Einsatzgebiete sind stark firmenspezifisch geprägt, also für ein allgemeines Qualifizierungsangebot wenig geeignet. Eine Einführung in die Grundlagen des PC sowie verbreite Software kann dagegen für Facharbeiter und Servicetechniker hilfreich sein
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (5) Basisqualifikation Schweißer Schweißen unter Pulver statt Schutzgas Optische Flanschvermessung Empfehlung: Informationen über Fortbildungskurse und Zertifikate für Schweißer
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (6) Basisqualifikation Elektromonteur IT-gestützte Mess- & Diagnoseverfahren Arbeit mit englischsprachiger Literatur Empfehlung: Weiterbildungsangebote zur Einführung in IT-Techniken für Facharbeiter sowie Kurse in Englisch unter Berücksichtigung englischer Fachtermini. Die VHS Bremerhaven plant eine Ausbildung zum "Elektroniker Betriebstechnik mit Spezialkenntnissen für WEA". Eine öffentliche Förderung ist angezeigt.
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (7) Basisqualifikation Kunststofftechniker manuelle Laminierung, Vakuuminjektion, Prepräg polymere Eigenschaften von Harzen und Härtern Aerosole und Arbeitssicherheit Empfehlung: Vermittlung von Grundkenntnissen in polymerer Technologie für Mitarbeiter in der Kunststoff- und Faserverbundtechnik, sowohl als Ausbildung als auch betriebsbegleitend. Eine Umschulung zum "Verfahrensmechaniker Kunststoffund Kautschuktechnik" mit Kammerprüfung ist in Bremen- Vegesack angelaufen. Empfehlung: Evaluation und Überprüfung betrieblicher Akzeptanz.
Qualifizierungs- & Weiterbildungsbedarf (8) Basisqualifikation Servicetechniker Fortbildung mit Prüfung und Abschluss "Servicemonteur für Windenergieanlagentechnik" (Handelskammer Bremen und Bremerhaven) Anforderungsprofil: Rechtskunde, BWL und Arbeitsorganisation, Fachenglisch, WEA-Technologie Förderung der Universalqualifikation im Land Bremen (Fördervolumen 600.000 ) Empfehlung: Evaluation der neu konzipierten Fortbildungsmaßnahme und Überprüfung der betrieblichen Akzeptanz zwecks Feinabstimmung der Qualifizierungsinhalte.
Berufliche Erstausbildung: geforderte Konsequenzen 1. Windspezifische fächerübergreifende Zusatzmodule für Ingenieursausbildung an Hochschulen 2. Berufsbild Kunststoff- und Faserverbundtechniker um Schwerpunkt Windenergie ergänzen 3. Servicetechniker Windenergieanlagen als eigenständiges Berufsbild etablieren oder vergleichbare Qualifizierungsmaßnahmen einrichten
Weiterbildungsstrategien: Vier Leitsätze und eine Empfehlung 1. Man muss nicht das Rad neu erfinden. 2. Nicht jede neue Qualifikationsanforderung definiert ein Weiterbildungsprogramm. (Projektmanagement z.b.) 3. Aber: Wer notwendige Weiterbildung ignoriert, wird bestraft - durch den Markt. 4. Im globalisierten Wettbewerb gilt: Nicht die Großen schlagen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Empfehlung: gezielte Informationen über Weiterbildungsangebote. Eckpunkte: Kursinhalt Zeit- & Kostenaufwand Qualitätsnachweis (Referenzlisten)
Resultate im Überblick
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Projekt EQUIB (IAW) Universität/Arbeitnehmerkammer Bremen Das Projekt EQUIB wird im Auftrag des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales durchgeführt und aus Landesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.