Wissenschaftlich mit PowerPoint arbeiten ein Imprint von Pearson Education München Boston San Francisco Harlow, England Don Mills, Ontario Sydney Mexico City Madrid Amsterdam
KapitelVortrag entwerfen 3 Vortrag entwerfen Sie haben sich inzwischen in die Grundlagen von PowerPoint eingearbeitet. In diesem und den folgenden Kapiteln erfahren Sie, wie Sie einen guten Seminarvortrag gestalten. Im vorliegenden Kapitel geht es darum, wie Sie ein Vortragsziel entwickeln, das sowohl dem Thema als auch den weiteren Anforderungen (Zuhörer, Zeit) gerecht wird, wie Sie Ihren Vortrag sowohl spannend als auch unterhaltsam gliedern, welche Besonderheiten Sie frühzeitig für den späteren Vortrag berücksichtigen sollten. Oftmals ist der wissenschaftliche Vortrag Teil einer Prüfungsleistung, beispielsweise als Bestandteil eines Seminars. In diesem Fall sollten Sie sich zunächst mit den Prüfungskriterien vertraut machen. Anlage 3.1: Prüfliste zum Entwerfen eines Vortrags. 3.1 Vortragsziel Das Ziel eines wissenschaftlichen Vortrags ist das Präsentieren und Vermitteln von Erkenntnissen. Verabschieden Sie sich deshalb von dem Gedanken, Ihre gesamte Seminararbeit referieren zu wollen Ihre Zuhörer werden es Ihnen danken. Als Erstes sollten Sie für sich entscheiden, welchen Schwerpunkt Sie in Ihrem Vortrag setzen. Gibt es einen besonders interessanten Aspekt Ihrer Arbeit, den es sich zu präsentieren lohnt? Ist das Ergebnis Ihrer Forschung neu und überraschend? Versuchen Sie, Ihr Arbeitsthema in höchstens zwei Sätzen einem Kollegen zu beschreiben. Durch die geforderte Kürze setzen Sie automatisch Schwerpunkte. Die mündlichen Ausführungen verdeutlichen Ihnen, wo die Plausibilität nicht leicht mitgeteilt werden kann. Bei Seminarvorträgen heißt es häufig etwas undifferenziert, Sie mögen bitte das»thema soundso«erläutern. Was genau verlangt Ihr Dozent von Ihnen? Ein wichtiger Teil der Prüfungsleistung besteht darin, dass Sie sinnvolle Schwerpunkte setzen:
34 Kapitel 3 Vortrag entwerfen Was ist unbedingt erforderlich, um das Thema zu verstehen? Was ist das Besondere Ihres Themas im Unterschied zu den übrigen Seminarthemen? Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Wenn Sie versuchen, sinnvolle Schwerpunkte zu setzen, kommen Sie automatisch in die Situation, Ihre Zuhörer zu berücksichtigen. Ihr Vortrag ist für sie bestimmt also überlegen Sie, wie Sie sie am besten erreichen. Eine der wichtigsten Fragen ist, welche Vorkenntnisse Sie voraussetzen dürfen. Beginnen Sie bei Adam und Eva, wird Ihr Vortrag zu langweilig. Fangen Sie hingegen mitten in der Versuchsanordnung an, wird Ihnen kaum jemand folgen können. Planen Sie gegebenenfalls Exkurse ein, die Sie heranziehen können, um notwendige Grundlagen nachzureichen. Denken Sie aber daran, diese zusätzliche Zeit später durch»abkürzungen«wieder hereinzuholen. Im Rahmen der Analyse Ihrer Zuhörer sollten Sie auch überlegen, warum sie gerade zu Ihrem Vortrag kommen. Falls in Ihrem Seminar Präsenzpflicht besteht, ist diese Frage zwar theoretisch beantwortet. Aber auch dann können Sie sich fragen, ob es einen aktuellen Bezug zwischen Ihrem Thema und Fragen Ihrer Zuhörer gibt. Das letzte große Vortragsziel ist, dass Sie in Ihrer zugedachten Redezeit bleiben. Meistens sind das 20 Minuten mit anschließender Diskussion, insgesamt häufig 45 Minuten. Wenn Sie noch nie einen Vortrag gehalten haben, klingt das nach sehr viel. Stehen Sie erst einmal vor Ihren Zuhörern, schmilzt diese Zeit auf ein Nichts zusammen Aus Sorge, zu wenig zu bieten, sind viele Präsentationen völlig überladen. In Abbildung 3.1 ist eine Zeitplanung skizziert, um Folien in der gebotenen Ruhe und mit Spannungsbogen zu präsentieren. Eine Folie sollte insgesamt durchaus drei bis vier Minuten zu sehen sein, bevor die nächste Folie folgt. Deutlich ist zu erkennen, dass Sie jede Folie bereits einleiten sollten, bevor sie zu sehen ist: Machen Sie Appetit auf mehr So führen Sie Ihre Zuhörer durch Ihren Vortrag, anstatt sie in jede neue Folie»hineinzustoßen«.
3.2 Gliederung 35 Abbildung 3.1: Zeitplanung für das Präsentieren von Folien 3.2 Gliederung Nachdem Sie sich Vortragsziele gesetzt haben, können Sie Ihren Vortragsstoff gliedern. Da Sie mit der Gliederung zugleich den Vortragsverlauf festlegen, müssen Sie sich entscheiden, welche Schwerpunkte Sie in welcher Reihenfolge präsentieren. Einen allgemeinen Ablauf sehen Sie in Abbildung 3.2. Hierbei stellen Sie zu Beginn Ihres Vortrags eine Arbeitsthese in den Mittelpunkt, der Sie im Ergebnis zustimmen oder widersprechen können. Mit dieser These schaffen Sie einen lebendigen Bezug zwischen Ihrem Vortragsthema und den Zuhörern. Je nach Lehrstuhl darf die These durchaus provokant gehalten sein (was meistens auf ein Widerlegen hinausläuft). Beispielsweise starten Sie mit dem Hinweis»Geehrte Zuhörer, oftmals wurde Ihnen ein X für ein U vorgemacht. Am Ende meines Vortrags werden Sie die Unterschiede selber zweifelsfrei herausfinden.«
36 Kapitel 3 Vortrag entwerfen Abbildung 3.2: Schema eines wissenschaftlichen Vortrags Im Anschluss an die These erläutern Sie Ihre Vorgehensweise. Hieraus sollte direkt klar werden, wie Sie Ihre These beantworten möchten. Mit den Rückpfeilen möchte ich Sie vor allem erinnern, bei allen Folien Ihre eigene Arbeitsthese zu berücksichtigen. Zu Beginn Ihrer Ausführungen hilft es, wenn Sie einen aktuellen Bezug finden. Dieser sollte mit Ihrer These in direktem Zusammenhang stehen im Idealfall ist die Antwort auf Ihre These auch ein Lösungshinweis oder Denkanstoß zu aktuellen Fragen. Falls Ihnen jetzt bereits erste Gedanken zur möglichen Foliengestaltung durch den Kopf gehen, skizzieren Sie diese gleich mit es sind oftmals die besten Grundlagen Daran schließt sich Ihre Argumentation an. Hier bringen Sie anhand von Beispielen die Grundlagen, die Gegenstand Ihrer Arbeit und zugleich wichtig sind, um die These nachzuvollziehen. Sie können in der Argumentation anders als in Ihrer schriftlichen Ausarbeitung vorgehen, wenn sich das leichter präsentieren lässt. Wichtig ist, dass Sie in Ihrem Vortrag wenig»doch dazu später mehr«und»wie vorhin bereits angedeutet«bringen müssen; zu häufiges Vor- und Zurückspringen erschwert das Zuhören. Ihre Zuhörer müssen Ihnen nicht immer wohlgesonnen sein. Falls Sie umstrittene Erkenntnisse präsentieren, sollten Sie also argumentativ vorsorgen. Die entsprechenden Folien können Sie als Exkurs ausgliedern, um sie bei Bedarf zu verwenden.
3.3 Präsentationsform 37 Am Schluss Ihrer Argumentation präsentieren Sie das folgerichtig abgeleitete Ergebnis, zugleich die Antwort auf Ihre These. Es ist ein Merkmal vieler wissenschaftlicher Vorträge, dass Thesen selten uneingeschränkt bejaht oder verneint werden können. Vielmehr werden Sie zu einem differenzierten»ja, aber«gelangen. Scheuen Sie sich also nicht vor differenzierten Urteilen. Stellen Sie aber sicher, dass alle notwendigen Unterscheidungen vorher bereits argumentativ vorbereitet wurden. Der letzte Teil Ihres Vortrags ist das Schlusswort, meistens verbunden mit der Einladung zur anschließenden Diskussion. In Ihrem Schlusswort danken Sie dem Publikum für seine Aufmerksamkeit. Je nach Lehrstuhl müssen Sie nun Diskussionsthesen präsentieren für den Fall, dass eine Diskussion von sich aus nicht in Gang kommt. Mit diesen Diskussionsthesen haben Sie die Möglichkeit zu zeigen, dass Sie Ihr Thema von vielen Seiten betrachten können und zahlreiche Bezüge in die gegenwärtige Diskussion kennen. 3.3 Präsentationsform Ihre Planung ist beinahe vollständig. Was noch fehlt, ist die Frage, wie Sie Ihren Vortrag präsentieren möchten. Selbst wenn Sie sich bereits entschieden haben, den Vortrag mit PowerPoint vorzubereiten, ist noch unklar, ob Sie ausgedruckte Folien zeigen oder einen Beamer verwenden. Der Beamer ist ein universelles Wiedergabegerät, aber nicht mehr. Falls Sie im Verlauf Ihres Vortrags eine Skizze gestalten möchten, ist das mit Beamer kaum möglich, falls Sie kein spezielles Eingabegerät haben. Und vor den Augen Ihrer Zuhörer in PowerPoint eine Folie zu entwerfen, wirkt nicht professionell. Falls Sie diese Flexibilität benötigen, sind in diesem Fall ein Tageslicht-Projektor, ein Flipchart oder eine Wandtafel die bessere Wahl. Dafür erlaubt es Ihnen der Beamer, animierte Folien und Filme zu präsentieren, genauer hierzu Kapitel 9. Beamer und Tageslicht-Projektor geben Ihnen auch unterschiedlich viel Freiheit beim Reden. Bei Letzterem müssen Sie zwingend daneben stehen, um Ihre Folien zu wechseln. Für Computer gibt es hingegen Fernbedienungen, mit denen Sie aus bis zu zehn Metern entfernt Ihren Vortrag steuern können. Beide Wiedergabemedien verlangen auch eine unterschiedliche Farbgestaltung. Beim Beamer werden die Farben durch das Zusammenspiel aller Lichtquellen gemischt. Dunkler Hintergrund mit heller Schrift erscheint daher angenehm. Umgekehrt verhält es sich beim Tageslicht-Projektor, wo Sie den Folienhintergrund besser hell belassen und die Schrift dunkel wählen.
38 Kapitel 3 Vortrag entwerfen 3.4 Kurz und wichtig Achten Sie auf folgende Punkte, wenn Sie Ihren Vortrag entwickeln: Formulieren Sie für den Vortrag eine Arbeitsthese, die Sie mit den notwendigen Argumenten erläutern und beantworten. Berücksichtigen Sie das Vorwissen Ihrer Zuhörer sowie die vorgegebene Redezeit. Damit Ihr Vortrag sowohl spannend als auch unterhaltsam bleibt, finden Sie einen aktuellen Bezug zu Ihrem Vortragsthema. Behalten Sie Ihre Arbeitsthese im Hinterkopf. Jedes Präsentationsmedium hat seine Vor- und Nachteile. Insbesondere bei Verwendung eines Beamers gelingt der Folienwechsel zwar einfach; gleichzeitig ist es aber kaum möglich, eine spontane Skizze zu entwickeln.