KLAGE. des Herrn Arne Semsrott, c/o Open Knowledge Foundation Deutschland e.v., Singerstr. 109, Berlin;

Ähnliche Dokumente
Untätigkeitsklage. Deutsche Umwelthilfe e.v., vertreten durch den Vorstand, Hackescher Markt 4, Berlin, - Kläger - - Beklagte -

15 Fortsetzungsfeststellungsklage Prüfungsschema A. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs 40 I 1 VwGO; öffentlich rechtliche Streitigkeit nicht

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Obersatz: Die Klage des M hat Aussicht auf Erfolg, wenn alle Sachentscheidungsvoraussetzungen gegeben sind und sie begründet ist.

Information zur Sanierung der Altlasten des Braunkohlebergbaus in den neuen Ländern

Verpflichtungsklage. des Herrn Rechtsanwalt Robert Schulte-Frohlinde, Sorauer Straße 26, Berlin,

VERWALTUNGSGERICHT DES SAARLANDES

Umweltinformationsgesetz. Seite 169

Prof. Dr. Hubertus Gersdorf Wintersemester 2011/2012. Repetitorium Allgemeines Verwaltungsrecht. Fall 13: Parkplätze für die Innenstadt

Umweltinformationsgesetz (UIG) Gibt es ein Recht auf Neugier?

Was kommt nach der Kohle?

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

VERWALTUNGSGERICHT AACHEN BESCHLUSS

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Modul 55207: Öffentliches Umweltrecht

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

auf Ihren mit Schreiben vom 18. April 2017 eingegangenem Widerspruch ergeht folgender Widerspruchsbescheid:

Modul 55207: Öffentliches Umweltrecht

Verwaltungsgericht Hamburg. Beschluss. In der Verwaltungsrechtssache. hat das Verwaltungsgericht Hamburg, Kammer 7, am 6. September 2011 durch

14 Anfechtungsklage Prüfungsschema

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

A. Klage dessund derd I. Zulässigkeit 1. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs mangels aufdrängender Sonderzuweisung nach der Generalklausel 40 I 1

Brandenburgisches Oberlandesgericht

A. Verwaltungsrechtsweg und zuständiges Gericht

Stellungnahme der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen e.v.

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Brandenburgisches Oberlandesgericht

Verwaltungsrecht I. 24. Vorlesung. Verwaltungsprozessrecht (4) Wintersemester 2015/16. Priv.-Doz. Dr. Ulrich Jan Schröder

Sachgebiet: BVerwGE: nein Fachpresse: ja. Sonstiges Abgabenrecht. Rechtsquelle/n:

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT IM NAMEN DES VOLKES GERICHTSBESCHEID

VERWALTUNGSGERICHT COTTBUS BESCHLUSS

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

OBERVERWALTUNGSGERICHT BERLIN-BRANDENBURG BESCHLUSS

Universität Würzburg Sommersemester Konversatorium zum Verwaltungsprozessrecht. Fall 2:

Fall 2 Der unzuverlässige Sonnenstudiobetreiber

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN

A. Klagemuster Bund. Ihr Zeichen, Ihre Nachricht vom Unser Zeichen, unsere Nachricht vom Telefon, Name Datum. K l a g e

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT IM NAMEN DES VOLKES URTEIL

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Hamburgisches Oberverwaltungsgericht. Beschluss. In der Verwaltungsrechtssache

D könnte Klage zum zuständigen Verwaltungsgericht erheben.

Allgemeines Verwaltungsrecht

Beschluss: 2. Der Gegenstandswert des Beschwerdeverfahrens wird auf EUR 1.076,95 festgesetzt. Gründe:

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

Konversatorium für Fortgeschrittene im Öffentlichen Recht - Verwaltungsprozessrecht - Fall 2 - Lösungshinweise

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Der verwaltungsgerichtliche Rechtsschutz II Aufbauschema Leistungsklage

A. Verwaltungsrechtsweg und zuständiges Gericht

Obersatz: Die Klage des B vor dem VG Würzburg hat Aussicht auf Erfolg, wenn die Sachurteilsvoraussetzungen vorliegen und sie begründet ist.

Jaschinski Biere Brexl Partnerschaft, Christinenstr. 18/19, Berlin, Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesamt für

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

Informationsfreiheitsgesetz Bearbeitung von Anträgen

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

Bachelor of Laws Musterlösung zur Klausur Kurs WS 2009/ ) Ist der Verwaltungsrechtsweg für die Klage des N eröffnet?

Verwaltungsrecht II. Verwaltungsverfahrens- und Informationsverwaltungsrecht Prof. Dr. Arno Scherzberg WS 2013/2014

Landesarbeitsgericht Nürnberg BESCHLUSS

Information zur Sanierung der Altlasten des Braunkohlebergbaus in den neuen Ländern (Stand Okt.2012)

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Muster für Rechtsbehelfsbelehrungen im Geschäftsbereich des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Stand: November 2017

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

A. Zulässigkeit der Anfechtungsklage

Universität Würzburg Sommersemester Konversatorium für Fortgeschrittene im Öffentlichen Recht - Verwaltungsprozessrecht -

In dem verwaltungsgerichtlichen Verfahren. der Frau..., Antragstellerin und Beschwerdeführerin,

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT IM NAMEN DES VOLKES URTEIL

DIÖZESANES ARBEITSGERICHT

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT IM NAMEN DES VOLKES URTEIL

Immissionsschutzrecht III

Orientierungssätze: G r o ß e s S t a a t s - w a p p e n. Bayerischer Verwaltungsgerichtshof

Brandenburgisches Oberlandesgericht

Verweigerung der Ausstellung eines vorläufigen Reisepasses

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Probeklausur zur Vorlesung Staatsrecht I Staatsorganisationsrecht, Professor Dr. Christoph Degenhart

B e s c h l u s s. In dem verwaltungsgerichtlichen Verfahren. der Klägerin, 33, Arnsberg, g e g e n

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

BUNDESGERICHTSHOF BESCHLUSS. vom. 12. Mai in dem Rechtsstreit

Orientierungssätze: 2. Dem Kläger ist im Hauptsacheverfahren auch die Möglichkeit einzuräumen, den Anfechtungsklageantrag

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Brandenburgisches Oberlandesgericht

Datum: Rechtsvorschriften: 2 Abs. 1 Nr. 3 a ArbGG, 17 a GVG, 143 InsO, 117 BGB

Muster für Rechtsmittelbelehrungen im Geschäftsbereich des Bildungsministeriums Stand: Juni 2015

Landgericht Berlin. Im Namen des Volkes. Urteil. Geschäftsnummer: 23 O 236/11 verkündet am :

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Beschluss: 2. Dem Kläger wird ab Prozesskostenhilfe bewilligt.

UV Recht & Reha Aktuell (UVR) 14/2014 vom Nr. 3 SGB VI. Urteil des SG Berlin vom S 25 U 297/11

Brandenburgisches Oberlandesgericht

BESCHLUSS. In der Verwaltungsstreitsache

Brandenburgisches Oberlandesgericht

Landesarbeitsgericht Nürnberg BESCHLUSS

LANDESARBEITSGERICHT DÜSSELDORF BESCHLUSS In Sachen. W. Str. 44, L.,

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

1. Teil: Wiederholung Zulässigkeit einer Anfechtungsklage

URTEIL VERWALTUNGSGERICHT WEIMAR IM NAMEN DES VOLKES. In dem Verwaltungsrechtsstreit. des Herrn P, B, K, Klägers, Prozeßbevollm.:

SÄCHSISCHES OBERVERWALTUNGSGERICHT. Beschluss

Verwaltungsprozessrecht

Transkript:

Recht Energisch Rechtsanwälte :: Fasanenstraße 71 :: 10719 Berlin Verwaltungsgericht Cottbus Vom-Stein-Straße 27 03050 Cottbus Per bea Fasanenstraße 71 10719 Berlin Dr. Miriam Vollmer Rechtsanwältin und Fachanwältin für Verwaltungsrecht Telefon: 030 403643620 Fax: 030 403643623 E-Mail: vollmer@rechtenergisch.de www.recht-energisch.de Unser Zeichen: 211/18 22.11.2018 KLAGE In der Verwaltungsstreitsache des Herrn Arne Semsrott, c/o Open Knowledge Foundation Deutschland e.v., Singerstr. 109, 10179 Berlin; - Kläger - Prozessbevollmächtigte: gegen Recht Energisch Rechtsanwälte, Fasanenstraße 71 :: 10719 Berlin die Lausitzer und Mitteldeutsche Verwaltungsgesellschaft mbh, Knappenstraße 1, 01968 Senftenberg, vertreten durch die Geschäftsführer Herrn Klaus Zschiedrich und Herrn Dr. Hans-Dieter Meyer; wegen: Umweltinformation - Beklagte - Streitwert: 5.000 EUR beantragen wir namens und in Vollmacht der Klägerin wie folgt zu erkennen: Recht Energisch Rechtsanwälte :: Dr. Miriam Vollmer, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Verwaltungsrecht :: Dr. Olaf Dilling Rechtsanwalt

Die Beklagte wird verpflichtet, dem Kläger das aktuellste geotechnische Gutachten der Innenkippe Spreetal mit allen Anlagen, aus denen sich die geophysikalischen Grundlagen für die Sperrung für Fußgänger und Fahrradfahrer durch Schilder mit der Aufschrift Betreten verboten Lebensgefahr ergeben, durch Zusendung zugänglich zu machen. Die Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens. Der nachfolgende Sachvortrag gliedert sich bis zur dritten Ebene wie folgt: A) Vorbemerkung... 2 B) Sachverhalt... 2 I. Die Parteien... 2 II. Die Umweltinformation... 4 III. Der Informationsantrag... 5 IV. Die Verweigerung durch die Beklagte... 5 V. Widerspruch des Klägers... 5 C) Rechtliche Würdigung... 5 I. Zulässigkeit... 5 II. Begründetheit... 6 1) Auskunftsverpflichtete Stelle... 6 2) Vorliegen einer Umweltinformation... 6 3) Kein Ablehnungsgrund... 7 4) Daneben: Anspruch auf Grundlage von 1 Abs. 1 IFG... 7 A) Vorbemerkung BEGRÜNDUNG Der Kläger hat bei der Beklagten beantragt, ihm eine Umweltinformation, nämlich das derzeit aktuellste geotechnische Gutachten über den Zustand der Innenkippe im früheren Braunkohletagebau Spreetal, zugänglich zu machen. Die Beklagte hat dies verweigert. Sie meint, sie wäre keine informationsverpflichtete Stelle nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG). Dies trifft aber nicht zu: Die zu 100% im Bundeseigentum stehende und mit öffentlichen Aufgaben betraute Beklagte ist Adressatin der Verpflichtung nach 3 Abs. 1 UIG. B) Sachverhalt I. Die Parteien Der Kläger lebt und arbeitet in Berlin. Er ist Mitarbeiter der Open Knowledge Foundation Deutschland e. V., die sich für Transparenz einsetzt und unter anderem die Seite www.fragdenstaat.de betreibt. Recht Energisch Rechtsanwälte 2

Die Beklagte ist zu 100% eine Tochter der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesfinanzministerium. Beweis: Screenshot von der Homepage der Beklagten (Anl. K 1) Die Beklagte ging 1994 aus der Treuhandanstalt hervor. Ihr obliegt die Sanierung, Sicherung und Wiedernutzbarmachung der ehemals bergbaulich genutzten Landschaften in der Lausitz und in Mitteldeutschland, vor allem die früheren Braunkohletagebauten. Grundlage ihrer Tätigkeit ist heute das 5. Ergänzende Verwaltungsabkommen des Bundes und der betroffenen Länder vom 05.06.2017, dieses anbei (Anl. K 2). In diesem Abkommen und in einem die Aufgaben der Beklagten zusammenfassenden Papier des Bundesumweltministeriums aus 2009 (Anl. K 3) sind folgende Aufgabenzuweisungen an die Beklagte dokumentiert: Die Sicherung, Sanierung und abschließende Gestaltung von 215 Tagebaurestlöchern in 31 Tagebaubereichen. Von den 215 zu sanierenden Tagebaurestlöchern sind 163 als Restseen zu gestalten, 28 Restlöcher zu verfüllen und an 24 trockenen Restlöchern die Böschungen sicher auszuformen die Sicherung von ca. 1063 km Böschungen, davon ca. 535 km gekippte, setzungsfließgefährdete Böschungen, den Abriss von 57 Brikettfabriken von 48 Industriekraftwerken und Kesselhäusern von 2 Kokereien, 2 Schwelereien und 1 Gaswerk sowie die Sanierung der mit dem Abriss dieser meist sehr flächenintensiven Betriebsstätten entstehenden Industriebrachen die Wiederherstellung eines sich weitgehend selbstregulierenden Wasserhaushaltes, mit folgenden Schwerpunkten: o Ausgleich eines durch den exzessiven Braunkohleabbau verursachten Grundwasserdefizits in den Braunkohlerevieren der Lausitz und Mitteldeutschlands in Höhe von 12,7.Mrd. m³ o Flutung der Tagebaurestlöchern sowie die Erstellung der Flutungs- und Überleitungsbauwerke, die erforderlich sind, weil die Sicherung der notwendigen Gewässerqualität in den entstehenden Tagebauseen eine Fremdflutung in großem Umfang erfordert. Recht Energisch Rechtsanwälte 3

Eine kurze Beschreibung ihrer Tätigkeit und ihrer Geschichte bietet die Beklagte auch selbst in ihrer Broschüre Einblicke Sanierung Sicherung und Rekultivierung von Bergwerken und Tagebauen, die wir ebenfalls (Anl. K 4) zur Akte reichen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bundesrepublik Deutschland die Beklagte mit Aufgaben der Gefahrenabwehr und der Landschaftspflege bezogen auf die früheren Braunkohletagebauten im weitesten Sinne betraut hat. II. Die Umweltinformation Der Kläger verlangt das aktuellste geotechnische Gutachten der Innenkippe Spreetal. Hierzu im Einzelnen: Die Innenkippe befindet sich im ehemaligen Tagebau Spreetal nordöstlich von Hoyerswerda. Hier wurde über rund 90 Jahre Braunkohle gefördert. Die lange bergbauliche Geschichte des Tagebaus und seine Stilllegung und Sanierung seit den Achtziger Jahren hat die Beklagte selbst in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2006 zusammengestellt, die wir als (Anl. K 5) überreichen. Bei der Innenkippe handelt es sich um Abraum, also Erdreich und Deckgestein, das abgebaggert wurde, um an die darunter liegenden Braunkohle zu kommen. Sobald im Tagebau ausreichend Platz besteht, wird dieser Abraum in dem ausgebaggerten Hohlraum abgelagert. Diese Ablagerung nennt man Innenkippe. Die Beklagte lässt regelmäßig geotechnische Gutachten anfertigen bzw. fertigt diese selbst. Sie dienen der Dokumentation des jeweils aktuellen Zustands des früheren Tagebaus, u. a. damit auch der Innenkippe. Beweis: Veröffentlichung der Beklagten zur geotechnischen Sicherheit (Anl. K 6). Es ist zu vermuten, dass das aktuellste Gutachten zum Ergebnis gekommen sein muss, dass es zu Veränderungen in, unter oder um die Innenkippe herumgekommen sein muss. Denn nachdem die Innenkippe über Jahre frei zugänglich war, ist sie inzwischen mit mehreren Schildern Betreten verboten Lebensgefahr abgesperrt. Beweis: Augenschein. Recht Energisch Rechtsanwälte 4

III. Der Informationsantrag Mit E-Mail vom 28.05.205 beantragte der Kläger die Überlassung des aktuellsten geotechnischen Gutachtens für die Innenkippe Spreetal durch Zusendung. Beweis: Antrag per E-Mail vom 28.05.2018 (Anl. K 7). IV. Die Verweigerung durch die Beklagte Die Beklagte lehnte die Überlassung des Gutachtens ab. Mit Schreiben vom 27.06.2018 behauptete sie, keine Adressatin von Umweltinformationsansprüchen zu sein. Beweis: Ablehnung der Beklagten vom 27.06.2018 (Anl. K 8). V. Widerspruch des Klägers Mit Schreiben vom 01.07.2018 legte der Kläger Widerspruch ein. Beweis: Widerspruch des Klägers vom 01.07.2018 (Anl. K 9) Mit Schreiben vom 17.07.2018 verweigerte die Beklagte die begehrte Auskunft mit der Begründung endgültig. Sie behauptete erneut, nicht ans UIG gebunden zu sein. Das Schreiben enthält keine Rechtsbehelfsbelehrung. Beweis: Schreiben der Beklagten vom 17.07.2018 (Anl. K 10). C) Rechtliche Würdigung Der Anspruch des Klägers auf Zusendung des verlangten Gutachtens ist zulässig (Punkt I) und begründet (Punkt II). I. Zulässigkeit Die Klage ist zulässig. Denn es handelt sich um eine Streitigkeit, für die gem. 6 Abs. 1 UIG der Verwaltungsrechtsweg eröffnet ist. Die Klage ist als Verpflichtungsklage zulässig (BVerwG 7 C 13.15). Der als Adressat der Informationsverweigerung klagebefugte Kläger hat formund fristgerecht Widerspruch erhoben (Anlage K 9). Zwar erging kein formeller Widerspruchsbescheid (Anlage K 10), jedoch ist diese endgültige Verweigerung der Beklagten, dem begehrten Anspruch nachzukommen, wegen des Regelungscharakters der Verweigerung materiell als Widerspruchsbescheid anzusehen. Da keine Rechtsbehelfsbelehrung erteilt wurde, gilt die hier eingehaltene Jahresfrist 58 Abs. 2 VwGO. Recht Energisch Rechtsanwälte 5

II. Begründetheit Die Klage ist auch begründet. Denn der geltend gemachte Auskunftsanspruch nach 3 Abs. 1 UIG besteht. Die Beklagte ist eine auskunftsverpflichtete Stelle (Punkt 1.). Die begehrte Information ist eine Umweltinformation (Punkt 2.). Ablehnungsgründe existieren nicht (Punkt 3.). Daneben besteht ein Informationsanspruch im Übrigen auch auf Grundlage von 1 Abs. 1 Informationsfreiheitsgesetz (IFG), Punkt 4. 1) Auskunftsverpflichtete Stelle Die Beklagte ist eine auskunftsverpflichtete Stelle. Dies ergibt sich aus 2 Abs. 1 Nr. 2 UIG, der die in Gestalt des Privatrechts auskunftsverpflichteten Personen folgendermaßen definiert: natürliche oder juristische Personen des Privatrechts, soweit sie öffentliche Aufgaben wahrnehmen oder öffentliche Dienstleistungen erbringen, die im Zusammenhang mit der Umwelt stehen, insbesondere solche der umweltbezogenen Daseinsvorsorge, und dabei der Kontrolle des Bundes oder einer unter der Aufsicht des Bundes stehenden juristischen Person des öffentlichen Rechts unterliegen. So verhält es sich hier: Die Beklagte steht zu 100% im öffentlichen Eigentum und unterliegt dessen Aufsicht, so dass eine hinreichende Kontrolle des Bundes gem. 2 Abs. 2 UIG besteht. Die Bundesrepublik Deutschland und die ihre Tätigkeit teilweise finanzierenden Bundesländer haben ihr auch originär öffentliche Aufgaben übertragen, nämlich die Gefahrenabwehr im Hinblick auf die früheren Bergwerke und Tagebauten, die Landschaftspflege, Planungsaufgaben und Entwicklungsaufgaben. Diese öffentlichen Aufgaben stehen auch im Zusammenhang mit der Umwelt. Denn die Beklagte ist in Hinblick auf die früheren Braunkohletagebauten für Wasser, Boden, Landschaft und natürliche Lebensräume als Umweltgüter zuständig (vgl. hierfür Punkt B.I). 2) Vorliegen einer Umweltinformation Der Kläger begehrt mit dem Gutachten auch eine Umweltinformation im Sinne von 2 Abs. 3 UIG. Denn das Gutachten muss sich gem. 2 Abs. 3 Nr. 1 und Nr. 6 UIG sowohl auf den Zustand von Umweltgütern wie Wasser, Boden, Landschaft und natürliche Lebensräume beziehen, wie auch auf den Zustand der menschlichen Gesundheit und Sicherheit. Schließlich hat die Beklagte Recht Energisch Rechtsanwälte 6

selbst geäußert, dass bei Betreten Lebensgefahr bestehe, also existiert offenbar ein eklatantes Sicherheitsproblem für Menschen. 3) Kein Ablehnungsgrund Ablehnungsgründe gem. 8 und 9 UIG sind nicht ersichtlich. Die Beklagte hat auch keine vorgebracht. 4) Daneben: Anspruch auf Grundlage von 1 Abs. 1 IFG Unabhängig vom Anspruch nach 3 Abs. 1 UIG besteht ein Anspruch auf Basis von 1 Abs. 1 IFG. Denn der Kläger ist nicht nur jeder im Sinne des 1 Abs. 1 S. 1 IFG. Die Beklagte ist auch Behörde im Sinne des 1 Abs. 1 S. 3 IFG, weil der hier in Gestalt des Privatrechts auftretende Bund sich ihrer zur Erfüllung der öffentlichen Aufgaben der Gefahrenabwehr, Planung und Entwicklung der früheren Tagebauten bedient. Auch hier gilt, dass keine Aspekte vorgetragen wurden oder sonst ersichtlich wären, die gegen einen Informationsanspruch sprechen. Der Klage ist mithin stattzugeben. Dr. Miriam Vollmer Rechtsanwältin Fachanwältin für Verwaltungsrecht Recht Energisch Rechtsanwälte 7