Privatisierung der Berliner Wohnungsbaugesellschaften. Verlauf - Umfang - Folgen



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Transkript:

Privatisierung der Berliner Wohnungsbaugesellschaften Verlauf - Umfang - Folgen

Gliederung 1. Was wurde privatisiert? 2. Wieviel wurde privatisiert? 3. Wer hat wann privatisiert? 4. Wem wurden die kommunalen Wohnungsbestände verkauft? 5. Welche Folgen haben die Verwertungsstrategien der Erwerber?

1. Ausgangslage 1990 - kommunale Wohnungsbestände in Berlin Westberlin: Ostberlin: Gesamt: 236.000 Wohnungen (24 Prozent) 246.000 Wohnungen (39 Prozent) 482.000 Wohnungen (28 Prozent) (verwaltet von 20 Wohnungsbaugesellschaften)

Kommunaler Wohnungsbestand Ostberlin 1990 WBM 18.000 WIP WBF HOWOGE WBL WB Pankow WBG Marzahn WoGeHe WBG Treptow KÖWOGE WBG Weißensee Gesamt 15.000 25.000 27.000 33.000 15.000 36.000 38.000 15.000 14.000 10.000 246.000

Kommunaler Wohnungsbestand Westberlin 1990 Bewoge 17.000 GEWOBAG Bewoge WIR Gesobau DEGEWO GSW Stadt und Land GEHAG Gesamt 28.000 17.000 18.000 23.000 30.000 70.000 22.000 28.000 236.000

Kommunaler Wohnungsbestand Berlin 2005 WBM Gruppe Stadt und Land HoWoGe Gesobau DEGEWO Gruppe GEWOBAG Gesamt 31.000 47.000 48.000 41.000 56.000 50.000 273.000

2. Privatisierungsumfang des kommunaler Wohnungsbestands 1990: 482.000 Wohnungen 2005: 273.000 Wohnungen Verkaufsumfang: 209.000 Wohnungen

Privatisierung ist: - ein formaler Schritt der Eigentumsübertragung an private Rechtssubjekte - die Auflösung von Vergesellschaftungen im Bereich der Wohnungsversorgung - Bestandsverkauf einzelner Wohnungen und Anteilsverkäufe kommunaler Geschäftsbeteiligungen

3. Phasen der Privatisierung vor 1995 14.000 WE 7% 1995 bis 1998 30.000 WE 14% 1999 bis 2001 45.000 WE 22% seit 2002 120.000 WE 57%

Zusammensetzung und rechtliche Grundlagen der Verkäufe ASHAG 1993 36.000 WE 17% Senatsbeschluss 1994 35.000 WE 17% Senatsbeschluss 1997 50.000 WE 24% Senatsbeschluss 2000 (Anteilsverkäufe) 88.000 WE 42%

Erträge der Wohnungsbaugesellschaften für das Land Berlin In-Sich-Verkäufe Anteilsverkäufe Sonderdividende Gesamt 622 Mio. Euro 1.044 Mio. Euro 478 Mio. Euro 2.144 Mio. Euro 29% 49% 22% 100%

Folgen der Landespolitik für die Wohnungsbaugesellschaften - künstliche Verschuldung im Umfang von 1.100 Mio. Euro - entspricht einem Privatisierungsdruck von ca. 35.000 Wohnungen - das sind über 40 Prozent der Bestandsverkäufe (ohne ASHG) Haushaltspolitik schafft wohnungswirtschaftliche Notlage

4. Erwerbertypen in den privatisierten Beständen Einzeleigentum Genossenschaften Zwischenerwerber Fonds/Verwerter sonstige ca. 11.000 WE ca. 11.000 WE ca. 20.000 WE ca. 120.000 WE Ca. 47.000 WE 5% 5% 10% 57% 23%

Erwerbertypen und Eigentümerstrategien Genossenschaften langfristige Substanzverbesserung Stabilisierung der Bewohnerstruktur Zwischenerwerber Substanzaufwertung Vermietung/teilweise Umwandlung Fonds/Verwerter Verkaufswertverbesserung kurzfristig auf Umwandlung/Verkauf gerichtet

5. Neue Eigentümerstrategien: Von der Vermietung zur Verwertung - Verkauf an Zweitverwerter - Umwandlung in Eigentumswohnungen - Erhöhung der Einnahmen - Reduzierung Ausgaben

Verwertungsstrategien am Beispiel GSW secondary buyout 05/2004 Kauf von 65.000 Wohnungen 493 Euro/qm durch Cerberus 10/2004 Verkauf von ca. 1.500 Wohnungen 486 Euro/qm an die Vivacon AG 12/2004 Verkauf an conwert und Auflage 680 Euro/qm des DWF 1 02/2005 Modernisierung und geplante Umwandlung 977 Euro/qm

Verwertungsstrategien das Beispiel der GSW buy and sell Gesamtvolumen Gezahlter Kaufpreis Verkauf an Vivacon Verkauf der GSW Zentrale 2.100 Mio. Euro 405 Mio. Euro 47 Mio. Euro 60 Mio. Euro Entspricht bezogen auf den Kaufpreis 26,4 %

Verwertungsstrategien das Beispiel der GSW buy and hold - Ausschöpfung der Mieterhöhungsspielräume - Reduzierung der Instandsetzungs- und Wartungsskosten - Reduzierung der Personalkosten

wohnungspolitische Folgen - Umwandlungsdruck und Mietsteigerungen - Ersatzlose Aufgabe von Niedrigmarktsegmenten - Reduzierung kommunaler Verteilungsressourcen - Verzicht auf Sekundäreffekte einer kommunalen Wohnungswirtschaft

Fazit - Privatisierungen sind lokalpolitische Entscheidungen - die privatisierten Beständen werden in die globale Finanz/Enteignungsökonomie integriert - Privatisierungen sind Prozesse der Entsozialisierung - Privatisierungen produzieren einen neuen Typ der Wohnungsmarktökonomie: von der Verwaltung zur Verwertung

ENDE