Die ideale Graslandkuh?



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Transkript:

Die ideale Graslandkuh? Peter Kunz & Peter Thomet Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Zollikofen Gras 09 am 3. 6. Sept. 2009 in Oensingen

Ausgangslage für die CH Milchproduktion Wiesen & Weiden = 75 % der LN (ohne Sömmerungsweiden) Futter für Wiederkäuer; z.b. Milchproduktion Offene Ackerfläche = nur 25% der LN vorrangig für die Ernährung der Bevölkerung EAAP 2009

Gras 09 am 4. Sept. 2009 in Oensingen

Entwicklung der Milchleistung von Braunviehund Holstein Friesian Kühen in der Schweiz EAAP 2009

Frage: Passt diese Zuchtstrategie zu allen Betriebstypen in der Schweiz? Dazu ein paar Ergebnisse zum Nachdenken Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Stallfütterung (TMR) im Vergleich zu Weide Einfluss des Fütterungssystems auf die Milchleistung (Muller & Kolver 1998) Lebendgewicht (LG) (kg) TS Verzehr (kg/tag) NEL Aufnahme (MJ/kg TS) Milchproduktion (kg/tag) Fett % Eiweiss % Futterverzehr in % des LG % Aufnahme an NDF in % LG % Weide TMR 562 19.0 135.7 29.6 3.7 2.6 3.39 1.5 597 23.4 168.3 44.1 3.5 2.8 3.93 1.2 Gras 09 am 4. Sept. 2009 in Oensingen

Folgerung Limitierend bei Weide: Energieaufnahme Der TS Verzehr auf der Weide ist reduziert, u.a. weil Gehalt Weidegras an Fasern höher ist als in der TMR und die TS Aufnahme pro Biss kleiner ist Es macht keinen Sinn Hochleistungskühe auf Weidebetrieben einzusetzen, da sie zu wenig fressen können, um ihr Leistungspotenzial auszuschöpfen. Gras 2009

Effizienz der Milchproduktion NZ vs US Holstein Friesian kg Eiweiss + Fett /kg LG NZ x (Roche, 2003) Genotyp NS, Fütterung ***, G x F * US x x NZ NZ x US US = Holstein USA + NL (10 097 kg mit TMR) US NZ = Holstein von NZ (5 300 kg von Vollweide) Vollweide TMR FKE (kg ECM/kg TM) 1.2 1.3

Folgerung Es gibt nicht eine Zuchtstrategie, die in jedem Produktionssystem die erfolgreichste ist. Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Vorschlag: 2 unabhängige Zuchtziele Kuhtyp, der mit an den Bedarf angepasster Haltung und Fütterung eine hohe Lebensleistung erbringt (Laufstall, TMR) Kuhtyp, der das auf dem Betrieb anfallende Raufutter kostengünstig in Milch umwandelt Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Raufutterkuh Welche Futtermittel? Welches Haltungssystem? Welches Management? Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Futtermittel für die Raufutterkuh Aktuelle Futter und Fütterungsvollkosten von CH Milchviehbetrieben der Jahre 2007 & 2008 (Stettler, 2009)

Stärken der Weidehaltung Kostengünstig Weidegras: relativ hoher Energiegehalt Wenig Arbeitsaufwand Licht, Luft, Bewegung: Gesundheit und Fruchtbarkeit Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Projekt Weidekuhgenetik der SHL & ALP 55 importierte Kühe NZ vs CH Rassen (BV, FV, HF), 13 Betriebe

Vergleich der Effizienz 2008 Paarvergleich CH versus NZ Kühe in der 2. Laktation ( kg ECM/kg PV 0.75 ) Kate / Flocon Différence CH NZ Tous = 21% Paires HF = 9 % Paires FT = 29 % Paires BV = 26 %

Auswirkung auf die Milchproduktion eines 20 ha Betriebes in der Bergzone 2 20 ha x 70 dt à6.0 MJ NEL/kg

Die ideale Graslandkuh.. hat viel Appetit: hoher Verzehr an Raufutter pro kg Körpergewicht macht aus Graslandfutter viel Milch mit hohem Fett- und Eiweissgehalt benötigt kein oder wenig Kraftfutter Für die Zucht anstelle der Jahres-Milchleistung: neu kg ECM/100 kg LG/Lebenstag kann mit 24 Mt abkalben und weist 5 Nutzungsjahre auf (= gesund, fruchtbar; jedes Jahr ein Kalb) kann sich einem stark ändernden Fut- Futterangebot anpassen (ist stoffwechselelastisch) stammt aus einer CH Rasse Gras 09 am 4. Sept. 2009 in Oensingen

Gras 09 am 4. Sept. 2009 in Oensingen

Zusammengefasste Aussagen Limitierend bei Weide: Energieaufnahme Der TS Verzehr auf der Weide ist reduziert, u.a. weil Gehalt Weidegras an Fasern höher ist als in der TMR und die TS Aufnahme pro Biss kleiner ist Es macht keinen Sinn Hochleistungskühe auf Weidebetrieben einzusetzen, da sie zu wenig fressen können, um ihr Leistungspotenzial auszuschöpfen Gras 2009

Welche Eigenschaften helfen der Kuh, Weidegras effizient in Milch umzuwandeln? Ein grosser Appetit / lange Weidedauer / weiden am richtigen Ort (TS Aufnahme pro Biss) ein geringer Erhaltungsbedarf Jedes Jahr ein Kalb / gute Gesundheit / Langlebigkeit hohe Eiweiss und Fettgehalte gute Melkbarkeit / tiefe Zellzahl Gras 2009

Danke für die Aufmerksamkeit!

FKE in Abhängigkeit des Lebendgewichtes (kg ECM/kg TM) mittlerer NEL Gehalt der Jahresration: 6,3 MJ NEL/kg TM Lebensalter in Jahren 1 2 3 (1.L.) 5 (3.L) 7 (5.L) Kumulativer Milchertrag (kg ECM) Kumulativer. Futterverzehr (kg TS/Tier) FKE (kg ECM/kg TS verzehrt) 6'500 22 000 38 000 1'300 4'560 1 10'810 23 530 36 500 0 0 0,60 0,93 1,04

FKE in Abhängigkeit des Lebendgewichtes (kg ECM/kg TM) mittlerer NEL Gehalt der Jahresration: 6,3 MJ NEL/kg TM Lebensalter in Jahren 1 2 3 (1.L.) 5 (3.L) 7 (5.L) Kumulativer Milchertrag (kg ECM) Kumulativer. Futterverzehr (kg TS/Tier) FKE (kg ECM/kg TS verzehrt) 6'500 22 000 38 000 1'300 4'560 1 10'810 23 530 36 500 0 0 0,60 0,93 1,04

Folienverzeichnis zum Kuhvortrag an der Gras 09 Titel, Disposition Problem und Fragestellung Grasland Schweiz Alte Simmentaler Kuh in Zweisimmen Ein paar Ergebnisse zum Nachdenken Übersicht Kosten der Milchproduktion Kosten der Futtermittel Interaktion TMR Vollweide Kolver & Müller Kuhtypen projekt Effizienzvergleich Veranschaulichung für Kate & Flocon Hauptaussagen Definition einer optimalen Graslandkuh

Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Expo Lausanne 1964 Gras 09 am 3. 6 Sept. 2009 in Oensingen

Bedeutung der Jahres-Milchleistung wird massiv überschätzt! Gewicht Jahres-Milchleistung pro Kuh (kg ECM) kg LG/Kuh 5 000 6 000 7 000 8 000 9 000 350 1,19 1,28 1,35 1,41 1,45 450 1,10 1,19 1,26 1,32 1,38 550 1,02 1,11 1,19 1,25 1,31 650 0,96 1,05 1,13 1,19 1,25 750 0,91 1,00 1,08 1,14 1,20

Ökonomischer Vergleich verschiedener Typen von Holstein Kühen bei Vollweide 40000 NZ Nord Amerika langlebig Nord Amerika hochproduktiv Gewinn pro Modellfarm (Euro) 35000 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0 viel Weidemilch/Kuh viel Milch/Kuh viel Weidemilch/ha McCarthy et al. (2007)

Gewichtigste Kostenpositionen im Unternehmen Milchproduktion Reihenfolge in modernen Betrieben: 1. Grundfutter 2. Bestandergänzung 3. Kraftfutter 4. Arbeit 5. Gebäude & anderes Handlungsbedarf: Grundfutterkosten senken Fruchtbare & gesunde Kühe züchten KF gezielt Milchmenge pro AKH erhöhen Gras 09 am 4. Sept. 2009 in Oensingen

Das Ideal heute