10. Tagung Zahnriemengetriebe am Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design der TU Dresden

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Transkript:

am Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design der TU Dresden Dr. Walter Terschüren, Interkordsa GmbH, Mühlhausen Erhöhung der Lebensdauer von Zahnriemen durch Verbesserung der Glascordeigenschaften

Einleitung 10. Tagung Zahnriemengetriebe Glascordeigenschaften (Seite 1) Die Steuerkette des neuen Smart währt ein Autoleben lang Diese Schlagzeile las ich vor einiger Zeit in einem Zeitungsartikel, in dem der Zahnriemen als ein klassisches Verschleißteil wie Zündkerzen, Motoröl, Batterie oder Scheibenwischer bezeichnet wurde. Dabei haben Riementriebs gegenüber der Kettenvariante Vorteile, nämlich geringeres Gewicht, geringerer Platzbedarf, relative Geräuscharmut, niedrigerer Vorspannungs- und kein Schmierungsbedarf sowie günstigere Herstellungskosten. Nachteilig wirkt vor allem, besonders im Vergleich zur Doppelkette, die ungenügende Dauerhaltbarkeit. Zahnriemen müssen in festgelegten Intervallen, die hauptsächlich bei 90.000 oder 120.000 Kilometern liegen, erneuert werden. Wechselintervalle können in Einzelfällen deutlich darüber oder darunter liegen. Am 1,8-Liter-Fünfventil-Ottomotor eines Fahrzeugherstellers sind es - je nach Motorcode ab dem Modelljahr 2000 180.000 Kilometer. Dagegen stehen Fahrzeuge mit 1,9-Liter-Pumpe-Düse-System nach jeweils 60.000 Kilometern in der Werkstatt. Das Pumpe-Düse-System stellt sicherlich die höchsten Anforderungen an den Zahnriemen. Dies liegt nicht an dem hohen Antriebsmoments, sondern hängt mit der Wirkungsweise von Verbrennungsmotor und Pumpe-Düse-Einspritzung zusammen. Die Stichworte lauten Drehungleichförmigkeit, Entfernung von treibender und getriebener Welle sowie abrupter Wechsel zwischen Druckaufbau und drucklosem Betrieb. Die Zylinder des heute mehrheitlich verwendeten Vierzylinder-Viertaktmotors zünden beispielsweise im Abstand von 180 Grad Kurbelwellenwinkel. Das heißt, alle halbe Umdrehung werden Kolben, Pleuel, Kurbelwelle und somit auch der Riementrieb beschleunigt, um bis zur Zündung des nächsten Zylinders wieder an Geschwindigkeit bzw. Drehzahl zu verlieren. Für den quasielastischen Zahnriemen bedeutet das einen Wechsel zwischen Dehnung und Entspannung, was mit Peitscheneffekt beschrieben wird. Mit wachsendem Abstand zwischen treibender und getriebener Welle gewinnt der Peitscheneffekt an Intensität. Dieser Abstand ist bei Dieselmotoren mit Pumpe-Düse-Elementen weit größer als bei solchen mit Reihen- oder Verteilereinspritzpumpen. Die Pumpe-Düse-Elemente sitzen nämlich im Zylinderkopf, was den Abstand zwischen treibender und getriebener Welle von

Glascordeigenschaften (Seite 2) etwa 20 auf rund 50 Zentimeter mehr als verdoppelt. Hinzu kommen deren Wechsellasten in Form des kurzzeitigen Aufbaus hoher Einspritzdrücke und unmittelbar folgendem druckfreiem Betrieb. Bei einem derart intensiven Peitscheneffekt kapituliert bisher früher oder später jeder Zahnriemen. Um die Lebensdauer von Zahnriemen zu verbessern, muß sicherlich das Gesamtsystem verbessert werden, also neben dem Zahnriemen auch der Rollensatz ( Führungs-, Umlenk- und Spannrollen ). Der Zugstrang im Zahnriemen ist ein sehr wichtiges Bauteil. Er bestimmt neben dem Aufbau des Riemens mit anderen wichtigen Komponenten entscheidend die Lebensdauer bzw. die Laufzeit des Riemens. Im Automobil wird heute ganz überwiegend Glascord für den Zugstrang eingesetzt. Glascord Glascord ist ein verzwirnter und präparierter Festigkeitsträger aus Glas, präpariert mit sog. Haftsystemen. Gegenüber vielen anderen Festigkeitsträgern hat Glas wichtige Vorteile: Glas weist eine sehr geringe Dehnung auf, es läßt sich durch geeignete Präparationsverfahren weitestgehend unempfindlich gegen laterale Kräfte einstellen, Glas kriecht nicht und nimmt keine Feuchtigkeit auf, was wie im Falle von Aramid zu Riemenverkürzungen führt. Ein großer Nachteil von Glas ist die mangelnde Hydrolysebeständigkeit und eine gewisse Sprödigkeit. Die Haftsysteme bestehen in der Regel aus Resorcin-Formaldehyd-Latex (RFL) und weiteren Haftvermittlern. Ausreichende Haftung bei hohen Temperaturen und großen mechanischen Belastungen ist von entscheidender Bedeutung für die Lebensdauer von Riemen. Häufig fallen Riemen durch Zerstörung der Haftung zwischen dem Festigkeitsträger und dem Haftungssystem bzw. dem Gummi und dem Haftungssystem aus.

Glascordeigenschaften (Seite 3) Bild 1 Aufbau eines Glascords (Querschliff Lichtmikroskop) Der verzwirnte Glascord besteht aus Einzelfilamenten, die von der Schlichte unmittelbar umhüllt sind. Darüber liegt als nächste Schicht RFL, der im Idealfall jedes einzelne Filament vollständig umschließt. Je nach Art des Elastomers folgt als Verbindung zu diesem ein Haftvermittler. Jedes einzelne dieser Bauteile bestimmt die Qualität des Glascords und damit die Lebensdauer des Zahnriemens. Im Rahmen mehrerer abgeschlossener und laufender Forschungsprojekte mit Hochschulen und Forschungsinstitutionen wurden die einzelnen Bauteile des Glascords untersucht und erheblich verbessert, wobei einige patentierte Erfindungen auch bei anderen unserer Produkte zur Anwendung kommen. Glasfasern Glasfasern für Glascord sind in verschiedenen Typen erhältlich, die sich im Wesentlichen in der Feinheit der Einzelfilamente und in der chemischen Zusammensetzung unterscheiden. Das chemisch einfachste Glas ist Quarzglas; es besteht ausschließlich aus SiO 2. Normales Glas wird aus Quarz, Kalk und Pottasche (Kaliumkarbonat = K 2 CO 3 ) oder Soda (Na 2 CO 3 ) hergestellt. Weitere Stoffe können zugesetzt werden wie Mennige, Borax, Kaolin oder

Glascordeigenschaften (Seite 4) Feldspat, um nur die wichtigsten zu nennen. Durch Variation der Stoffe und deren relativen Mengen kann man Glas für fast jeden gewünschten Zweck konstruieren wie erhöhte mechanische oder thermische Stabilität oder optische Eigenschaften. Die bekannteste Standardgarntype für Glasfasern ist E-Glas. E-Glas steht für elektrisches Glas wegen seiner dielektrischen Qualitäten, also seiner geringen Ionenleitfähigkeit (Isolierung von elektrischen Leitern). Diese Type wird schon seit 1930 produziert und ist auch heute noch die gebräuchlichste Faser für Standard-Zahnriemen. Durch Zusatz von Aluminiumoxid und Boroxid (mindestens 6,5 %) ist es eine Glasfaser von relativ hoher Festigkeit. Glasfasern mit höherer Festigkeit, wie z.b. U-Glas oder K-Glas enthalten mehr Aluminiumoxid. Gleichzeitig hat man ihnen noch Magnesiumoxid zugesetzt, was die Kristallinisation herabsetzt, und eine Verarbeitung über ein größeres Temperaturintervall ermöglicht. Hydrolyse von Glas Für viele gilt Glas als ein gegen chemische Einwirkung inerter Stoff. Dabei nehmen Glasoberflächen immer Wasser auf und quellen unter Bildung einer mechanisch wie chemisch empfindlichen Schicht auf. Glas besteht aus Salzen der schwachen Kieselsäure mit starken Basen, z.b. Na 2 CaSiO 4. Aufgrund der Hydrolyse reagiert Glas mit Wasser basisch. Das Wasser löst aus dem Glas Metallionen (Alkalien) heraus und baut es ab. Na 2 CaSiO 4 + H 2 O NaCaHSiO 4 + Na + + OH - Diese sich bildende Natronlauge greift im nächsten Schritt das Glas wieder an. E-Glas z.b. hat noch geringe Mengen an Na, wenn auch unter 1%. Eingeschleppt werden die Alkalien über Spurenverunreinigungen der Rohstoffe. Hydrolyse von Glas läßt sich grundsätzlich nicht vermeiden, wohl aber durch die stoffliche Zusammensetzung verringern. Üblicherweise setzt man den Boroxid-Gehalt herunter hier sind allerdings Grenzen gesetzt, da Boroxid das Fließverhalten günstig beeinflußt-. Durch Zugabe von Titanoxid, Zinkoxid oder Zirkonoxid kann die Hydrolysebeständigkeit zusätzlich verbessert, aber niemals vollständig vermieden werden.

Glascordeigenschaften (Seite 5) E-Glas vor Kochtest (nach 600 Grad Ofen) E-Glas nach Kochtest (nach 600 Grad Ofen) K-Glas vor Kochtest (nach 600 Grad Ofen) K-Glas nach Kochtest (nach 600 Grad Ofen) U-Glas vor Kochtest (nach 600 Grad Ofen) Bild 2 Zerstörung der Glasfaser durch Hydrolyse U-Glas nach Kochtest (nach 600 Grad Ofen)

Glascordeigenschaften (Seite 6) Die Versuche zeigen, daß neben E-Glas auch U- und K-Glas hydrolytisch abgebaut werden. Hydrolyse verringert die Zugfestigkeit, wie ein Hydrolysevergleich von E- und AR-Glas zeigt. Unter AR-Glas versteht man alkaliresistentes Glas. E-Glas 1 Glasfaserprobe EC9-34-TD 22G Standard 2 Glasfaserprobe EC9-110-Z20-T6 3 Glasfaserprobe EC13-300-Z20 AR-Glas 4 Spinnkuchen polymergeschlichtet AR-Glas 2-17µm 5 Spinnkuchen polymergeschlichtet AR-Glas 2 Angewandt wurde ein Schnelltest im Schnellkochtopf. Nach jeweils 1 h Kochzeit wurden Cordproben entnommen, getrocknet (20 h Raumtemperatur) und auf einer Zugprüfmaschine geprüft. Hydrolysebelastung 120 Bruchkraft in % 100 80 60 40 20 0 0 h 1 h 2 h 3 h 4 h 6 h 7h EC9-34-TD22G Standard 100 74 55 65 56 57 EC9-110-Z20-T6 100 56 57 70 49 50 EC13-300-Z20 100 55 51 59 40 26 AR 2-17µ, 3.3.05 100 73 63 60 37 44 51 AR2 15.10.03 100 89 70 45 43 48 54 Belastungsdauer SKT in h Bild 3 Abbau der Reißfestigkeit von E- Glas und AR- Glas durch Hydrolyse Die Ergebnisse zeigen, daß Glas durch Hydrolyse 50% und mehr der Reißfestigkeit verliert. Alle bisher untersuchten Glassorten zeigen gleiches Verhalten. Ein weiters interessantes

Glascordeigenschaften (Seite 7) Phänomen ist der Einfluß des Titers bzw. des Filamentdurchmessers auf die Hydrolysebeständigkeit. Hydrolysebelastung unterschiedlich beschichteter AR-Glasproben im Vergleich mit E-Glas Bruchkraft in % 120 100 80 60 40 EC9-34-TD22G Standard EC9-110-Z20-T6 EC13-300-Z20 AR 2-17µ, 3.3.05 AR2 15.10.03 20 0 0 2 4 6 8 10 Belastungsdauer SKT in h Bild 4 Einfluß des Titers auf die Hydrolysebeständigkeit Bei der gleichen Glastype E-Glas sinkt die Reißfestigkeit nach Hydrolyse mit zunehmendem Titer. 34 tex zeigt den geringsten Abbau und 300 tex den höchsten. Es ist zu vermuten, daß sich eine ähnliche Tendenz für den Filamentdurchmesser zeigt. Mit Verringerung des Filamentdurchmessers wird der Festigkeitsabfall durch Hydrolyse sich verkleinern. Die Ursache liegt an dem prozentual höheren Schlichteanteil bei kleineren Filamentdurchmessern. Schlichte Schlichte als zweite Komponente des Baukastens ist für die Funktion eines Glascords ebenfalls von großer Bedeutung, wie folgende Ergebnisse zeigen. Schlichte bildet eine Barriereschicht und schützt das Glas. Besteht diese Schlichte allerdings aus einer Stärke, dann ist sie durch Wasser löslich und verliert ihre Schutzfunktion. Insofern ist der Einsatz einer Kunststoffschlichte notwendig, wie folgende Versuche zum Schlichteeinfluß auf Haftfestigkeiten und Hydrolysestabilitäten von Glasfaserkorden in Elastomerverbunden zeigen.

Glasfasern: 10. Tagung Zahnriemengetriebe Glascordeigenschaften (Seite 8) EC9-110 als Spinnkuchen Schlichten: 1 Wasser, nass 2 Silanschlichte naß 3 Standardschlichte 4 Versuchsschlichte 1 5 Versuchsschlichte 2 6 Versuchsschlichte 3 Für die verschiedenen Schlichten wurden zur Bewertung der Haftfestigkeiten und Hydrolysestabilitäten folgende Prüfungen durchgeführt: - Festigkeiten der präparierten Versuchsgarne mit und ohne Hydrolysebelastung als Mittelwert von jeweils 6 Einzelproben - Haftfestigkeiten in Elastomerverbunden mit und ohne Hydrolysebelastung (T-Test an Verbunden mit CR-Gummi) als Mittelwert von 3-6 Einzelproben Die Hydrolysebelastung wurde als verschärfter Kochtest bei 120 C in einem Schnellkochtopf durchgeführt. Für die ersten Testserien wurden die Proben 6 h im Kochtest belastet. Diese Zeit wurde auf 3 h verkürzt, weil durch die weitere Verlängerung der Hydrolysebelastung auf 6 h nur noch geringfügige Änderungen sowohl bei der Garnfestigkeit als auch bei der Haftung erreicht wurden. Die Versuchsergebnisse sind in den folgenden Diagrammen zusammengefaßt. Durch den Auftrag von Schlichte wird sowohl die Festigkeit des Garns als auch die Haftfestigkeit im Elastomerverbund deutlich erhöht. Nach der Hydrolysebelastung ist sowohl die Festigkeit als auch die Haftung deutlich geringer. Die Dipauflage und die Rezeptur des verwendeten Dips hat Einfluß auf die Hydrolysestabilität (a und b sind zwei unterschiedliche RFL-Rezepturen). Die Prüfergebnisse für die geschlichteten Garne liegen im wesentlichen auf einem Niveau, es gibt keine signifikant herausragende Variante, insbesondere dann nicht, wenn die Standardabweichungen von durchschnittlich 25 % bei den gemessenen Festigkeiten und durchschnittlich 15 % in T-Test berücksichtigt werden und in Betracht gezogen wird, daß es sich im Prinzip um Einzelversuche handelt.

Glascordeigenschaften (Seite 9) Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, daß die Versuchsschlichten hinsichtlich Haftung und Hydrolysebeständigkeit mit der standardmäßig verwendeten Schlichte vergleichbar sind. Die Versuchschlichte 5 zeigt Vorteile. Sie wird heute als Standardschlichte bei Interkordsa eingesetzt. Die Wirksamkeit von Silanen ("rein" oder als Schlichtebestandteil) als Haftvermittler ist aus den Versuchen deutlich zu schlußfolgern. Die nur mit Wasser geschlichteten Garne zeigten sehr schlechte Ergebnisse. Festigkeit von manuell präpariertem Glasfaserkord nach Hydrolysebelastung für unterschiedliche Versuchsschlichten 1000 Bruchkraft in N 800 600 400 200 0 1_a 2_a 6_a 5_a 5_b 3_a 3_b 4_a Schlichte ohne Belastung h 1 h 2 h 3 h 4 Bild 5 Reißfestigkeit mit verschiedenen Schlichten und 2 Dip-Rezepturen nach Hydrolyse Resorcin-Formaldehyd-Latex Der dritte Teil des Baukastens für Glascord ist der RFL-Dip. Generell kann gesagt werden, daß sowohl Festigkeit als auch Haftung nach der Hydrolysebelastung deutlich geringer sind. Die Dipauflage und die Rezeptur des verwendeten Dips hat Einfluß auf die Hydrolysestabilität, mit anderen Worten, die Höhe des Haftungsniveaus nach Abbau durch Hydrolyse ist auch abhängig von Art und Aufbau von Schlichte und RFL. Eine gute Kombination kann den Haftungsverlust in Grenzen halten (-25% bis 30%). Bei Einsatz einer ungeeigneten Kombination kann die Haftung nahezu zusammenbrechen. Wir glauben, daß wir mir einigen Rezepturen ein schon durchaus respektables Haftungsniveau nach Hydrolyseeinwirkung sicherstellen können.

Glascordeigenschaften (Seite 10) Haftfestigkeiten von E-Glaskord an CR-Gummi für unterschiedliche Schlichten 300 Bruchkraft in N/10 mm 250 200 150 100 50 Wasser_a N 99_a PS1-1G/5A_a PS1-1G/5A_b PS1-4G/1U_a PS1-4G/1U_b T6G_a T6G_b T6Gmoda 0 ohne Belastung 3 h 6 h Hydrolysebelastung Bild 6 Haftung von Glascord mit verschiedenen Schlichten und RFL-Dips an CR-Gummi Da der RFL-Dip sowohl jedes einzelne Filament als auch den gesamten Cord umhüllt, ist die Kombination Schlichte/RFL ebenfalls von entscheidender Bedeutung für die Laufzeit des Zahnriemens. Dabei übernimmt bei einem Glascord der RFL-Dip neben seiner Haftung noch eine zweite wichtige Funktion, nämlich die spröden Einzelfilamente in eine elastische Schicht einzubetten und vor mechanischem Kontakt untereinander zu schützen. Aus diesem Grund unterscheidet sich der Herstellungsprozeß von Glascord deutlich von dem anderer Corde. Glascord wird als ungedrehter Einzelfaden gedippt, wobei durch geeignete Verfahren sicherzustellen ist, daß eine vollständige Umhüllung der Filamente gewährleistet ist. Danach erfolgt in einem zweistufigen Prozeß die Verzwirnung zu den jeweils gewünschten Konstruktionen, wie z.b. dtex 1100x1x13, eine für den Einsatz im Automobil-Zahnriemen übliche Type.

Glascordeigenschaften (Seite 11) Bild 7 mit RFL beschichteter Einzelfaden Bild 8 Glascord im vulkanisierten Zahnriemen Bild 9 ungleichmäßige Vorzwirne Bild 8 zeigt den Querschnitt eines Glascords in einem Zahnriemen. Der Cord wirkt auf den ersten Blick rund. Die Einzelfäden jedoch zeigen alle möglichen Querschnittsformen, was bedeutet, daß die Einzelfilamente ungleichförmig in der Elastomermatrix verteilt sind. Letzteres verdeutlicht Bild 9 sehr gut. Nun ist die Cordherstellung sicherlich nicht mit der Fertigung von Bauteilen auf einer CNC-Maschine zu vergleichen. Wir glauben jedoch, daß man dieses Phänomen der ungleichmäßigen Verteilung genauer betrachten muß. Zusätzlich treten sicherlich auch Fehler in der Fertigung des Riemens auf, wie Bild 10 verdeutlicht.

Glascordeigenschaften (Seite 12) Bild 10 Ungleichmäßige Verteilung des Elastomers Bild 11 Risse bei gelaufenen Zahnriemen Die Auswirkung dieser ungleichmäßigen Verteilung ist nicht zu unterschätzen; sie begünstigt Risse im Elastomer und schwächt damit den Riemen insgesamt, aber ermöglicht auch, daß der Glascord stärker mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Haftvermittler Die Ursachen der Haftung zwischen Gummi und der Faser sind auch heute noch nicht vollständig bekannt. Gummi ist ein Material mit niedrigem Modul und wenig polaren Gruppen. Fasern dagegen haben in der Regel einen steilen Modul und mehr polare Gruppen. Das Bindeglied zwischen beiden ist üblicherweise ein RFL, also eine Matrix, in der Latex in dem aus Resorcin und Formaldehyd gebildeten Harz dispergiert ist. Man unterscheidet drei Bindungsmöglichkeiten. Schwefelbindung zwischen Gummi und Latex Resorcin bindet an Gummi Diffusion in der Grenzfläche zwischen Gummi und RFL. Der Schwefel migriert vom Gummi in die Grenzfläche Wahrscheinlich sind alle drei Mechanismen an der Haftung beteiligt. Je geringer der Schwefelgehalt des Gummis ist, desto entscheidender werden die Diffusionsvorgänge in der Grenzfläche, insbesondere wenn die notwendigen Haftvermittler zum Einsatz kommen. Es bilden sich die neuen Grenzflächen Gummi/Haftvermittler und Haftvermittler/RFL.

Glascordeigenschaften (Seite 13) Haftvermittler als vierter Teil des Baukastens sind bei Automobil-Zahnriemen unverzichtbar, da hier schwefelarme bis schwefelfreie Gummimischungen zum Einsatz kommen. Bild12 Baukasten Glascord Interkordsa hat mit Entwicklungspartnern einen neuartigen Haftvermittler auf wässriger Basis entwickelt. Die mit dieser neuen Rezeptur erzielten statischen Haftungen waren beachtlich. Im Durchschnitt wurde ein um 30% bis 40% erhöhtes Haftungsniveau erzielt, was durch Ergebnisse bei Kunden bestätigt wurde. Haftvermittler Labor Haftvermittler Produktion Standard mit Chemosil 240 N/10mm 350 N/10mm InterBond 330 N/10mm >420 N/10mm Tab.1 T-Test-Ergebnisse (N / 10 mm) aus Produktionsversuchen für EPDM und PES-Steifcord 1100 x 2 x 3

Glascordeigenschaften (Seite 14) Bild 13 T-Test mit Standard-Haftvermittler Bild 14 T-Test mit InterBond EPDM Typ Mittelwert N/10mm Mittelwert N/10mm Steigerung auf % Chemosil InterBond AS 240 >420 >175 AP 255 >394 >155 DG 312 >372 >119 DE 198 331 167 R9 246 350 142 R6 278 352 127 Tab.2 Haftungserhöhung im T-Test durch InterBond bei verschiedenen EPDM-Typen Die mit InterBond erzielte höhere Haftung zu EPDM oder HNBR ließ sich in ausgefallenen Zahnriemen bestätigen. Es zeigte sich bei Untersuchungen an diesen Zahnriemen ein sehr interessantes Phänomen. Die Haftung zwischen Gummi und InterBond und zwischen RFL und InterBond war völlig intakt. Die Schwachstelle war jetzt die Grenzfläche Glas/RFL. Hier hat sich in der Regel die Verbindung gelöst; die Grenzfläche war aufgebrochen. Inwieweit dafür ein geringeres Haftungsniveau verantwortlich war, oder mechanische Einwirkung die Haftung zerstörte, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten.

Schlußfolgerung 10. Tagung Zahnriemengetriebe Glascordeigenschaften (Seite 15) Glascord als Zugstrang ist ein wichtiges Bauteil in Zahnriemen. Um die Lebensdauer eines Automobil-Zahnriemens zu erhöhen, muß der Glascord in Summe seiner Bestandteile verbessert werden. Jede Glasfaser kann durch Hydrolyse abgebaut werden. Um diesen Nachteil zu verringern, werden zwei Wege aufgezeigt. Es sind Glasfasern zu entwickeln, die höhere Festigkeit und größere Hydrolysebeständigkeit aufweisen. Dies erfolgt durch Zuschlagstoffe, aber auch insbesondere durch das zusätzliche Beschichten der Glasfaser mit Silikaten durch ein bei Interkordsa erprobtes Verfahren. Glasfasern sollten grundsätzlich den geringsten möglichen Filamentdurchmesser aufweisen ( z.b. 5µ ) und als Garn einen geringen Titer haben ( z.b 34 tex ). Schlichte wirkt als Barriereschicht und verringert den Festigkeitsabbau durch Hydrolyse entscheidend, insbesondere in Kombination mit einer geeigneten RFL-Rezeptur. Durch geeignete Verfahren in Verbindung mit der Silikatbeschichtung wird die Oberflächenspannung von Glas verändert, so daß eine völlige Umhüllung der Einzelfilamente durch RFL verbessert wird, und damit eine mechanische Beanspruchung der Glasfilamente verhindert wird. Haftung ist ein weiteres entscheidendes Kriterium für die Funktionsfähigkeit von Glascord. Der Haftvermittler InterBond, der im letzten Schritt auf den Resorcin-Formaldehyd-Latex aufgebracht wird, zeigt gegenüber herkömmlichen Haftvermittlern eine 40% höhere Haftung. Literaturhinweise Blume, Prof. Dr. : Medienangebot:Glas Universität Bielfeld Universität des Saarlandes, Lehrstuhl Pulvertechnologie Glas I bis III Grundlagen SS 2003 Rüssel, Prof. Dr.: mündliche Informationen Universität Jean, Otto-Schott-Institut