NKF in der Praxis. Erfahrungen und Perspektiven. Dr. Manfred Busch 27.06.2013



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Transkript:

NKF in der Praxis Erfahrungen und Perspektiven Dr. Manfred Busch 27.06.2013

Doppik-Einführung 3-6 Steuerung und Strategiefähigkeit 7-9 wirkungsorientierter Haushalt 10-12 Haushalts-Informationssystem 13 Budgetkreislauf 14-15 Erfolgsvoraussetzungen 16

90% 85% 80% 74% 70% 60% 55% 55% 60% 50% 40% 30% 37% 28% 42% 20% 10% 0% 0% 2009 2010 2011 Feb '12 Nov '12 Mai '13

Kommunale Doppik als Neu-Programmierung Anpassung aller Vorverfahren = umfassende Modernisierung Einheitsgeschäftspartner Kasse abweichende Immobilienbewertung komplexe Datenmigrationen Missachtung des Wesentlichkeitsprinzips Mangel an kombiniertem Fachwissen aus Kameralistik und Doppik Änderungen von Rechtsvorschriften Reformziele noch lange nicht erreicht! (LRH Rheinland-Pfalz 2011, S. 70)

klarer Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Stärke, Steuerkraft und Höhe des kommunalen Eigenkapitals Werte entstehen durch zukünftige Leistungsabgabe zur Aufgabenerfüllung kommunales Eigenkapital ist gestaltbar, z.b. durch Steuererhöhung Zielgröße Eigenkapital besser als Liquiditätskredite! Generationen-Gerechtigkeit: Erhaltung des Eigenkapitals als nachhaltiges Ziel!

Doppik macht Ressourcenverbrauch sichtbar, gebündelt in der zentralen Steuerungsgröße Eigenkapital Doppik erlaubt die Integration der städtischen Töchter in den Gesamtabschluss Aber: Ein verbesserter Einblick in die tatsächliche finanzielle Lage führt nicht automatisch zu mehr Konsolidierung (wobei die Chancen steigen!) Politische Konflikte haben ihre eigene Rationalität können nicht vom Instrument Doppik gelöst werden

Ziele des Neuen Steuerungsmodells (KGSt 1993, 2000) Bürgerorientierung (Dienstleistungsunternehmen) Demokratisierung (z.b. Bürgerhaushalt) klare Verantwortungsabgrenzung zwischen Politik und Verwaltung (Steuerung und Führung durch Leistungsabsprachen/Kontraktmanagement im HH) dezentrale Verantwortung und Budgetierung im Fachbereich, zentraler Steuerungsbereich, Kosten- und Leistungsrechnung, interne Leistungsverrechnung Produktorientierung, Ergebnis- und Wirkungs-Steuerung Ziele des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (IMK 2003) Rechnungswesen-Stil Doppik (oder erweiterte Kameralistik) mit Periodenabgrenzung, Erfassung des Ressourcenverbrauchs und kommunalem Eigenkapital (allg. Rücklage) Vorgabe von Zielen für die kommunalen Dienstleistungen (Ergebnis- und Wirkungssteuerung) NKF versus NSM: unterschiedliche Ansätze, z.t. Ähnlichkeiten NRW: frühes NSM in Reinkultur (z.b. Politik: Was versus Verwaltung: Wie )

zu späte Jahresabschlüsse intransparente, organisations- und finanzstatistisch bestimmte Produktgruppen isolierte Finanzkontrolle noch unstrukturierte, Steuerungs-irrelevante Kennzahlen bzw. Leistungsdaten nicht aufgearbeitete Zusammenhänge zwischen vorhandenen Ressourcen und gewünschten Wirkungen der Leistungen (weitgehend) fehlende interkommunale Kosten- und Leistungsvergleiche politisches Ringen um immer knappere Ressourcen wird härter Konsolidierung im Blindflug nicht vermittelbar Transparenzerwartung und Rechtfertigungsdruck in der Öffentlichkeit steigen!

1. wirkungsorientierter Haushalt produktspezifische Handlungsfeld-Analysen 2. Informationssystem und Bürgerbeteiligung Haushalts-Informationssystem verknüpft Finanz- mit Leistungsdaten sowie umfangreichen Erläuterungen und Begründungen 3. Intensivierung des Budgetkreislaufs Jahresabschluss-, Haushaltsaufstellungs- und -beratungs-verfahren: Rückkopplung mit Ergebnissen, lernendes System 4. Gesamtsteuerung im Konzern realistisches Bild der wirtschaftlichen Lage im Konzern Stadt; Gesamtabschluss: war Gegenstand des ersten Tagungsteils

Produktdefinitionen und abgrenzungen mit klarer Adressatenorientierung und Ergebnis-/Zielbezug produktspezifische Handlungsfeld-Analysen: systematischer Zusammenhang Ressourceneinsatz Maßnahmen - Leistungen - Wirkungen konkrete, messbare, beeinflussbare, erreichbare, politisch relevante Ziele mit der richtigen Reichweite Haushaltsberatungen auf die zentralen Inhalte fokussieren Zielkonflikte erkennen, offenlegen und diskutierbar machen

Standard- Indikatoren

IT-Unterstützung Nicht mehr der gedruckte Haushaltsplan (plus Ausschuss-Erläuterungsbände plus X), sondern ein IT-gestütztes Informationssystem bildet die Basis der Haushaltsberatungen Informations-Aufbereitung zielgerichtete, strukturierte, nachvollziehbare Aufbereitung der Informationen zu Ressourcen, Wirkungen, Zielen und Zusammenhängen Drilldown erweitertes Data Warehouse ; schrittweise verfeinerte Navigation durch hierarchisch organisierte Daten und Kommentierungen Open Government und Bürgerbeteiligung Prinzip der Öffentlichkeit in der Kommunalverfassung, proaktive Bürgerbeteiligung und Bürgermitwirkung auch in der Haushaltskonsolidierung; kooperatives Verwaltungshandeln, Bereitstellung maschinenlesbarer Daten für die Entwicklung kommerzieller Apps?

schneller Abgleich der Sollvorgaben mit der Ist-Entwicklung zeitnahe IT-gestützte Aufbereitung der Finanzdaten und Leistungsdaten (Wirkungen und Zielerreichungen) im Jahresabschluss Verwendung von Standard-Indikatoren (Routinedaten) zeitlich und materiell ambitionierter Haushaltskreislauf Controlling in der (Fach- und Finanz-) Verwaltung Einspeisung der Finanz- und Leistungs-Ergebnisse in die Haushaltsplan-Aufstellung unterschiedliche Rollen von Kämmerei und Fachverwaltung Controlling durch Politik Einspeisung der Finanz- und Leistungs-Ergebnisse in die Haushaltsplan-Beratungen Steuerung der Gesamtentwicklung durch Eckwerte-Beschlüsse vor Haushaltsplan-Aufstellung (Priorisierung und Posteriorisierung) Bindungswirkung steigt im HSK/HSP

Handhabbarkeit, Übersichtlichkeit, Plausibilität, Kommunizierbarkeit: simple Frage: Mit welcher Zielsetzungen werden die öffentlichen Mittel eingesetzt? je politisch relevantem Schlüsselprodukt : klarer Zusammenhang zwischen Ressourcen, Maßnahmen und Wirkungen Entscheidungs-Unterstützung in Verantwortung von Verwaltung, nicht Datenfriedhöfe und Informationsüberlastung, d.h. zielgerichtete Komplexitäts-Reduzierung, nicht Komplexitätserhöhung Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten und Kulturen Einbeziehung der Öffentlichkeit Akzeptanz von grundlegenden politischen Rahmen- und Funktionsbedingungen insbesondere Parteienwettbewerb, Konkurrenzdemokratie und -rituale, Partikularinteressen; keine Voraussetzung: ein logisch-konsistentes Zielsystem!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!