Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich 2013/2014. Deloitte 2013/2014. Radar

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Transkript:

2013/2014 Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich Deloitte Radar 2013/2014

Land der Berge, Land am Strome zukunftsreich? Wir wollten es genau wissen: Wie attraktiv ist der Wirtschafts standort Österreich? Österreich hat viel erreicht und es ist uns ein großes Anliegen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Dafür müssen wir alle etwas tun die Politik, die Unternehmer und Arbeitnehmer, die öffentlichen Institutionen und Meinungsbildner. Wir als Deloitte wollen das unsere dazu beitragen. Mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Deloitte Österreich stehen das ganze Jahr über in intensivem Austausch mit Unternehmen und Institutionen aus verschiedensten Branchen. Sie wissen, wo die Probleme in deren Tagesgeschäft liegen und haben die Kompetenz, Ursachen genau zu prüfen, Hintergründe zu analysieren und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Für diese erste Ausgabe des Deloitte.Radars haben wir unsere Erfahrung und unser Wissen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting, Financial Advisory und Human Capital gebündelt. Bernhard Gröhs Managing Partner Claudia Fritscher Chairwoman Zur Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Unternehmensstandortes Österreich haben wir bestehendes Material analysiert, kommentiert und mit 1-5 Deloitte Green Dots bewertet. Neben etablierten internationalen Standort- Rankings wie etwa dem Global Competitiveness Index (GCI) des Weltwirtschaftsforums haben wir hauseigene lokale und globale Studien herangezogen. Unsere Expertinnen und Experten nehmen in dieser Meta-Studie eine Positionsbestimmung in sieben aus unserer Sicht maßgeblichen Standortfaktoren vor. Neben Stärken und Schwächen stellen wir auch Lösungsvorschläge dar, die aus Sicht der Praxis in eine wettbewerbsfähige Zukunft führen. Wir bemühen uns dabei um eine sachlich ausgewogene Darstellung aus Sicht von Unternehmern, Wirtschaftstreibenden, öffentlichen Institutionen und Arbeitsnehmern.

Cockpit Für anhaltende Wettbewerbsfähigkeit braucht Österreich mutige Entscheidungen der Politik vor allem beim Schuldenabbau, im Steuersystem, in der Bildung und bei der Absicherung der Unternehmensfinanzierung. Es braucht auch weiterhin investitionsund innovationsfreudige Unternehmer sowie motivierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Politisches und makroökonomisches Umfeld Österreich zählt zu den wohlhabendsten Ländern weltweit. Doch die strukturelle Neuverschuldung ist eine Last für die Zukunft. Reformen bei Ausgaben und Verwaltung müssen dringend angegangen werden, damit Österreich auch künftig handlungs- und wettbewerbsfähig bleibt. Kosten Innovation, Forschung und Technologie Die hohe Abgabenquote verbunden mit unübersichtlichen, aufwändig administrierbaren Steuerregelungen hemmen Investments und Beschäftigung. Das Abgabenänderungsgesetz 2014 belastet viele Unternehmen zusätzlich und schmälert bisherige Standortvorteile. Es ist Zeit für eine mutige, gesamthafte Weiterentwicklung des österreichischen Steuer- und Abgabensystems sowie der involvierten Behörden. Hidden Champions unter den heimischen Unternehmen zeigen, wozu Österreich bei Innovationskraft, Qualität, Differenzierung und internationalem Vertrieb in der Lage ist. Für internationale Investoren, Unternehmen und Fachkräfte muss Österreich allerdings noch besser positioniert werden.

Unternehmensinfrastruktur und Umfeld Regulatorisches Umfeld Österreich hat eine ausgezeichnete Infrastruktur. Der technologische und der wirtschaftliche Wandel bedingen allerdings, dass diese entsprechend weiterentwickelt werden muss, um die Wettbewerbs fähigkeit heimischer Unternehmen zu stärken und als Wirtschaftsstandort attraktiv für international tätige Unternehmen und Investoren zu sein. Der Aufwand für die Erfüllung regulatorischer Auflagen war noch nie so hoch wie derzeit. Die Häufigkeit, Anzahl und Komplexität der Veröffentlichungen fordern Aufsichtsbehörden und Unternehmen. Auch wenn es sich dabei um den Versuch handelt, aus Fehlern der letzten Krise zu lernen, belasten viele Regularien aufgrund ihrer Wechselwirkungen sowohl die Finanzdienstleistungsbranche als auch die Investitionen in anderen Wirtschaftszweigen. Verfügbarkeit von Arbeitskräften Lebensqualität Wir brauchen in Österreich und in den Unternehmen klare Strategien, um alle verfügbaren Talente auszubilden, zu fördern und zu halten. Trotz eines grundsätzlich guten Beschäftigungsklimas gibt es Aufholbedarf bei der Frauenerwerbstätigkeit sowie bei der adäquaten Behandlung der jüngsten und der älteren Generationen im Erwerbsprozess (Millenials bzw. Arbeitnehmer 55+). Darüber hinaus braucht das Land eine ideologiefreie Bildungsdiskussion und reform. 2 Deloitte.Radar 2014 Die generell hohe Lebensqualität macht Österreich sehr attraktiv für Fachkräfte aus dem Ausland und als Standort für international tätige Unternehmen. Dieser Vorteil lässt sich noch besser für die internationale Vermarktung des Wirtschaftsstandortes nutzen. Dringender Handlungsbedarf Handlungsbedarf Gute Basis für notwendige Verbesserung Standortvorteil mit Verbesserungspotenzial Klarer Standortvorteil

Inhalt Messkriterien für Standortattraktivität 4 Standort-Wettbewerb 6 Wirtschaftsräume im globalen Vergleich 10 Wie attraktiv ist der Standort Österreich? 13 1. Politisches und makroökonomisches Umfeld 16 2. Unternehmensinfrastruktur und Umfeld 21 3. Regulatorisches Umfeld 27 4. Kosten 32 5. Innovation, Forschung und Technologie 40 6. Verfügbarkeit von Arbeitskräften 42 7. Lebensqualität 48 Deloitte Services und Ansprechpartner 51 Die in einer geschlechtsspezifischen Form verwendeten Begriffe, Bezeichnungen und Funktionstitel gelten selbstverständlich jeweils für beide Geschlechter. Deloitte.Radar 2014 3

Messkriterien für Standortattraktivität Deloitte Österreich betrachtet die Attraktivität von Wirtschafts- und Unternehmensstandorten aus der Unternehmerperspektive und lässt die Erfahrungen aus dem intensiven Austausch mit Kunden einfließen. Wenn es um den Wirtschaftsstandort geht, sind aus dem Blickwinkel von Unternehmern und Managern sowohl harte, quantitative Daten als auch weiche, qualitative Faktoren von Bedeutung. Im Deloitte.Radar werden unterschiedliche Quellen berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden in sieben Kategorien zusammengefasst und bewertet. Diese Kategorien sind aus der Sicht von Deloitte die wesentlichen Standortfaktoren für Österreichs Wirtschaft: (1) Politisches und makroökonomisches Umfeld (2) Unternehmensinfrastruktur und Umfeld (3) Regulatorisches Umfeld (4) Kosten (5) Innovation, Forschung und Technologie (6) Verfügbarkeit von Arbeitskräften (7) Lebensqualität Für die quantitative Bewertung kommen in erster Linie volkswirtschaftliche Kennzahlen von anerkannten Institutionen in Frage: Beispielsweise Statistische Datenbank der EU (EUROSTAT), Organisation für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftskammer Österreich (WKO) sowie Bundesanstalt für Statistik in Österreich (Statistik Austria). Die Basis für die qualitative Bewertung sind Befragungen von Unternehmern und Managern sowie laufende Beobachtungen und Erfahrungen aus der Beratungspraxis. Dabei ergeben sich zwangsläufig zwei Spannungsfelder: (1) Anforderungen von internationalen Konzernen vs. jene von klein- und mittelständischen Unternehmen sowie (2) Außensicht vs. Wissen um die lokalen Anforderungen und Gegebenheiten. Eine viel beachtete Quelle für Standortvergleiche anhand quantitativer und qualitativer Daten sind folgende Rankings/Indizes namhafter internationaler Institutionen: Global Competitiveness Index des World Economic Forums (WEF) World Competitiveness Index des International Institute for Management Development (IMD) Global Innovation Index der Eliteuniversität INSEAD Corruption Perceptions Index von Transparency International OECD Better Life Index Der Global Competitiveness Index des Welt wirtschaftsforums dient in der inhaltlichen Analyse des Deloitte.Radars als Leitindex, da er in Hinblick auf die Darstellung im Zeitablauf, die Transparenz der zugrunde gelegten Daten, sowie bei der Vergleichbarkeit einzelner und aggregierter Subindikatoren Vorteile bietet. 4 Deloitte.Radar 2014

Standortattraktivität muss sowohl für heimische Unternehmen als auch für internationale Konzerne und Investoren sichergestellt werden. Da das Ranking des Weltwirtschaftsforums vor allem eine stichtagsbezogene Betrachtung großer Institutionen und multinationaler Konzerne darstellt, werden im Deloitte.Radar auch Deloitte-Studien und Expertenmeinungen herangezogen, die die Besonderheiten Österreichs nämlich eine stark KMU-orientierte Wirtschaft und ein sozialpartnerschaftlich geprägtes Unternehmensumfeld mitberücksichtigen. Im Standortwettbewerb muss Österreich sowohl für erfolgreiche nationale Unternehmen als auch für internationale Konzerne und Investoren attraktiv bleiben. Geht es bei den nationalen Unternehmen oftmals um kostenschonende und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen, so legen internationale Konzerne bei ihren (Sub)Head quarter-ent scheidungen besonderen Wert auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Ressourcen. Weitere Faktoren sind die Lebensqualität und Erreichbarkeit des Gastgeberlandes. Dem aktuellen European Tax Survey von Deloitte zufolge stehen Berechenbarkeit der tatsächlichen Steuerbelastung und Rechtsicherheit an erster Stelle. Info Box: Global Competitiveness Index - Herausgeber ist das Weltwirtschaftsforum (eine 1971 gegründete Non-Profit-Organisation mit Sitz in der Schweiz). Mitglieder sind Vertreter einflussreicher, typischerweise global agierender Unternehmen mit mehr als 5 Mrd. US Dollar Jahresumsatz). - Der Global Competitiveness Index wird seit 1979 veröffentlicht. - Das Ranking stützt sich einerseits auf in den jeweiligen Ländern durchgeführte Executive Opinion Surveys mit insgesamt 15.000 Befragten und andererseits auf statistische Kennzahlen allgemein anerkannter Institutionen (Währungsfonds, WHO, OECD, UNESCO, etc.). - Die Gliederung erfolgt in drei Subindizes, die insgesamt 12 Themenbereiche (Säulen) umfassen. Die Subindizes werden in Abhängigkeit von der am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gemessenen Entwicklungsstufe eines Landes gewichtet. - 2007 wurden bereits 131 Länder evaluiert, der aktuelle Report von 2013/2014 bewertet 148 Volkswirtschaften. www.weforum.org/issues/global-competitiveness Deloitte.Radar 2014 5

Standort-Wettbewerb Schweiz und Schweden als Best in Class Österreich mit Aufholbedarf auf vergleichbare Volkswirtschaften. Ein Blick auf die untersuchten Indizes Global Competitiveness Index, Global Innovation Index, World Competitiveness Index, Corruption Perceptions Index und OECD Better Life Index zeigt, dass einige Länder immer zu den Klassenbesten gehören. Sie überzeugen also trotz unterschiedlicher Gewichtungen und Schwerpunkte der Indizes. Das liegt einerseits an guten volkwirtschaftlichen Kennzahlen, die in allen Indizes ihren Niederschlag finden. Andererseits überzeugen diese Länder mit ihren Rahmenbedingungen und deren Vermarktung, denn alle Indizes beruhen auf Meinungsumfragen unter Führungskräften und/oder Wirtschaftswissenschaftern. Anzahl der Platzierungen innerhalb der TOP 10 Australien Irland Japan Katar* Neuseeland 1 Platzierungen Deutschland 2 Platzierungen Dänemark Finnland Großbritannien Hong Kong* Kanada Niederlande Norwegen 3 Platzierungen Singapur* USA 4 Platzierungen Schweiz Schweden 5 Platzierungen Anzahl der Platzierungen innerhalb der TOP 20 Israel, Japan, Katar* Österreich Vereinigte Arab. Emirate* 2 Platzierungen Belgien Irland Island Dänemark, Deutschland Finnland, Kanada Großbritannien, Niederlande, 3 Schweden, Platzierungen Schweiz, USA Australien Hong Kong* Luxemburg Neuseeland Singapur* 4 Platzierungen Dänemark Deutschland Finnland, Kanada Großbritannien Niederlande Norwegen Schweden Schweiz USA 5 Platzierungen Quellen: Global Competitiveness Index (2013) World Competitiveness Index (2013) Global Innovation Index (2013) Corruption Perceptions Index (2013) OECD Better Life Index (2013) Die mit * markierten Länder sind nicht im OECD Better Life Index bewertet. 6 Deloitte.Radar 2014

Die Schweiz, die skandinavischen Staaten, Finnland, die Niederlande, Deutschland, Kanada, UK und die Vereinigten Staaten sind immer unter den Top 20 gereiht. Australien, Neuseeland und Luxemburg werden ebenfalls von den meisten Indizes zu den besonders wettbewerbsfähigen Nationen gezählt. Die Schweiz und Schweden sind sogar immer unter den Top 10 vertreten. Die aufstrebenden Stadtstaaten Singapur und Hong Kong sind, sofern sie in den Rankings berücksichtigt wurden, auch immer unter den Top 20. Da der OECD Better Life Index diese Länder nicht berücksichtigt, bringen sie es auf jeweils vier Nennungen. Aus diesem Grund ist Singapur trotz hervorragender Wirtschaftsdaten und Einschätzungen viermal in den Top 10 vertreten. Österreich ist im Global Competiveness Index und im Better Life Index unter den Top 20, in den anderen Indizes rangiert die Alpenrepublik dicht hinter den 20 Bestgereihten. Für eine Top 10-Platzierung reicht es jedoch in keinem Ranking. Es fällt auf, dass große europäische Wirtschaftsnationen wie Frankreich, Spanien und Italien durchwegs schlechter abschneiden und erst hinter den Top 20 zu finden sind. Auch die osteuropäischen Volkswirtschaften werden im Vergleich zu den oben genannten Standorten in Nord- und Mitteleuropa, Nordamerika, Südostasien und Ozeanien durchwegs als weniger konkurrenzfähig bewertet. Der Global Competitiveness Index des Welt wirtschafts forums der Leitindex für den Deloitte.Radar veranschaulicht die Wett bewerbsfähigkeit der untersuchten Länder in einer Heat Map (siehe nächste Seite). Auch in dieser Darstellung stechen die Regionen in Nord- und Mitteleuropa, Nordamerika, Südostasien und Ozeanien besonders ins Auge. Deloitte.Radar 2014 7

World Heat Map Die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder im Vergleich Global Competitiveness Index 2013-2014 Least Most Grün: Höchster Wert = hohe Wettbewerbsfähigkeit Rot: niedrigster Wert = niedrige Wettbewerbsfähigkeit Grau: nicht im Index erfasst Quelle: Global Competitiveness Index 2013, Weltwirtschaftsforum Im aktuellen Global Competitiveness Ranking (Report 2013/2014) liegen erneut die Schweiz, Singapur und Finnland auf den Top-Rängen. Top 10 Top 20 1. Schweiz (Rang 1 im Vorjahr) 2. Singapur (2) 3. Finnland (3) 4. Deutschland (6) 5. USA (7) 6. Schweden (4) 7. Hong Kong (9) 8. Niederlande (5) 9. Japan (10) 10. UK (8) 11. Norwegen (15) 12. Taiwan, China (13) 13. Katar (11) 14. Kanada (14) 15. Dänemark (12) 16. Österreich (16) 17. Belgien (17) 18. Neuseeland (23) 19. Vereinigte Arabische Emirate (24) 20. Saudi Arabien (18) 8 Deloitte.Radar 2014

Regional Competitiveness Index (RCI) der Europäischen Union Die Bewertungen im Regional Competitiveness Index basieren auf einer umfassenden Definition von regionaler Wettbewerbsfähigkeit, die folgendermaßen zusammengefasst werden kann: Die Fähigkeit ein attraktives und nachhaltiges Umfeld zum Leben und Arbeiten für Unternehmer und Bewohner zu schaffen. Regional Competitiveness Index - 2013 Index: Values range for low (negative) to high (positive) < -1 0-0.2-1--0.5 0.2-0.5-0.5--0.2 0.5-1 -0.2-0 > 1 Quelle: Regional Competitiveness Index (RCI) 2013, European Commission, Joint Research Centre and DG for Regional and Urban Policy Der RCI zeigt für Europa ein polyzentrisches Muster mit starken Hauptstadtregionen und Metropolen wie Stockholm, Kopenhagen, Helsinki, Prag, Wien, Bratislava und Madrid. Laut RCI ist Utrecht zum wiederholten Mal wettbewerbsstärkste Region der EU. Zu den Top 10 Regionen gehören der Wirtschaftsraum London, der Raum Berkshire, Buckinghamshire und Oxfordshire, Stockholm, der Raum Surrey East und West Sussex und Amsterdam samt Umland. Außerdem sind in den Top 10 die Wirtschaftsräume Darmstadt (inklusive Frankfurt), Île de France (inklusive Paris), Hovestaden (inklusive Kopenhagen) und Süd-Holland (inklusive Rotterdam und Den Haag) vertreten. Auffallend ist, dass acht der Top 10 Regionen entweder Hauptstädte oder Regionen mit großen Städten sind. Am unteren Ende des RCI befinden sich Regionen in Bulgarien (Severozapaden) und Griechenland (Notio Aigaio) sowie zwei süd-rumänische Regionen (Sud-Est und Sud-Vest Oltenia). Österreich ist Teil des starken nord- und mitteleuropäischen Wirtschaftsraumes, der auch in dieser Studie der Europäischen Union deutlich wird. Durch die stark auf urbane Lebensräume fokussierte Auswertung werden Wien und das umgebende Niederösterreich etwas wettbewerbsfähiger bewertet als die südlichen und westlichen Bundesländer. Deloitte.Radar 2014 9

Wirtschaftsräume im globalen Vergleich Während europäische und amerikanische Unternehmen an wirtschaftlicher Bedeutung verlieren, behaupten sich vermehrt umsatzstarke Unternehmen aus der Asien-Pazifik-Region sowie aus Südamerika. Kräfteverschiebung am Beispiel der Fortune 500 Große globale Unternehmen und Konzerne sind von den Standortfaktoren besonders betroffen. Die geografische Verteilung der Fortune 500 also die 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt kann daher ebenfalls als Indiz für die Bedeutung und die Entwicklungen der globalen Wirtschaftsräume betrachtet werden. Im Beobachtungszeitraum 2005-2013 ist eine Kräfteverschiebung von Nordamerika und Europa hin zu asiatischen und südamerikanischen Staaten feststellbar. In diesem Zeitraum haben die USA 44 Fortune 500-Unternehmen verloren. Dem stehen 73 zusätzliche Unternehmen in China gegenüber. Die äußerst positive Entwicklung in Südamerika ist primär auf umsatzstarke Unternehmen aus Brasilien zurückzuführen. Das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre trifft jedoch auf politische Versäumnisse sowie ausstehende Investitionen ins öffentliche Bildungs- und Gesundheitssystem sowie in die Verkehrsinfrastruktur. Erforderliche Reformen des Steuersystems wurden in den Jahren des Booms verabsäumt, sodass Unternehmen in Brasilien im globalen Vergleich am stärksten vom Steuersystem belastet werden. Hohe Lebenskosten, Probleme in der Verwaltung und die Korruption führten im Juni 2013 zu den größten Protesten, die es in Brasilien je gab. 1 In Europa fällt auf, dass bedeutende Industrienationen wie Frankreich und Deutschland mit zunehmend weniger Unternehmen in der Fortune 500-Liste aufscheinen beide Länder hatten 2013 acht Vertreter weniger im Ranking als noch 2005. Kleine europäische Staaten hingegen sind in diesem Zeitraum erstmals (Ungarn, Polen, Österreich), oder mit einem weiteren Unternehmen (Luxemburg, Irland) in der Liste vertreten. Aus Österreich ist die OMV seit 2006 unter den Fortune 500. Der internationale Öl- und Gaskonzern ist aktuell auf Rang 176. Info Box: Die Deloitte Technology Fast 500 Deloitte kürt jährlich die am schnellsten wachsenden Unternehmen der Technology, Media and Telecommunications (TMT) Branche. Die Nominierungen werden über die drei Kernregionen von Deloitte organisiert: EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika), Asien einschließlich der Pazifik Region sowie Nordamerika. Für die Teilnahme eines Unternehmens aus Österreich an den Technology Fast 500 ist das Umsatzwachstum der letzten fünf Jahre entscheidend. Voraussetzung ist ein Mindestumsatz von EUR 50.000 im Basisjahr 2009 und in Höhe von EUR 800.000 im vergangenen Wirtschaftsjahr. Bewertet werden Unternehmen, die Technologien besitzen oder entwickeln, die wesentlich zu ihren Umsätzen beitragen, die Hersteller eines Technologie -Produktes sind bzw. Unternehmen, die sich in hohem Ausmaß der Forschung und Entwicklung widmen. Aus Österreich war 2013 die ANEXIA Internetdienstleistungs-GmbH vertreten. Ein Umsatzwachstum von 1013% brachte das Unternehmen auf Rang 136 im EMEA-Ranking. www.deloitte.com/fast500emea 1 The Economist (Brasilien, Massenproteste, Kursänderung) 10 Deloitte.Radar 2014

Table for report Entwicklung der Fortune 500 zwischen 2005 und 2013 Land Anzahl F500 2005 Anzahl F500 2013 Veränderung absolut Veränderung in % Europa (inkl. Russland) 177 161-16 -9% Österreich 0 1 1 Belgien 3 3 0 Belgien/Niederlande 1 0-1 UK 35 26-9 UK/Niederlande 2 11 9 Dänemark 2 1-1 Finnland 3 1-2 Frankreich 39 31-8 Deutschland 37 29-8 Ungarn 0 1 1 Irland 1 2 1 Italien 8 8 0 Luxemburg 1 2 1 Niederlande 14 11-3 Norwegen 2 1-1 Polen 0 1 1 Russland 3 7 4 Spanien 8 8 0 Schweden 7 3-4 Schweiz 11 14 3 Mittlerer Osten 1 0-1 -100% Israel 0 0 0 Saudi Arabien 1 0-1 VAE 0 0 0 Südamerika 5 13 8 160% Brasilien 3 8 5 Kolumbien 0 1 1 Mexiko 2 3 1 Venezuela 0 1 1 Kanada & U.S. 189 141-48 -25% Kanada 13 9-4 U.S. 176 132-44 Asien & Pazifik 128 180 52 41% Australien 9 8-1 China 16 89 73 Indien 5 8 3 Japan 81 62-19 Malaysien 1 1 0 Singapur 1 2 1 Südkorea 11 2-9 Taiwan 2 6 4 Thailand 1 1 0 Türkei 1 1 0 Total 500 500 Trend Quelle: Fortune Magazine über CNN Money Deloitte.Radar 2014 11

Info Box: Momentaufnahme Österreichische Finanzvorstände schätzen Entwicklung positiv ein Das CFO Stimmungsbarometer eine regelmäßig von Deloitte gemeinsam mit dem Business Circle und dem CFO Club Austria durchgeführte Befragung unter heimischen Finanzvorständen und Geschäftsführern zeigt im 1. Quartal 2014 folgende Erwartungen: Die Einschätzung der allgemeinen Marktlage hat sich gegenüber dem vierten Quartal 2013 verbessert, während der Unter nehmensbarometer etwas pessimistischer ausfällt. Keiner der befragten Finanzvorstände glaubt an eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftslage und nur mehr 10% (gegenüber 13% im letzten Quartal 2013) erwarten überhaupt eine Verschlechterung. Auch das Investitionsklima zeigt weiterhin eine positive Tendenz. Nur 13% der CFOs glauben an eine Verschlechterung des Investitionsklimas. Hingegen rechnen 34% der Befragten mit einer Verbesserung des Investitionsklimas. Zum zweiten Mal in Folge haben sich die Erwartungen in den ATX verbessert. gibt es nur im Bereich der Investitionen einen deutlich positiven Trend. Die Erwartungen in die Verfügbarkeit von Krediten haben sich im ersten Quartal 2014 verschlechtert. Während 2013 noch 29% mit einer mehr als wahrscheinlichen Verfügbarkeit gerechnet haben, sind es jetzt nur noch rund 24%. Im Bereich des Personalstandes sehen die heimischen Finanzvorstände eine deutlich kritischere Entwicklung als im vergangenen Quartal. 25% der CFOs wollen in den nächsten Monaten den Personalstand ihres Unternehmens reduzieren. Nur noch 19% der CFOs wollen ihren Personalstand in den nächsten Monaten ausbauen. Der Großteil der CFOs (60%) will den Personalstand konstant halten. Das sind um 10% mehr als im letzten Quartal 2013. www.cfoclub.at Bei den abgefragten Unternehmensindikatoren 12 Deloitte.Radar 2014

Wie attraktiv ist der Standort Österreich? Österreich ist mit vielen Top-Platzierungen in internationalen Standortrankings vertreten. Allerdings ist ein negativer Trend feststellbar, der dringenden Handlungsbedarf aufzeigt. Die Platzierungen sind immer in Relation zur Anzahl der untersuchten Volkswirtschaften zu sehen. Im Jahr 2013 trifft dies auf die verschiedenen Indizes wie folgt zu: Global Competitiveness Index: 148 Global Innovation Index: 142 World Competitiveness Index: 60 Corruption Perceptions Index: 177 OECD Better Life Index: 36 Die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs anhand internationaler Indizes (2007-2013) 5 Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 10 Rang 15 20 25 30 Global Competitiveness Index WEF World Competitiveness Index IMD OECD Better Life Index Global Innovation Index INSEAD Corruption Perceptions Index TI 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Global Competitiveness Index WEF 15 14 17 18 19 16 16 Global Innovation Index INSEAD 22 15 15 21 19 22 23 World Competitiveness Index IMD 11 14 16 14 18 21 23 Corruption Perceptions Index TI 11 12 16 15 16 25 26 OECD Better Life Index 14 16 13 Quelle: World Economic Forum, INSEAD, IMD, Transparency International, OECD Deloitte.Radar 2014 13

Global Competitiveness Index Global Innovation Index 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 5 5 10 10 15 20 25 15 14 17 18 19 16 16 15 20 25 22 15 15 21 19 22 23 Ranking Österreich Linear (Ranking Österreich) Ranking Österreich Linear (Ranking Österreich) World Competitiveness Index Corruption Perceptions Index 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 5 5 10 15 20 25 11 14 16 14 18 21 23 10 15 20 25 30 11 12 16 15 16 25 26 Ranking Österreich Linear (Ranking Österreich) Ranking Österreich Linear (Ranking Österreich) Quelle: World Economic Forum, INSEAD, IMD, Transparency International Abgesehen von einer negativen Trendentwicklung in allen beobachteten Indizes ist festzuhalten, dass Österreich im untersuchten Zeitraum Platzierungen zwischen Rang 10 und 26 hat. Im Jahr 2013 stagniert Österreich in fast allen Indizes. Die größte Schwankung besteht beim von Transparency International publizierten Korruptionswahrnehmungsindex, in dem Österreich von Platz 11 im Jahr 2007 auf Rang 26 im Jahr 2013 abgerutscht ist. Der ebenfalls beobachtete OECD Better Life Index wurde erst zum dritten Mal erstellt. Bei diesem handelt es sich allerdings nicht um ein Ranking im eigentlichen Sinn, da die OECD selbst keine Bewertung vornimmt. Für die Erstellung einer Reihung kann man online unterschiedliche Themenbereiche nach individuellen Präferenzen gewichten. Bei einer gleichmäßigen Gewichtung aller bewerteten Aspekte belegt Österreich Rang 13. Bei jeder Kritik an Rankings ist eine Tatsache nicht weg zu argumentieren: Der Abwärtstrend. Mit dem österreichischen Komfortzonenkurs schaffen wir für die nächste Generation eine umso schwerer abzuarbeitende Last. Was heute noch mit dem Rasenmäher ginge, wird morgen schon die Motorsäge brauchen. Univ.Josef Schuch, Partner Clients & Markets sowie Universitätsprofessor Internationales Steuerrecht 14 Deloitte.Radar 2014

Analyse der Standortfaktoren Der folgende Abschnitt zeigt, wo Deloitte Österreichs Stärken und Schwächen sieht. Politisches und makroökonomisches Umfeld Unternehmensinfrastruktur und Umfeld Regulatorisches Umfeld Kosten Innovation, Forschung und Technologie Verfügbarkeit von Arbeitskräften Lebensqualität Dringender Handlungsbedarf Handlungsbedarf Gute Basis für notwendige Verbesserung Standortvorteil mit Verbesserungspotenzial Klarer Standortvorteil Deloitte.Radar 2014 15

1. Politisches und makroökonomisches Umfeld Die strukturelle Staatsverschuldung ist eine Last für die Zukunft. Dringend notwendige Reformen bei Ausgaben und Verwaltung müssen angegangen werden, damit Österreich auch künftig handlungsfähig bleibt. Der Staat schafft in seiner Rolle als Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und Rechtssprechungsorgan die gesetzlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln. Die Politik hat damit bedeutenden Einfluss auf die Standortattraktivität. Im internationalen Vergleich wird das politische System in Österreich als sehr stabil wahrgenommen. Der Global Competitiveness Index (GCI) reiht Österreich im Bereich der öffentlichen Institutionen auf Rang 22. Diese Sicherheit ist eine große Stärke des Wirtschaftsstandortes. Die Schwächen liegen im Ausmaß der Regulierung, in der Treffsicherheit von Staatsausgaben sowie im Vertrauen in die Politiker. Die Bewertung des makroökonomischen Umfelds hat sich zuletzt wieder verschlechtert. Nach zwei Jahren auf Platz 33 konnte im aktuellen GCI-Report nur mehr Rang 37 erreicht werden. Daran sind vor allem die steigende Staatsverschuldung und der anhaltende Ausgabenüberschuss im Staatshaushalt Schuld. Bei den Finanzierungsmöglichkeiten sind zuletzt wieder Verschlechterungen bei der Verfügbarkeit von Krediten und Venture Capital festzustellen. Das wirkt sich auch negativ auf Vertrauen und Zuversicht auf den Finanzmärkten aus. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zählt Österreich weiterhin zu den wohlhabendsten Ländern Top 5 in der EU und knapp hinter den Top 10 weltweit. Politisches und makroökonomisches Umfeld + Stabiles politisches System + Hohes Pro-Kopf-Einkommen + Hoher Entwicklungs- und Reifegrad der Wirtschaft + Vergleichsweise niedrige Zoll-und Handelstarife + Innovative Unternehmen: Hidden Champions mit klarer Differenzierungsstrategie Rekordhoch bei der Staatsverschuldung mit negativen Entwicklungsprognosen Verschwendung von Staatsausgaben, strukturelle Neuverschuldung Sinkendes Vertrauen in die Politik Mäßiges Wirtschaftswachstum Erschwerte Finanzierungsmöglichkeiten sowohl über Kredite als auch über den Aktien- und Venture Capital-Markt Empfehlungen: Konsolidierung des Staatshaushaltes durch Erhöhung der Treffsicherheit von öffentlichen Ausgaben (Langfristigkeit, Nachhaltigkeits- und Effektivitätsorientierung, Vermeidung von Mehrfachzuständigkeiten) Angehen der dringend notwendigen Verwaltungsreform Weitere Verbesserung des Schutzes von Investoreninteressen Modernisierung von Corporate Governance Systemen auch in Familienunternehmen Maßnahmen zur besseren Eigenkapitalausstattung von KMUs (z.b. Schaffung von Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften, Unterstützung von Venture Capital-Gebern) 16 Deloitte.Radar 2014

Es wurden bereits erfolgreiche Maßnahmen im Bereich der Korruptionsbekämpfung getroffen, eine weitere Stärkung dieser ist zur beschleunigten und glaubwürdigen Aufarbeitung jedoch unabdingbar. Karin Mair, Partnerin Forensic Politik und öffentliche Verwaltung Trotz stabiler politischer Verhältnisse ist ein Vertrauensverlust in die Politik feststellbar. Die steigende Staatsverschuldung, unerfüllte Erwartungen an eine umfassende Verwaltungsreform sowie zahlreiche Fälle von vermuteter und oftmals auch nachgewiesener Begünstigungspolitik im öffentlichen Sektor schlagen sich in negativen Einschätzungen im aktuellen GCI-Report nieder. Auch die erneut schlechte Platzierung im Corruption Perceptions Index (Rang 26) machen den Handlungsbedarf in diesem Bereich überdeutlich. Öffentliche Einrichtungen, wie die WKStA (Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption), das BAK (Bundesamt zur Korruptionsprävention und bekämpfung) und die BWB (Bundeswettbewerbsbehörde) haben in diesem Zusammenhang bereits maßgebliche Schritte gesetzt. So leisten beispielsweise die neu eingerichtete Meldeplattform der WKStA, die gesetzten Präventionsund Edukationsmaßnahmen des BAK sowie die von der BWB durchgeführte Aufklärungsarbeit einen wesentlichen Beitrag zur Korruptionsbekämpfung. Jedoch führt die personelle Unterbesetzung und die technische Ausstattung in den entsprechenden Behörden in Kombination mit diversen Hürden, z.b. Rücklaufzeit relevanter Unterlagen, zu einer langen Verfahrensdauer, die von Experten insbesondere im Bereich der Korruptionsbekämpfung kritisiert wird. Der Stand der öffentlichen Schulden stieg weiter an, er liegt inzwischen bei nahezu 74% des BIP und damit klar oberhalb der Marke, die das EU-Recht erlaubt. Dazu kommen das weiterhin hohe Budgetdefizit und eine anhaltend hohe Staatsquote von über 50% des BIP. Seit vielen Jahren werden grundlegende Reformen in diversen Experten- und Arbeitsgruppen diskutiert. Sie scheiterten bislang aber an der politischen Umsetzung. Die lange diskutierte Verwaltungsreform und die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten bei Förderungen auf Bundes- und Landesebene sind dabei hervorzuheben. Staatsausgaben gesamt in Mio. EUR 160.000 155.000 150.000 145.000 140.000 135.000 145.333 Quelle: Statistik Austria 150.593 151.881 158.735 2009 2010 2011 2012 Öffentlicher Schuldenstand in % des BIP Staatsquote in % des BIP 90 80 70 60 50 40 30 65 60,2 59 66,8 63,8 62,3 75 69,2 82 80 72 82,5 85 80,4 82 72,5 73,4 60 50 40 30 20 49 49 45,6 47,1 44 44 32,1 32,1 52,6 53 51 51 51,1 50,6 49,1 49,4 48,2 48 45 45 34,1 33,8 33,8 20 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 EU (27 Länder) Österreich Deutschland 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 EU (27 Länder) Österreich Deutschland Schweiz Quelle: EUROSTAT Quelle: EUROSTAT Deloitte.Radar 2014 17

Makroökonomisches Umfeld Güter- und Dienstleistungsmärkte Österreich ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von EUR 32.200 pro Kopf eines der wohlhabendsten Länder der EU. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Wert bei EUR 31.300. 2 Laut GCI belegt Österreich beim Pro-Kopf Einkommen international Platz 12 (vgl. IWF Platz 11). Österreichs Leistungsbilanz erreichte 2012 einen Überschuss von EUR 5,5 Mrd., das entspricht 1,8% des BIP. Dies ist auf die positive Dienstleistungsbilanz zurückzuführen. Die Handelsbilanz ist traditionell negativ - im Jahr 2012 mit fast EUR 8,5 Mrd. 3 Das Außenhandelsdefizit sank im ersten Halbjahr 2013 von EUR 4,39 auf EUR 1,44 Mrd. Das ist auf eine Steigerung der Exporte um 1,1% bei gleichzeitigem Importrückgang von 3,5% zurückzuführen. Insgesamt gingen 2012 rund 31% aller österreichischen Exporte nach Deutschland, während deutsche Lieferungen circa 38% des österreichischen Importvolumens ausmachten. Deutschland bleibt somit wichtigster Handelspartner, auch bei Dienstleistungen. 4 Österreichs Stärke: Hidden Champions Der im internationalen Vergleich hohe Anteil der Industrie in Österreich ist geprägt von einem hochentwickelten Maschinenbau, zahlreichen Kfz-Zulieferern sowie einigen großen mittelständischen Unternehmen mit hoher Spezialisierung und führenden Positionen am Weltmarkt. Die so genannten Hidden Champions setzen meist auf eine klare Differenzierungsstrategie. Sie besetzen mit ihren Produkten erfolgreich Nischenmärkte, nutzen Innovationen und erreichen Europa- oder gar Weltmarktführerschaft. Sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch in Hinblick auf die Standortattraktivität Österreichs ist die Leistungsfähigkeit der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe von zentraler Bedeutung. Aus dem Ranking des Weltwirtschaftsforums wird hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen sehr deutlich: Die geringe Größe des österreichischen Marktes verbunden mit einer hohen Wettbewerbsintensität und das im internationalen Vergleich hohe Pro-Kopf Einkommen sprechen eindeutig für Differenzierung und Qualität anstelle einer Niedrigpreisstrategie. Import und Exporte Der hohe Entwicklungsgrad der österreichischen Wirtschaft spiegelt sich mit Rang 8 auch im GCI wider. Österreich punktet vor allem mit entwickelten Produktionsprozessen, guter internationaler Distribution, hoher Lieferantenqualität und -quantität sowie mit einer breiten Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette. 100,0 90,0 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Exporte von Waren und Dienstleistungen in % des BIP Importe von Waren und Dienstleistungen in % des BIP 58,9 59,3 50,1 54,1 57,3 57,0 57,2 53,2 53,5 45,6 49,9 54,0 53,5 53,4 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2 EUROSTAT (Reales BIP pro Kopf, Wachstumsrate und insgesamt) 3 Auswärtiges Amt (Länderinfos, Österreich) 4 ibid 18 Deloitte.Radar 2014

Inflationsrate Die zu Beginn des Jahres 2013 relativ hohe Inflationsrate ist im Verlauf des Jahres stark gesunken und kletterte erst im Dezember laut Berechnungen von Statistik Austria auf 1,9%. Ausschlaggebend für den höchsten Wert seit Juli 2013 (+2,0%) war neben der nach wie vor anhaltenden Preisdynamik bei den Ausgabengruppen Wohnung, Wasser, Energie sowie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke ein beschleunigter Preisauftrieb bei Bekleidungsartikeln und Beherbergungsdienstleistungen. Im November lag sie noch bei 1,4%, das ist der niedrigste Wert seit Februar 2010 (1,0%). Die durchschnittliche Inflationsrate des Verbraucherpreisindex (VPI 2010) im Jahr 2013 betrug 2,0%. Im Jänner 2014 sank die Inflationsrate wieder auf das Herbstniveau (1,5%). 5 Inflationsrate: Jährliche Veränderung in% 4,00% 3,50% 3,00% 2,50% 2,00% 1,50% 1,00% 0,50% 0,00% 0,50% 1,00% Quelle: EUROSTAT 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 EU (28 Länder) Deutschland Österreich Schweiz BIP Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2012 nominell bei EUR 307 Mrd. und real bei 157,6 Mrd. Mit einem BIP pro Kopf von rund EUR 32.200 gehört Österreich zu den reichsten Staaten der Erde. Bruttoinlandsprodukt BIP in Mrd. EUR r eal real BIP in Mrd. EUR n nominell 350 300 274,02 282,75 274,82 286,2 299,24 307 250 200 150 153 155,1 149,2 151,9 156,1 157,6 100 50 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: Statistik Austria Entwicklung BIP in % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 f 2014 f 2015 f EU 27 0,3-4,3 2,1 1,5-0,3 0,1 1,6 1,9 Euro Area (17 countries) 0,4-4,4 2,0 1,6-0,7-0,4 1,1 1,7 Austria 1,4-3,8 1,8 2,8 0,9 0,4 1,6 1,8 Germany 1,1-5,1 4,0 3,3 0,7 0,5 1,7 1,9 Quelle: EUROSTAT (f=forecast) 5 Statistik Austria (Pressemitteilung 16.1.2014) Deloitte.Radar 2014 19

Finanzmärkte Bei der Bewertung der Finanzmärkte sind Faktoren wie die Verfügbarkeit von Fremd- oder Eigenkapital, die Kreditwürdigkeit der Banken, Finanzierungsmöglichkeiten über den Aktienmarkt sowie der Schutz von Investoren entscheidend. Österreich hat sich in diesem Bereich des GCI-Ranking weiter verschlechtert (Platz 37). Sowohl die Verfügbarkeit von Bankkrediten als auch der Zugang zu Venture Capital wurden 2013 negativer eingeschätzt als im Jahr davor. Nur die Finanzierungsmöglichkeiten über den lokalen Kapitalmarkt haben sich erneut etwas verbessert. Platz 45 zeigt jedoch die unterdurchschnittliche Bedeutung des heimischen Kapitalmarktes. Die Börsenkapitalisierung in Österreich lag 2012 bei rund EUR 80 Mrd. Im Vergleich dazu hatte Deutschland etwas mehr als den 14-fachen Wert und Großbritannien den 32-fachen Wert. Österreich Börsenkapitalisierung in Mrd. 180,00 160,00 140,00 120,00 100,00 80,00 60,00 40,00 20,00 0,00 161,73 Quelle: EUROSTAT 54,75 77,27 93,94 65,68 80,43 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Euro-Länder Anfang November auf das Rekordtief von 0,25% gesenkt hat. Diese Zinssenkung geht auf Kosten der Anleger, die langfristig niedrigen Zinsen reduzieren zunehmend die finanziellen Puffer der Lebensversicherer. Gleichzeitig sinken in Österreich die Kreditkosten nicht in gleichem Maß, was auf die Überregulierung der Banken zurückzuführen ist. Sparer müssen schon zur Inflationsabgeltung zu riskanteren Anlagen greifen. Andererseits benötigen viele Klein- und Mittelunternehmen eine stärkere Eigenkapitalausstattung. Betrachtet man diese beiden Effekte Kapitalbedarf und schleichende Enteignung der Sparer dann könnte ein Modell für Mittelstands- Finanzierungsgesellschaften eine richtige Lösung sein. Börsenkapitalisierung in Mrd. 3.000,00 2.500,00 2.000,00 1.500,00 1.000,00 500,00 0,00 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Österreich Deutschland Großbritannien Quelle: EUROSTAT 20 Deloitte.Radar 2014

2. Unternehmensinfrastruktur und Umfeld Mit seiner ausgezeichneten Infrastruktur bietet Österreich Unternehmen gute Voraussetzungen, sich auf dem nationalen und internationalen Markt zu positionieren. Österreich bietet eine ausgezeichnete Infrastruktur für Unternehmen. Bei der Qualität des Strom- und Telefonnetzes ist die Alpenrepublik ebenso im Spitzenfeld zu finden, wie beim Straßennetz. Auch die Bahninfrastruktur wird als Stärke gesehen, wenngleich es bei der Anbindung an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz noch Nachholbedarf gibt. Der Vienna International Airport steht weiterhin vor der Herausforderung, sich als zukunftssichere Drehscheibe im internationalen Flugverkehr zu positionieren. Die regionalen Flughäfen kämpfen für ansässige Betriebe um wettbewerbsfähige Anbindungen. Im Energiebereich kommt den Unternehmen in Österreich die Versorgungssicherheit zugute. Bei den Energiepreisen ist ganz Europa im Nachteil gegenüber den USA. Durchschnittliche industrielle Verbraucher zahlen hier doppelt so viel für Elektrizität wie amerikanische Konkurrenten. Trotz der wertvollen Ressource Wasserkraft und der zunehmenden Bedeutung von Wind- und Solarenergie ist Österreich nach wie vor auf Energie- Importe angewiesen. Auch der Wohn- und Immobiliensektor hat Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit. Immobilien werden in Österreich mehr denn je als attraktive Investment-Alternative gesehen. Bei der im OECD Better Life Index erhobenen Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt liegt Österreich im OECD-Schnitt. Hierzulande werden vergleichsweise viele Wohnungen gebaut und in den Ballungszentren auch extrem nachgefragt. Dadurch ist auch weiterhin mit einer steigenden Preisentwicklung zu rechnen. Unternehmensinfrastruktur Unternehmensinfrastruktur und Umfeldund Umfeld + Sehr gute Infrastruktur in der Daseinsvorsorge + Hervorragendes Straßen- und Schienennetz + Gute Telefon-Infrastruktur, bisher Innovationsland bei Mobilfunk + Hochqualitative Energienetze, Einsatz erneuerbarer Energiequellen (Wasserkraft, Wind, Solar) + Hohe Wohnbauintensität (im Vergleich zum EU Durchschnitt) Mangelnde Anbindung des Schienenverkehrs an das europäische Hochleistungsnetz Verbesserungspotenzial im Flug- und Schiffsverkehr Nachteile bei Energiepreisen führen zu hohen Energie-Importen Immobilienmarkt wird aufgrund der Regionalität und der Gesetz gebung als komplex und intransparent wahrgenommen Hoher Wohnraumbedarf führt zu starken Preisanstiegen in Ballungszentren Empfehlungen: Forcieren der regionalen Zusammenarbeit in ländlichen Gebieten mit dem Ziel die Dichte des öffentlichen Verkehrsnetzes zu erhöhen Positionieren des Wiener Flughafens als Drehscheibe im internationalen Luftverkehr und Sicherstellung ausreichender Direktflugverbindungen Bewusstseinsbildung für Energiethemen in der Öffentlichkeit und in Unternehmen beispielsweise CFOs mit den Themen Energiebilanz, Energiemanagementsysteme und Energieeffizienz besser vertraut machen Verbessern des Investment-Klimas im Immobilienbereich: langfristig ausgelegte Steuerstrukturen, rasche und verlässliche Bewilligungsverfahren, Aufenthaltsgenehmigungen für Investoren, sowie Vereinfachen des Mietrechtsgesetzes, Wohnungseigentumsgesetzes und der Bauordnungen Deloitte.Radar 2014 21

Erreichbarkeit und allgemeine Infrastruktur Für international tätige Unternehmen spielt die Verkehrs-Infrastruktur eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl. Österreich erreicht in diesem Bereich Platz 21 im GCI-Ranking. Die hohe Qualität des Straßennetzes ist dabei besonders hervorzuheben. Die Ballungsräume kommen allerdings in Stoßzeiten immer mehr an ihre Belastungsgrenzen, sodass vereinzelt schon über City- Maut-Konzepte oder Road Pricing diskutiert wird. Beim öffentlichen Verkehr kommt es vermehrt zu überregionaler Zusammenarbeit, eine attraktive Taktung ist aber oft nicht kostendeckend zu realisieren. Bei der Qualität des Schienenverkehrsnetzes kann Österreich auf eine vergleichsweise gute Erschließung verweisen. Herausfordernd sind jedoch die Anbindung an das europäische Hochleistungsnetz und damit verbundene kostenintensive Infrastrukturprojekte. Im Bereich der Luftfahrt ist eine Absicherung des Wiener Flughafens als Drehscheibe für den internationalen Flugverkehr mit möglichst vielen Direktverbindungen nötig. Andernfalls wird Wien als möglicher Headquarteroder Subheadquarter-Standort an Bedeutung verlieren. In der Schifffahrt hat Österreich als Binnenland nur eingeschränkte Möglichkeiten. Der Transportweg Donau ist aber für die traditionell guten Beziehungen zu den Ländern der CEE-Region nach wie vor von Bedeutung. Energie Die Verfügbarkeit von Energie und erschwingliche Energiepreise sind entscheidende Faktoren für Wohlstand und sie sind in vielen Ländern bestimmend für die industrielle Wettbewerbsfähigkeit. Erdgas kostet in den USA nur ein Drittel des Importpreises in Europa und nur ein Fünftel des Importpreises in Japan. Durchschnittliche industrielle Verbraucher in Europa oder Japan zahlen mehr als doppelt so viel für Elektrizität wie Unternehmen mit Sitz in den USA. Selbst für chinesische Unternehmen ist Elektrizität fast doppelt so teuer wie für amerikanische. 6 Laut der aktuellen Deloitte resources - Studie besteht im Billig-Energie-Land USA noch dazu ein hohes Bewusstsein für Energiemanagement- Programme (81% der befragten US-Unternehmen), um Kosten zu senken. Höhere Kosten für Energie-intensive Unternehmen in Europa und Japan werden zu einer hohen Belastung und verdeutlichen die Relevanz des Energiebereichs als Standortfaktor. Österreich ist ein Energie-Importland und bezieht 80% fossiler Energie aus dem Ausland, obwohl alternative Energien aus Europa und auch aus dem eigenen Land genutzt werden könnten. Energieimporte und -exporte in Terajoule TJ Was die Infrastruktur für die Daseinsvorsorge (Gas, Strom, Wasser, Abfallentsorgung, etc.) betrifft, so zählt Österreich zu den Top-Wirtschaftsstandorten. Dies führt zu den hohen Bewertungen der Lebensqualität. In der Telekommunikation kann sich Österreich zwar unter den Top 20 einordnen, da insbesondere im Bereich der Mobiltelefonie ein hoher Standard gegeben ist. Um zu den führenden IKT-Nationen aufzurücken, gilt es aber vor allem in eine zukunftsfeste, technologieneutrale Breitband- und IT-Infrastruktur zu investieren. 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 1.246.772 1.239.492 1.200.086 1.243.711 260.882 244.316 310.818 345.843 2007 2008 2009 2010 Importe Exporte 6 World Energy Outlook (Global Energy Trends) 22 Deloitte.Radar 2014

Stromimporte und -exporte in Terajoule TJ 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Stromimport Quelle: Statistik Austria Stromexport Obwohl Österreich mit Wasserkraft gesegnet ist, reicht dies nicht aus, um sich von Stromimporten unabhängig zu machen. Ausländische Konsumprodukte sind in Österreich oftmals billiger als heimische, da graue Energie also die ökologischen Aufwendungen für Transport, Produktion, Vertrieb und Handel nicht bilanziert werden. Energiewirtschaftsunternehmen stehen derzeit vor folgenden Herausforderungen, von denen einige auch für andere Unternehmen gelten: Erschwerte Finanzierungsmöglichkeiten als Folge der Finanzkrise Steigende Investitionskosten durch höhere Rohstoffpreise Sinkende prognostizierte mittelfristige Energie- Nachfrage in Europa (demografischer Wandel) Verschärfter Wettbewerb beim Vertrieb von Strom und Gas Zunehmender Ergebnisdruck, unter anderem im Netz durch Regulierung und allgemein durch staatliche Interventionen Mit Deutschland als größtem Handelspartner ist Österreich unmittelbar von der deutschen Energiewende betroffen Diese Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen, aber Österreich hat mit Wasserkraft und einer flexiblen und pragmatischen mittelständischen Unternehmenskultur die besten Voraussetzungen für neue Energielösungen und nachhaltige Produkte. Mit dem Energieeffizenzgesetz, der Einführung von Energiemanagementsystemen und Energy-Audits nimmt Österreich eine Vorreiterrolle im Bereich der Effizienz ein. Hier besteht für Österreich die Chance, als Pionier mit gutem Beispiel voranzugehen und sich dauerhaft Wettbewerbsvorteile durch Exporte von Zukunftstechnologien, wie z.b. besseren Speichermöglichkeiten für Strom, zu sichern. Gerade im Bereich der Innovationen schneidet Österreich im internationalen Vergleich mit Platz 14 sehr gut ab. Die Zahl der Beschäftigen im Umweltbereich (Stichwort Green Jobs) steigt langsam, aber kontinuierlich an. Beschäftigte Green Jobs 173.000 172.000 171.000 170.000 169.000 168.000 167.000 166.000 165.000 Quelle: Statistik Austria 167.665 169.589 170.192 171.819 2008 2009 2010 2011 Deloitte.Radar 2014 23

Globale Trends Globale Trends sind natürlich auch in Österreich spürbar. Die Dezentralisierung im Energiebereich beispielsweise übt bereits seit einiger Zeit Einfluss auf den österreichischen Markt aus und wird durch die langjährige Fokussierung Österreichs auf alternative Energien noch verstärkt. Dezentralisierung bedeutet, dass Energie zur Deckung des Eigenbedarfs zunehmend von Kunden und Verbrauchern selbst erzeugt wird z.b. durch Photovoltaik oder Blockheizkraftwerke. Energieunternehmen stehen damit vor neuen Herausforderungen und müssen flexiblere Produkte anbieten, um erfolgreich Kunden zu gewinnen und zu binden. In der aktuellen Diskussion um Themen wie Dezentralisierung, Smart Energy oder Coopetition (Kooperationswettbewerb) verlieren Energieunternehmen die Bedürfnisse der Kunden oftmals aus den Augen. Der Wandel vom reinen Energieversorger hin zum Dienstleister, der den Kunden als Partner, Konsument und Erzeuger, also als Prosumer (eine Mischung aus Produzent und Consumer) ernst nehmen muss, setzt sich fort. Zunehmende Konkurrenz und veränderte Kundenbedürfnisse erhöhen die Komplexität für Energieunternehmen. In Zukunft werden sich Energieunternehmen nicht nur durch den Preis, sondern vor allem durch das Angebot und zu sätzliche Dienstleistungen sowie ein gefestigtes Markenbild von den Mitbewerbern differenzieren. Sie müssen aber auch größere Anstrengungen unternehmen, um den Informationsbedarf der Konsumenten zu stillen. Energiebilanz eines Unternehmens als unbekanntes Potenzial Auffallend ist, dass Unternehmen, die nicht in der Energiebranche tätig sind, ihr Potenzial im Bereich Energiemanagement nicht oder nur kaum aus schöpfen. Wie eine Deloitte Umfrage unter heimischen CFOs ergab, rangiert Energiemanagement auf deren Prioritätenliste noch im hinteren Feld. Mehr als die Hälfte der Befragten kennt die Energiebilanz ihres Unternehmens nicht. Gut 50% der Betriebe haben noch keine entsprechenden Energiemanagement-Systeme. Der Nutzen scheint in den Businessplänen zu selten berücksichtigt zu werden, sodass es hier besonders vor dem Hintergrund hoher Energiepreise in Europa und verstärkter gesetzlicher Klimaschutzanstrengungen großes Potenzial zu heben gibt. 52% der Manager kennen die Energiebilanz ihrer Firma nicht. Dies bedeutet großes Potenzial, um Energiekosten zu optimieren. Gerhard Marterbauer, Partner Energy & Resources 24 Deloitte.Radar 2014

In den Ballungs räumen besteht nach wie vor hoher Wohnraumbedarf, wodurch Preise hier verhältnismäßig stark ansteigen. Diese Entwicklung lässt sich europaweit beobachten. Wien ist besonders stark betroffen. Alexander Hohendanner, Partner Real Estate Wohnungs- und Immobilienmarkt Grundsätzlich wird der österreichische wie auch der globale Immobilienmarkt positiv eingeschätzt trotz jahrelanger Wirtschaftskrise, Immobilienblasen und anderer Schreckensmeldungen. Seit 2012 haben sich viele Märkte auf einem gesunden Niveau eingependelt, wenn auch häufig deutlich unter jenem der Boom-Jahre 2006/2007. Immobilien im OECD Better Life Index Der OECD Better Life Index vergleicht in einer Kategorie die Wohnungs- und Immobilienmärkte der einzelnen OECD-Nationen miteinander. Daraus geht hervor, dass 88% der österreichischen Bevölkerung mit der gegen wärtigen Wohn-Situation zufrieden sind, was dem OECD-Durchschnitt von 87% entspricht. Ebenso ver gleich bar ist die durchschnittliche Anzahl der Zimmer pro Person (1,7) mit dem OECD-Durchschnitt von 1,6. Hier ist jedoch anzumerken, dass klassische Wiener Altbauten schon alleine durch ihre Raumhöhen und -größen eine Besonderheit zu anderen Ländern mit relativ klein dimensionierten, dafür einer höheren Anzahl an Zimmern pro Person, darstellen (Spitzenreiter: Kanada mit 2,6 Zimmer pro Person). Die Ausgaben pro Haushalt in Bezug auf Wohnkosten (Miete, Betriebskosten, Möbel und Reparaturen) ent sprechen mit 21% des verfügbaren Einkommens pro Haushalt ebenfalls dem OECD-Durchschnitt. Diese Studie zeigt, dass in Österreich mehr Wohnungen gebaut werden als im Europa-Durchschnitt. Mit einer Wohnbau-Intensität von im Schnitt 1,5 pro 1.000 Einwohner liegt Österreich an zweiter Stelle hinter Frankreich und stellt sich damit gegen den Trend einer rückläufigen Entwicklung bei Wohnungsneubauten in Europa. Dementsprechend stehen der österreichischen Bevölkerung im Schnitt auch mehr Wohneinheiten je 1.000 Einwohner zur Verfügung als dem durchschnittlichen EU-Bürger. Die durchschnittliche Größe (gemessen an der Anzahl der Räume) der Wohneinheiten weist ein deutliches West-Ost Gefälle auf. Während in Osteuropa (einschließlich Österreich) Wohnungen mit 2-3 Wohnräumen die Regel sind, leben Engländer, Spanier und Belgier in Wohnungen mit fünf und mehr Räumen. Um eine 70m² Wohnung zu erwerben, muss man in Österreich rund fünf Bruttojahresgehälter aufbringen, während Deutsche und Dänen gerade einmal 2,2 Bruttojahresgehälter dafür benötigen. Die höchsten Summen zahlt man in Russland, Großbritannien und Frankreich mit rund 9,5 bis 10 Bruttojahresgehältern. Dementsprechend verhalten sich auch die laufenden Wohnkosten (Kosten für Miete, Nebenkosten und Reparaturen). Hier liegt Dänemark weit über dem EU-Durchschnitt. Laufende Wohnkosten im europäischen Vergleich 2,00 1,80 1,60 Total consumer costs of housing Index of the total annual costs per 1,000 citizens EU 27 average = 1 1,82 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,36 0,42 0,58 0,80 1,00 1,01 1,11 1,17 1,23 1,23 1,29 1,36 0,20 0,00 2011 2012 Deloitte.Radar 2014 25