Pflege-Budget oder Pflege-Selektion: eine Frage der Zeit? Marie-Madlen Jeitziner, PhD, MNS 13. November 2015 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 1
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Ausgangslage Ökonomisierung im Gesundheitswesen (60-70% der Kosten: Personal) Personalreduktion / Personalmangel Erhöhte Arbeitsbelastung(Sicherheit, Burnout, Innere Kündigung usw.) Invasivität der Diagnostik Qualität der Patientenbetreuung Knappe Zeitressourcen 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 3
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion Situationsbeschreibung Drei Patienten sind kreislaufmässig instabil und haben Beatmungsprobleme Ein Patient ist in der Rehabilitationsphase und fühlt sich sehr gestört durch den Lärm Weitere zwei Patienten sind deliriant Ein Patient hat Durchfall Ein weiterer Patient ist sediert und beatmet 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 4
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion Situationsbeschreibung Eine Pflegende betreut 2 Patienten Zwei Pflegende sind Studierende Angehörige hätten gerne Informationen.ein Transport steht an und ein Eintritt braucht Platz 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 5
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion? 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 6
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 7
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion Zeit Patienten / Pflegende Verhältnis Leistungserfassungssysteme Strukturen und Prozesse einer Intensivstation Aufgaben der Pflege Qualität Arbeitslast Arbeitszufriedenheit SwissDRG Interprofessionale Zusammenarbeit 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 8
Genügend Zeit für die Pflege? 70 % der Pflegenden hatten nicht genug Zeit (Befragung von 120 Pflegenden der Intensivstation) (Kochanek et al., 2015) Pausen verzichten, Administration lückenhaft Abstriche in der Grundversorgung (Körperpflege usw.) (Rettke et al., 2015) Einschränken der Hygienemassnahmen -> Infektionsraten steigen Moralischer Stress (Rettke et al., 2015) Null-Fehler Toleranz (Zeit der Reflexion fehlt) Kombination aus Arbeitsbelastung, Komplexität, zeitliche und personelle Ressourcen, Arbeitsumgebung 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 9
Genügend Zeit für die Pflege? «Man kann etwas leisten, das anderen einen Benefit bringt» (Rettke et al., 2015) Gefühl haben man kann den Auftrag nicht richtig erledigen (Rettke et al., 2015) Stress und schlechtes Gewissen (Rettke et al., 2015) Fehlende Einsicht in getroffene Entscheidungen (Rettke et al., 2015) Zeit beim Patienten: Mortalität, Aufenthaltsdauer usw. (Aitken et al., 2002; Schmid et al., 2007) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 10
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Literatur: Zeit und Pflege Verhältnis: Pflegende / Patienten 1:1 (Bray et al., 2010) Studien: 1:1 bis 1:3 und die Praxis? Vereinfachung: 1:1 Verhältnis 1:1 Verhältnis: Fähigkeiten, Erfahrungen und Qualifikation der Pflegenden; Komplexität der Patientensituation, Patientenbedürfnisse, Umfeld der Intensivstation -> KEINE WIRKLICHE LÖSUNG? -> Kontextfaktoren fehlen! 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 12
Zeit und Pflege Personalreduktion (Neuraz et al., 2015) -> Mortalität auf der Intensivstation: Patient / Pflegende: 2.5 Patient / Arzt: 14 -> Wochenenden (Pflegende) und Nachtwache (Ärzte) -> Anzahl lebenserhaltender Massnahmen Gibt auch andere Studien 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 13
Zeit und Pflege Tägliche Variation der Pflegeteams, Variation über Zeit Variation was eine hohe Arbeitsbelastung ist (Teamarbeit) Arbeitskontext der Pflege wird nicht miterfasst: -> Pflegeteams, Ausbildung, Leadership, Support, kollegiale Beziehung Pflegende und Ärzte (Aitken et al., 200; Slater et al., 2010) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 14
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Wofür braucht die Pflege Zeit? Durchschnittlich 308 Aktivitäten (Range: 193-500), abhängig vom Schweregrad (Durchschnittliche Dauer: 1.53 Minuten / 7 Stunden) Zeit für Aktivitäten in den Pflege involviert ist (Zudienen usw.(range: 0-510) 1-3 Aktivitäten führen Pflegende oft parallel durch (Fehlerrisiko nimmt zu) Bestehenden Leistungserfassungssystemen unterschätzen, die Pflegeleistung (Abbey et al., 2012) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 16
Wofür braucht die Pflege Zeit? Direkte Pflege: 40.5% (Kernaufgabe) Indirekte Pflege: 32.4%(Vorbereitung der Medikamente, Visiten) Personelle Aktivitäten: 21.9% (Pausen; Kommunikation mit Pflege) Institutionsbezogene Aktivitäten: 5.0% (Schulungen usw.) Simultane Arbeitsweisen: 43% (Abbey et al., 2012) Support Aktivitäten: 56% (Koordination, Dokumentation) Direkte Pflege: 44% (Assessment, Lernen, Behandeln, Psychologische Unterstützung) (Storfjell et al., 2008) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 17
Wofür braucht die Pflege Zeit? Rapporte und Übergaben (1 bis 1.5 Stunden im Tag) Patientenverlegungen (A-D-T Prozess) + Sicherheitsmomente Dokumentation (elektronische Dokumentation versus Papierdokumentation) Koordination von diagnostischen und therapeutischen Interventionen Pflegende «streichen» oft die verhaltensbezogenen Interventionen (z.b. anleiten, emotioneller Support für Patienten) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 18
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion Pflege-Patientenzentriert? 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 19
Caring und Patientenzentrierte Pflege Der richtige Patient, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, betreut durch die richtige Person (Skill-Grade-Mix) Patientenbedürfnisse / tägliche Ziele und Evaluation (Checkely et al., 2014) Priorisierung evidenzbasierter Pflegemassnahmen (z.b. Mobilisation) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 20
Kommunikation und Teamarbeit Verbesserte Teamkommunikation (Checkely et al., 2014) Gute funktionierende Teamarbeit (Eintritte und bestehende Patienten) (Neuraz et al., 2015) Wer betreut die eintretenden Patienten? Kommunikation unter Pflegenden funktioniert / Schnittstellen sind oft problematisch, Kommunikation und Beziehung zu den Ärzten (Aitken et al., 2008; Ulrich et al., 2009) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 21
Kommunikation und Teamarbeit Unterbrechungen vermeiden. Interventionen verlängern sich. Management von Unterbrechungen (Cole et al., 2015). Relevanz der Aufgaben markieren. (Markierungen sichtbar machen) Unterbrechungen Interventionen: 50% «Mittel - Schwere» Aufgaben(z.B. Dokumentation), 35% «Sehr -Schwere» Aufgaben (z.b. Interventionen), 14% «Leicht -Schwere»Aufgaben (z.b. Körperpflege) Sasangohar et al., 2015 «19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 22
Kommunikation und Teamarbeit Multitasking, Wissen und Ablenkung (interne und externe Ablenkung) (Happ et al., 2014; Sasangohar et al., 2015) Funktionalität: Erfahrung, Komplexität, Akutsituation, Art der Intervention Ablenkung -> führt dazu, dass neue Aufgaben begonnen werden Reflexion des eigenen Arbeitsstils der Arbeitsweise 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 23
Management Guter Arbeitskontext und eine gute pflegerische Ausbildung verbessern Patienten-Outcome (Bachelor's degree). Anzahl Pflegende und Erfahrung war nicht assoziert mit Mortalität (Kelly et al., 2014; Aiken et al. 2014) Guter Skill Grade Mix: -> Vorhanden sein von Langzeitverläufen 48.7 % in 75% und mehr von der Zeit 28.7 % in 50% bis 75% der Zeit 21% in weniger als 50% der Zeit (Ulrich et al., 2009) Leadership (Kuokkanen et al., 2007). Pflegende «behalten» Weiterentwicklung ermöglichen! 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 24
Management Lean-Management Ausbildung Möglichkeiten der Supervision (AbAs- Arbeitsbasiertes Assessment) Support Möglichkeiten 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 25
Pflegequalität? Welchen Beitrag leistet die Pflege an den Patientenergebnissen? Qualitäts- und Pflegeentwicklungsprojekte (Evaluation im eigenen Kontext Angehörigentelefon) Peer- Reviews auf kollegialer Ebene(Lernen, Dokumentenanalysen) Würde ich mein Spital meiner Familie empfehlen? 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 26
Pflegequalität Erfassungstools von kritischen Ereignissen -> Erfassen die kritischen Ereignisse nicht spezifisch Trigger-Tools -> 41 kritische Ereignisse CIRS-Systeme -> 3 kritische Ereignisse (Nillson et al., 2012) Spezifische Trigger die kritische Ereignisse erfassen. Sedation, maschinelle Beatmung, Hypoglykämien usw. (Nillson et al., 2012; Hooper et al., 2014) 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 27
Pflege-Budget oder Pflege-Selektion Pflege-Patientenzentriert? Patientenzentrierung -> Zielorientierung! Fokus auf Kernaufgaben der Pflege -> Delegieren! Richtige Person am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit der richtigen Aufgabe. (Budget oder Selektion) Evidenzbasierte Massnahmen Leadership / Arbeitsumgebung Qualitätsbestrebungen 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 28
Besten Dank für die Aufmerksamkeit Marie-Madlen.Jeitziner@insel.ch 19.11.2015 Marie-Madlen Jeitziner 29