Beratung zur beruflichen Bildung und Beschäftigung in der deutschen Migrationsgesellschaft: Lage, Gründe, Entwicklungsund Forschungsaufgaben Dr. Ottmar Döring Berlin, 2. Dezember 2014 Das Förderprogramm IQ wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Bundesagentur für Arbeit finanziert.
Gliederung 1. Herausforderungen: Zielgruppe mit heterogenen Zugängen, Interessen und Beratungsinhalten 2. Die Antwort: Individuelle migrationsspezifische Beratung 3. Beratungsbeispiele 1. Anerkennungsberatung 2. Bundesagentur für Arbeit 3. Beratung von Studierenden 4. Entwicklungsaufgaben 5. Fazit 1. Professionalisierung 2. Qualitätsentwicklung 2
1. Herausforderungen: Zielgruppe mit heterogenen Zugängen, Interessen und Beratungsinhalten 3
Zuwanderung steigende Zuwanderung: EU-Binnenwanderung aus Südosteuropa und den -Krisenländern sowie mehr Flüchtlinge steigende Qualifikationen Migrationsbevölkerung ist bisher relativ schlecht qualifiziert (mit Ausnahmen: arabische Zuwanderer) u.a. erweiterte rechtliche Zuwanderungsmöglichkeiten für qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten (z.b. Blue Card) ändern dies, auch wenn sie bisher nicht die prognostizierten Effekte erreichen transnationale Migrationsmuster mit mehreren Wanderungsepisoden gehören mittlerweile zum Migrationsalltag Zuwanderung ist keine Ausnahmeerscheinung in Zeiten der Globalisierung 4
Differenzen in der Bildung und Beschäftigung Montage Airbus: Facharbeiter/innen (D) versus langjährig Angelernte (UK, F, ES) Einzelhandel: Fachkräfte (D) versus Einsatz von Angelernten (UK, USA) Erzieherinnen und Erzieher: schulische Ausbildung (D) versus Hochschulausbildung zur Frühpädagogik (PL) Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger: schulische Ausbildung (D) versus Hochschulausbildung (B, DK, EST, FIN, GR, I, PL, P, RO, S) Altenpflegerinnen und Altenpfleger: keine vergleichbaren Abschlüsse Physiotherapie: Fachschulausbildung (D) versus Hochschulausbildung (P) Friseurinnen und Friseure: einheitlicher Ausbildungsberuf (D) versus Damen- oder Herrenfriseur/in (TR) Kfz-Mechatronikerinnen und Kfz-Mechatroniker: duale Ausbildung (D) versus traditionelle Lehrlingsausbildung (Ghana) Lehrerinnen und Lehrer: 2-Fachregelung (D) versus 1-Fachregelung (R) 5
Vielfalt der Beratungsanlässe Erstausbildung: Schule, Hochschule, duale Ausbildung Weiterbildung: Aufstieg, Umorientierung, Wiedereinstieg Erwerbstätigkeit: Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, Zuwanderung, Arbeitsplatzwechsel, Existenzgründung 6
Heterogenität der Zielgruppe als Herausforderungen für Beratung vielfältige Kompetenzen der Migrantinnen und Migranten: formale Abschlüsse, spezifische kulturelle Kompetenzen, Mehrsprachigkeit, berufliche Kompetenzen, die in informellen oder non-formalen Lernprozessen erworben wurden Verknüpfung verschiedener Anliegen: z.b. Aufenthaltsstatus und Anererkennung ausländischer Berufsabschlüsse Diskriminierungserfahrungen: mit diskriminierendem Verhalten oder diskriminierenden Strukturen Wissensnachteile: fehlende Kenntnisse über das deutsche Bildungs- und Beschäftigungssystem 7
2. Die Antwort: Individuelle migrationsspezifische Beratung 8
anfragende Personen bzw. Institutionen Beratene/n selbst 60,4% (14.461) 72,3% (10.899) soziales Umfeld der/des Beratenen 10,8% (1.629) 30,9% (7.307) Jobcenter 1,0% (34) 5,3% (792) Agentur für Arbeit 0,1% (31) 2,9% (440) JMD/MBE 0,2% (48) 2,3% (341) Unternehmen 3,4% (821) 1,5% (221) Migrantenorganisation 0,2% (45) 1,0% (146) Bildungsberatungsstelle/- dienstleiter 3,5% (826) 0,9% (132) Sonstiges 1,5% (356) 3,2% (475) 0% 20% 40% 60% 80% 100% BAMF-Hotline 4/2012-9/2014 [n (Personen) = 23.929; fehlend: 2 Personen) Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014 [n (Personen) = 15.075; fehlend: 17.599 Personen] 9
Unterstützung durch Migrationsnetzwerke beim Zuzug (IAB-SOEP 2014; Stand 2013) 10
Konzeption: Integration Ratsuchende/r und des sozialen Umfeldes in den Beratungsprozess Beraterin oder Berater Ratsuchende/r als externer Faktor - Steuerberatung - Rechtsberatung Koproduktion Beraterin oder Berater Ratsuchende/r - Qualifizierungsberatung - Schuldnerberatung Beraterin oder Berater soziales und betriebliches Umfeld Migrantin oder Migrant - migrationsspezifische Beratung 11
3. Beratungsbeispiele 12
3.1. Anerkennungsberatung 13
Beratungsform (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) Telefon-/eMail- Beratung 36,0 % (11.765) face-to-face- Beratung 64,0 % (20.909) n (Personen) = 32.674 14
Kontakthäufigkeit (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) 100% 80% 60% 59,7% (12.666) 40% 20% 0% 21,9% (4.641) 10,3% (2.197) 4,2% (897) 1,9% (408) 0,9% (189) 1,1% (235) kein Folgekontakt 1 Folgekontakt 2 Folgekontakte 3 Folgekontakte 4 Folgekontakte 5 Folgekontakte mehr als 5 Folgekontakte n (Personen) = 21.233 [Fehlend: 11.441 Personen] 15
Erwerbsländer der Qualifikationen nach Regionen (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) Afrika 6,3 % (2.265) Südamerika 3,9% (1.408) Nord- und Mittelamerika 2,6 % (934) Australien 0,2 % (88) Sonstige 0,1 % (39) Europa (nicht EU, incl. Türkei) 9,6 % (3.454) EU28 37,5 % (13.467) Asien (ohne GUS) 15,4 % (5.526) GUS-Staaten 24,3 % (8.744) n (Abschlüsse) = 35.925 [von 31.542 Personen. Fehlend: 1.132 Personen] 16
Berufsbereich des deutschen Referenzberufs (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 0,7 % (207) Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik 2,1 % (650) Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau 0,4 % (137) Sonstiger Beruf 14,8 % (4.559) Keine Zuordnung zu deutschem Referenzberuf möglich 6,3 % (1.932) Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung 36,0 % (11.135) Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus 3,2 % (979) Naturwissenschaft, Geografie und Informatik 3,8 % (1.178) Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschaftsund Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung 6,0 % (1.857) Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung 9,3 % (2.866) Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung 17,5 % (5.395) n (Abschlüsse) = 30.895 [von 27.426 Personen. Fehlend: 5.248 Personen] 17
Reglementierung des deutschen Referenzberufs (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) landesrechtlich reglementierte Berufe 28,5 % (8.811) aakademische Berufe (nicht reglementiert) 12,7 % (3.918) sonstiger Beruf 14,8 % (4.559) nicht reglementierte Fortbildungsberufe (außer Meister) 1,6 % (499) keine Zuordnung zu deutschem Referenzberuf möglich 6,3 % (1.932) nicht reglementierte Meisterberufe (Handwerk und sonstige) 0,1 % (43) reglementierte Handwerksmeisterberufe 0,4 % (123) duale Ausbildungsberufe 21,4 % (6.625) bundesrechtlich reglementierte Berufe 14,2 % (4.385) n (Abschlüsse)= 30.895 [von 27.426 Personen. Fehlend: 5.248 Personen] 18
Berufserfahrung (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) 100% 80% 60% 40% 20% 6,0 % (856) 9,3 % (1.336) 13,4 % (1.922) 26,8 % (3.853) 24,1 % (3.458) 10,5 % (1.502) 10,0 % (1.441) 0% bis zu 6 Monaten 6 bis 12 Monate 1 bis 2 Jahre 2 bis 5 Jahre 5 bis 10 Jahre 10 bis 15 Jahre mehr als 15 Jahre n (Personen) = 14.368 [Fehlend: 18.306 Personen] 19
berufliche Situation der Migrantinnen und Migranten (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) nicht erwerbstätig geringfügig beschäftigt beitragspflichtig beschäftigt selbstständig 67,1 % (2.707 Personen) 9,4 % (1.774 Personen) 17,2 % (3.257 Personen) 2,1 % (397 Personen) Netzwerk IQ, Anita Schiffer-Fuchs 20
Dauer des Aufenthalts in Deutschland (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) 100% 80% 60% 48,9 % (12.859) 40% 20% 0% 15,7 % (4.141) 14,9 % (3.926) 20,3 % (5.335) 0,2 % (47) bis zu 2 Jahre 3 bis 5 Jahre 6 bis 10 Jahre über 10 Jahre noch keine Einreise erfolgt n (Personen) = 26.308 [Fehlend: 6.366 Personen] 21
Sprachniveau der zertifizierten Deutschkenntnisse (Anerkennungsberatung durch IQ-Anlaufstellen von 8/2012-9/2014) 100% 80% 60% 48,2 % (3.473) 40% 20% 6,9 % (496) 10,9 % (788) 20,7 % (1.493) 9,9 % (714) 3,3 % (237) 0% A1 A2 B1 B2 C1 C2 n (Personen) = 7.201 [Fehlend: 446 Personen] 22
Zwischenfazit zwischen punktueller Beratung und Begleitung: face-to-face- Beratungssituationen dominieren, aber auch email und Telefon bekommen eine zunehmend größere Bedeutung heterogene Lebens- und Arbeitssituation: Erwerbsstatus, unterschiedliche Sprachkenntnisse breiter Kontext: Berufe, Herkunftsländer Beratungsprozess: manchmal kein direkter Kontakt zum/zur Ratsuchenden Herausforderungen: Ängste (z.b. Lerntempo, Prüfungen) Netzwerk IQ, Anita Schiffer-Fuchs 23
3.2. Bundesagentur für Arbeit 24
Arbeitslose mit und ohne Migrationshintergrund (SGB II- und SGB III-Leistungsempfänger/innen) (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, November 2014) 28 % Arbeitslose mit MH und eigener Migrationserfahrung (606.449) ca. 40 % Arbeitslose mit MH im SGB II/III 64 % Arbeitslose ohne MH (1.366.869) n (Arbeitslose gesamt, mit Angaben zu MH) = 2.150.428 8 % Arbeitslose mit MH ohne eigene Migrationserfahrung (160.898) 25
Qualifizierung des Arbeitgeber-Service: Arbeitsmarktberatung zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte über 600 Standorte in Deutschland Beratung von Unternehmen zur Qualifizierung ihrer Arbeitskräfte Vermittlung von Fachkräften, Saisonkräften und Auszubildenden Bereitstellung von Förderungsmöglichkeiten (z.b. Kurzarbeitergeld oder Weiterbildungsfinanzierung für Geringqualifizierte) Schulungsmodul: Rekrutierung ausländischer Fachkräfte rechtliche Grundlagen der Beschäftigungsmöglichkeiten ausländischer Fachkräfte Vermittlung von Grundlagen der Anerkennung ausländischer Abschlüsse Möglichkeiten der Verweisberatung Wissensvermittlung über aktuelle Rekrutierungsprozesse (Incoming) Sensibilisierung der Betriebe für die Gewinnung ausländischer Fachkräfte (u.a. über den Aufbau einer betriebsinternen Willkommenskultur) 26
Arbeitsvermittlungsservice im Bereich SGB II: Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund über 300 Standorte in Deutschland mit ca. 25.000 Mitarbeitenden Beratung zur individuellen Integration und Integration in den Arbeitsmarkt Planung, Koordination und Qualitätssicherung der Eingliederungsmaßnahmen Beratungsprozess orientiert sich an der Beratungskonzeption SGB II nachfrageorientiertes Vertiefungsmodul für BeKo-Trainerinnen und Trainer Interkulturelle Kompetenz in der Beratung (in Kooperation mit der IQ Fachstelle Diversity Management) Umgang mit migrationsspezifischen und kulturellen Herausforderungen in der Beratung Übertragung des Erlernten in die Praxis Netzwerk IQ, Anita Schiffer-Fuchs 27
Zwischenfazit Stand: Migrationsspezifische Beratungsansätze und -konzepte für die Schulung der Mitarbeitenden wurden entwickelt und realisiert bisherige Bilanz: BA unternimmt viele Schritte zur interkulturellen Öffnung weitere Train-the-Trainer-Seminare zur interkulturellen Kompetenzentwicklung Modul im Bachelorstudiengang der Hochschule der BA zu den Grundlagen migrationsspezifischer Beratung viele Angebote der IQ-Landesnetzwerke zur interkulturellen Kompetenzentwicklung (z.b. IKKE und MIB in Rheinland-Pfalz) geplante Schulung Migrationssensibilität und interkulturelle Kompetenz für Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) nächste Schritte: Verbreitung der Inhalte in der Fläche und Qualitätssicherung 28
3.3. Beratung von Studierenden 29
Ausgangslage in Deutschland (DSW/HIS 20. Sozialerhebung 2013, S.533; Ausländische Studierende in Deutschland 2012, S.10; Statistisches Bundesamt 2012 427 Hochschulen = 2.618.221 Studierende (WS 2013/2014) 66 % deutsche Studierende (ca. 1.730.000) 23 % Studierende mit Migrationshintergrund (ca. 602.000) 11 % ausländische Studierende (ca. 288.000) 34 % der Studierenden sind permanente oder temporäre Migrantinnen und Migranten Studierende mit Migrationshintergrund unterscheiden sich nicht wesentlich bei der Studienfachwahl von Studierenden ohne Migrationshintergrund ausländische Studierende studieren allerdings häufiger Ingenieurund Naturwissenschaften 30
Prozent Netzwerk Förderprogramm Integration Integration durch Qualifizierung durch Qualifizierung (IQ) (IQ) Studienabbrüche in Deutschland (2012) (Bildung in Deutschland 2014, S. 132) 100 90 80 70 60 50 40 30 28 % 41 % 20 10 11 % 7 % 9 % 0 Bachelor insgesamt Deutsche Bachelor insgesamt Bildungsausländer Master Uni Deutsche Master FH Deutsche Master insgesamt Bildungsausländer 31
Herausforderungen für die Beratung hohe Bildungsaspiration: extrinsische Studienfachwahl 38 % der deutschen Eltern wünschen ihrem Kind das Studium 40 % der russischstämmigen Eltern wünschen ihrem Kind das Studium 60 % der türkischstämmigen Eltern wünschen ihrem Kind das Studium Informationsdefizit: keine ausreichenden Informationen über die Anforderungen und institutionellen Hürden im Studium (z.b. Ingenieurstudium) keine ausreichenden Informationen über das Beschäftigungssystem in Deutschland (z.b. Lehrerinnen und Lehrer) fehlende Kenntnisse über die deutsche Bewerbungs- und Arbeitskultur, verstärkt durch fehlende Netzwerke Sprache: bei ausländischen Studierenden sind mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache häufig ein Problem 32
4. Entwicklungsaufgaben 33
4.1. Professionalisierung 34
Ansprüche an Beratungskompetenzen Sprachkompetenzen: Sprachstand einschätzen, Sprechtempo und Wortwahl anpassen, Fachtermini erläutern, mehrsprachiges Informationsmaterial und Visualisierungen einsetzen Methodenkompetenzen: professionelle Distanz, transparentes und verbindliches Beratungshandeln, Lösungsorientierung, Orientierung auf die Ressourcen und Eigenverantwortung der Ratsuchenden Sozialkompetenzen: Empathie und Wertschätzung gegenüber den Ratsuchenden und ihrer Anliegen, Gesprächsführung und Fragetechniken (bestimmen den Grad der Einflussnahme durch aktives Zuhören, Paraphrasierung, Nutzenargumentation, Vorteilsübersetzung), Sensibilität (Diskriminierung, Kundeninnen und Kunden mit Deutsch als Zweitsprache), interkulturelle Kompetenzen Fachwissen: Kultur, Deutungsmuster, Wertvorstellungen, Verhaltensstandards, Lebensformen und fremde Berufsbildungssysteme, gesetzlichen Grundlagen (Anerkennungsgesetz, Ausländer- und Asylrecht, Grundkenntnisse Zuwanderungsrecht), Weiterbildung, berufsfachliche Kenntnisse, überregionale (BAMF, Anerkennungsportal etc.) und regionale Beratungslandschaft, Fördermöglichkeiten kennen Netzwerken: Selbstorganisationen, soziales Umfeld, zuständige Stellen, staatliche Organe 35
Facharbeitskreis Beratung seit 2005 Beschäftigung der Akteurinnen und Akteure im Förderprogramm IQ mit Beratung Entwicklung von Grundlagen durch den Facharbeitskreis Beratung Arbeit und Bildung e.v. (KUMULUS-PLUS) (Hrsg.) (2011): Migrationsspezifische beschäftigungsorientierte Beratung - spezifische Themen, spezifische Bedarfe, Berlin Arbeit und Bildung e.v. (KUMULUS-PLUS) (Hrsg.) (2010): Praxishandreichung: Migrationsspezifische beschäftigungsorientierte Beratung, Berlin 36
Fach-AG Beratung: Expertise bündeln, aufbereiten und transferieren politische Steuerungsebene Qualitätssicherung Serviceinstanz Netzwerken Professionalisierung Landesnetzwerke 37
Professionalisierung Infopaket Beratung Schulungen Austausch bei Fachtagen 38
4.2. Qualitätsentwicklung 39
Ziele Ratsuchende (Verbraucherschutz) Transparenz und Erkennbarkeit Verlässlichkeit über Rahmen und Gestaltung der Anerkennungsberatung Beraterinnen und Berater Reflexionsrahmen für das eigene Handeln kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen Arbeit Institution Standardisierung und Kontinuität von Verfahren und Abläufen Innovationsimpulse für die Einrichtungsentwicklung Zuwendungsgeber Legitimation öffentlicher Förderung Steuerungselement jenseits einer schlagzahlbezogenen Steuerung 40
Stand der Qualitätsbemühungen Beratende: Methodenpluralismus, keine allgemein anerkannten und verbreiteten Qualitätskriterien Ratsuchende: Subjektivität in der individuellen Beurteilung, Prüf- und Sanktionsmöglichkeiten sind gering Prozess: Beratung als nicht beliebig reproduzierbares Gut, zentrale Rolle des Personals Befürchtungen gegenüber Qualitätssystemen: Inflation von Zertifikaten, Bürokratie, Kosten, Imageschäden durch Einzelfälle Heterogenität der Zielgruppe: Diskriminierungserfahrungen, Herkunftsländer, Sprache institutionelle Aktivitäten: Absicherung der Qualität über unterschiedliche Qualitätsmanagementsysteme (z.b. ISO oder LQW) bei differierenden institutionellen Hintergründen und differierenden Beratungsdienstleistungen 41
Konzept zur Erarbeitung von Qualitätsstandards und regional angepasster Qualitätskonzepte für die Anerkennungsberatung Qualitätselement 1 LNW Berlin, k.o.s: Erarbeitung ausgewählter Qualitätselemente (z.b. Leitbild) QK 1 QK 2 QK 3 Qualitätselement 2 QK 1 QK 2 QK 3 Qualitätselement 3 QK 1 QK 2 QK 3 Weiterbildung Hessen e.v., Netzwerk IQ: Anpassung eines Gesamtsystems LNW Thüringen, Fachstelle Anerkennung : Umsetzung des Gesamtsystems 42
Ergebnis: Qualitätsmatrix für die Anerkennungsberatung 6 Qualitätsbereiche: Leitbild/ethische Grundsätze Führung/Leitung/Strategie Transparenz auf der Ebene der Anbieterorganisation und des Beratungsangebots Beratungsprozess Professionalisierung Evaluation Spezifikationsstufen: Qualitätskriterien Qualitätsstandards Qualitätsindikatoren 43
Zwischenfazit Konzepte: Weiterentwicklung von bestehenden Ansätzen und bereits angewendeten Instrumenten, Anknüpfung an bestehende Qualitätsmanagementsysteme Zielgrößen: Ausbalancierung, um gleichzeitig höhere Erwartungssicherheit bei Kundinnen und Kunden und Förderern und gleichzeitig eine flexible, individuelle Leistungserbringung zu ermöglichen kein Generalinstrument mit einfach abhakbaren Kriterien Professionalisierung und Personalentwicklung: Beratende sind zentral für die Qualität der Anerkennungsberatung Beurteilungen einzelner Beratungen ergeben kein Gesamtbild eines Dienstleisters 44
5. Fazit 45
migrationsspezifische Beratung... muss sich maßgeschneidert auf heterogene Bedürfnisse beziehen die Balance zwischen einer im Ergebnis offenen Beratung und einer Orientierung auf unmittelbar nützliche Maßnahmen (z.b. Anträge zur Gleichwertigkeitsprüfung oder Qualifizierungen zum Ausgleich wesentlicher Unterschiede) halten die Balance zwischen fachlichen Ratschlägen und dem Empowerment der Ratsuchenden ohne Bevormundung suchen hat vielfältige Methoden (Einbezug des sozialen Umfeldes, Methodenpluralismus) ist kein beliebig reproduzierbares Gut hat eine eigenständige Beratungskonzeption mit prozessorientierter Beratung bedarf einer eigenständigen Organisation mit interkulturell sensiblen Beraterinnen und Berater, aber keine Sonderinstrumente für Migrantinnen und Migranten mit kultureller oder ethnischer Segmentierung unterscheidet sich somit in wesentlichen Aspekten von anderen Beratungskonzeptionen zu Bildung oder Beschäftigung 46
Zukunftsaufgaben Image verbessern: Defizitzuschreibungen bei Migrantinnen und Migranten verringern (Gewinner ist, wer Beratung aufsucht, versus Verlierer sind, die sich nicht auskennen) Qualitätssicherung und Professionalisierung: migrations- und differenzsensible Schulungen sind wichtig flächendeckendes Beratungsangebot mit neuen Elementen muss ausgebaut werden: arbeitsmarktorientierte Hochschulberatung, online-beratung Beratungsziel: Vielfalt gestalten zur gleichberechtigten ökonomischen und gesellschaftlichen Teilhabe Anerkennung von Vielfalt als Ressource Wertschätzung der Unterschiedlichkeit von Menschen migrationsspezifisch und beschäftigungsorientiert Netzwerk IQ, Anita Schiffer-Fuchs 47
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) Fachstellen Anerkennung und Qualifizierung im Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ)