Generationengerechtigkeit: Wohlfahrtsstaat und Sozialwerke



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Transkript:

Generationengerechtigkeit: Wohlfahrtsstaat und Sozialwerke Bern, 5.5.2010

Welche Rolle spielt die Generationengerechtigkeit im Wohlfahrtsstaat kontinentaleuropäischen Zuschnitts? 2

3 Demographie

2003 2005 2007 2001 86 84 82 80 78 76 74 72 70 68 66 Lebenserwartung 1981-2008 1981-2008 Männer bei Geburt Frauen bei Geburt 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 Jahr der Geburt 1983 1981 Lebenserwartung in Jahren

5 Demographie

6

7

Altersstruktur der Bevölkerung in der CH Generation «Babyboom» «Pillenknick» Demografisches Porträt der Schweiz, Bundesamt für Statistik, 2009

Einkommen nach Altersgruppen 120000 100000 80000 60000 40000 20000 0 Einkommen aus anderem Vermögen Einkommen aus Immobilien Andere Renten 2. / 3. Säule 1. Säule Erwerbstätigkeit 25-39 40-64 65-79 80+ Total

Sicherung der Sozialwerke AHV und berufliche Vorsorge? 10

Sozialversicherung AHV: 27.4%

Immer mehr Pensionierung gegenüber erwerbsstätige Bevölkerung 60.0% 50.0% 40.0% 30.0% 20.0% 10.0% 0.0% Vergangenheit Projektion 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006 2010 2014 2018 2022 2026 2030 2034 2038 2042 2046 2050

Entwicklung des AHV-Fonds 120 100 80 in % der Ausgaben 60 40 20 0-20 -40-60 Referenzszenario Hohes Szenario -80 Tiefes Szenario Kritische Grenze Liquidität -100 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2021 2024 2027 2030

Leistungsfähigkeit der AHV hängt vom Gang der Wirtschaft ab 2'000 1'000 Umlageergebnis AHV Ölkrise Rezession Rezession 0-1'000 Rentenalter 64/65-2'000 9. AHV-Revision tritt in Kraft Rentenalter 63/65-3'000 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006 1 MwSt.-Prozent für die AHV

Erwerbsfähige (20-64 Jahre) und Personen im AHV-Alter Alter 1950-2050 V erhältnis P ersonen 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 Total Vollzeitäquivalent Personen im erwerbsfähigen Alter 1950 1970 1990 1995 2000 2005 2010 2020 2030 2040 2050 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 E rwerbstätige in 1000

11. AHV-Revision: Eckwerte 1 Vereinheitlichung des ordentlichen Rentenalters von Frauen und Männer bei 65 Jahren Rentenanpassung unter Berücksichtigung des AHV-Fondsstandes (umstritten) Flexiblere Gestaltung des Altersrücktrittes zur Förderung der Teilzeitarbeit bei Altersrentner-/innen Vorbezug einer Vollrente um 3 Jahre (bisher 2 Jahre) Aufschub/Vorbezug (ab 60 Jahre) der halben Altersrente Koordination der Flexibilisierung mit der 2. Säule

11. AHV-Revision: Eckwerte 2 Aufhebung des Freibetrages für erwerbstätige Altersrentner/-innen und Berücksichtigung der AHV-Beiträge nach dem ordentlichen Rentenalter Verdoppelung des maximalen AHV-Beitrags für Nichterwerbstätige Garantie der Beitragsbefreiung für den nichterwerbstätigen Ehegatten, auch wenn der erwerbstätige Ehegatte das Rentenalter erreicht hat Ausdehnung des Anspruchs auf Betreuungsgutschriften

Rentenreformen in den OECD-Ländern: breiter Konsens bei Grundprinzipien Flexibilisierung des Rentenalters Koppelung der Leistungshöhe an die demografische und wirtschaftliche Entwicklung Einführung eines sozialen Ausgleichs, der die benachteiligenden Faktoren berücksichtigt 1 Giuliano Bonoli, Fabio Bertozzi, Sabine Wichmann: «Anpassung der Rentensysteme in der OECD: Reformmodelle für die Schweiz?», Oktober 2007

Sozialer Ausgleich Berücksichtigung von Familienaufgaben Berücksichtigung beschwerlicher Arbeiten Frankreich und Italien: Verhandlungen mit den Sozialpartnern sind im Gange Berücksichtigung der Dauer des Erwerbslebens Deutschland: 45 Beitragsjahre berechtigen zur einer Pensionierung mit 65 Jahren ohne Leistungskürzung Italien: Beitragszahlungen vor dem 18. Altersjahr werden mit dem Faktor 1,5 multipliziert

Sicherung der Sozialwerke IV? 20

IV: 9,8% der gesamten Sozialausgaben Familienzulagen; 4.2% AHV; 27.4% Arbeitslosenversicherung; 3.9% Erwerbsersatz; 1.1% Unfallversicherung; 4.6% EL zu AHV; 1.5% IV; 9.8% EL zu IV; 1.2% Krankenversicherung; 16.2% Berufliche Vorsorge; 30.2%

Entwicklung der neuen IV-renten Abnahme seit 2003: 44%

Rentenbestand sinkt seit 2006

Invaliditätsrisiko nach Branchen Sonst. Dienstleistungen für Dritte Gesundheits-, Sozialwesen Unterrichtswesen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung Unternehmensbezogene Dienstleistungen Kredit-, und Versicherungsgewerbe Verkehr, Nachrichtenübermittlung Gastgewerbe Handel; Rep. von Gebrauchsgütern Baugewerbe Energie-, Wasserversorgung Herstellung von Waren Land-, Forstwirt. / Fischerei / Bergbau / Steine, Erden Durchschnitt aller Branchen 0.0% 0.1% 0.2% 0.3% 0.4% 0.5% 0.6% 0.7% 0.8% 0.9% 1.0% 1.1%

IV Zusatzfinanzierung: Befristete erhöhung MWSt. Abstimmung vom 27. September 2009 54,5 % Ja : 45,5% Nein Erhöhung der Mehrwertsteuer während sieben Jahren von 2011 2017 ca. 1,1 Mrd. pro Jahr Normalsatz um 0,4% auf 8,0% Reduzierter Satz um 0,1% auf 2,5% Beherbergungssatz um 0,2% auf 3,8% Eigenständiger Ausgleichsfonds für die IV 5 Mrd. Startkapital aus dem AHV-Fonds IV-Schuld (14 Mrd.) bleiben beim AHV-Fonds, aber Bund übernimmt Schuldzinsen ca. 300 Mio. / Jahr Defizit der AHV vorübergehend eliminiert

Der Sanierungsplan für die IV Rechnung ausgleichen 6. IV-Revision, 2. Teil Ausgabenüberschuss halbieren 6. IV-Revision, 1. Teil Defizit vorübergehend beseitigen Zusatzfinanzierung! Defizit stabilisiert Sparmassnahmen der 4. und 5. IV-Revision 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Fazit AHV: ab 2014 negativer Umlageergebnis IV: 14 Mia Fr. Schulden ALV: 10 Mia Fr. Schulden Pensionskassen: 600 Mio. Umverteilung jung alt Krankenversicherung: jung-alt Solidarität? (Prämien, Strukturausgleich) 27

Thanks!