Die Regulierung der Rating- Agenturen Erfahrungen aus Sicht der Versicherungswirtschaft



Ähnliche Dokumente
Ausgezeichnete Qualität setzt Zeichen

Rating nach Basel II eine Chance für den Mittelstand. Rating eine Einführung Christian Jastrzembski und Dirk Tschirner

Schadenversicherung Zulassung von Forderungen gegen Rückversicherer zur Bestellung des gebundenen Vermögens

Hypotheken Management Hauptsponsor der EMF Annual Conference 2009

Welche ist die beste Versicherung?

Was man über das Perlenfinden wissen sollte...

DekaBank Deutsche Girozentrale (Rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts)

Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung nach 5 Arbeitsschutzgesetz

Stellungnahme. ID-Nummer: Zusammenfassung

Advigon stellt sich vor. HanseMerkur und Advigon starke Partner für ein gemeinsames Ziel

Stellungnahme. des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft zum Entwurf des CRD IV Umsetzungsgesetzes (Drucksache 17 / 10974)

Gemeinsamer Bericht gem. 293 a AktG. des Vorstands der Allianz AG, München, und

gemeinsam Nachbesserungen zum Schutz der Patienten

Leitlinien. über die bei Sanierungsplänen zugrunde zu legende Bandbreite an Szenarien EBA/GL/2014/ Juli 2014

(beschlossen in der Sitzung des Fachsenats für Unternehmensrecht und Revision am 1. Dezember 2010 als Fachgutachten KFS/VU 2) Inhaltsverzeichnis

Volksbank BraWo Führungsgrundsätze

Mehr Transparenz für optimalen Durchblick. Mit dem TÜV Rheinland Prüfzeichen.

P+P Pöllath + Partners Rechtsanwälte Steuerberater. Berlin Frankfurt München

Häufig gestellte Fragen zum Thema Migration

Bei der Tagung werden die Aspekte der DLRL aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. Ich habe mich für die Betrachtung der Chancen entschieden,

Mitarbeitergespräche erfolgreich führen

Vorschlag für eine DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG DES RATES

BASEL. Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher Datenbanken/Künstliche Intelligenz.

Verhaltenskodex für den Vertrieb von Versicherungen

Wie Sie als kleines oder mittleres Unternehmen einfach die neuen Gesetze zur Sicherheit Ihres Betriebes erfüllen können.

Vorsorge in der Schweiz Die Sicht der Lebensversicherer. Andreas Zingg Vorsitzender der Kommission für Soziale Fragen des SVV

Nur gemeinsam kommen wir voran. Verhaltenskodex für den Vertrieb

Vorbemerkung: Die folgenden Aussagen gelten, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt, für das Gebiet der Stadt München.

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Erläuterungen zur Untervergabe von Instandhaltungsfunktionen

Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) TRBS 1111 TRBS 2121 TRBS 1203

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Compliance in Versicherungen

Ausschuss für technische und operative Unterstützung (zur Unterrichtung) ZUSAMMENFASSUNG

Aktion oder Reaktion Qualität versus Sicherheit? Qualität ein PatientInnenrecht?

Entrepreneur. Der Aufbruch in eine neue Unternehmenskultur

Conflict of Interest Policy

Gesundheitsförderliche Mitarbeitergespräche (smag) Quelle: GeFüGe-Projekt, bearbeitet durch Karsten Lessing, TBS NRW

DELEGIERTE VERORDNUNG (EU) Nr.../.. DER KOMMISSION. vom

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

Grundsätze zur Ausgestaltung von Qualitätsmanagementsystemen. im gesundheitlichen Verbraucherschutz formuliert.

Potenziale entdecken Lösungen finden Erfolgreich handeln

Reformpaket zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversicherte. Fragen und Antworten

Ergebnisse der Online- Befragungsbögen von 267 Maklern

DAS NEUE GESETZ ÜBER FACTORING ( Amtsblatt der RS, Nr.62/2013)

C2E bringt grossen Nutzen für die Organisationen

Pensionskasse der Burkhalter Gruppe Zürich. Bericht der Revisionsstelle an den Stiftungsrat zur Jahresrechnung 2013

Bitte beantworten Sie die nachfolgenden Verständnisfragen. Was bedeutet Mediation für Sie?

Leo Baumfeld. Risikoanalyse. Begleiter: ÖAR-Regionalberatung GmbH. Fichtegasse 2 A-1010 Wien. Tel. 01/ , Fax DW 10 Mobil: 0664/

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Allgemeine Grundsätze der Prävention auf Baustellen

Dipl.-Ing. Herbert Schmolke, VdS Schadenverhütung

Reaktion der EU auf die Finanzkrise: Abschlussprüfer im Visier?

IV/M SCHWEIZER RÜCK / ELVIA

Verordnung über Medizinprodukte (Medizinprodukte-Verordnung - MPV)

Fachnachmittag Sexuelle Grenzüberschreitung Impulse zum professionellen Umgang in der Kita Bürgerhaus Zähringen 16. Mai 2013

Verhaltenskodex. des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.v. (BAP)

Neomentum Coaching. Informationsbroschüre für Studienteilnehmer

DE 1 DE EUROPÄISCHER VERHALTENSKODEX FÜR MEDIATOREN

Prüfungsrichtlinie für die Anerkennung von Prüfingenieuren/Prüfsachverständigen für Brandschutz

agens 2009 Sicherheit als Bestandteil eines integrierten Compliance Systems aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Was taugt der Wertpapierprospekt für die Anlegerinformation?

Gothaer Studie zum Anlageverhalten der Deutschen. Gothaer Asset Management AG Köln, 11. Februar 2016

Organisation des Qualitätsmanagements

Warum Prozessschutz Was heißt das? Definitionen Ziele Begründungen. von. Dr. Georg Verbücheln

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Selbstreinigung bei IVECO Magirus Brandschutztechnik GmbH (Ulm) Verfahren des Bundeskartellamtes bei Löschfahrzeugen und Drehleitern

Modellprojekt Familienstützpunkte am Beispiel des Landkreises Regensburg -Karl Mooser- Informationsveranstaltung

Verordnung über Medizinprodukte (Medizinprodukte-Verordnung - MPV)

Wettbewerb in der 2. Säule

Regionaler Qualifizierungspool in der Landwirtschaft. Ausbildung. Vertr.-Prof. Dr. Dörte Busch

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

ISO 9001:2015 REVISION. Die neue Struktur mit veränderten Schwerpunkten wurde am 23. September 2015 veröffentlicht und ist seit

Beschwerde- und Schlichtungsverfahren der Regionalen PEFC-Arbeitsgruppen

Lernaufgabe Industriekauffrau/Industriekaufmann Angebot und Auftrag: Arbeitsblatt I Auftragsbeschreibung

Was bedeutet TTIP für die Niedersächsische Wirtschaft

Erfolg im Verkauf durch Persönlichkeit! Potenzialanalyse, Training & Entwicklung für Vertriebsmitarbeiter!

EUROPÄISCHES PARLAMENT

Sicher und zuverlässig auch in stürmischen Zeiten. Die Württembergische Lebensversicherung AG Ihr zuverlässiger Partner.

Neufassung 2012 VuV-Ehrenkodex

Führungsgrundsätze im Haus Graz

Innovationszentren in der GKV-Versorgung -

Osteoporose. Ein echtes Volksleiden. Schon jetzt zählen die Osteoporose und die damit verbundene erhöhte Brüchigkeit der Knochen

Risikomanagement-Studie für Österreich. Status und Trends in Enterprise-Risikomanagement mit Konnex zu IT-Risiken

Prozessmanagement Modeerscheinung oder Notwendigkeit

EU-Verordnung Nr. 1907/2006 (REACH)

Neue Pflichten für den Aufsichtsrat: Die Aufgaben des Prüfungsausschusses. EURO-SOX Forum bis Köln Dr.

Mobile Intranet in Unternehmen

Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag

Strukturreform & Pension Fund Governance

Basel II für Praktiker

Nicht-formales und informelles Lernen am Arbeitsplatz Freiwilligkeit und Verpflichtung

Berufsqualifikationen und Ethik der Steuerberater in Europa

Vorblatt. Ziel(e) Inhalt. Wesentliche Auswirkungen. Verhältnis zu den Rechtsvorschriften der Europäischen Union:

Compliance-Richtlinie der. InfraServ GmbH & Co. Wiesbaden KG

Effiziente Prozesse. Die Formel 1 und die Druckindustrie

UMDENKEN IN DER INKASSOBRANCHE?

Ab dem 1. Januar 2008 werden mit dem neuen Revisionsrecht und dem. Revisionsaufsichtsgesetz die geltenden Vorschriften zur Revision verbessert

Transkript:

Gesamtverband der Deutschen e. V. Die Regulierung der Rating- Agenturen Erfahrungen aus Sicht der Dr. Michael Wolgast, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft Gesamtverband der Deutschen (GDV) Universität Münster, 15. September 2010 Gesamtverband der Deutschen e. V. 2 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 1

Gesamtverband der Deutschen e. V. 3 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick Gesamtverband der Deutschen e. V. 4 Was sind Ratings? Bewertung der Bonität von Schuldnern (z. B. Unternehmen oder Staaten) oder des Kreditrisikos einer finanziellen Verpflichtung (z. B. Anleihen, Tranchen strukturierter Produkte) festgelegte Notenskala (z. B. AAA, AA, A, BBB,...), einzelne Noten geben Auskunft über relatives Ausfallrisiko, Investment Grade-Bereich versus Speculative-Grade-Bereich interne Ratings für eigene Zwecke (z. B. Banken) versus externe Ratings der Rating-Agenturen für die Marktteilnehmer Ermittlung der Ratings auf umfassender Informationsbasis, üblicherweise sowohl quantitative Faktoren (Analyse anhand mathematisch-statistischer Verfahren) als auch qualitative Faktoren (z. B. Einschätzung des Managements, Unternehmensstrategie) 2

Gesamtverband der Deutschen e. V. 5 Verwendungszwecke von Ratings Investoren ziehen Ratings bei ihren Kapitalanlageentscheidungen heran Emittenten benötigen Ratings für die Einwerbung von Kapital Kunden berücksichtigen Ratings bei der Auswahl ihrer Anbieter Unternehmen nutzen Ratings als neutralen Trigger in privaten Verträgen (z. B. in Kreditverträgen) Aufsichtsbehörden nutzen Ratings für regulatorische Zwecke Gesamtverband der Deutschen e. V. 6 Entstehung der Rating-Agenturen Ende 19. Jh. / Anfang 20. Jh.: mit zunehmender Bedeutung von Aktiengesellschaften und Finanzmärkten steigt Bedarf der Investoren an unabhängigen Informationen als Grundlage für Investitionsentscheidungen aus Bereitstellung von Finanzinformationen für Abonnenten entwickeln sich nach und nach spezialisierte Rating-Agenturen Finanzierung bis in die 70er Jahre durch Investoren (investor-pays-modell) ab 70er Jahre Übergang auf weitgehende Finanzierung der Ratings durch Emittenten (issuer-pays-modell): Emittenten beauftragen Rating-Agenturen mit Ratingvergabe, um Kapitalmarkt in Anspruch nehmen zu können Emittentenfinanzierung ermöglicht starke Ausweitung der Aktivitäten der Rating-Agenturen 3

Gesamtverband der Deutschen e. V. 7 Zentrale Bedeutung der Rating-Agenturen im heutigen Finanzsystem Rating-Agenturen fungieren als Informationsintermediäre, Verringerung der Informationskosten für Investoren und Kunden, durch Mittlerrolle wird Effizienz der Finanzmärkte deutlich erhöht starkes Wachstum und Internationalisierung der Finanzmärkte sowie zunehmende Deregulierung führen seit den 90er Jahren weltweit zu stark wachsender Bedeutung der Rating-Agenturen Ratings haben sich zu einem herausragenden Faktor für den Zugang zu den Finanzmärkten entwickelt Macht der Rating-Agenturen: Ratings als wichtige Nebenbedingungen der Unternehmensführung und Auslöser teils massiver Preisschwankungen an den Märkten Gesamtverband der Deutschen e. V. 8 Funktionsmängel ngel der Märkte für r Ratings wichtigster Wettbewerbsfaktor: Reputation, übliche Wettbewerbsfaktoren Preis und Service weniger bedeutend unzureichende Anreize und Möglichkeiten, Rating-Agenturen zu kontrollieren und schlechte Leistungen zu sanktionieren vielfältige Informationsasymmetrien (geratetes Unternehmen / Rating- Agentur / Rating-Nutzer) unvermeidbare Interessenkonflikte Marktmechanismus nur bedingt funktionsfähig, teilweise Marktversagen 4

Gesamtverband der Deutschen e. V. 9 Struktur des Rating-Marktes als natürliches Oligopol Nachfrageseite: aus Gründen der Kosten- und Informationseffizienz nutzen Marktteilnehmer jeweils nur einige wenige Ratings mit hoher Marktakzeptanz Vorteile von Ratings kommen nur zum Tragen, wenn Rating-Symbole allgemeinverständlich und allgemein akzeptiert sind (Netzwerkeffekte) Angebotsseite: starke Economies of Scale und Scope bei den Rating- Agenturen (u. a. hohe Fixkosten, Bedeutung der Reputation), auch daher Tendenz zur Marktkonzentration hohe Markteintrittsbarrieren optimale Marktstruktur: natürliches Oligopol Kombination aus wenigen dominanten Universal-Anbietern und einer größeren Anzahl von spezialisierten Nischenanbietern Gesamtverband der Deutschen e. V. 10 Struktur des Rating-Marktes empirische Evidenz (I) 72 Rating-Agenturen weltweit (2009) 24 Rating-Agenturen in der EU (2009) dominante Rolle der drei global tätigen Universal-Rating-Agenturen Standard & Poors, Moody s und Fitch übrige Rating-Agenturen zumeist auf regionale Märkte oder einzelne Sektoren beschränkt oder durch besonderes Geschäftsmodell / besondere Methodik gekennzeichnet 5

Gesamtverband der Deutschen e. V. 11 Struktur des Rating-Marktes empirische Evidenz (II) geschätzte Marktanteile 14% 6% Standard & Poor's Moody's Fitch Ratings Sonstige 40 % 40 % Gesamtverband der Deutschen e. V. 12 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 6

Gesamtverband der Deutschen e. V. 13 Relevanz der Rating-Agenturen für f Versicherungs- unternehmen Versicherer als Emittenten von Aktien und Anleihen: Ratings bestimmen über Zugang zu Finanzmärkten und Finanzierungskosten Versicherer als Investoren: Ratings werden für Kapitalanlageentscheidungen herangezogen Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten: Ratings beeinflussen die Auswahlentscheidungen von Vermittlern und Versicherungsnachfragern (insb. Rückversicherung, Lebensversicherung, Industrieversicherung) Versicherungsaufsicht: Ratings werden für regulatorische Zwecke verwendet (z. B. Kapitalanlageregulierung, Solvency II) hohe Qualitätsstandards und Verlässigkeit der Bewertungen der Rating- Agenturen sind entscheidend für die Gesamtverband der Deutschen e. V. 14 Wichtige Arten von Ratings in der Versicherungs- wirtschaft Insurer Financial Strength Ratings (IFS-Rratings): Beurteilung der Bonität eines Versicherers hinsichtlich der Verpflichtungen gegenüber Versicherungsnehmern Credit Ratings: Beurteilung des Ausfallrisikos finanzieller Verpflichtungen (Emittentenrating oder Emissionsrating) Gruppenrating versus Rating für Einzelunternehmen Studien zu speziellen Sektoren der (z. B. Outlook für deutsche Lebensversicherer insgesamt) Ratings im Auftrag des Emittenten versus auftraglose Ratings 7

Gesamtverband der Deutschen e. V. 15 Versicherer-Ratings der drei globalen Rating- Agenturen Standard & Poor s Moody s Fitch Ratings Eigentümer McGraw-Hill (Medienunternehmen) unabhängig, börsengehandelt FIMALAC (französisches Konglomerat) Hauptsitz USA USA USA / GB Erste Veröffentlichung von Versicherer- Ratings* 1967 1971 1973 Anzahl Versicherer- Ratings weltweit* 8.600 5.455 4.599 *alle Arten von Ratings, Quelle: NRSRO Registrierungsformular (letztverfügbare Information) Gesamtverband der Deutschen e. V. 16 IFS-Ratings der drei globalen Rating-Agenturen für f deutsche Versicherer (Sommer 2010, letztverfügbare Information) insgesamt Lebens- VU Kranken- VU Schaden/ Unfall- VU Rück-VU S&P Auftragsratings 75 23 8 36 8 auftragslos 8 0 0 8 0 Fitch Auftragsratings 42 19 7 14 2 auftraglos 6 3 1 1 1 Moody s Auftragsratings 28 10 3 11 4 8

Gesamtverband der Deutschen e. V. 17 Versicherer-Ratings anderer (großer) Rating-Agenturen mit Fokus auf der Eigentümer A.M. Best unabhängig, private Eigentümer Assekurata unabhängig, private Eigentümer Hauptsitz Erste Veröffentlichung von Versicherer-Ratings USA 1907* Germany 1996** Anzahl Versicherer-Ratings weltweit 5.364* 46*** *alle Arten von Ratings, Quelle: NRSRO Registrierungsformular (letztverfügbare Information) **Gründungsjahr *** nur deutsche Versicherer Gesamtverband der Deutschen e. V. 18 IFS-Ratings für r deutsche Versicherer von anderen (großen) Rating-Agenturen mit Fokus auf der * insgesamt Lebens- VU Kranken-VU Schaden/ Unfall- VU Rück-VU A.M. Best 23 5 2 10 6 Assekurata 46 20 12 14 0 *alle Ratings sind Auftragsratings 9

Gesamtverband der Deutschen e. V. 19 Weitere Ratings im Versicherungsbereich vielfältige weitere Bewertungen von Versicherungsunternehmen und Versicherungsprodukten, z. B. Versicherer-Ratings von map-report Produktratings von Morgen & Morgen und Franke & Bornberg Noten der Stiftung Warentest zielen auf Versicherungskunden und Versicherungsvermittler, nicht die Finanzmärkte werden nicht als echte Ratings angesehen, daher nicht einbezogen in Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Gesamtverband der Deutschen e. V. 20 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 10

Gesamtverband der Deutschen e. V. 21 Anfänge nge der Diskussion um die Regulierung der Rating-Agenturen (Neunziger Jahre, Jahre vor 2004) trotz zentraler Rolle an den Finanzmärkten unterlagen die Rating-Agenturen traditionell kaum einer Regulierung (anders als z. B. Wirtschaftsprüfer) Regulierung der Rating-Agenturen wurde als unmöglich angesehen mit wachsender Bedeutung der Ratings für die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte treten Schwachpunkte und Mängel in der Tätigkeit der Rating-Agenturen (Interessenkonflikte, falsche Anreize, Marktmacht der Oligopolisten) immer deutlicher zu Tage zunehmende Kritik an Rating-Agenturen aufgrund unzureichender Rating- Qualität seit den 90er Jahren (u. a. Asienkrise 1997 / 1998, Enron und Parmalat 2001 / 2003) zunehmender Konsens bei Politik, Aufsichtsbehörden und Marktteilnehmern, dass Handlungsbedarf bestand und regulatorischer Rahmen erforderlich war Gesamtverband der Deutschen e. V. 22 Phase 1 1 der Regulierung: Schaffung eines freiwilligen Selbstregulierungsrahmens (I) 2004: internationale Vereinigung der Wertpapieraufseher IOSCO veröffentlicht Verhaltenskodex für die Tätigkeit der Rating-Agenturen: Ziel: global anerkannte Mindeststandards für Rating-Agenturen Rating-Agenturen sollen Bestimmungen des IOSCO-Kodex in eigenen Verhaltenskodex übernehmen freiwillig, dennoch gute Akzeptanz wirksam über Reputationseffekte, aber keine Sanktionen, kein Durchsetzungsmechanismus 11

Gesamtverband der Deutschen e. V. 23 Phase 1 1 der Regulierung: Schaffung eines freiwilligen Selbstregulierungsrahmens (II) 2006: Europäischer Ausschuss der Wertpapieraufsichtsbehörden CESR etabliert freiwilligen europäischen Überwachungsrahmen für die Rating- Agenturen auf Basis des IOSCO-Kodex u. a. Berichtspflichten gegenüber CESR regelmäßiger Bericht von CESR veröffentlicht Beteiligung von S&P, Moody s, Fitch, DBRS Gesamtverband der Deutschen e. V. 24 Phase 1 1 der Regulierung: spezifische Anerkennungssysteme für f r regulatorische Zwecke USA: System der Nationally Recognized Statistical Rating Organizations (NRSRO) besteht seit 1975 für Ratings, die für regulatorische Zwecke herangezogen werden, zunächst Anerkennung durch SEC-Beschluss, keine formalen Anforderungen Formalisierung und Neuordnung mit dem Credit Rating Reform Act von 2006 Europäische Union: 2007 Einführung eines Anerkennungsverfahrens für External Credit Assessment Institutions (ECAI) im Rahmen von Basel II 12

Gesamtverband der Deutschen e. V. 25 Neuer Schub: Rating-Agenturen als Mitverursacher der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 / 2008 massive Fehlbewertungen der Rating-Agenturen im Bereich von US-amerikanischen strukturierten Finanzpapieren werden offensichtlich Rating-Agenturen damit wichtige Urheber der Finanz- und Wirtschaftskrise Selbstregulierungsrahmen der Rating-Agenturen hat sich nach allgemeiner Einschätzung als unzureichend erwiesen (z. B. im Hinblick auf Interessenkonflikte und Sicherung der Qualität der Ratings) Gesamtverband der Deutschen e. V. 26 Phase 2 2 der Regulierung: Weltweite Initiativen zur echten Regulierung der Rating-Agenturen 2008: Verschärfung des Verhaltenskodex der IOSCO für die Rating- Agenturen, Grundsatzbeschluss der G 20 zur Regulierung der Rating- Agenturen April 2009: G 20 beschließt weltweite Einführung nationaler bzw. regionaler Registrierungs- und Aufsichtssysteme für Rating-Agenturen, deren Ratings für regulatorische Zwecke Verwendung finden, Basis: IOSCO-Kodex 2009: Verabschiedung der EU-Verordnung über Ratingagenturen auch in anderen Ländern Einführung einer Regulierung über Rating- Agenturen (z. B. Japan) bzw. Verschärfung bestehender Regelungen (z. B. USA) Stärkung der internationalen Zusammenarbeit bei der Regulierung der Rating-Agenturen (u. a. gegenseitige Anerkennung der Regulierungssysteme, neues Standing Committee der IOSCO zu Rating- Agenturen) 13

Gesamtverband der Deutschen e. V. 27 Phase 2 2 der Regulierung: Schaffung eines Europäischen Registrierungs- und Aufsichtssystems für r die Rating-Agenturen noch im Aufbau, wird Ende 2010 voll wirksam alle in Europa tätigen Rating-Agenturen mussten bis zum 7. September 2010 Registrierungsanträge stellen, die derzeit von den Aufsichtsbehörden geprüft werden umfassende Qualitäts- und Transparenzanforderungen als Registrierungsvoraussetzung, z. B. Maßnahmen zur Sicherung der Qualität der Methodik Maßnahmen gegen Interessenkonflikte Bereitstellung umfangreicher Informationen über die Ratings nach Registrierung laufende Beaufsichtigung und Berichtspflichten Aufsicht zunächst nach Herkunftslandprinzip Gesamtverband der Deutschen e. V. 28 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 14

Gesamtverband der Deutschen e. V. 29 Verhältnis der deutschen zu den Rating-Agenturen grundsätzlich gutes Verhältnis der deutschen zu den Rating-Agenturen, zumeist reibungslose Zusammenarbeit der deutschen Versicherer mit Rating-Agenturen aber: in den letzten Jahren insbesondere vor Beginn der Regulierung der Rating-Agenturen eine Reihe problematischer Vorgänge und Sachverhalte GDV hat sich von Beginn an intensiv an Diskussion um geeigneten Regulierungsrahmen der Rating-Agenturen beteiligt u. a. aber auch regelmäßiger Dialog mit den Rating-Agenturen dabei hat sich gezeigt, dass sich allein durch Marktprozess und Selbstregulierung der Rating-Agenturen in einigen Bereichen jedoch keine befriedigenden Lösungen erreichen ließen Gesamtverband der Deutschen e. V. 30 Anliegen der deutschen (I): Transparenz der Rating-Methodik Grundzüge der Rating-Methodik müssen transparent sein, so dass Rating- Nutzer die Philosophie eines Ratings beurteilen können öffentliche Diskussion über Rating-Methodik muss möglich sein, z. B. Konsultation zur Methodik oder zu wichtigen methodischen Änderungen Gelegenheit für geratete Unternehmen, zu Methodik Stellung zu nehmen, insbesondere bei umstrittenen Ratings 15

Gesamtverband der Deutschen e. V. 31 Anliegen der deutschen (II): Kennzeichnung des Auftrags- und Partizipationsstatus Rating-Nutzer sollten unmittelbar erkennen, ob ein Rating im Auftrag des gerateten Unternehmens erstellt wurde oder nicht das geratete Unternehmen sich am Rating-Prozess beteiligt hat / die Rating-Agentur auf interne Informationen zurückgreifen konnte systematische Unterschiede zwischen diesen Arten von Ratings (eine mögliche Ursache: konservative Annahmen bei auftraglosen Ratings / Ratings ohne interne Informationen) klare Kennzeichnung bei jeder Publikation eines Ratings (Fußnote mit Verweis auf Internetseite oder Rating Desk unzureichend) Beurteilung der Bedeutung von Auftrags- und Parzipationsstatus kann den Rating-Nutzern überlassen werden Gesamtverband der Deutschen e. V. 32 Anliegen der deutschen (III): Umgang mit gerateten Unternehmen konsistente Verfahrensweisen im Umgang mit gerateten Unternehmen (z. B. hinsichtlich der Information über die Heranziehung von internen Informationen bei auftraglosen Ratings) Vertraulichkeit von internen Informationen muss auch bei auftraglosen Ratings gesichert sein Vorab-Benachrichtigung der gerateten Unternehmen über das Rating- Ergebnis und Feedback-Möglichkeit, um fachliche Fehler zu minimieren (integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements), angemessener Zeitrahmen für Vorab-Benachrichtigung adäquater Umgang mit Beschwerden / professionelles Beschwerdemanagement 16

Gesamtverband der Deutschen e. V. 33 Anliegen der deutschen (IV): Interessenkonflikte Rating-Geschäft ist durch zahlreiche potenzielle Interessenkonflikte charakterisiert soweit wie möglich sollten diese Interessenkonflikte beseitigt werden (z. B. Verbot von Beratungsdienstleistungen gegenüber gerateten Unternehmen, enge Definition von zulässigen Nebenleistungen (ancillary services) (aktuelles Beispiel: Beratungsleistungen zu Solvency II)) verbleibende Interessenkonflikte müssen angemessen gemanagt werden (z. B. keine Beteiligung von Analysten an Entgeltverhandlungen) Interessenkonflikte müssen offengelegt werden (z. B. Kennzeichnung des Auftragsstatus eines Ratings) Gesamtverband der Deutschen e. V. 34 Anliegen der deutschen (V): Integrität t von Rating-Prozess und Rating-Analysten hohe und konsistente Qualität der Ratings hohe und konsistente Qualität der Verfahrensweisen und Prozesse fachlich korrekte und angemessene öffentliche Äußerungen, z. B. Vermeidung von übertriebenen oder reißerischen Bemerkungen zur Erzielung einer hohen Öffentlichkeitswirkung 17

Gesamtverband der Deutschen e. V. 35 Anliegen der deutschen (VI): Qualifikation der Rating-Analysten Analysten,, verfügbare Ressourcen für f r Rating-Prozess und Rating-Monitoring ausreichende Zahl an / Qualifikationsniveaus der Analysten Besonderheiten der Ratings für Versicherer: hohe Komplexität in der Bewertung der Bonität von Versicherern spezifisches Know-how gefordert, z. B. hinsichtlich des nationalen Rechtsrahmens, versicherungstechnischer Risiken oder Gruppenstrukturen geringe Zahl qualifizierter Analysten für Versicherungsratings, in der Vergangenheit teilweise hohe Fluktuation Rotationsanforderung an (Lead) Analysten? Gesamtverband der Deutschen e. V. 36 Anliegen der deutschen (VII): Notwendigkeit der internationalen Kooperation in der Regulierung der Rating-Agenturen internationaler Charakter des Rating-Geschäfts und der Finanzmärkte international konsistente Regulierung der Rating-Agenturen von zentraler Bedeutung um Verzerrungen an den Finanzmärkten zu vermeiden: IOSCO Verhaltenskodex als Grundlage für nationale Regulierungssysteme enge Kooperation zwischen nationalen Aufsichtsbehörden, gegenseitige Anerkennung des Regulierungsrahmens, solange Mindeststandards erfüllt sind Konvergenz der nationalen Regulierungssysteme im Prinzip wünschenswert, Einzelregelungen sollten aber nicht blind kopiert werden, sondern Einzelfallprüfung erforderlich unter Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten 18

Gesamtverband der Deutschen e. V. 37 Anliegen der deutschen (VIII): Belastung der gerateten Unternehmen durch Regulierungsrahmen geratete Unternehmen müssen substantielle Ressourcen für den Rating- Prozess aufwenden (z. B. Informations- und Datenanforderungen der Rating- Agenturen, persönliche Gespräche mit den Rating-Agenturen) neuer Regulierungsrahmen für die Rating-Agenturen hat Belastung der gerateten Unternehmen bereits deutlich erhöht (z. B. zusätzliche Informationsanforderungen der Rating-Agenturen, verpflichtende Rotation der Analysten, verbunden mit der Notwendigkeit der Einarbeitung neuer Rating-Analysten) Auswirkungen auf geratete Unternehmen sollte bei Diskussion regulatorischer Maßnahmen immer Berücksichtigung finden, um unerwünschte Konsequenzen (Rücknahme von Rating-Aufträgen, prohibitive Hemmnisse für effiziente Nutzung der Finanzmärkte) zu vermeiden Gesamtverband der Deutschen e. V. 38 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 19

Gesamtverband der Deutschen e. V. 39 Fallstudie: Fitch quantitative IFS-Ratings (Q-Ratings) für f r deutsche Versicherer im Dez. 2004 Versuch von Fitch, neuartige auftraglose Ratings (Q-Ratings) für zahlreiche deutsche Versicherer einzuführen schwere Mängel in der vorgesehenen Verfahrensweise (u. a. Intransparenz von Rating-Prozess und -Methodik, unzureichende Interaktion mit den gerateten Unternehmen) GDV forderte Fitch auf, Veröffentlichung der Ratings zu verschieben und die Vorgaben des IOSCO-Kodex einzuhalten wesentliche Verbesserungen konnten erreicht werden, insbesondere 3 Monate Aufschub in der Veröffentlichung der Q-Ratings Konsultation zur Rating-Methodik Transparenz der Rating-Methodik verbesserte Umgang mit den gerateten Unternehmen klare Offenlegung des Charakters der Q-Ratings Gesamtverband der Deutschen e. V. 40 Fallstudie: Fitch Formale Beschwerde des GDV (I) intensiver Dialog zwischen GDV und Fitch über mehrere Jahre führte in einigen Bereichen nicht zu ausreichenden Verbesserungen, andauernde Verstöße gegen Mindeststandards des IOSCO-Kodex durch Fitch, insbesondere hinsichtlich: der Qualität der Marktstudien zur deutschen Lebensversicherung der Offenlegung des Rating-Typs bei traditionellen IFS-Ratings (Auftragsratings / auftraglose Ratings) Vorab-Benachrichtigung der gerateten Unternehmen, Zeitrahmen für Rückäußerungen im Frühjahr 2006 reicht GDV formale Beschwerde bei Fitch ein, um zu einer Lösung zu kommen, Nutzung der Beschwerdemöglichkeit gemäß IOSCO- Kodex Beschwerde wurde untermauert durch umfassende Dokumentation der Verstöße gegen IOSCO-Kodex 20

Gesamtverband der Deutschen e. V. 41 Fallstudie: Fitch Formale Beschwerde des GDV (II) Gesamtverband der Deutschen e. V. 42 Fallstudie: Fitch Formale Beschwerde des GDV (III) in Reaktion auf die Beschwerde des GDV führte Fitch gründliche Untersuchung aller Vorwürfe durch im Ergebnisse gestand Fitch im Juni 2006 öffentlich ein, dass viele der Beschwerdepunkte des GDV gerechtfertigt waren, z. B.: systematische Berechnungsfehler in den Marktstudien zur deutschen Lebensversicherung einige der internen Verfahrensregeln von Fitch waren für den deutschen Versicherungsmarkt nicht vollständig umgesetzt worden der Umgang mit Rückmeldungen aus dem Markt und die Kommunikation mit Versicherern bei auftraglosen Ratings waren nicht immer ordnungsgemäß ein Maßnahmenpaket wurde angekündigt, und substantielle Verbesserungen in den Aktivitäten von Fitch auf dem deutschen Versicherungsmarkt konnten erzielt werden aber: weiterhin unterschiedliche Interpretation des IOSCO Kodex, insbesondere hinsichtlich der Kennzeichnung auftragloser Ratings Beschwerde des GDV konnte nicht alle Problempunkte lösen 21

Gesamtverband der Deutschen e. V. 43 Fallstudie: Fitch Formale Beschwerde des GDV (IV) Gesamtverband der Deutschen e. V. 44 Erfahrungen der deutschen mit dem IOSCO Kodex 2004 2009 globale Rating-Agenturen entwickeln neue Verhaltenskodizes, die Vorgaben des IOSCO Kodex weitgehend umsetzen, wenige Abweichungen substanzielle Verbesserungen der Standards, z. B. im Hinblick auf die Transparenz der Methodik weit größere Bereitschaft der Rating-Agenturen zum Dialog mit den Marktteilnehmern aber: Schwächen des Selbstregulierungsrahmens wurden bald offensichtlich, z. B. einige Regelungen erwiesen sich als unzureichend aufsichtsrechtliche Richtlinien für Interpretation der festgelegten Standards erforderlich Durchsetzungsmechanismus entscheidend 22

Gesamtverband der Deutschen e. V. 45 Bewertung der Europäischen Verordnung über Ratingagenturen (I) neuer Regulierungsrahmen derzeit noch nicht voll wirksam, Gesamtbeurteilung daher noch nicht möglich schon heute zu beobachten: positive Auswirkungen auf Qualitätsstandards und Transparenz bei den Ratings deutscher Versicherer, z. B.: weitere Überprüfung der Rating-Methodik weiter zunehmende Transparenz zu Methodik und Verfahren weiter verbesserte Kennzeichnung der Ratings Rücknahme der meisten auftraglosen Ratings für deutsche Versicherer 2006 heute S&P 51 8 Moody s 2 0 Fitch 144 6 Gesamtverband der Deutschen e. V. 46 Bewertung der Europäischen Verordnung über Ratingagenturen (II) bisher noch keine vollständige Umsetzung der neuen Vorgaben (z. B. hinsichtlich der Kennzeichnung auftragloser Ratings) weitere Verbesserungen in den nächsten Monaten zu erwarten entscheidend ist jetzt die konsequente Umsetzung des Regulierungsrahmens: strenge Beaufsichtigung der Rating-Agenturen, um vollumfängliche Einhaltung der Vorgaben der EU-Verordnung sicherzustellen klare Richtlinien der Aufsichtsbehörden, keine Aufweichung der festgelegten Standards durch übermäßige Interpretationsspielräume 23

Gesamtverband der Deutschen e. V. 47 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick Gesamtverband der Deutschen e. V. 48 Weitere Implementierung und Überprüfung des neuen europäischen Regulierungssystems Erteilung der Zulassungen für die Rating-Agenturen durch die Aufsichtsbehörden vollständige Umsetzung der neuen Anforderungen durch die Rating- Agenturen laufende Beaufsichtigung der Rating-Agenturen Klärung von Zweifelsfragen und Weiterentwicklung der Aufsichts-Leitlinien Entscheidung über Anerkennung ausländischer Regulierungssysteme als äquivalent (EU-Kommission) grundlegende Überprüfung des Regulierungssystems für die Rating- Agenturen durch EU-Kommission bis 2012 vorgesehen 24

Gesamtverband der Deutschen e. V. 49 Novellierung der Verordnung über Ratingagenturen: Zentralisierung der Aufsichtsverantwortung Verordnungsvorschlag der EU-Kommission vom Juni 2010 Teil der Reform der Architektur der europäischen Finanzaufsicht Aufsicht über die Rating-Agenturen soll bei neu geschaffener europäischer Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA zentralisiert werden, die Aufsichtsaufgaben an die nationalen Aufsichtsbehörden delegieren kann grundsätzlich sinnvoll (internationales Geschäftsmodell, Dominanz der globalen Rating-Agenturen), aber Delegationsmöglichkeiten sollten wo sinnvoll genutzt werden wichtig auch, dass nationale Aufseher als Ansprechpartner für die Marktteilnehmer erhalten bleiben Gesamtverband der Deutschen e. V. 50 Novellierung der Verordnung über Ratingagenturen: Neuartige Informationspflichten für f r Emittenten Vorschlag der EU-Kommission enthält zudem auch neuartige Informationspflichten für Emittenten bei Kreditverbriefungen: gleicher Informationszugang für alle zugelassenen Rating-Agenturen Ziel: durch Erleichterung auftragloser Ratings Wettbewerb zwischen Rating- Agenturen zu fördern aber: wenig erfolgversprechend, problematische Auswirkungen zu befürchten keine Regulierungsmaßnahme, zielt auf Struktur des Rating-Marktes Forderung des GDV: zunächst herausnehmen, Diskussion im Kontext der Wettbewerbsstruktur im Rating-Markt 25

Gesamtverband der Deutschen e. V. 51 Phase 3 3 der Regulierung: Diskussion um strukturelle Maßnahmen im Bereich der Rating-Agenturen (I) vielfach wird Regulierung der Rating-Agenturen nicht als ausreichend angesehen, zusätzlich Maßnahmen zur Veränderung der Struktur des Rating-Marktes seien notwendig: mehr Wettbewerb zwischen den Rating-Agenturen alternative Geschäftsmodelle anstelle des derzeit dominierenden issuerpays-modells zahlreiche Reformvorschläge: Vorschlag der EU-Kommission für neue Informationspflichten (s. oben) Vorschläge zur Schaffung einer Europäischen Rating-Agentur Konsultationspapier der EU-Kommission zu strukturellen Maßnahmen für Oktober 2010 angekündigt Gesamtverband der Deutschen e. V. 52 Phase 3 3 der Regulierung: Diskussion um strukturelle Maßnahmen im Bereich der Rating-Agenturen (II) aus Sicht der deutschen sind Maßnahmen zur Beeinflussung der Marktstruktur wenig erfolgversprechend Rating-Markt ist natürliches Oligopol, mehr Wettbewerb führt nicht unbedingt zu besseren Marktergebnissen, sondern kann im Gegenteil sogar kontraproduktiv wirken (Problem des Rating-Shopping) zusätzliche Kosten und Belastungen für Emittenten und Investoren zu befürchten stattdessen: Konsequente Regulierung der Rating-Agenturen als ursachenadäquates Mittel zur Bewältigung der Mängel und Schwachpunkte an den Rating-Märkten 26

Gesamtverband der Deutschen e. V. 53 Heranziehung von Ratings für f r regulatorische Zwecke derzeit nationale und internationale Initiativen der Aufsichtsbehörden zur Überprüfung der Heranziehung von Ratings für regulatorische Zwecke GDV begrüßt diesen Überprüfungsprozess indiviuelle Risikobewertungskompetenz der Marktteilnehmer sollte gefördert werden (z. B. auch um Prozyklizität zu vermeiden) soweit Alternativen zu externen Ratings vorhanden sind, sollten diese im Regulierungssystem genutzt werden (z. B. interne Modelle) aber: vollständiger Verzicht auf externe Ratings im Regulierungssystem scheint kaum möglich (z. B. Solvency II) Gesamtverband der Deutschen e. V. 54 Agenda Rating-Agenturen: Eine Einführung Bedeutung von Ratings für die deutsche Initiativen zur Regulierung der Rating-Agenturen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Anliegen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Erfahrungen der deutschen Die Regulierung der Rating-Agenturen: Nächste Schritte Die Regulierung der Rating-Agenturen: Zusammenfassung und Ausblick 27

Gesamtverband der Deutschen e. V. 55 Zusammenfassung und Ausblick vielfältige Probleme in der Tätigkeit der Rating-Agenturen, die auch auf dem deutschen Versicherungsmarkt ihren Niederschlag fanden durch Regulierungsinitiativen der letzten Jahre konnten bereits deutliche Verbesserungen erzielt werden neuer europäischer Registrierungs- und Aufsichtsrahmen wird zu weiteren Fortschritten in der Tätigkeit der Rating-Agenturen führen konsequente Aufsicht über die Rating-Agenturen und kontinuierliche Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens als ursachenadäquater Weg zur Sicherung der Qualität der Ratings strukturelle Maßnahmen zur Wettbewerbsförderung dagegen wenig erfolgversprechend Gesamtverband der Deutschen e. V. Die Regulierung der Rating- Agenturen Erfahrungen aus Sicht der Dr. Michael Wolgast, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft Gesamtverband der Deutschen (GDV) Universität Münster, 15. September 2010 28