Des Betriebes kranke Seele 24.09.2013



Ähnliche Dokumente
Gesundheitsmanagement in der niedersächsischen Landesverwaltung

Gesundheitsförderliche Mitarbeitergespräche (smag) Quelle: GeFüGe-Projekt, bearbeitet durch Karsten Lessing, TBS NRW

Steckbrief zum Projekt

Dipl.-Soz. Michael Ertel

Unternehmen. Einführung in das Betriebliche Gesundheitsmanagement. g.htm

Betriebliches Gesundheitsmanagement mit der AOK. Dr. Wolf Polenz

Hintergrund. Nadine Pieck Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft Leibniz Universität Hannover

Individuelle Lösungen für Unternehmen und Beschäftigte! Nachhaltige Strategien für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement.

GESUND LEBEN LERNEN Gesundheitsmanagement in Schulen

INitiative Gesunde Arbeitswelt

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Verzahnung von Arbeitsschutz und betrieblichem Gesundheitsmanagement. Gesunde Ansatzpunkte für sinnvolle Maßnahmen

12 Erfolgs-Tipps zur Einführung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement

Presseinformation. Wenn der Beruf krank macht. AOK Niedersachsen stellt neue Fehlzeiten-Analyse vor

Gesprächsleitfaden Mitarbeitergespräch (MAG) für Vorgesetzte

Forschungsdesign: Evaluation der Fortbildung Zukunft Personalentwicklung

Gesundheit ist Chefsache. Betriebliches Gesundheitsmanagement

347/AB XXII. GP. Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich. Anfragebeantwortung

Betriebs-Check Gesundheit

MODUL 5: BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

Führung und Gesundheit der Einfluss von Führungskräften auf Arbeitsverhalten und Wohlbefinden

Betriebliche Gesundheitsmanagement Ein Konzept mit Zukunft

Weit blicken flexibel handeln ESF-Projekt Personalentwicklung (PE-Projekt)

Forum Nachhaltigkeit

Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung. Methoden, Chancen, Grenzen. Dipl.-Psych. Jan Hetmeier, Unfallkasse des Bundes

Themenabend Betriebliches Gesundheitsmanagement. BARMER GEK Mönchengladbach Themenabend Betriebliches Gesundheitsmanagement

Psychische Belastung aktuelle Entwicklungen

Psychische Belastungen

7 Etappen zum gesunden Unternehmen Leitfaden zum betrieblichen Gesundheitsmanagement

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung. Antoine de Saint-Exupery. Das Beratungsteam. Iris Güniker + Silke Schoenheit

Betriebliches Gesundheitsmanagement. in kleinen und mittelständischen. Hier steht das Thema des Vortrages

Betriebliches Gesundheitsmanagement. Das 6-Phasen-Modell

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement Die Lösung oder nur Modeerscheinung?

PRESSEGESPRÄCH. mit. LT-Präs. KommR Viktor SIGL

Von A wie Anwesenheitsprämie bis Z wie Zirkel

Integration von Gesundheits- und Unternehmensberatung durch das intakt!-modell

DGB-Index Gute Arbeit

Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung nach 5 Arbeitsschutzgesetz

Changes NEXT EXIT. Gesunde Schule, wie geht das? Bremerhaven. Ganzheitliche Gesundheitsförderung in der Schule

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Yvonne Romina Ruck / 14. März 2013

Gesundheitsförderung im Betrieb

Der psychologische Vertrag im transformationalen Wandel

Commitment von Führungskräften

Psychologische Unterstützung. Psychologen Die Experten im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement in Zeiten knapper Kassen

Älter werden in der Pflege

Führung und Gesundheit. Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können

Fit für die Zukunft. Betriebliches Gesundheitsmanagement: Von Einzelmaßnahmen zu integrierten Systemen. Great Place to Work Fachkongress

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

erschienen in: managerseminare, Heft 80, Oktober 2004

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Teamentwicklung. Psychologische Unternehmensberatung Volker Rudat

Betriebliche Gesundheitsförderung. als Bestandteil des. integrierten Management-Systems

Starke Unternehmen brauchen starke Mitarbeiter Praxisforum D

Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen

Gesundheitsmanagement in der Niedersächsischen Landesverwaltung. - Fragebogen zur Bestandsaufnahme -

Auswertung Onlinebefragung Unternehmen. Thematik: Mitarbeitende mit psychischen Beeinträchtigungen bei Unternehmen

Psychische Belastungen erfassen und angehen Wie und mit Wem?

Senatsverwaltung für Arbeit, Berlin, den 2. Juli 2014 Integration und Frauen Tel.: 9028 (928) II A renate.irps@senaif.berlin.

Agenda. 1. Gesetzliche Grundlagen für Gesundheit im Unternehmen. 2. Zahlen, Daten und Fakten - 1. Teil Fehlzeiten in Deutschland und der TK

Erprobungsfassung. Multi-Media Berufsbildende Schulen. Regionales Bildungszentrum für die Medien- und IT-Berufsausbildung in der Region Hannover

Die Rolle der Führungskraft im ressourcenorientierten Gesundheitsmanagement. Workshop 3

Wie das konkret in der Praxis aussehen kann, erörtern wir mit Ihnen im Praxisforum und freuen uns auf Ihre Erfahrungen.

Qualifikationserfordernisse durch das Internet der Dinge in der Logistik

betriebliches gesundheitsmanagement

Schulisches Gesundheitsförderungsprojekt für alle Schulen in Niedersachsen. Claudia Bindl Irmtraut Windel

Analyseinstrumente im betrieblichen Gesundheitsmanagement Einsatzbereiche Chancen - Fallen

Betriebliches Gesundheitsmanagement Führungskräfte als wichtige Akteure und Gestalter gesundheitsförderlicher Arbeitsweisen an Hochschulen,

ESF-Sozialpartnerrichtlinie Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern. Dr. Dietrich Englert

Die ersten 100 Tage in der neuen Führungsposition: Fahrplan und Checklisten

Coaching für Praxisanleiter/innen, Berufsanfänger/innen und Führungskräfte in beruflichen Übergangssituationen

Arbeitshilfe "Tipps für Gespräche mit Vorgesetzten und KollegInnen" Was gilt für mich?


Positionspapier Forum öffentlicher Dienst

Das Wirkungsbarometer. Messung der Mitarbeiterzufriedenheit. Indikator für Verbesserungspotenziale Erfolgskontrolle für Maßnahmen

Konfliktmanagement und Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Polizei Baden-Württemberg

wirtschaftlich und nachhaltig

Kommunikation von BGM in Unternehmen

Modell BGF Kleinbetrieb

Information zur Mitarbeiterbefragung der Zentralverwaltung ( )

Möglichkeiten betrieblicher Burnout-Prävention. Herbert Hirsch, Büro für Personalund Unternehmensentwicklung

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Themenbroschüre Business Coaching IPA. Personalentwicklung und Arbeitsorganisation

4.3. Fragebogen Seite 99. Bitte treffen Sie dann zunächst jeder für sich diese Einschätzungen und füllen den Arbeitsbogen aus.


Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement für kleine und mittelständische Betriebe

Gesunde Arbeitsbedingungen systematisch entwickeln von der Gefährdungsbeurteilung zur Organisationsentwicklung

gesundheit wohlbefinden leistung Betriebliche Gesundheitsförderung der Reha Rheinfelden Für Gesundheit an Ihrem Arbeitsplatz

1. Für welche Tätigkeitsbereiche haben Sie nach Ihrer Einschätzung in der Vergangenheit die größten Zeitanteile aufgewandt?

Regionales Demografienetzwerk - ReDeKoo - Zukunftsfähige Personalarbeit angesichts alternder Belegschaften

Gesund, ganzheitlich verstanden, bezieht sich auf drei Bereiche, nämlich... Als Störfaktoren für das physische Wohlbefinden gelten bspw.

Kreislauf Betriebsberatung Gesundheits-Coaching + Gesundheitsfördernde Führung

Hinweise zum Fragebogen. Wir möchten Sie darum bitten, die jeweils zutreffenden Antworten in den dafür vorgesehenen

Betriebliche Gesundheitsförderung

Von der Vorgesetztenbeurteilung zum Führungskräftefeedback

Gesundheit im Betrieb

Entwicklung psychischer Erkrankungen bei Erwerbstätigen

Bewegung als Schutz vor Burnout und Depression. Dr. Susanne Gentzsch Dipl.-Sportwissenschaftlerin/Bewegungstherapeutin

Transkript:

Des Betriebes kranke Seele 24.09.2013 Forum Betriebliche Lösungsansätze zu psychischen Belastungen Klaus Schahn 1

Ein Beispiel aus dem Öffentlichen Sektor Gesundheitsmanagement in der niedersächsischen Landesverwaltung Klaus Schahn 2

Rechtlicher Rahmen und Entwicklung Kabinettsbeschluss im Jahr 2002 Aufbau des dienststelleninternen Gesundheitsmanagements in der Landesverwaltung Leitfaden zur Umsetzung des Gesundheitsmanagements Abschluss einer Vereinbarung nach 81 des Niedersächsisches Personalvertretungsgesetzes mit den Gewerkschaften in 2002 Einrichtung einer landesweiten Steuerungsgruppe in 2003 Erprobung des Leitfaden und Unterrichtung der Landesregierung in 2006, 2008 Kabinettsbeschluss zur dauerhaften Einführung des Gesundheitsmanagements in 2010 Klaus Schahn 3

Steuerung und Koordination des Gesundheitsmanagements Koordination durch das Innenministerium: Ressortübergreifende PE Bildung einer landesweiten Steuerungsgruppe Einrichtung eines Beratungsservice Gesundheitsmanagement Vernetzung der Akteure landesweit zwischen den Dienststellen innerhalb der Ressorts, z. T. Aufbau ressortspezifischer Steuerungsgremien und Netzwerke Anschubfinanzierung von Projekten (bis 2008) Evaluation der Projekte durch den Beratungsservice Effektmessung (in Anlehnung an Sigrun Fritz) Qualifizierung von Prozessbegleitern Klaus Schahn 4

Aktuelle Entwicklungen Einrichtung ressortspezifischer Steuerungsstrukturen, Netzwerke und Beratungsinstitutionen, z.b. Justizministerium: Gerichtsbarkeit und Justizvollzug Finanzministerium/OFD: mehr als 50% der rd. 70 Finanzämter beteiligen sich am GM Kooperation mit dem Projekt Demographiesicheres und ressourcenbewusstes Personalmanagement in Niedersachsen Innenministerium: Gesundheit in der Polizei Modellprojekt mit rd. 20 unterschiedlichen Pilot-Dienststellen der niedersächsischen Polizei Roll-out ab Juli 2012 Qualifizierung und Institutionalisierung von Koordinatoren für das GM Klaus Schahn 5

Gesundheitsmanagement in der Landesverwaltung - Organisations- und Personalentwicklung Gesundheitsmanagement ist die systematische Vorgehensweise einer Organisation zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Gesundheitsverhaltens Im Brennpunkt stehen die von den Beschäftigten wahrgenommenen Belastungen und Gesundheitsressourcen Die Einführung erfolgt zunächst in Form von Projekten Ziele Verbessern der Arbeitsbedingungen durch die aktive Mitwirkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fördern des persönlichen Gesundheitsverhaltens und der Kompetenzen zur Bewältigung von Anforderungen Betriebe und die Beschäftigten entwickeln Fähigkeiten, sich gezielt selbst zu beobachten und zu verändern Klaus Schahn 6

Betriebliches Gesundheitsmanagement als Aushandlungsprozess Behördenleitung und Beschäftigte haben Interesse am Erhalt und an der Verbesserung der Gesundheit aus ihrer jeweiligen Interessenperspektive Die Schnittmengen sind zu verhandeln Beschäftigtenperspektive Verbesserung von Wohlbefinden und Zufriedenheit bei der Arbeit Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Betriebskultur Beteiligung, Mitsprache Widersprüchliche Orientierungen: Erhöhung des Einkommens (kurzfristig) Erhalt Arbeitsfähigkeit bis zur Rente (langfristig) Leitungsperspektive Verbesserung der Leistungsfähigkeit Reduzierung von Fehlzeiten Erhalt und Erhöhung der Arbeitsmotivation Widersprüchliche Orientierungen: Erhöhung der Produktivität (kurzfristig) Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente (langfristig) Klaus Schahn 7

Grundsätze des Betrieblichen Gesundheitsmanagements Beteiligung auf allen Ebenen Behördenleitung und Personalräte entwickeln GM gemeinsam Alle Beschäftigtengruppen sind in den Prozess einzubeziehen insbesondere die Führungskräfte Die Beschäftigten sind aktiv an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen beteiligt Ganzheitlichkeit Ansetzen an den Arbeitsbedingungen und Förderung der Kompetenzen zur Bewältigung von Arbeitsanforderungen Psychische Belastungen im Konzept und in der Vorgehensweise eingeschlossen Effektives Projektmanagement Projektorganisation und planung Gender Mainstreaming Unterschiede in den Arbeits- und Lebenssituationen von Frauen und Männern sind zu beachten, z.b. Zusammenhänge von Beruf und Familie Integration in die Linienorganisation Klaus Schahn 8

Prozessmodell des Gesundheitsmanagements Klaus Schahn 9

Ergebnisse der Evaluation der Ausbauphase, Erfahrungen aus den Projekten

Beispiel Zentralküche in einem Landeskrankenhaus Ausgangslage und Vorgehen Probleme der Kooperation und Kommunikation zwischen Beschäftigtengruppen Einrichtung einer Steuerungsgruppe, Personalbefragungen Bildung von Verbesserungsgruppen Bearbeitete Themen Umgang untereinander und Sprachkultur Ungünstige Arbeitzeiten: Anpassung der Zeiten an Öffentlichen Nahverkehr und Öffnungszeiten der Kita Ergebnisse Regeln für den Umgang erfolgreich durchgesetzt Neuer Dienstplan eingeführt Verbesserungen bei der Arbeitszufriedenheit Senkung des Krankenstandes Klaus Schahn 11

Beispiel Finanzamt Ausgangslage und Vorgehen Hoher Krankenstand Einrichtung eines Projektteams, Personalbefragungen Bearbeitete Themen Optimierung von Arbeitsabläufen, Postlaufzeiten Verringerung von durchschnittliche Bearbeitungszeiten Einführung von Teamarbeit Klärung von Kompetenzen Neue Besprechungskulturen und -regeln Neugestaltung von Arbeitszeiten/Funktionszeiten Ergonomische Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätze Ergebnisse: Erhöhte Arbeitszufriedenheit und erhöhte Produktivität Klaus Schahn 12

Beispiel: Gericht Ausgangslage und Vorgehen Einrichtung einer Steuerungsgruppe, Mitarbeiterbefragung (Rücklauf 66%), themenbezogene Workshops Handlungsbedarfe aufgrund von Mitarbeiterbefragung in drei Abteilungen Bearbeitete Themen Serviceeinheiten: regelmäßige Dienstbesprechungen, Klärung von Zuständigkeiten, Veränderung der Vertretungsregelung, ergonomische Beratung und bessere Ausstattung IT-Abteilung: Arbeitsbelastung, Integration der eigenständigen IT- Organisation (Veranstaltungen zum Kennenlernen und Austausch) Wachtmeisterei: Bessere Einbindung der Wachtmeister und damit verbundene Wertschätzung, Vereinfachung bestimmter Arbeitsabläufe Zitate aus dem Evaluationsworkshop Einstieg in Kulturwandel, Wir-Gefühl gestärkt, sichtbare und fühlbare Erfolge Klaus Schahn 13

Beispiel: Gewerbeaufsichtsamt Ausgangslage und Vorgehen Ergebnisse der MAB aus dem Qualitätsmanagement nutzen, Integration der ehem. MA aus der Bezirksregierung, Zufriedenheit erhöhen Einrichtung einer Steuerungsgruppe, Mitarbeiterbefragung, Abteilungsund Führungskräfteworkshops, Arbeitsgruppen zu best. Themen, Gesundheitstag Bearbeitete Themen Information und Kommunikation Fachlicher Informationsfluss Verbesserung des Einsatzes der Anwendungssoftware Gesundheitsförderung Ergebnisse: regelmäßige Abteilungs- und Dienstbesprechungen Vereinbarungen zum Informationsfluss im Amt Anwendungshilfen für Fachsoftware Ausgleichsgymnastik, gemeinsame sportliche Aktivitäten Klaus Schahn 14

Häufige Themen in Beteiligungsgruppen und Verbesserungsvorschläge 1 Unzureichende Information und Kommunikation über das Alltagsgeschäft in einer Organisationseinheit Mangelnde Transparenz über die künftige Entwicklung der Organisation Fehlende Mitwirkungsmöglichkeiten am eigenen Arbeitsplatz Störungen der Zusammenarbeit und der Arbeitsatmosphäre im Team Unklare Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe in/zwischen Abteilungen: Doppelarbeit, ungerechte Verteilung der Arbeit Mangelhafte, veraltete Ausstattung mit Arbeitsmitteln Klaus Schahn 15

Häufige Themen in Beteiligungsgruppen und Verbesserungsvorschläge 2 Entscheidungen über die Köpfe der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unangemessenes Verhalten von Führungskräften Störungen der Zusammenarbeit und der Arbeitsatmosphäre in einer Organisation Verbesserungsvorschlägen richten sich insbesondere auf die Veränderung der Arbeitsorganisation und -abläufe auf die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation zwischen bestimmten Beschäftigten bzw. Beschäftigtengruppen Klaus Schahn 16

Fazit und Ausblick

Organisationstheoretischer Ausgangspunkt - Mikropolitik Organisationen sind Muster sozialer Ordnungen, die durch kulturelle Praktiken reproduziert werde Organisationen definieren sich nicht (allein) durch zweckrationale und kostentransparente Strukturen und Abläufe Eine Organisationen kann als Arena interessengeleiteter Interventionen, Konflikte und Aushandlungen verstanden werden, deren Lösungen nur temporäre Gültigkeit haben Organisationen sind damit ein Interaktionszusammenhang konkreter Menschen, ein täglicher Kampf um Einfluss und Ressourcen Klaus Schahn 20

Grundverständnis von Gesundheitsmanagement Gesundheitsmanagement ist damit ein Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen Akteuren mit unterschiedlichen Auffassungen und Interessen in Hinblick auf den Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit BGM setzt bei den wahrgenommenen (psychischen) Belastungen der Beschäftigten an und bringt sie systematisch in Spiel Prozessmodell BGM ist damit ein gigantischer Feedbackprozess, der auf die Stärkung der Ressourcen der Beschäftigten und der Organisation zur Selbstbeobachtung abzielt und auf diese Weise zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen Empowerment BGM zielt auf die Gestaltung und Veränderungen der Organisation. Sie ist mit ihren Regeln, Strukturen, Abläufen, ihrer Kultur die Patientin des Gesundheitsmanagements Bei der Einführung eines BGM geht es weniger um die wissenschaftlich begründete Auswahl von Analyseinstrumenten als um die Einigung auf eine betriebliche Vorgehensweise Klaus Schahn 21

BGM als Aushandlungsprozess Klaus Schahn Seite Klaus Schahn 22 22

Zur aktuellen Diskussion um Psychische Belastungen Die aktuelle Diskussion um psychische Belastungen und psychische Erkrankungen fördert die Befassung mit dem Thema Arbeit und Gesundheit nicht unbedingt in sinnvoller Weise Es geht um die Wirkung psychischer Belastungen auf die körperliche und psychische Gesundheit - Psychosomatische Zusammenhänge Belastungen sind alle Einflussgrößen der Arbeit. Psychische Belastungen werden sie genannt, weil sie über die psychischen Verarbeitungsmechanismen wirken: Wahrnehmung, Verarbeitung im Zentralen Nervensystem, emotionale und physiologische Reaktionen Dauerhafte psychische Fehlbelastungen bewirken chronischen Stress Chronischer Stress (Mc Ewen, 2004) führt durch tiefgreifende Veränderung der physiologischen und hormonellen Regulationsprozesse (Cortisol) zu chronischen körperlichen und psychischen Erkrankungen Klaus Schahn 23

Chronischer Stress ist eine wesentliche Ursache für die Entstehung psychischer Erkrankungen Wirkungen auf körperlicher Ebene Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems: Bluthochdruck Veränderungen des Immunsystems: Schwächung oder Überaktivität Veränderungen im Gehirn: Zerstörung von Nervenzellen, Umbau von Nervenzentren Wirkungen auf der Gefühlsebene Wut, Ärger, Angst Wirkungen auf der Ebene des Denkens Verengung der Sichtweisen (Tunnelblick) Wirkungen auf der Verhaltensebene Stereotype Verhaltensmuster Flucht aus der Situation gelernte Hilflosigkeit Klaus Schahn

Fehlregulation der Cortisol-Achse bei chron. Stress Stressor Hirnrinde (Assoziationen, Denken) Nervensystem Symphatikus Zwischenhirn Limbisches System Amygdala (Gefühle) Hypothalamus Hormonelles System Hirnanhangdrüse/ Hypophyse Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin Cortisol Herz-Kreislauf- System Immun-System (z.b. Lymphknoten) Klaus Schahn Dipl.-Psych. Klaus Schahn

Fehlregulation der Cortisol-Achse und Folgen für die Gesundheit Hypercortisolismus erhöhtes Erkrankungsrisiko z.b. für Depressionen Zentrales Nervensystem Abbau von Nervenzellen, Angstpotenzierung Autonomes Nervensystem Gefäßverengung Körper Ansammlung von Fett Verringerung der Knochendichte Hypocortisolismus erhöhtes Erkrankungsrisiko für Autoimmunerkrankungen Zentrales Nervensystem Abbau von Nervenzellen Angstpotenzierung Autonomes Nervensystem Körper Steigerung der Schmerzanfälligkeit Ansammlung von Fett Quelle: Wingenfeld; Hellhammer 2011 Klaus Schahn

Psychisch wirkende Faktoren der Arbeit aktuelle Ansätze zur Operationalisierung Ungenügend gestaltete Arbeitsaufgaben Ungenügend gestaltete Arbeitsorganisation Ungenügend gestaltete soziale Bedingungen Interne Beziehungen zu Vorgesetzten Interne Beziehungen zu Kollegen Externe Beziehungen zu Klienten, Kunden usw. Ungenügend gestaltete Arbeitsplatz- und Arbeitsumgebungsbedingungen Arbeitszeitgestaltung BAuA, Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung 2012 Gemeinsame Erklärung von BMA, BDA, DGB zu Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt, 2013 Klaus Schahn 27

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration www.gesundheitsmanagement.niedersachsen.de Beratungsservice Gesundheitsmanagement Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. Institut für unterdisziplinäre Arbeitswissenschaft Leibniz Universität Hannover Nadine Pieck, Klaus Schahn, klaus,schahn@wa.uni-hannover.de Klaus Schahn 28