Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand



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Transkript:

Der Alterssurvey Aktuelles auf einen Blick Ausgewählte Ergebnisse Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand Einleitung Themen 3 Ein früher Rentenbeginn erscheint den Befragten unwahrscheinlicher 3 Nahtlose Übergänge von der Arbeit in die Rente werden seltener 3 Frauen wechseln anders in den Ruhestand als Männer Der frühe Abschied in den Ruhestand war über lange Jahre ein vermeintlich optimaler Weg, um die Interessen auf dem Arbeitsmarkt, der Unternehmen und nicht zuletzt der älteren Erwerbstätigen in Einklang zu bringen. Diese Praxis führte in ihrer massenhaften Anwendung zu einer Schieflage in den sozialen Sicherungssystemen. Der Verzicht auf das Arbeitspotenzial Älterer ist bereits heute nicht mehr zu finanzieren. Künftig werden Wirtschaft und Gesellschaft auf die stärkere Einbindung der älteren Erwerbstätigen angewiesen sein. Die Rücknahme einiger Regelungen, die den frühen Ausstieg aus dem Erwerbsleben förderten, deutet eine Korrektur der Frühverrentungspraxis bereits an. Der Alterssurvey geht der Frage nach, ob sich diese Trendumkehr zur längeren Lebensarbeitszeit schon in den Ansichten der Befragten niederschlägt. Wann planen sie, in den Ruhestand zu gehen? Die Daten des Alterssurveys zeigen auch, dass die letzte Station vor dem Rentenbezug nicht immer die Erwerbsarbeit ist. Aus welchem Erwerbsstatus gelangen die Befragten in den Ruhestand? Welche Unterschiede existieren dabei zwischen Männern und Frauen und zwischen den Generationen? Noch ein gutes Stück Weg bis zum Stockholmer Ziel Die Praxis der Frühverrentung älterer Erwerbstätiger ist in den meisten westlichen Industriestaaten zu beobachten. Seit einigen Jahren versuchen viele europäische Staaten, diesen Trend aufzuhalten. Sie streben an, dass ältere Arbeitnehmer wieder länger in das Erwerbsleben eingebunden werden. Abbildung 1: Die Abbildung zeigt, wie viele Männer und Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren in den Jahren seit 1991 erwerbstätig waren (Anteile in %). Ältere Männer waren 2003 seltener erwerbstätig als 1991. Andererseits ist der Anteil der erwerbstätigen älteren Frauen gestiegen. Daten: GeroStat Deutsches Zentrum für Altersfragen Berlin; Statistisches Bundesamt, 2004 Das entspricht den Erfordernissen des demographischen Wandels und trägt dazu bei, die sozialen Sicherungssysteme zu entlasten. Die EU-Staaten beschlossen deshalb 2001 in Stockholm, dass bis zum Jahr 2010 in jedem EU-Mitgliedsland die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig sein sollte. Deutschland ist von diesem Ziel noch weit entfernt, wie Abb. 1 zeigt. Der Anteil der Erwerbstätigen an allen 55- bis 64- Jährigen liegt derzeit bei 39 Prozent. Dieser Anteil müsste also um 11 Prozentpunkte steigen, um die Marke von 50 Prozent zu erreichen. Das wäre eine Erhöhung um etwa ein Viertel des jetzigen Niveaus. Die bisher geübte Praxis des frühen Abschieds vom Erwerbsleben wird sich also ändern müssen. Wie spiegelt sich das in der Lebensplanung der Befragten wider?

Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand Seite 2 Ein früher Rentenbeginn erscheint den Befragten unwahrscheinlicher Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland liegt bei 65 Jahren. Nur ein kleiner Teil der älteren Beschäftigten ist aber tatsächlich bis zu diesem Zeitpunkt erwerbstätig. Der Altersrentenbezug beginnt in Deutschland im Durchschnitt bereits mit knapp 63 Jahren (VDR-Statistik für 2003). Das hat auch Konsequenzen für die persönlichen Vorstellungen der Erwerbstätigen. Sie sahen bislang weniger das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren als Maßstab ihrer Ruhestandsplanung an. Eher bildete das 60. Lebensjahr eine Orientierungsmarke. Mit der Diskussion um die Reform der sozialen Sicherungssysteme ist aber auch Bewegung in die Ruhestandsplanung geraten. Die Auswertung des Alterssurveys zeigt: Die Menschen stellen sich darauf ein, länger zu arbeiten und später in Rente zu gehen als bisher. Gesunken ist in den Jahren zwischen 1996 und 2002 der Anteil der Befragten, die planen, mit 60 Jahren oder früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Im Jahr 1996 wollte noch die Hälfte aller Befragten in diesem Alter in den Ruhestand gehen. Sechs Jahre später sehen die Planungen anders aus: Nur noch 35 Prozent rechnen damit, spätestens mit 60 Jahren aus dem Erwerbsleben auszuscheiden (vgl. Abb. 2). Die Rentenaltersgrenze von 65 Jahren entwickelt sich aber nur langsam zum biographischen Orientierungspunkt für den Ruhestandsbeginn. Nur etwa ein Fünftel aller Befragten ab 40 Jahren plant, mit 65 Jahren oder später in den Ruhestand zu gehen (1996: 19%, 2002: 20%). Abbildung 2: Diese Abbildung zeigt, für welches Alter die Befragten ihren Ruhestand planen (Anteile in Prozent). Befragt wurden Erwerbstätige ab 40 Jahren. Der Vergleich der Jahre 1996 und 2002 macht deutlich, dass 2002 weniger Befragte einen frühen Beginn des Ruhestands planen als 1996 und deutlich mehr Befragte unsicher sind über den voraussichtlichen Beginn ihres Ruhestands. Daten: Alterssurvey Basis- und Replikationsstichprobe 1996 und 2002, gewichtet... aber der genaue Zeitpunkt des Renteneintritts bleibt ungewiss Die größte Unsicherheit über den eigenen Rentenbeginn äußerten die Befragten zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr (vgl. Abb. 3). Fast 40 Prozent der Befragten dieses Alters haben noch keine Vorstellung vom Zeitpunkt ihres Rentenbeginns. Sie sind vom Rentenbezug noch am weitesten entfernt und für diese Gruppe sind künftig auch die größten Veränderungen zu erwarten. Immer weniger erwerbstätige Befragte gehen also davon aus, dass sie mit dem 60. Lebensjahr oder vorher in die Rente gehen werden. Trotzdem gab es 2002 nicht wesentlich mehr Befragte, die erst ab 65 Jahren ihren Ruhestand planen. Statt dessen wuchs die Ungewissheit über den Beginn des eigenen Ruhestands. Der Anteil derjenigen, die sich unsicher sind darüber, wann ihr Ruhestand beginnt, hat sich zwischen 1996 und 2002 nahezu verdoppelt (von 18 auf 32%). Das kann als Resultat des beginnenden Rentenreformprozesses gedeutet werden: Zwischen 1996 und 2002 gab es eine Reihe von Veränderungen beim Rentenbezug. So erhöhten sich z.b. die Altersgrenzen für vorgezogene Altersrenten. Diese Neuerungen und auch die öffentliche Diskussion haben vermutlich dazu beigetragen, dass weniger Befragte als 1996 einen frühen Ruhestand für sich erwarteten. Der Anteil der Befragten, die sich noch unsicher sind über den Zeitpunkt ihres Ruhestands, hat sich zwischen 1996 und 2002 nahezu verdoppelt. Doch die Ungewissheit hat auch rentennähere Altersgruppen erfasst: So verdoppelte sich zwischen 1996 und 2002 bei den 55- bis 59-Jährigen der Anteil der über ihr Erwerbsende Unsicheren von 12 auf 23 Prozent. Nur bei den 60- bis 64-Jährigen änderte sich wenig. Der Übergang in den Ruhestand liegt in diesem Alter für die meisten schon in Sichtweite und die gegenwärtige Diskussion um Veränderungen im Rentenbezugsalter betrifft sie nur am Rande.

Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand Seite 3 Abbildung 3: In dieser Abbildung werden die Anteile der Befragten dargestellt, die noch keine konkrete Vorstellung zum Zeitpunkt ihres Erwerbsendes haben (Anteile in %). In allen Altersgruppen sind 2002 die Anteile dieser Befragten höher als 1996. Besonders gravierend sind die Unterschiede jedoch bei den unter 50-Jährigen. Daten: Alterssurvey Basis- und Replikationsstichprobe 1996 und 2002, gewichtet Nahtlose Übergänge von der Arbeit in die Rente werden seltener (Die Angaben für die Jahrgänge 1938-42 beruhen teilweise auf Schätzungen, da 2002 erst die Hälfte dieser Befragten im Ruhestand war.) Der Alterssurvey 2002 wollte von den Befragten im Ruhestand wissen, welchen Erwerbsstatus sie unmittelbar vor dem Ruhestand hatten ob sie erwerbstätig waren oder aus unterschiedlichen Gründen bereits aufgehört hatten zu arbeiten. Das Ergebnis: Immer mehr Menschen scheiden bereits vor dem Altersrentenbeginn aus dem Erwerbsleben aus. Die nahtlosen Übergänge von der Arbeit in die Altersrente sind seltener geworden (siehe Abb. 4). Hauptgrund dafür ist die Entlassung älterer Erwerbstätiger in die Arbeitslosigkeit oder den Vorruhestand. Der Anteil der Befragten, die bis zum Ruhestand erwerbstätig waren, sank von den Jahrgängen 1923-27 bis zu den jüngeren Jahrgängen 1938-42 um fast ein Fünftel (19 Prozentpunkte). Stark zugenommen hat dagegen der Anteil derer, die vor dem Übergang in die Rente eine Phase der Arbeitslosigkeit oder des Vorruhestands hinter sich brachten. Von den Jahrgängen 1923-27 waren nur 4 Prozent vor Beginn der Rente Arbeitslose oder Vorruheständler. Bis zu den jüngeren Jahrgängen 1938-42 versechsfachte sich dieser Anteil (auf 23 Prozent). Der Anteil der Frauen, die als Hausfrauen in die Altersrente wechselten, verringerte sich kontinuierlich bis zu den Rentenbeziehern der Jahrgänge 1933-37. Bei den jüngsten befragten Jahrgängen 1938-42 zeigt sich dagegen eine leichte Zunahme des Hausfrauenanteils. Dahinter ist eine Zunahme älterer arbeitsloser Frauen zu vermuten, die sich entmutigt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten. Hinzu kommt, dass mehr Hausfrauen die Voraussetzungen für den Bezug einer Altersrente erfüllen. Abbildung 4: Die Abbildung macht sichtbar, welchen Erwerbsstatus die Befragten vor Beginn ihres Ruhestands hatten (Anteile in %). Zu sehen ist, dass die jüngeren Jahrgänge seltener direkt aus der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand gingen als das bei den älteren Jahrgängen der Fall war. Daten: Alterssurvey Replikationsstichprobe 2002, gewichtet * Rentenübergänge für die noch nicht in Rente Befindlichen des Jahrgangs 1938-42 anhand des Erwerbsstatus 2002 geschätzt

Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand Seite 4 Frauen wechseln anders in den Ruhestand als Männer Im Folgenden wird betrachtet, wann und aus welchem Erwerbsstatus heraus Männer und Frauen ihr Erwerbsleben beenden. Zunächst soll der Blick nur auf die Jahrgänge 1933-1937 gerichtet sein. Diese Jahrgänge waren im Jahr 2002 zwischen 65 und 69 Jahren alt, hatten also den Übergang in den Ruhestand in der Regel in den späten 90er Jahren oder zu Beginn des neuen Jahrhunderts vollzogen. In welchem Alter sind die Männer und Frauen dieser Jahrgänge in den Ruhestand gegangen? Hier zeigen sich deutliche Unterschiede: 1933-37 geborene Männer beendeten im Durchschnitt mit 60,4 Jahren ihr Erwerbsleben, Frauen etwa 10 Jahre eher mit 50,8 Jahren. Der Alterssurvey zeigt, dass der Übergang von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand bei Frauen auf anderen Wegen stattfindet als bei Männern (vgl. Abb. 5). Frauen sind seltener als Männer bis zum Beginn der Altersrente erwerbstätig. In den Jahrgängen 1933-37 wechselten deutlich weniger Frauen (58%) als Männer (68%) direkt von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand. Der Anteil von Frauen und Männern, die aus der Arbeitslosigkeit bzw. aus dem Vorruhestand in die Rente gingen, war dagegen bei den 1933-37 Geborenen mit jeweils 19 Prozent gleich hoch. Von den Frauen dieser Jahrgänge waren immerhin noch 17 Prozent vor ihrem Rentenbezug als Hausfrau tätig eine Kategorie, die für Männer keine Rolle spielt. Weitere 6 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer dieser Jahrgänge kamen aus anderen Erwerbssituationen in den Ruhestand. Sie waren z.b. erwerbsunfähig oder längerfristig krank. Bisher war der Blick auf die Jahrgänge 1933-37 gerichtet. Ein Vergleich aller Jahrgänge im Alterssurvey zeigt, wie sich der Übergang in den Ruhestand im Zeitverlauf verändert hat. Obwohl Frauen immer noch seltener als Männer direkt aus einer Erwerbstätigkeit in den Ruhestand gehen, ist der Abstand zwischen den Geschlechtern mit der Zeit geringer geworden. Bei den 1917-22 Geborenen waren noch fast alle Männer (92%) vor dem Altersrentenbeginn erwerbstätig und nur 63 Prozent der Frauen. Das ist eine Differenz von 29 Prozentpunkten. Bei den später Geborenen der Jahrgänge 1933-37 ist der Geschlechterunterschied auf 10 Prozentpunkte zusammengeschmolzen. Vor allem Frauen zeigten je nach Region sehr unterschiedliche Übergänge in den Ruhestand (ohne Abb.): Ostdeutsche Frauen dieser Jahrgänge schlossen ihr Erwerbsleben im Durchschnitt mit 55,7 Jahren ab, westdeutsche Frauen schon mit 49,4 Jahren. Zwei Faktoren beeinflussten das Alter der Erwerbsbeendigung in unterschiedlicher Weise: Die immer noch vergleichsweise hohe Zahl westdeutscher Frauen, die ihre Erwerbsarbeit während einer Familienphase aufgegeben hatten und nicht mehr ins Erwerbsleben zurückkehrten, wirkte einerseits senkend auf das durchschnittliche Erwerbsbeendigungsalter westdeutscher Frauen dieser Jahrgänge. Andererseits war nach dem 59. Lebensjahr die weibliche Erwerbsbeteiligung in den alten Bundesländern höher verglichen mit den ostdeutschen Frauen der Jahrgänge 1933/37. Diejenigen westdeutschen Frauen der Jahrgänge 1933-37, die erwerbstätig waren, arbeiteten im Schnitt also länger als ostdeutsche Frauen. Abbildung 5: Die Abbildung lässt erkennen, aus welchem Erwerbsstatus Frauen und Männer (hier der Jahrgänge 1933-37) in den Ruhestand wechselten. Beide Geschlechter waren vor dem Ruhestand überwiegend erwerbstätig. Auffällig ist der nur bei den Frauen nennenswerte Anteil der Tätigkeit als Hausfrau vor dem Rentenbezug. Daten: Alterssurvey Replikationsstichprobe 2002, gewichtet In welchem Erwerbsstatus befanden sich Männer und Frauen der Jahrgänge 1933-37, bevor sie in den Ruhestand gingen und eine Altersrente oder Pension erhielten?

Erwerbsbeteiligung und der Übergang in den Ruhestand Seite 5 Mit der Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit hat der Anteil der Frauen zugenommen, die aus der Arbeitslosigkeit oder dem Vorruhestand in den Ruhestand gehen. War diese Gruppe bei den 1923 bis 1927 geborenen Frauen noch marginal (3%), so gingen von den 1933-37 geborenen Frauen bereits 19 Prozent über eine solche Phase in die Rente. Das entspricht der Größenordnung der Männer dieser Jahrgänge. Auch bei denen nahm der Anteil der Arbeitslosen bzw. Vorruheständler vor dem Rentenbezug zu (um 12 Prozentpunkte von den Jahrgängen 1923-27 bis 1933-37). Immer weniger Frauen gehen von einer Hausfrauentätigkeit aus in den Ruhestand. Auf nur noch 17 Prozent der 1933-37 geborenen Frauen trifft das zu. Bei den älteren zwischen 1917-22 geborenen Frauen waren es noch 29 Prozent. Bei Männern hat diese Art des Übergangs in den Ruhestand nie eine Rolle gespielt. Abbildung 6: Die Abbildung zeigt, wie sich der Übergang in den Ruhestand zwischen den Geburtsjahrgängen der Frauen und Männer verändert hat. Sie bildet die Verteilung der Erwerbssituationen unmittelbar vor dem Ruhestand ab (Anteile in Prozent). Der Anteil der bis zum Ruhestand erwerbstätigen Männer sinkt im Zeitverlauf. Gut zu erkennen ist außerdem die Zunahme der aus Arbeitslosigkeit bzw. Vorruhestand in die Rente gelangten Männer und Frauen über die Generationen und die Abnahme des Anteils der Hausfrauen. Daten: Alterssurvey Replikationsstichprobe 2002, gewichtet Ausstieg aus dem Erwerbsleben zwischen Erwartung und Realität Die Ergebnisse der zweiten Welle des Alterssurveys belegen: Die Diskussion um die Neuausrichtung der Sozialsysteme in Deutschland hat sich bereits in der Lebensplanung der Menschen niedergeschlagen. Die Befragten hatten 2002 deutlich andere Erwartungen für ihren Ruhestandsbeginn als noch 1996. Das 60. Lebensjahr (bzw. ein noch früherer Zeitpunkt) war lange Zeit ein bevorzugter Fixpunkt für die persönliche Planung des Ruhestands. Dieses Muster beginnt sich aufzulösen. Es kann erwartet werden, dass statt dessen die gesetzliche Rentenaltersgrenze von 65 Jahren zunehmend zum Orientierungspunkt wird. Allerdings zeigt die heutige Realität der Erwerbsbeteiligung Älterer noch ein anderes Bild als die Erwartungen der Befragten im Alterssurvey: Eine Trendwende hin zu mehr Beschäftigung im Alter und zu einem späteren Ausstieg aus dem Erwerbsleben ist anhand der Beschäftigungsstatistiken erst im Ansatz zu erkennen. Der Alterssurvey 2002 konnte auch zeigen, wie stark sich die Wege in den Ruhestand verändert haben. Zwischen dem letzten Arbeitstag und der ersten Altersrentenzahlung klafft immer öfter eine längere zeitliche Lücke. Ob in Zukunft noch mehr Menschen eine solche Lücke zwischen Erwerbsende und Renteneintritt erleben und bewältigen müssen, wird von verschiedenen Faktoren abhängen. Ziel muss sein, dass Ältere länger als bisher im Erwerbsleben bleiben und dass die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer von allen Beschäftigten und den Betrieben akzeptiert wird. Die Realität der Erwerbsbeteiligung Älterer zeigt gegenwärtig noch ein anderes Bild als die Erwartungen der Befragten im Alterssurvey. Wichtigste Voraussetzung dafür sind die Überwindung der wirtschaftlichen Wachstumsschwäche und eine allgemeine Entspannung des Arbeitsmarkts. Vorbehalte gegenüber älteren Arbeitskräften müssen abgebaut werden. Arbeitsbedingungen sollten den Besonderheiten älterer Arbeitnehmer angepasst und ihre Arbeitsfähigkeit und -motivation durch kontinuierliche Qualifizierung und Weiterbildung erhalten werden.

Der Alterssurvey Der Alterssurvey ist eine umfassende Untersuchung der zweiten Lebenshälfte, also des mittleren und höheren Erwachsenenalters. Ziel der Untersuchung ist es, Informationsgrundlagen für politische Entscheidungsträger und die interessierte Öffentlichkeit einerseits sowie Daten für die wissenschaftliche Forschung andererseits bereitzustellen. Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) führt damit eine Untersuchung aus dem Jahr 1996 der Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf der Freien Universität Berlin und der Forschungsgruppe Psychogerontologie der Katholischen Universität Nijmegen mit erweiterter Themenstellung fort. Der Alterssurvey wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Verantwortung für die Inhalte dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren. Diese Pressetexte sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung Sie werden kostenlos als Printversion und Online vertrieben. Bezugsstelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Postfach 20 15 51, 53145 Bonn Telefon 0180/5329329 broschuerenstelle@bmfsfj.bund.de www.bmfsfj.de In der Reihe Der Alterssurvey Aktuelles auf einen Blick wurden Zusammenfassungen zu folgenden Themen veröffentlicht: 3 Der Alterssurvey eine allgemeine Einführung 3 Die materielle Lage in der zweiten Lebenshälfte 3 Erwerbsbeteiligung und Übergang in den Ruhestand 3 Familie und Generationen im Wandel 3 Tätigkeiten und Engagement in der zweiten Lebenshälfte 3 Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte 3 Gesundheit und Gesundheitsversorgung DZA Deutsches Zentrum für Altersfragen Mehr Informationen zum Thema Deutsches Zentrum für Altersfragen Manfred-von-Richthofen-Str. 2 12101 Berlin Telefon 030/2607400 Telefax 030/7854350 www.dza.de Der vorliegende Text ist entstanden auf der Grundlage des Kapitels: Engstler, Heribert: Erwerbsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte und der Übergang in den Ruhestand In: Tesch-Römer, C., Engstler, H., Wurm, S. (Hrsg.): Sozialer Wandel und individuelle Entwicklung in der zweiten Lebenshälfte. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (erscheint 2005). Kontakt: Heribert Engstler, engstler@dza.de Gestaltung und Satz: grauwert, Hamburg, www.grauwert.info in Zusammenarbeit mit gold, Berlin, www.gold-berlin.de