Beispiel Kosten-Nutzen-Analyse Hitzewarnsystem

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Transkript:

Beispiel Kosten-Nutzen-Analyse Hitzewarnsystem Expertenworkshop: Kriterien zur Kosten- und Nutzenbewertung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel 1. März 2011 Umweltbundesamt, Dessau

Inhalt " Beschreibung der Maßnahme " Grundinformationen " Vorgehensweise bei der Kosten-/ Nutzenerfassung " Bewertung March 4, 11 Dessau, Umweltbundesamt, Expertenworkshop Kosten und Nutzen der Anpassung an den Klimawandel 2

Klimarisiken www.ecologic.eu " Prognose: Zunahme von Hitzeereignissen bis 2100 von 6 bis 36 Tagen pro Jahr ggü. 1961-1990 " Regionale Unterschiede zw. Nord- und Süddeutschland und jeweils betrachtetem Szenario: Norddeutschland +1 Szenario B1 (Tage pro Jahr) Szenario A1B+B2 (Tage pro Jahr) +1 Süddeutschland +18 +25 3

Zweck eines Hitzewarnsystems " Information über Hitzeereignis möglichst frühzeitig an gefährdete Personengruppen (oder Betreuungspersonen) übermitteln " Gefährdete Personengruppen vor allem Kranke, Ältere, Kleinkinder " Wissen über Verhalten im Hitzefall vermitteln " Aufhalten in kühlen Räumen, keine sportliche Betätigung " viel Flüssigkeitsaufnahme " Krankenhauspersonal zu Symptomen für Überhitzung und Gegenmaßnahmen schulen 4

Aufbau eines Hitzewarnsystems Au7ereitung der We;erdaten - > Prognose von Hitzeereignissen Lieferung der Warnhinweise an Bevölkerung und + besonders betroffener InsKtuKonen (Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten) InformaKonsau7ereitung für Bevölkerung (InformaKonskampagnen, - materialien) Anpassung in betroffenen InsKtuKonen (AkKonspläne für Hitzeereignis) 5

Hitzewarnsysteme in Europa " EuroHEAT-Projekt der WHO Europe " Landesebene: England, Frankreich, Portugal, Ungarn " Lokal/Regional: Rom, Turin, Mailand, Katalonien Quelle: EuroHEAT- Projekt (hellblau- geplant, dunkelblau eingesetzt) 6

Deutschland www.ecologic.eu " Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) " Warnung (10.00 Uhr) für aktuellen und Folgetag (ab 32 C gefühlter Temperatur) " Hitzevorinformation für nächsten 6 Tage " Alle Bundesländer an Warnsystem angeschlossen (Landesbehörden) " Umsetzung unterschiedlich: " Weitergabe der Information über Landesbehörden oder direkt an Pflegeeinrichtungen " Anschluss der Pflegeeinrichtungen an System freiwillig (z.b. Niedersachsen,Rheinland-Pfalz); Pflicht (Hessen) " Kontrolle der Heimaufsicht im Hitzefall, z.b. in Hessen 7

Grundinformationen " Handlungsfeld: Gesundheit, Überschneidung zu Bevölkerungsschutz " Bedeutung: " Zentrale, vorbeugende Maßnahme im Gesundheitsbereich " Schützt die Gesundheit der Bevölkerung (hohes Schutzgut) " Subjektorientierte Maßnahme setzt direkt an Verhalten der Personen an 8

Grundinformationen (2) " Vollzug " Initiierung durch öffentliche Hand notwendig " Finanzierung ebenfalls in öffentlicher Hand " Zeitliche Dimension " Umsetzung braucht gewissen Vorlauf, um Routinen zu etablieren " Verhaltensänderungen benötigen ebenfalls Zeit " Informationskampagnen muss regelmäßig wiederholt werden 9

Vorgehensweise bei der Kosten-/Nutzenerfassung " Betreuung des Hitzewarnsystems durch DWD geht nicht ein " Kosten auf Basis des Philadelphia Heat Warning System " Kosten für Weitergabe der Hitzewarnung an Pflegeeinrichtungen, Information der Öffentlichkeit, Telefonhotlines am Hitzetag " Kosten für Verstärkung Notdienste, Pflegepersonal an Hitzetagen " Daten wurden auf Basis der Einwohnerzahl von Philadelphia auf Deutschland hochgerechnet. -> ca. 250.000 Euro/Hitzetag " Durchschnittlich 20 Hitzetage pro Jahr in 2100 -> 5,0 Mio. Euro pro Jahr 10

Vorgehensweise bei der Kosten-/Nutzenerfassung " Nutzenerfassung auf Basis von Huebler&Klepper (2007) " Vermeidung von Hitzetoten: " Definition von zusätzlichen Hitzetagen pro Jahr anhand IPCC-Szenarien " Sterblichkeitsraten anhand Hitzewelle 2003 bzw. Schätzung (Extrapolation), Anstieg der Sterblichkeitsrate zw. 6,6 12 % je nach Wärmebelastung (mäßig, stark, extrem) " Bevölkerungsentwicklung bis 2050 (Prognosen darüber hinaus nicht vorhanden) mehr Ältere " Temperaturdaten+demografische Entwicklung führen zu Anzahl von zusätzlichen Hitzetoten in 2100. (17.000 Personen/a) 11

Vorgehensweise bei der Kosten-/Nutzenerfassung " Durch verhaltensorientierte Anpassung durch Hitzewarnsystem, aufbauende Maßnahmen Teil der Gesundheitsschäden vermieden werden (Annahme: 30% = 5.000 P.) " Monetarisierung über value of life year -Konzept bemisst verlorene Lebensjahre mit Geldwerten (59.000 /a, 8 Jahre für 5.000 P. = 2,36 Mrd. /a in 2071-2100) " Hitzebedingte Krankenhauskosten: " anhand zusätzlichen Einlieferungen an heißen Tagen " Durchschnittliche Krankenhauskosten in Deutschland (keine Aufsplittung nach hitzebedingten Krankheiten möglich) " Vermeidung von 30% der Einweisungen aufgrund des Hitzewarnsystems angenommen (2,51 Mrd. /a) 12

Bewertung Kriterien Bewertung Erläuterung Relevanz hoch Schutz der Gesundheit der Bevölkerung EffekOvität mirel alle Schäden an Hitzetagen nicht vermeidbar Mitnahmeeffekte keine nur als öffentliche Maßnahme möglich, eindeuog in öff. Verantwortung Dynamische Anreizwirkung gering Wirkdauer von InformaOonen kurz, keine weitere Wirkungen Reichweite Lokal bis naoonal Je nach Ausgestaltung des Hitzewarnsystems 13

Bewertung Kriterien Bewertung Erläuterung Akzeptanz hoch gesellscha_l. Akzeptanz gegeben, bei Pflegeeinrichtungen treten Folgekosten auf (z.b. Personalschulungen) Regret/No- regret Low- regret Bereits heute bei Hitzetagen anwendbar, volle Wirkung - erst bei deutlich mehr Hitzetagen/a und höheren Intensitäten Szenario- Variabilität reduzierte Wirkung Bei Szenarien mit höherem AnsOeg der mirleren globalen Temperatur stärkere Wirkung (da Opferzahlen, die geschützt werden können ansteigt) 14

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Jenny Tröltzsch Ecologic Institute, Pfalzburger Str. 43-44, D-10717 Berlin Tel. +49 (30) 86880-0, Fax +49 (30) 86880-100 jenny.troeltzsch{at}ecologic{dot}eu www.ecologic.eu March 4, 11 Dessau, Umweltbundesamt, Expertenworkshop Kosten und Nutzen der Anpassung an den Klimawandel 15