Ansätze und Herausforderungen in der integrierten makroökonomischen Bewertung von Anpassung. Dr. Oliver Schenker Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Ökonomische Aspekte der Anpassung an den Klimawandel Integrierte Modellierung und angewandte Entscheidungsunterstützung Hamburg, 11. Juni 2012 1
Herausforderungen Berechenbare Allg. Gleichgewichtsmodelle (BAG) sind etablierte Werkzeuge in der Kosten-(Nutzen)-Analyse von z.b. CO 2 -Vermeidungspolitiken. Warum (noch) kaum eingesetzt in der Analyse von Anpassung? Charakteristika von Anpassung sind fundamental anders als Vermeidung: Definition von Anpassung ist vielschichtiger. Geo-/Topographie ist eine zentrale Dimension. 2
Was charakterisiert Anpassung? Vermeidung ist... Anpassung ist... Reduktion CO 2 Emissionen IPCC (2001): - Tragen/Teilen durch Reduktion von Produktionsleistungen oder Substitution von Fossiler Energie durch von Kosten, - Vorbeugen, - Nutzungsänderung, - Ortswechsel, - Forschung, - Verbreitung von andere Güter (Erneuerbare, Wissen. neue Technologien, etc.) Anpassung ist i.d.r. ein sehr heterogenes Bündel von Maßnahmen mit unterschiedlichen Kostenarten. Wann fallen Kosten an? Vor, während, nach der Klimafolge? Wer trägt diese Kosten? Öffentlichkeit oder private Akteure? 3
Zur Metrik Vermeidung misst sich in... Anpassung misst sich in.. Eingesparte Tonnen CO 2 eq. Reduktion der Klimafolgen. - Effektivität der Maßnahme bestimmt durch Klimaszenario - Effektivität der Maßnahme bestimmt durch zu erwartende Klimafolgenkosten - Was ist der Benchmark (BAU)? - Co-Benefits? - Diskontierung 4
Zentrale Rolle der Geo-/Topographie In der Analyse von Vermeidung: Das Wo spielt keine Rolle. In der Analyse von Anpassung: Raum ist eine zentrale Dimension: Unterschiedliche Änderung des Klimas an unterschiedlichen Orten. Mit räumlich unterschiedlichen Klimafolgen. Und damit unterschiedlichen Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen. 5
Herausforderungen in der Kalibrierung Kalibrierung von BAG Modellen meist mittels Input-Output-Tabellen IO Tabellen meist nur auf aggregierter Ebene (Nationalstaaten) erhältlich. Für Kosten-(Nutzen)-Analyse von Anpassung höhere Auflösung nötig. Viele Sektoren der Anpassungsforschung sind nicht völlig kongruent mit den abgebildeten Sektoren in IOT (Küsten / Urbane Infrastruktur). Anpassung betrifft oft Kapitalstöcke. Datenlage zum Wert von Kapitalstöcken verglichen mit den Flüssen relativ schlecht. 6
Bisherige Ansätze: Abschätzungen Kosten des Klimawandels (Implizite Berücksichtigung von Anpassung): Integrierte Bewertungsmodelle (Top-Down): (D/R)ICE (Nordhaus, 2000), WIAGEM (Kemfert, 2007,8), Mendelsohn (2000). Bottom-Up: z.b. PESETA Projekt Link von sektoralen Modellen (Landwirtschaft, Küsten, Flüsse, Tourismus) mit BAG (Ciscar et al., 2011), Tol (2002). Explizite Modellierung von Anpassungsentscheidungen: AD-(D/R)ICE (de Bruin et al., 2009): Top-Down Modell mit reaktiver Anpassung. AD-WITCH (Bosello et al., 2010): Top-Down Modell mit antizipatorischer und reaktiver Anpassung. 7
Regionale Unterschiede 8
Regional Differenzierung - Ein Beispiel Analyseeinheit: Kreisebene (402 Einheiten). Jeder Kreis produziert Güter in drei Sektoren (Primärer, Sekundärer, Tertiärer Sektor). mittels Arbeit und Kapital (mobil innerhalb der Sektoren, nicht aber zwischen den Kreisen. Jeder Kreis ist einer spezifischen Klimaänderung ausgesetzt. Jeder Kreis wählt autonom seine Anpassungsanstrengungen. Kalibriert mit Daten von INKAR und der deutschen IOT 2007. 9
Klima und Anpassung Die einfachst mögliche Modellierung: Erwartete Temperaturänderung T r : Aus ESPON Projekt (SRES A1B). Bruttoschaden aus Klimawandel: Nordhaus (2000), de Bruin et al. (2009): GD r = α 1 T r + α 1 T r α 3 Residualschäden (nach Anpassung): GD r (1 AL r ) mit ( ) 1 AC γ AL r = r 2 γ 1 Anpassung ist reaktiv. Im Optimum muss gelten: Marginale Anpassungskosten = Marginaler Schaden. 10
Abschließende Bemerkungen Regionale Unterschiede sind inhärent und zentral in der Analyse. Diese Analyse soll eine erste modellbasierte Abschätzung der Anpassungskosten und von gesamtwirtschaftlichen Effekten auf regional disaggregierter Ebene ermöglichen. Präzisere Modellierung von Klimafolgen und Anpassungspotentialen und -Kosten nötig. Unzureichende Modellierung der sektoralen Wertschöpfungsketten (Bsp. Überflutungen in Thailand). 11
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