Verfahren für Großprojekte Konsequenzen aus Stuttgart 21?

Ähnliche Dokumente
Stimmungsbild im Februar 2014

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Ergebniszusammenfassung TU Clausthal

henheim.de marketing.uni uni-hoh

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Mediation und Politikverdrossenheit

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Die Schlichtung zu Stuttgart 21

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Deutschland-Check Nr. 35

INNOVATIONEN UND QUALIFIZIERUNG WAS SAGEN BETRIEBSRÄTE?

70 Prozent gegen Bahnprivatisierung

Private Altersvorsorge

INSA-Meinungstrend Befragte Befragungszeitraum: INSA-CONSULERE GmbH

Projektive Verfahren in der. Bewertung aus Sicht der Befragten

Bürgerbeteiligung und Energiewende

Mobile Intranet in Unternehmen

Ergebnis und Auswertung der BSV-Online-Umfrage zur dienstlichen Beurteilung

Es gibt nur eine Bilanz die zählt: Ihre Zufriedenheit.

DIA Ausgewählte Trends Juni Klaus Morgenstern, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Berlin Bettina Schneiderhan, YouGov Deutschland, Köln

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001


Auswertung JAM! Fragebogen: Deine Meinung ist uns wichtig!

RUNDE TISCHE /World Cafe. Themen

BEVÖLKERUNGS- UND UNTERNEHMERBEFRAGUNG»VERMÖGENSTEUER UND EIGENTUM«

Ohne den gewerkschaftlichen Rechtsschutz hätte ich meine Rechte nicht durchsetzen können.

Qualitätssicherung durch. Evaluation

Umfrage Aktuell Neukundengewinnung und Lead Management in mittelständischen Unternehmen: Status quo, Chancen und Potentiale.

Deutschland-Check Nr. 34

Emnid-Umfrage zur Bürger-Energiewende

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

Meine Entscheidung zur Wiederaufnahme der Arbeit

Der DIA Deutschland-Trend-Vorsorge

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Politikverständnis und Wahlalter. Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern

I N S T I T U T F Ü R D E M O S K O P I E A L L E N S B A C H

Erhalt und Weiterentwicklung beruflicher Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

1. Eine Frage vorab: Nutzen Sie Ihre Wohnung selbst oder vermieten Sie diese? Kontakt

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Schnelle Antwort, gute klare Beratung. Ich bin wirklich sehr zufrieden. Auswertung der Mandantenbefragung 2007

Ethik im Netz. Hate Speech. Auftraggeber: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM)

Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU

Meinungen zu Volksbegehren und Volksentscheiden

Vertrauen in Medien und politische Kommunikation die Meinung der Bürger

Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am politischen Willensbildungsprozess und an politischen Entscheidungen. Bonn, Mai 2014

Forum 2: Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte

meinungsraum.at Oktober 2013 Radio Wien Armut

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

2 Aufbau der Arbeit und wissenschaftliche Problemstellung

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

DIE NATIONALEN REGLEMENTIERUNGEN DES BERUFSZUGANGS IN DEN AUGEN DER BEVÖLKERUNG

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Studienkolleg der TU- Berlin

Leseprobe. Bruno Augustoni. Professionell präsentieren. ISBN (Buch): ISBN (E-Book):

Situa?onsbeschreibung aus Sicht einer Gemeinde

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Umfrage: Mediation im Profifußball

Schriftliche Auswertung der Selbstevaluation Rhythmisierung des Schultags am PGH

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Ergebnisbericht Die Akzeptanz der elektronischen Gesundheitskarte

Presse-Information

Eigentlich sollte es ein Wanderpokal werden.

Einstellung!der!österreichischen!Bevölkerung! zum!rechtssystem:!imas"umfrage!2013!

Hinweise zum Fragebogen. Wir möchten Sie darum bitten, die jeweils zutreffenden Antworten in den dafür vorgesehenen

aáé=^êäéáíëïéäí=îçå=ãçêöéå qáééëi=qêéåçë=ìåç=qéåçéåòéå

Umweltbewusstseinsstudie 2014 Fact Sheet

Studie Windkraft und Tourismus 2003 bis 2009

Meinungen zur Altersvorsorge

Umfrage zur Akzeptanz der Windenergie an Land Herbst 2015

Lausanne, den XX yyyyy Sehr geehrte Frau/ Herr,

1 MIO ÖSTERREICHISCHE SKIFAHRER SCHÜTZEN SICH BEREITS MIT HELM - UM MEHR ALS IM VORJAHR

Energie. Branchenreport 2003

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Auswertung zur. Hauptklausur Unternehmensbesteuerung. vom und Ergebnisse der Kundenbefragung

Überwachung elektronischer Daten und ihr Einfluss auf das Nutzungsverhalten im Internet

Bürger legen Wert auf selbstbestimmtes Leben

Vebrauchererwartungen zum Gelingen der Energiewende

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

In Deutschland nahmen an der von der IPREX Agentur ORCA Affairs durchgeführten Befragung 150 Blogger teil.

Mitarbeiterbefragung als PE- und OE-Instrument

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

1. Management Summary Methodik der Befragung Vergabe des Awards Angaben der Versicherer... 20

Pflegespiegel Auszug

Forschungsprojekt Gesundheit und Information in der Schwangerschaft. Fragebogen zur Bewertung der Schwangerenvorsorge

Was bedeutet Inklusion für Geschwisterkinder? Ein Meinungsbild. Irene von Drigalski Geschäftsführerin Novartis Stiftung FamilienBande.

Wien = Menschlich. freigeist.photography

Umfrage in den 5er-Klassen zu Hausaufgaben in den Nebenfächern im Schuljahr 2014/15

Fragebogen: Rätoromanisch

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Präventionsbausteine mit Schulen Auswertung AOK PLUS Gesundheitsförderung 2014

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Kommunikation im Unternehmen

Fragebogen zur Anwendung der Mittelstandklausel in Vergabeverfahren

Neun Strategien der Partnerarbeit

Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie?... Mutter geboren?...

2.1 Präsentieren wozu eigentlich?

F-E-P : Fragebogen zur Einschätzung der Psychologie. Selbstbild

Ergebnisse. Umfrage Kurz-Statistiken Umfrage 'Feedback und Entertain 2.0'

Transkript:

Verfahren für Großprojekte Konsequenzen aus Stuttgart 21? Tagung Großprojekte und Bürgerbeteiligung TU Kaiserslautern / Stiftung für Ökologie und Demokratie e.v. Kaiserslautern, 18. Mai 2011 www.komm.uni-hohenheim.de

Die Dagegen-Republik? Wut-Bürger? Stuttgart 21 Flughafenerweiterungen Fehmarnbelt-Querung Winterolympiade München CO 2 - Endlager Strom-Überlandleitungen Ausbau von Autobahnen 1

Stuttgart 21 gelungene und misslungene Kommunikation eins

Merkmale der Protest-Kommunikation Emotionalisierung Prominenz Event-Charakter Moralisierung Kriminalisierung Visualisierung 3

Chronologie von Stuttgart 21 1995: Rahmenvereinbarung von Bahn, Bund, Land und Stadt 1997: Ingenhoven erhält den Zuschlag für den Durchgangsbahnhof 2001: Planfeststellungsverfahren 2007: Gemeinderat Stuttgart lehnt Bürgerentscheid ab (67.000 Bürger) 2009: Finanzierungsvereinbarung Bund, Land, Bahn 2.2.2010: Bauarbeiten beginnen 30.9.2010: Auseinandersetzungen im Schlossgarten 22.10.2010: Erste von acht Schlichtungsrunden unter Leitung von Heiner Geißler 30.11.2010: Geißler präsentiert Schlichterspruch 4

Die Schlichtung als Prototyp? zwei

Teil 1 der Befragung 22.10.2010 Beginn der Schlichtung 30.11.2010 Ende der Schlichtung Teil 2 der Befragung N= 426 (Stuttgart und Region) 6

Die Schlichtung hat ein wesentliches Ziel erreicht: Sie hat das Informationsdefizit zu Stuttgart 21 abgebaut Frage: Gibt es Ihrer Meinung nach ausreichend Informationen über Stuttgart 21 oder sollte mehr informiert werden? Oktober 2010 Dezember 2010 43 % genügend Informationen: 25 % 12 % 8 % Es gibt genügend Informationen. vor der Schlichtung 5 % 8 % 9 % teils/teils 15 % Es sollte mehr informiert werden. genügend Informationen: 48 % 26 % 13 % Es gibt genügend Informationen. nach der Schlichtung 9 % 7 % 8 % teils/teils 17 % 20 % Es sollte mehr informiert werden. 7

Die Schlichtungsgespräche werden sehr positiv bewertet Frage: Wie bewerten Sie persönlich die Schlichtungsgespräche alles in allem? 68 % positiv 14 % negativ 25 % 24 % 19 % 18 % 7 % Dezember 2010 4 % 3 % positiv teils/teils negativ 8

Die Schlichtungsgespräche haben nach Meinung der Befragten zur Versachlichung der Diskussion beigetragen Frage: Hier finden Sie einige Aussagen über die Inhalte der Schlichtungsgespräche. Uns interessiert, was Sie persönlich von diesen Aussagen halten. ( Bitte stufen Sie Ihre Meinung wieder auf der 7-Punkte-Skala ab? ) Die Schlichtungsgespräche waren ein Schritt in die richtige Richtung. In den Schlichtungsgesprächen sind alle wichtigen Themen angesprochen worden. Nach den Schlichtungsgesprächen fühle ich mich besser in der Lage, Stuttgart 21 zu bewerten. Die Schlichtungsgespräche haben geholfen, die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 zu versachlichen. Aus den Schlichtungsgesprächen habe ich neue Argumente für Stuttgart 21 erfahren. Aus den Schlichtungsgesprächen habe ich neue Argumente gegen Stuttgart 21 erfahren. 41 % 20 % 24 % 8 % 10 % 12 % 35 % Dezember 2010 Die Schlichtungsgespräche waren gut verständlich. 10 % 67 % stimme nicht zu 58 % 53 % stimme zu Die zu 100 Prozent fehlenden Prozente entfallen auf die Mittelkategorie teils/teils und zu kleinen Teilen auf die Antwort weiß nicht. 66 % 66 % 77 % 9

Ein Viertel der Gegner von Stuttgart 21 finden den Schlichterspruch positiv Frage: Wie beurteilen Sie persönlich den Schlichterspruch von Heiner Geißler? Befürworter von Stuttgart 21 Unentschiedene Gegner von Stuttgart 21 51 % 25 % negativ 5 % 24 % 35 % positiv Die zu 100 Prozent fehlenden Prozente entfallen auf die Mittelkategorie teils/teils und zu kleinen Teilen auf die Antwort weiß nicht. 88 % 10

Schlichtung als Public Deliberation Öffentlichkeit: Für alle Interessierten zugänglich Repräsentation: Befürworter und Gegner vertreten Rational: Thematisch strukturierte Sachschlichtung Herrschaftsfrei: sichergestellt durch Regeln und Schlichter 11

Die Befürworter von Stuttgarter 21 legen zu; Befürworter und Gegner inzwischen gleichauf Frage: Wie beurteilen Sie persönlich Stuttgart 21 alles in allem? 15 % 15 % vor der Schlichtung Oktober 2010 Dezember 2010 37 % dafür 7 % 16 % 47 % dagegen 8 % 12 % 27 % 43 % dafür 14 % 18 % 11 % nach der Schlichtung 14 % 43 % dagegen positiv unentschieden negativ positiv unentschieden negativ 9 % 11 % 23 % 12

Positive Folgen für den Wirtschaftsstandort, negative Bewertung der Finanzierung Frage: Stuttgart 21 besteht ja aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Teilaspekte: Wie bewerten Sie die folgenden Teilaspekte? ( Bitte bewerten Sie jeden Teilaspekt. Stufen Sie Ihre Bewertung auf folgender 7-Punkte-Skala ab. ) Die Folgen für den Wirtschaftsstandort Die Gestaltung neuer Stadtteile Die Veränderungen im Fernverkehr Die Veränderungen im Nahverkehr Die Folgen für die Umwelt Die Finanzierung 72 % 69 % 49 % 52 % 27 % 28 % 36 % 35 % negativ 11 % 12 % 20 % 20 % 15 % 13 % 26 % 26 % 41 % 39 % positiv 63 % 61 % 50 % 51 % 53 % 58 % Die zu 100 Prozent fehlenden Prozente entfallen auf die Mittelkategorie teils/teils und zu kleinen Teilen auf die Antwort weiß nicht. Dezember 2010 Oktober 2010% Dezember 2010 Oktober 2010% Dezember 2010 Oktober 2010% Dezember 2010 Oktober 2010% Dezember 2010 Oktober 2010% Dezember 2010 Oktober 2010% 13

Großprojekte kommunizieren, Bürger beteiligen drei

Bürgerbeteiligung als Mittel für mehr Akzeptanz und gegen Politikverdrossenheit Frage: Und was halten Sie von diesen Aussagen zu den beiden Verbesserungsvorschlägen? Bitte stufen Sie Ihre Meinung anhand der 7-Punkte-Skala ab. Eine stärkere Bürgerbeteiligung erhöht die Akzeptanz von Großprojekten. Eine stärkere Bürgerbeteiligung ist wichtig, um die Politikverdrossenheit der Bürger zu bekämpfen. Großprojekte sollten zukünftig nur per Bürgerentscheid beschlossen werden können. Großprojekte sind zu komplex für eine stärkere Bürgerbeteiligung. Eine stärkere Bürgerbeteiligung macht Großprojekte langwieriger. Eine stärkere Bürgerbeteiligung heizt die Stimmung auf. 43 % 50 % 48 % 28 % stimme nicht zu 4 % 6 % 28 % 29 % 28 % Dezember 2010 47 % stimme zu Die zu 100 Prozent fehlenden Prozente entfallen auf die Mittelkategorie teils/teils und zu kleinen Teilen auf die Antwort weiß nicht. 80 % 79 % 15

Mehr Bürgerbeteiligung und eine schnellere Planung von Großprojekten Frage: Zur Zeit werden ja zwei Möglichkeiten diskutiert, um Konfliktsituationen bei Großprojekten wie Stuttgart 21 in Zukunft zu vermeiden. Zum einen sollen Großprojekte schneller geplant und durchgeführt werden, zum anderen sollen die Bürger schon bei der Planung stärker eingebunden werden. Was ist Ihrer Meinung nach wichtiger? Bitte stufen Sie Ihre Meinung auf der folgenden 7- Punkte-Skala ab. 6 % 3 % eine schnellere Planung und Durchführung von Großprojekten 6 % 37 % beide Maßnahmen sind gleich wichtig 11 % 9 % 28 % eine stärkere Einbindung der Bürger in die Planung der Großprojekte 16

Phasen des Kommunikations-Managements

Zusammenfassung moderierte Diskussion Experten Bürger auf Augenhöhe Das Gespräch suchen: zuhören und erklären größtmögliche Transparenz thematisch strukturierte Sach- Schlichtung größtmögliche Öffentlichkeit (Internet) frühzeitige Diskussion von a) Zielen und b) grundlegenden Alternativen professionelles Kommunikations- Management verständlich

Ansprechpartner Kommunikations-Management Universität Hohenheim Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft Fruwirthstraße 46 70599 Stuttgart Tel. 0711-459-24030 frank.brettschneider@uni-hohenheim.de www.uni-hohenheim.de/komm/